Oder Leute aus den Käffern (ohne Bahnhanschluss) um Lüneburg herum, fahren jetzt ab Lüneburg eben auch mit dem Zug.
Das 49-Euro-Ticket kommt
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Mittlerweile läuft das Pendeln von Lüneburg nach Hamburg eigentlich so gar nicht mehr.
Eigentlich nähme ich gerne morgens einen ICE nach Hamburg, so dass ich einigermaßen pünktlich dort wäre, das sieht dann am Vorabend plötzlich so aus:
Da kann man sich ja wohl denken, dass mit Sicherheit nicht plötzlich der morgendliche Pendler-ICE, der an jedem Kieselstein hält, direkt ab seinem Startbahnhof in Göttingen überfüllt sein wird. Das ergibt ja gar keinen Sinn und tatsächlich passiert dann sowas im Laufe der Nacht:
Das heißt, ich schmeiße mich entweder in die Konservendose namens Nahverkehr oder fahre mittags. Dort kommt eigentlich während der Bauarbeiten eine Doppeltraktion ICE 2 an, von der ein Teil nach Hamburg-Altona fährt, ein anderer bis ins Ostseebad Binz. Es fehlt in der Regel der zweite Zugteil:
Mit der Information, dass der Zug aber beinahe überfüllt sein wird, geht der Navigator in diesem Fall lieber nicht hausieren. Überhaupt ist das alles sehr undurchsichtig, denn die Anzeigen am Bahnsteig wissen vom fehlenden Zugteil nichts:
Kurz vor der Einfahrt des Zuges wird dann „Zugdurchfahrt“ angezeigt, damit auch wirklich niemand mehr weiß, welcher Zug das nun eigentlich ist. Der Zugbegleiter meint, „das System“ hätte nicht verstanden, dass der zweite Zugteil fehlt sondern denkt, der zweite Zugteil hielte einfach nicht hier im Bahnhof — sondern führe durch. Ergibt jedenfalls Sinn.
Und so geht’s dann eigentlich weiter: Offenbar ist grundsätzlich vorgesehen, den Zug in Hamburg-Harburg zu teilen, worauf der eine Teil weiter über den Hauptbahnhof nach Altona fährt und der andere direkt nach Schwerin und weiter ins Ostseebad Binz. Weil der Zugteil nach Altona fehlt, hält man aber doch in Hamburg und wendet dort nach Schwerin, aber das weiß der Zug halt nicht und so weiter und so fort.
Abends ist es nach Hause etwas entspannter, sofern man denn den Fernverkehr bezahlt hat, denn der RE 3 fällt gerne mal just in den Stoßzeiten aus — und dann sitzt man als Pendler im Zweifelsfall eine ganze Stunde am Bahnhof herum.
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Der DB-Navigator scheint sowieso nach dem Würfelprinzip die Auslastung zu generieren.
Vor 3 Wochen hatte ich im "hohe Auslastung erwartet" Zug ein komplettes Abteil für mich allein.
Letztes Wochenende habe ich extra den ersten Zug gewählt um nach Hause zu fahren, weil ab dem übernächsten Zug eine "hohe Auslastung erwartet" wurde.
Joa. Mein Zug war proppe voll. Eine Freundin ist 3 Stunden später gefahren. Der war leer.
Das morgens um 7 an einem Sonntag eine derartige Dynamik der Reisenden wegen DB-Navigator Meldungen entsteht mag ich jetzt nicht wirklich glauben. -
Der DB-Navigator scheint sowieso nach dem Würfelprinzip die Auslastung zu generieren.
Oder eine "KI" prognostisziert ausgesammelten Daten ...
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Hat irgendjemand eine Ahnung, warum es im Zusammenhang mit dem 9€ Ticket derzeit zu solchen Überfüllungen im Fernverkehr (für den das Ticket ja gar nicht gilt) kommt?
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Hat irgendjemand eine Ahnung, warum es im Zusammenhang mit dem 9€ Ticket derzeit zu solchen Überfüllungen im Fernverkehr (für den das Ticket ja gar nicht gilt) kommt?
Liegt das am 9-Euro Ticket? Oder an der Ferienzeit? In Kombination mit hohem Krankenstand, weil es Corona ja nicht mehr gibt und daher so viele Menschen dran erkranken?
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Hat irgendjemand eine Ahnung, warum es im Zusammenhang mit dem 9€ Ticket derzeit zu solchen Überfüllungen im Fernverkehr (für den das Ticket ja gar nicht gilt) kommt?
