GPS-Genauigkeit von Smartphones

  • Bei Radtouren und Spaziergängen zeichne ich die Strecke gerne mit Strava auf einem mittlerweile schon beinahe betagten iPhone 8 auf.Die grundsätzliche Funktionsweise des GPS ist mir klar, ich weiß schon, dass sich eine gewisse Genauigkeit grundsätzlich erst nach einer Weile einstellt und insbesondere in engen Häuserschluchten mit einer schlechten Genauigkeit zu rechnen ist. Der Artikel „Bad GPS Data“auf der Strava-Webseite fasst die gängigsten Probleme noch mal gut zusammen.

    Bei meinem iPhone 8 ist es hingegen so, dass ich die aufgezeichnete teilweise als komplett unbrauchbar betrachten möchte. Statt entlang einer Straße fahre ich plötzlich über das benachbarte Feld, nach einer Kurve fährt das GPS weiter geradeaus, um dann aber relativ parallel in einer Parallelstraße auf gleicher Höhe zu folgen, mal fahre ich plötzlich auf der anderen Seite eines Flusses. Das ist insofern ärgerlich, als dass ich mich einerseits an Heatmaps von meinen Fahrten erfreue und es einfach blöd aussieht, wenn man eigentlich nicht dort langgefahren ist, wo es auf der Karte eingezeichnet ist, und ich andererseits die GPS-Daten nutze, um meine Fotos auf der Karte zu verordnen — auch da ist es kein Drama, wenn ein Foto einfach 150 Meter an der falschen Stelle positioniert wird, aber ärgerlich ist es schon. Das lästigste ist aber: Wenn ich einer vorbereiteten Route folgen möchte, weiß ich manchmal gar nicht, ob ich an einer Kreuzung schon links abbiegen soll oder erst an der nächsten Kreuzung oder an der übernächsten, weil das Positionssignal nicht mal im Ansatz präzise ist.

    Ich wüsste nun gerne, ob es grundsätzlich an meinem iPhone liegt, dass das GPS derartige Probleme hat, und habe mal ein Samsung A51 ausgeliehen und bei der letzten Radtour mitgeführt.

    Die blaue Linie ist eine Strava-Aufzeichung auf dem Samsung A51, die rosafarbene Linie ist Strava auf dem iPhone 8, die gelbe Linie stammt von Wahoo auf dem iPhone 8. Los ging es am Sonnabendmorgen in Goslar. Alle drei Linien beginnen unmittelbar auf dem Bahnsteig an der richtigen Stelle, die beiden Apps auf dem iPhone 8 sind sich allerdings nicht so richtig einig, wo sie sich befinden, obgleich sie auf dem selben Gerät laufen — das ist ja schon mal interessant und ein Indiz für mich, dass beide Apps in irgendeiner Weise noch mal an der Positionsbestimmung herumrechnen.

    Danach fahren wir los, das A51 exakt der Strecke, es geht ein Stück an der Bahn entlang, dann durch eine Unterführung bis zur Hildesheimer Straße, dann in einem U-Turn zurück, am Friedhof entlang und anschließend am Mühlbach — kein Baum weit und breit, flache Felder links und rechts. Die Aufzeichnung auf dem iPhone findet aber weit abseits der eigentlichen Strecke auf der anderen Seite des Baches statt, wobei Strava auf dem iPhone 8 größere Probleme hat als die Wahoo-App auf dem gleichen Gerät.

    Das geht dann so weiter, kurz danach fahren wir durch einen kleinen Ort nördlich von Goslar. Links und rechts der engen Straßen stehen die für die Harz-Region typischen zweistöckigen Häuser mit Fachwerk, aber während das Samsung A51 relativ genau weiß, wo wir sind, haben die beiden iPhone-Apps sofort am Ortseingangsschild die Orientierung verloren. Auf der blauen Linie kann man sogar erkennen, dass ich oben an der Langelsheimer Straße auf der linken Straßenseite gefahren bin und mich anschließend fast verfahren habe und gerade noch rechtzeitig links in die Hohe Warte mit einem großzügigen Schlenker abgebogen bin.

    Und der Witz ist ja, dass das iPhone vor auf dem Lenker mit bester Sicht auf den Himmel montiert war, während das Samsung-Gerät in einer Seitentasche innerhalb einer Ortlieb-Tasche neben metallischen Fahrradwerkzeug und einer dicken Isolierkanne seinen Dienst verrichten musste. Trotzdem ist die vom Samsung-Gerät aufgezeichnete Strecke über die kompletten 125 Kilometer beinahe exakt, während die mit den beiden iPhone-Apps aufgezeichnete Strecke, nun ja, mit der Realität nur dann und wann etwas zu tun hatte.

