Die Hersteller der "Premium"-Marken haben ein IGA-ähnliches System an Bord. Das sind genau die mit schweren und hoch-PS-igen Fahrzeugen. Ihr Kreuzzug gegen Autos scheitert an Ihrem erheblichen Mangel an Grundverständnis.
Fragwürdiger Tempoassistent bei BMW
Spiegel, Emil Nefzger, 18.01.2021: Der Rasomat
"Ein Assistenzsystem von BMW ermuntert Fahrer, Tempolimits deutlich zu überschreiten – auch in 30er-Zonen. Der Hersteller sieht darin kein Problem, die Technik erhöhe gar die Sicherheit.
Fahrassistenten helfen, den Verkehr sicherer zu machen – aber animieren bei manchen Herstellern offenbar auch zum Regelbruch.
Sie bremsen, wenn man ein Hindernis übersieht, helfen, das Auto in der Spur zu halten und warnen vor Fahrzeugen im toten Winkel – Fahrassistenten machen den Verkehr in der Regel sicherer. Es scheint jedoch eine Ausnahme zu geben: BMWs
Das Tool – laut BMW ab der 1er-Baureihe erhältlich – erregte zuletzt in sozialen Netzwerken Aufmerksamkeit. »Tempolimit Assistent mit Offset. Weil rasen so günstig ist, kann man bei BMW bis 15 km/h permanent schneller fahren«, klagte ein Twitter-Nutzer, der nach eigenen Angaben einen BMW gemietet hatte, in einem Tweet, der auch eine verbale Entgleisung enthält.
Tatsächlich ermöglicht es der manuelle »Speed Limit Assist« Fahrern, eine Geschwindigkeitsbegrenzung automatisch zu übertreten. Er erkennt das gültige Limit und übernimmt es für den adaptiven Tempomaten. Der Fahrer könne aber einstellen, dass ab 30 km/h stets bis zu 15 km/h auf das jeweils aktuelle Limit draufgeschlagen werden, bestätigte BMW auf SPIEGEL-Anfrage."
https://www.spiegel.de/auto/bmw-gesch…3f-44949a90568e
Die Weigerung von Automobilproduzenten einen verbindlich arbeitenden Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten in ihre Produkte einzubauen, erinnert an das Vorgehen in der Abgasreinigung.
Erst nach erheblichen politischen Druck ist es überhaupt dazu gekommen, dass verbindliche maximale Abgaswerte gesetzlich vorgeschrieben worden sind. Lücken im Gesetzestext, gepaart mit dem unbedingten Willen von Automobilproduzenten, diese Lücken dafür zu nutzen den beabsichtigten Effekt, nämlich eine Reduzierung der Schadstoffwerte, zu umgehen, führten dazu, dass sich durch die in den Fahrzeugen eingebauten Abgasreinigungssysteme an den ausgestoßenen Schadstoffmengen nichts oder nur geringfügig etwas änderte.
Die Tatsache, dass in Neufahrzeugen Geschwindigkeitsassistenten verbaut sind, dient den Fahrzeugherstellern vor allem dazu, den gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden. Gleichzeitig sind die verbauten Systeme so konfiguriert, dass ein großes Schlupfloch bleibt für die Anwender, den regulierenden Effekt des Assistenzsystems zu umgehen. In dem von mir bereits einmal verlinkten Zeit-Artikel von 2015 wird auf die bereits damals absehbare Verbreitung von ISA (Intelligent Speed Assistant) hingewiesen, ebenso wie auf die fehlende Verbindlichkeit. Dazu stellte damals die Zeit eine Anfrage an das Bundesverkehrsministerium, dessen Pressestelle die Frage so beantwortete: "Es gilt das Prinzip des eigenverantwortlichen und verantwortungsvollen Kraftfahrers", teilt die Pressestelle nach einwöchiger Bedenkzeit lapidar mit. Ein automatisiertes System müsse deshalb auf jeden Fall "übersteuert oder abgeschaltet" werden können." Zu dieser Antwort stellt der Zeit-Autor fest: "Aber warum sollte ISA abgeschaltet werden? Um gegen die Verkehrsregeln verstoßen zu können und das Auto damit zur Waffe zu machen? Warum sollte das erlaubt sein?"
https://www.zeit.de/2015/03/tempom…technik/seite-2
Ganz offensichtlich soll das Auto seine "Waffentauglichkeit" unbeschränkt behalten, wenn es nach dem Willen der Produzenten dieses "Waffensystems" geht. Das eingangs in dem Spiegel-Artikel beschriebene Vorgehen von BMW beinhaltet zusätzlich die Gefahr, dass der Anwender in der irrigen Annahme, ein paar km/h obendrauf packen sei doch kein Problem, sich in einer falschen Sicherheit wiegt.