Woche 39 vom 27. September bis zum 03. Oktober 2021

  • Oje, verheißt vermutlich nichts Gutes:

    https://www.judid.de/fahrradunfall-…-abstandsregel/

    Laut StVO gelten die 1.5m für überholende KFZ.

    Trotzdem muss es auch unter Radfahren genug Abstand geben, aber der wird dann weiterhin durch Gerichte präzisiert.

    Wäre dann also interessant, wie breit und wie beschildert der Weg war.

    Ich halte es im Allgemeinen für unmöglich, Radfahrer auf Radwegen regelkonform zu überholen. Mindestmaß bei Z.237 sind 1.5m Breite. Minus 2x 60cm macht noch 30cm Abstand. Und selbst beim Regelmaß (2m) bleiben nur 80cm. Rein theoretisch, denn Radfahrer schwanken und fahren auch nicht hart auf Kante. Dooring Zones gibt's auch noch.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Zitat

    ...dies würde bedeuten, dass Fahrradfahrer sich fast im gesamten Stadtgebiet nicht überholen dürften.

    Ist es nicht eine Frage der Zeit, bis ein findiger Anwalt dieses Argument auf KfZs überträgt, die Radfahrer "fast im gesamten Stadtgebiet" nicht mehr überholen können?

  • Hmmm, aus dem Judid-Artikel gehen einige Begleitumstände nicht hervor, zum Beispiel ob der Überholer geklingelt und der zu Überholende darauf reagiert hatte.

    Wenn man liest (salopp formuliert): "Vor mir ist ein Torkelradler eingeschert, dem offenbar egal war, was sonst so unterwegs ist", dann finde ich es plausibel, wenn ein Gericht sagt "Dann wäre also mehr Vorsicht geboten gewesen als bei einem offenbar sicheren und geradlinig Fahrenden".

    Das wäre dann analog zu vergrößertem Abstand und größerer Umsicht seitens der Autofahrer, wenn die Menschen auf dem Gehweg ballspielende Kinder sind ...

  • Ist es nicht eine Frage der Zeit, bis ein findiger Anwalt dieses Argument auf KfZs überträgt, die Radfahrer "fast im gesamten Stadtgebiet" nicht mehr überholen können?

    Hm. Dann würde ein findiger Anwalt entgegenhalten, dass das auch beim gewünschten Überholen langsam fahrender Kfz der Fall wäre.

    Ansonsten weicht man eben auf die Gegenfahrbahn aus.

  • Ist es nicht eine Frage der Zeit, bis ein findiger Anwalt dieses Argument auf KfZs überträgt, die Radfahrer "fast im gesamten Stadtgebiet" nicht mehr überholen können?

    Ansonsten weicht man eben auf die Gegenfahrbahn aus.

    Erstens das.

    Zweitens gibt's da ja noch den § 5 (6) S. 2, der als erstes einzufordern wäre, bevor der nun gesetzlich festgelegte Abstand relativiert wird ...

    Zum § 5 kenne ich nur ein Urteil Lkw mit 60 vs. Pkw mit 100. Gibt's da überhaupt schon Urteile Auto vs. Rad?

  • Deutschlands erste Radprofessorin will die Separation von Radfahrenden.

    Im Übrigen viel Richtiges und Bekanntes:

    Deutschlands erste Radprofessorin: „Jeder Radweg ist ein Politikum“
    Jana Kühl ist Deutschlands erste Professorin für Radverkehrsmanagement. Im Interview spricht sie über die hart umkämpften Straßen, die deutsche Liebe zum Auto…
    www.fr.de

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Deutschlands erste Radprofessorin will die Separation von Radfahrenden.

    Wer sagt denn, dass eine Radprofessur auch nur irgendwas mit Verkehr zu tun haben muss?

    Vielleicht kennt sie sich ja besonders gut aus mit der "Biomechanischen Interpretation der Shimano-Schaltung", oder mit der "Berechnung des Reibungskoeffizienten der 7-Zoll-Stecknabe unter besonderer Berücksichtigung des Klimawandels"?

    Wenn Radprofessuren was mit Verkehr zu tun hätten, wären sie vermutlich verboten.