Weil sich der Pöbel die Senator-Klasse nicht leisten kann. Und warum? Weil er vorher zuviel für sein Auto ausgegeben hat.
Ich bin zuletzt vor 2 Jahren im ICE-Fernverkehr gefahren. War auch schon überfüllt, Leute standen in den Gängen. Und an meine Pendler-Zeit in den 1980-90ern mag ich gar nicht zurückdenken. Wie Sardinen in den Gängen neben den besetzten Abteilen und wehe, du bist durch die wabernde Masse in einen 1.Klasse-Wagen gedrängt worden. Dann gabs Schimpfe vom Schaffner.
So richtig "gut" war das meiner Erfahrung nach nie.
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Liegt das am 9-Euro Ticket?
Gute Frage. Dass es zu Stoßzeiten mal zu voll war, war schon immer so. Aber das was Malte da geschildert hat (man kommt auf manchen Strecken quasi den ganzen Tag nicht wirklich gut durch) ist schon irgendwie "speziell" und war in vergangenen Sommern nicht so.
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Gute Frage. Dass es zu Stoßzeiten mal zu voll war, war schon immer so. Aber das was Malte da geschildert hat (man kommt auf manchen Strecken quasi den ganzen Tag nicht wirklich gut durch) ist schon irgendwie "speziell" und war in vergangenen Sommern nicht so.
Naja, bei uns vor der Tür wird halt gerade auch noch an der Strecke gebaut, insofern ist das Zugangebot eben eingeschränkt. Dank der Pandemie fehlt mitunter das Personal, also fallen in den Tagesrandzeiten zusätzliche Fahrten aus, das macht sich dann schon so langsam bemerkbar.
Dass Problem beim Kuppeln der ICE 2 ist ja sowieso legendär und aus den Anekdoten mit der Zugteilung in Hamm wohlbekannt, insofern geht das hier eben auch ständig schief, wenn hier als gut gemeinter Ersatz ICE 2 in Doppeltraktionen zum Einsatz kommen.
Und ich weiß tatsächlich auch von ein paar Leuten, die sich für die Zeit bis September ein Abo für den Fernverkehr besorgt haben, weil der Nahverkehr dermaßen überfüllt ist. Wenn man das hochrechnet, dürfte da eine Menge Pendler umgestiegen sein.
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"Zugunglück bei Garmisch: Verdacht auf Mängel am Bahndamm" aus Merkur vom 29.6.22:
Nach Zugunglück bei Garmisch: Langsamfahrstellen bei Tempo 20 angeordnet
Man mag das verurteilen und sich darüber aufregen, dass es so aussieht, als sei einmal mehr die Infrastruktur vernachlässigt worden, was möglicherweise zu dem schlimmen Bahnunglück in Garmisch führte. Das ist eine Sache. Eine andere ist:
Da helfen auch 9,- Euro-Ticket nichts, um den ÖPNV attraktiver zu machen.
Da gehen viele Menschen lieber das volle Risiko ein und fahren weiter Auto. Wenn da die Infrastruktur durch enge und kurvige Landstraßen ein Sicherheitsrisiko darstellt, dann wird da häufig keine Langsamfahrstelle draus gemacht. Und wenn doch, dann geht die Risikobereitschaft so weit, die vorgegebenen Tempolimits entweder komplett zu ignorieren oder zumindest noch mal 10 % - 20 % Zugabe obendrauf zu setzen.
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Ich hoffe, es gibt ein Nachfolgemodell. 29,- Euro Ticket, 365,- Euro Ticket.
Wie auch immer.
Ich empfinde es als extreme Freiheit, mich einfach so in Bus/U- und S-Bahn/Regionalzug setzen/stellen zu können,
ohne über Tarifgrenzen und anderen Blödsinn nachdenken zu müssen. -
Cui bono? Der einfache Bürger? Ich glaube inzwischen, das reicht als politische Zielsetzung nicht, warum auch immer.
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Ich hoffe, es gibt ein Nachfolgemodell. 29,- Euro Ticket, 365,- Euro Ticket.
Wie auch immer.
Ich empfinde es als extreme Freiheit, mich einfach so in Bus/U- und S-Bahn/Regionalzug setzen/stellen zu können,
ohne über Tarifgrenzen und anderen Blödsinn nachdenken zu müssen.Einerseits stimme ich dir zu, nämlich dass es schön ist, sich nicht über den "Tarifgrenzen-Blödsinn" Gedanken manchen zu müssen.