    Nun könnte ich mir ja denken, okay, ist halt ein anderer Chip, eine andere Software, außerdem waren Bäume und Häuser und so weiter und so fort im Weg (gegenüber denen sich das A51 allerdings unbeeindruckt zeigte). Manchmal passiert dann aber auch einfach sowas:

    Aus heiterem Himmel ohne für mich erkennbare Ursache liefert das iPhone plötzlich nur noch Messwerte mit einer Genauigkeit von über 65 Metern zurück, die dann in solchen komplett unbrauchbaren Aufzeichnungen resultieren. So etwas tritt auch plötzlich mitten während einer Aufzeichnung auf, dann dauert’s ein paar Minuten oder ein paar Stunden, dann kehrt die Aufzeichnung wieder zu einer brauchbaren Genauigkeit zurück.

    Hat jemand eine Idee, woran das liegen könnte?

  • Hat jemand eine Idee, woran das liegen könnte?

    * Es gibt nicht nur GPS, sondern auch weitere GNSS-Systeme.

    * Position wird auch anhand von WiFi-APs bestimmt.

    * Es wird angenommen, dass du dich auf einem Weg befindest. Die tatsächlich berechnete GNSS-Position wird also mit Kartendaten "korrigiert".

    Und ansonsten die üblichen Verdächtigen wie Hard- und Softwarefehler.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Bei meinem letzten Handy hatte ich ähnliche Probleme. Da hat mich die Navigation immer mal wieder plötzlich in eine Parallelstraße versetzt. Ich fand das sehr nervig.

    Die Ursache habe ich trotz Recherche nicht herausbekommen.

    Bei anderen Handys hatte ich diese Probleme nicht. Es waren alles Android-Geräte.

  • Die möglichen Ursachen wurden ja bereits genannt. Bei Android kenne ich es so, daß ich die Ortung via WiFi extra deaktivieren muß, damit es einigermaßen paßt. Andernfalls führt das zu Fehllokalisationen von mehreren zig Metern. Da ich weder die Strava-App noch ein iPhone vom Betriebssystem her kenne, wäre mein Ansatz, bei beidem in den Tiefen zu wühlen, ob von dort eine WiFi-Ortung herkommt. Außerdem würde auch ich die Strava-App irgendeiner Korrekturfunktion verdächtigen, das Gerät auf dem nächstgelegenen Weg "einrasten" zu wollen. Vermutlich kann man auch das ausschalten.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • A propos Komoot: Peter hat davon gesprochen, dass Strava auf einen Weg "einrastet". Wenn ich mit Komoot eine Route fahre, die in Start und Ziel mit einem beschilderten touristischen Radweg übereinstimmt, dann würde ich es begrüßen, wenn das Programm auf diese Route "einrastet". Tut es aber allzu oft nicht. Wie kann ich es dazu bringen?

  • A propos Komoot: Peter hat davon gesprochen, dass Strava auf einen Weg "einrastet". Wenn ich mit Komoot eine Route fahre, die in Start und Ziel mit einem beschilderten touristischen Radweg übereinstimmt, dann würde ich es begrüßen, wenn das Programm auf diese Route "einrastet". Tut es aber allzu oft nicht. Wie kann ich es dazu bringen?

    Bei OsmAnd geht/ging das. (Ich verwende ganz bewußt eine ältere Version, deshalb bin ich nicht sicher, ob es bei der aktuellen noch ab- und einschaltbar ist.)

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    Peter Viehrig

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    (Andreas Müller)

  • Ich weiß, dass es nur bedingt hilft, aber es ist ein Erfahrungsbericht bzw- schnipsel:

    Komoot im Wald mit iphone12 pro ist unfassbar genau. Ich werde größtenteils metergenau mit dem MTB genau auf den Singletrail geführt, der vorgesehen ist. Bockt.

  • Nachdem ein Reset des GPS-Dingsbums im iPhone nichts brachte, außer dass ich alle Kennwörter neu eingeben musste, hatte ich mich nach fünf Jahren mal für ein neues Gerät entschieden und im Netz ein gebrauchtes iPhone 11 im neuwertigen Zustand gekauft.

    „Neuwertig“ heißt dann allerdings mit Sturzschaden. Man kann beim genauen Hinsehen erkennen, dass das Gerät im Bereich des Lautsprechers mal hart aufgeschlagen ist, so dass sich der Rahmen ein Stück verzogen hat und das Display beschädigt ist. Auf den Bildern sieht man das nicht so richtig gut, aber bei eingeschaltetem Display blüht dort unten ein prächtiger Regenbogen.