  • Klar, wenn man es sich leisten will, ist Separation sicher die Lösung mit den wenigsten Unfällen und Problemen.

    Wir bauen die nächsten 30-40 Jahre halt einfach 2 komplette Infrastrukturen neu, einmal für Radler und einmal für Fußgänger. Dazu kommt in absehbarer Zeit noch der Pakerl-Transport in Innenstädten.

    Vorteile:

    - Sicher

    - KFZ-Infrastruktur bleibt unangetastet und kann weiter ausgebaut werden

    - Schafft Arbeitsplätze

    - Braucht viel Zeit, also wenig Änderungen "fühlbar", alle bleibt wie es ist, trotzdem kann man sich mit großen Visionen in der Zukunft beschäftigen. Ideal für Union/FDP und Grüne-Wähler.

    Nachteil:

    - für ÖPNV wird kein Geld übrigbleiben, anderes ist wichtiger

    - Umwelt

  • Zitat

    Wie lassen sich denn Konflikte entschärfen– mit Tunneln?

    An gefährlichen Kreuzungen, dort wo es voll ist, können Tunnel sinnvoll sein, auch wenn sie kostspielig sind. Die Niederlande machen das vor.

    Und dann stellt sich heraus: nicht die Blechkisten mit 50 bis 500 PS sollen in den Tunnel, sondern die Radfahrer. Oh je!

  • Hier sollen die Blechkisten wirklich nicht mehr oben herumfahren:

    Hamburg: Großkontrolle am Jungfernstieg: Autofrei? Nö!
    Vor einem Jahr erklärte Hamburg den Jungfernstieg zur autofreien Zone. Nur Busse und Taxen sind noch erlaubt, ansonsten gilt freie Fahrt für den Fuß- und…
    www.mopo.de

    Nur 20 Euro!!!

    Wie teuer ist derzeit das unerlaubte Befahren eines Gehweges mit dem Fahrrad?

    Oder das Befahren einer Fußgängerzone?

  • Klar, wenn man es sich leisten will, ist Separation sicher die Lösung mit den wenigsten Unfällen und Problemen.

    :/

    Die Separation ist die unfallträchtigste und problematischte Lösung, die ich kenne.

    Objektiv betrachtet. Deswegen fordert der ADFC ja die subjektive Sicherheit. Das wurde inzwischen lange genug durchgezogen, damit nachwachsende Radverkehrtaktivisten hinreichend wenig Ahnung von der Materie haben, um den sicheren Radweg zu fordern.

    Die Lösung mit den wenigsten Unfällen und Problemen ist der Mischverkehr. Der ist dermaßen einfach strukturiert, dass selbst eine vergleichsweise gefährlichen Tätigkeit wie Autofahren ziemlich sicher durchzuführen ist.

  • Wir brauchen ja nicht nur mehr Sicherheit (gefühlte UND echte) für Radfahrer, sondern auch mehr Radfahrer insgesamt.

    [Ironie]

    Komischerweise sind aber die wenigsten Leute bereit ihr Kfz durch ein Fahrrad als Transportmittel zu ersetzen, obwohl

    • Sie dann nicht mehr im trockenem warmen und (im Inneren) leisen Kfz sitzen müssen und
    • Sie auf dem Fahrrad viel mehr von Ihrer direkten Umgebung und Umwelt mitkriegen (Lärm, Gestank, tonnenschwere Kfz in Reichweite, Wind, Regen, Schnee, Kälte...)
    • Sie dann nicht mehr vom Großteil der Medien und Gesellschaft als Melkkühe der Nation bemitleidet aber
    • dafür als gefahrsuchende linksgrün versiffte Verkehrsrowdys betrachtet werden

    Unverständlicherweise verhalten sich Menschen nicht völlig rational sondern emotional und egoistisch, da wollen die sich doch glatt sicher fühlen und es bequem haben.

    [/Ironie]

    Ohne Separation und mehr gefühlte Sicherheit werden wir wohl kaum einen höheren Radverkehrsanteil erreichen. Parallel dazu muss man natürlich auch sehen wie man die Infrastruktur sonst noch tatsächlich besser machen kann ohne noch mehr Flächen zu versiegeln.