Andererseits ist das ja gar kein Blödsinn, sondern eine durchaus sehr berechtigte Methode, Mobilität zu steuern. Nur weil es dabei immer wieder vorkommt, dass bestimmte Regelungen sehr ungerecht erscheinen, muss das kein Grund sein, die Notwendigkeit der Steuerung grundsätzlich infrage zu stellen.
Allzu oft dominieren in dieser Diskussion jedoch die großen Vereinfacher.
Dabei ist auch ein 9-Euro-Ticket sehr ungerecht, wenn man es langfristig betrachtet und dabei auf Nachhaltigkeit Wert legt.
Ein Beispiel:
Fahrgast A benutzt täglich den Regionalexpress, der mit ca. 80-90 km/h Reisegeschwindigkeit in einer halben Stunde rund viermal so weit fährt wie Bus und Straßenbahn, die von Fahrgast B genutzt werden. Der fährt in derselben halben Stunde allerdings auch nur ca. ein Viertel der Strecke von Fahrgast A.Langfristig betrachtet, insbesondere im Hinblick auf eine autofreie Welt werden die Wohnungen in der Nähe von Bahnhöfen, wo schnelle Züge fahren, teurer sein, als dort, wo "nur" Bus und Straßenbahn fahren. Denn diese Wohnungen in Bahnhofsnähe haben einen Mobilitätsvorteil. Dieser Vorteil würde noch mal zusätzlich verstärkt, wenn für eine lange Strecke mit dem schnellen Verkehrsmittel genauso wenig bezahlt werden müsste wie für eine kurze Strecke mit einem langsameren Verkehrsmittel.
Ungerecht ist auch, dass der Energieaufwand und der Aufwand für die Infrastruktur höher ist, auch wenn durch die hohe Anzahl Fahrgäste und einem großen Regionalzug mit ca. 1000 Fahrgästen große Synergieeffekte eintreten.
In der aktuellen Diskussion spielt leider ein ganz anderes Argument eine Rolle, das aber vom Kern der Diskussion ablenkt. Es wird gerne behauptet, das 9-Euro-Ticket sei ungerecht, weil nur die Menschen in Gegenden mit gut ausgebautem ÖPNV davon profitieren. Kurzfristig betrachtet stimmt das deshalb, weil Menschen, die in Gegenden wohnen, die vom ÖPNV abgehängt sind, geringere Chancen haben, den ÖPNV zu nutzen. Langfristig aber muss es darum gehen, dass alle mit dem ÖPNV (und zu Fuß und mit dem Rad) mobil sind und ganz ohne Auto leben.
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Hinter der Bezahlschranke berichtet DER SPIEGEL über die Fahrradmitnahme in der Bahn:
(S+) Deutsche Bahn und Fahrrad: Warum die Fahrradmitnahme im Zug überschätzt wirdMit dem Fahrrad in den Zug? Das bedeutet in Zeiten des 9-Euro-Tickets oft Stress. Nun wollen Bahn und Politik dem Rad mehr Platz einräumen – doch daran…www.spiegel.deFür Leute, die das schon mal probiert haben, sind allerdings keine neuen Erkenntnisse enthalten.
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Andererseits ist das ja gar kein Blödsinn, sondern eine durchaus sehr berechtigte Methode, Mobilität zu steuern.
Kann Mensch geteilter Meinung sein.
Möchte ich z.B. zum Supermarkt mit dem Bus der 1,2 km entfernt ist, bezahle ich 3,60 Euro hin und zurück.
Möchte ich z.B. effizient mit der U- und S-Bahn fahren, kommt es vor, dass ich eine Station gegen die eigentlich Fahrtrichtung fahren muss.
Also wieder Kurzstrecke, 1,80 Euro. Mache ich einen Fehler und kaufe keine Karte, kann es auch 60 Euro kosten.
Mir geht es nicht darum, eine möglichst billige ÖPNV-Flatrate zu haben.
Wobei m.M.n das 29 oder 365 Euro Ticket durchaus rentabel sein kann, da die Betreibergesellschaften deutlich Verwaltungskapazitäten reduzieren können.
Generell sind ÖPNV und Fernverkehr viel zu komplex.
Ich schreibe nur: Wagenreihung. Oder, noch besser, Maltes Beispiel mit den zweiteiligen Zügen.