    Abgesehen davon, dass die GPS-Genauigkeit auch bei diesem Gerät (sturzbedingt?) phänomenal ungenau ist, habe ich bei einem gebrauchten Gerät dann doch den Anspruch, dass das Display wenigstens frei von groben Schäden ist. Ein paar Kratzer hier und da stören mich hingegen weniger, da kommt eh eine Quadlock-Hülle drum und eine Schutzfolie drauf. Aber ich denke mal, das Gerät werde ich wohl wieder zurückschicken.

  • Malte, die Rettung ist da:

    Zitat von Spiegel

    seit vergangenem Samstag verkauft Apple in seinem deutschen Onlineshop sogenannte Refurbished iPhones. Falls Ihnen der Begriff nicht geläufig ist: Als refurbished werden gebrauchte Geräte bezeichnet, die vom Hersteller zurückgenommen, geprüft, gereinigt und wenn nötig auch repariert worden sind.

  • Zur Info: Du kriegst ca. 5 Nicht-Apple-Geräte dafür, genauso wie du ca. 5 europäische Nicht-Premium-Autos für ein deutsches Premium-Auto kriegst. Dieses kann dann aber leider nicht 72 Stunden nonstop mit 180 km/h über die Großglocknerstraße rasen, sondern kriegt vorher einen Getriebeschaden. Aber wer's unbedingt braucht... ^^

  • Jetzt haste mich ertappt, ich bin tatsächlich mal mit immerhin 90 Sachen die Großglocknerstraße hoch, im Audi A3, ist aber 22 Jahre her.

    Aber gegen das, was manche für ihren maßgeschneiderten Dell-Laptop bezahlen, stehe ich mit meinen Äpfeln noch gut da. :)

    Mein iPhone ist übrigens ein SE der 1. Generation - das läuft immer noch, genau wie mein Macintosh SE/30 von 1990, mein iMac G3 bondiblue von 1998, mein iMac G4 von 2002 und als Krönung mein "Spartacus" von 1998.

    So, muss jetzt am iMac weiterarbeiten, der läuft seit 5 Jahren fast jeden Tag 7-12 Stunden lang.

  • Nächster Versuch mit dem nächsten gebrauchten iPhone 11. Dieses Mal ist das Display und der Rest des Gehäuses des gebraucht gekauften Gerätes einwandfrei, der Akku mit einer Leistung von 99 Prozent so gut wie neu — ich habe dieses Mal wohl einfach ein unbenutztes Gerät erwischt, das aus irgendwelchen Gründen zurückgeschickt wurde.

    Dafür funktioniert das GPS-Signal dieses Mal einwandfrei, nach einem ungefähren Vergleich sogar besser als beim Samsung A 51. Blau ist dieses Mal die Wahoo-App auf dem iPhone 11, gelb die Strava-App auf dem iPhone 8 und lila die Strava-App auf dem Samsung A 51. Das Signal des iPhone 8 liegt in der Regel eher daneben und grundsätzlich nur sehr grob die tatsächlich gefahrene Strecke ab. Das geht in der Regel so weiter, das iPhone 8 bewegt sich in einem Korridor von 65 Metern Breite. Den Wert kenne ich noch von criticalmass.in, wenn mir da GPS-Empfänger ihre Werte mit einer Ungenauigkeit von 65 Metern anlieferten, dann hieß es, die wissen nur so ganz grob, wo sie sich befinden.

    Die einzige erwähnenswerte Abweichung bei der Genauigkeit der iPhone-11-Strecke befindet sich beim ehemaligen innerdeutschen Grenzübergang östlich von Lauenburg an der Elbe. Dort fuhren wir auf einem so genannten Radweg etwa zehn Meter südlich der eigentlichen Straße, aber das iPhone war plötzlich der Meinung, wir wären oben auf der Fahrbahn auf dem rechten Fahrstreifen unterwegs und „rastete“ dort ein, während es meiner eigentlichen Position mit einer gewissen Distanz relativ genau folgte. Das Einrasten scheint auch vom iPhone so vorgesehen zu sein, sowohl die Wahoo-App als auch die Strava-App (deren Track ich nicht gespeichert habe, weil sie vorher abgeschmiert ist) auf dem iPhone 11 waren der Meinung, ich führe genau durch den Grenzübergang. Ich gehe einfach mal nicht davon aus, dass die beiden Apps ähnliche Implementierungen des Einrastens beinhalten, so dass ich vermute, das iPhone wird diesen Positionswert bereits so angeliefert haben.