  • :/

    Die Separation ist die unfallträchtigste und problematischte Lösung, die ich kenne.

    Die Dame redet ja von echter Separation. Lösung durch Bauwerke, keine Kreuzungen mehr mit unterschiedlichen Fahrzeugen.

    Dann unterschätzt man vielleicht, dass der Radverkehr extrem unterschiedlich unterwegs ist.

  • Ich würde das nicht alles über einen Kamm scheren.

    Separation 1

    Separation 2

    Es ist sicherlich richtig, dass man die Leute nicht vom Autofahren zum Radfahren bringt, wenn sie sich anschließend im dichten Kfz-Verkehrsgetümmel auf Hauptstraßen behaupten müssen. Aber bestimmt auch nicht, wenn sie anschließend nicht mehr komfortabel auf einer glatt asphaltierten Fahrbahn, sondern auf einer buckligen und viel zu schmalen Restfläche fahren sollen, auf der sie an jeder zweiten Kreuzung über den Haufen gefahren werden.

    Und wie das Beispiel Stevenage zeigt, reicht es nicht aus, das Radfahren komfortabler zu machen, wenn man sich nicht traut, gleichzeitig das Autofahren unkomfortabler zu machen. Letztlich geht es auch darum, welchen Stellenwert man als Verkehrsteilnehmer empfindet: So lange Autofahrer gehätschelt und Radfahrer wie der letzte Abschaum behandelt werden, wird niemand vom Auto auf das Fahrrad umsteigen.

  • Nur 20 Euro!!!

    Wie teuer ist derzeit das unerlaubte Befahren eines Gehweges mit dem Fahrrad?

    Das Befahren der Autobahn mit dem Fahrrad kostet 10 EUR (TBNR 118100).

    Am ersten Arbeitstag: Fahrradkurier fährt durch den Elbtunnel
    Ein Hamburger Fahrradkurier ist an seinem ersten Arbeitstag durch den drei Kilometer langen Elbtunnel gefahren - weil das Navigationsgerät ihm das so…
    www.ndr.de

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Deutschlands erste Radprofessorin will die Separation von Radfahrenden.

    Im Übrigen viel Richtiges und Bekanntes:

    https://www.fr.de/zukunft/storys…0-90987527.html

    Strecken-30 in Hannover an der Kurve von der Karmarschstraße in die Osterstraße.

    Auf der streetview-Aufnahme von 2009 gab es dort noch keine Tempo-30-Anordnung:

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.com

    Zu Tempo 30 innerorts sagt die Professorin für Radverkehrsmangement, Jana Kühl, in dem verlinkten Interview: "In den verdichteten Innenstadtgebieten macht das absolut Sinn. Es erhöht die Verkehrssicherheit für alle. Sie haben dann mehr Zeit in heiklen Situationen zu reagieren. Alles spricht für Tempo 30. Außer das allgemeine Selbstverständnis, dass Autos überall freie Fahrt haben sollen. Die Autos haben weniger Stop and Go-Phasen, der Verkehrsfluss ist besser, es staut sich seltener. Paris macht das jetzt zum Beispiel. In Deutschland ist Tempo 30 nach der Straßenverkehrsordnung aber nur an sensiblen Ort möglich, wie etwa an Krankenhäusern, Schulen oder Kitas."

    Leider zeichnet sich eine Regierungskoalition unter FDP-Beteiligung ab. Überhaupt ist rein rechnerisch keine Koalition möglich, an der nicht FDP oder CDU beteiligt wären. Ich befürchte weder mit der FDP noch mit der CDU wird es eine Veränderung der STVO geben, die mehr Tempo 30 möglich macht, als das jetzt der Fall ist. Mit ein bisschen Glück kann es gelingen, dem Koalitionspartner den Kompromiss abzuringen, das Anordnen von Tempo 30 innerorts den Kommunen in Eigenregie zu ermöglichen. Vielleicht würde da auch die SPD mitspielen. Als glühende Tempo-30-innerots-Kämpfer sind die bislang noch nicht aufgefallen.