Ich habe einige Bahnfahrten, inkl. einiger Fehler, gebraucht um das System zu verstehen. Das ginge deutlich einfacher. -
Ich fahr relativ wenig mit den Öffis, so dass ich beim 365€-Ticket raufzahlen müsste. Aber ich fände es trotzdem OK sowas anzubieten und aus Steuermitteln zu subventionieren.
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Ich fahre auch wenig ÖPNV, trotzdem wäre ein deutschlandweites Jahresticket prima, weil ich mir dann keine Gedanken machen muss, ob wann und wie viel.
Wer das Münchner Tarifsystem verstanden hat, steht deswegen in Berlin, Nürnberg oder Hamburg trotzdem erst einmal da wie der Ochs vorm Berg und studiert 10 Minuten lang Zonenkarten und unverständliche Texterklärungen.
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Fahrgastverbände umschreiben das gerne als "man braucht das große Fahrgast-Abitur", oder "-diplom".
Und ja, das ist eine Riesenhürde. Es würde ja schon helfen, wenn man als Nutzer des Verbundes X beim Besuch eines Ortes im Verbund Y einfach eine Taste am Automaten hätte "Tageskarte Verbund Abonennten" für, sagen wir 2 Euro.
Aber optimal ist natürlich: Einheitspreis für alle Verbünde.
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Ich fahr relativ wenig mit den Öffis, so dass ich beim 365€-Ticket raufzahlen müsste. Aber ich fände es trotzdem OK sowas anzubieten und aus Steuermitteln zu subventionieren.
Grundsätzlich stimme ich dir zu.
Aber: Gegenwärtig wird Mobilität, insbesondere Automobilität bereits hochgradig subventioniert.
Wenn ich dann noch an Elektro-Autos denke, wird mir ganz schummerig. Das kann doch gar nicht gut gehen.
Warum wird Mobilität, insbesondere Automobilität eigentlich so hochgradig subventioniert?
Die Leute fahren halt gern durch die Gegend. Besonders mit dem Auto.
Und für viele Firmen und deren Angestellte ist es günstig, dass Mobilität so hochgradig subventioniert wird.
Die Firmen haben einen größeren Umkreis, einen größeren Pool von potenziellen Arbeitskräften, aus denen sie die besten aussuchen können.
Die Arbeitnehmer haben einen größeren Umkreis von Betrieben, bei denen sie Arbeit finden.
Dabei bleibt die "Zeit-Entfernung" für den Weg zur Arbeit relativ konstant, schon seit Jahrzehnten.
Die "Strecken-Entfernung" steigt dagegen an, weil die Verkehrsmittel immer stärker beschleunigt werden.
Und zwar letztlich auf Kosten der Umwelt. Und auch der Sicherheit. Aktuell steigt die Zahl der Unfälle im MIV gerade wieder an.
Ein nachhaltiges Mobilitätskonzept muss Grenzen bei den Subventionen setzen. Oder sogar Gewinn abwerfen. Und zwar so, dass Tempo und Entfernung nicht immer weiter steigen, sondern sich verringern.
Ich bin mir sicher, dass es möglich ist, den ÖPNV so zu betreiben, dass er Gewinn abwirft, oder zumindest kostenneutral betrieben werden kann. Aber das funktioniert nur dann, wenn die vielen Privilegien und Subventionen für den MIV zurückgefahren werden und darüber hinaus aufgrund der fehlenden Nachhaltigkeit die MIV-Mobilität deutlich höher besteuert wird.
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Warum wird Mobilität, insbesondere Automobilität eigentlich so hochgradig subventioniert?
"In Deutschland ist jeder zweite Arbeitsplatz direkt mit der Automobilindustrie verwoben".
Oder so ähnlich.
Das Automobil stand und steht seit den 50er Jahren für Freiheit, Fortschritt, Innovation.
Und natürlich ist es halt ein gern gesehener und angenommener Wirtschaftskreislauf.
Als Unternehmer kann ich mir, sehr kostengünstig, einen noblen Fuhrpark zusammenstellen.
Diesen stelle ich meinen Mitarbeitenden dann günstig zur Verfügung. Oder lasse sie sogar aussuchen was sie möchten.
Dadurch spare ich Gehalt, weil sie ja ein tolles Auto privat nutzen dürfen, welches zu nicht unerheblichen Teilen von der Allgemeinheit bezahlt wird.
Um es mal einfach auszudrücken -