Feinstaub aus Holzöfen

  • Grob beschrieben, die sind im Dorf geboren, leben da und sterben da.

    Die brauchen auch keinen Bus ins Museum, das sind dann die Städter, die aufs Land wollen.

    Und ganz ernsthaft, vielleicht mal ordentliche Literatur lesen zur Entwicklung dieses Landes. Es ist mitnichten so, das erst alle in der schönen Stadt gelebt haben und dann plötzlich aufs Land wollten.

    Klar gibt es große Häuser im Speckgürtel, zum Beispiel bei uns im Landkreis in Grafrath -> gabs gute Bahnverbindung, Folge -> lauter Villen von oberen Bahnbediensteten, auf dem Land ist das eher weniger das Problem, Haus mit Stall und Gesinde.

    Großer Wohnraum ist kein Problem der """Landbevölkerung""" Eher im Gegenteil.

  • Letztes Jahr hat sich einer der Nachbarn offenbar eine Pelletheizung zugelegt, die nicht ordentlich eingestellt war. Plötzlich stank es jedenfalls andauernd nach Holzbrand und zwar je nach Windrichtung so intensiv, dass sich das Lüften verbot. Ganz schön unpraktisch, wenn doch angesichts der Pandemie eigentlich regelmäßig gelüftet werden soll.

    Ich habe jetzt rausgekriegt, dass meine Eltern dazu übergegangen sind, sich morgens einen Wecker zu stellen, um rechtzeitig lüften zu können, bevor die Scheitholz- und Pelletheizungen der Nachbarn morgens wieder anspringen, beziehungsweise angeschmissen werden.

    Also, klar, ich kann’s nachvollziehen, es riecht hier gerade trotz Schneeregen und leichtem Sturm recht deutlich nach Feuer. Das ist schon ein ganz anderes Kaliber als bei uns in Lüneburg, wenn nur abends mal das Lüften ausfällt, weil am Wochenende bei bestimmter Windrichtung der Rauch rüber zieht. Eigentlich sind meine Eltern nicht ansatzweise so wehleidig wie ich, so dass mich das schon… sehr verwundert hat.

  • Und ganz ernsthaft, vielleicht mal ordentliche Literatur lesen zur Entwicklung dieses Landes. Es ist mitnichten so, das erst alle in der schönen Stadt gelebt haben und dann plötzlich aufs Land wollten.

    ;) "Am Anfang war das Feuer" ;)

    Am Anfang war das Feuer – Wikipedia

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (4. Dezember 2021 um 09:35) aus folgendem Grund: Bild ergänzt

  • Das Problem ist doch, dass immer noch Einfamilienhäuser auf großen Grundstücken im ländlichen "Speckgürtelraum" finanziert werden, anstatt nachhaltig gebaute Mehrfamilienhäuser mit hoher Energieeffizienz mit guter ÖPNV-Anbindung viel stärker zu fördern. Und wenn das wer offen anspricht, dann wird ihm vorgeworfen den Deutschen das Einfamilienhaus verbieten zu wollen.

    Vor 9 Jahren habe ich mich, mit Frau und Kleinkind, bewusst für den Kauf einer Wohnung im Mehrfamilienhaus mit Fernwärme und guter ÖPNV-Verbindung entschieden, auch um nicht auf das Auto angewiesen zu sein. Die Bausubstanz ist zwar recht primitiv, dafür ersetzen die unter mir Wohnenden die Fußbodenheizung. Da ist der von Ullie gebrachte Gedanke nahe liegend.

    Da Jena mit 110000 EW nur eine sehr kleine Großstadt ist, hält sich der Speckgürtel in Grenzen. Und es wurden und werden hier viele neue Mehrfamilienhäuser, vorzugsweise würfelförmig, gebaut. Der Flächendruck ist sehr hoch, sodass die höhere Energieeffizienz wohl eher ein angenehmer Nebeneffekt ist.

    Es scheinen nicht allzu viele Menschen ökologischen Gesichtspunkten einen hohen Stellenwert in ihren persönlichen Lebensentscheidungen zu geben, hier im Forum aber bestimmt mehr als im Durchschnitt des deutschsprachigen Raums.

  • Ich finde es ja sehr irritierend, dass die Stimmung bei dieser Thematik von einem Tag zum anderen ins Negative gekippt ist.

    Bislang las ich in den Medien nur davon, dass Holzöfen CO2-neutral wären und eine ganz besondere Wärme ausstrahlten, seitdem das Umweltbundesamt seine Meinung zu dem Thema aktualisiert hat, geht’s in der Presse kaum noch unter „Bundesregierung will Kamine verbieten“, was ja in jeglicher Hinsicht nicht stimmt, denn das Umweltbundesamt ist nicht die Bundesregierung und von einem Verbot kann noch lange nicht die Rede sein.

    Man könnte sich dem Thema auch mal auf leisen Sohlen nähern und als Presseerzeugnis mal in Frage stellen, ob das mit den Holzöfen in Wohngebieten denn wirklich so geil ist, wenn’s bei uns heute schon wieder so sehr stinkt, dass wir nicht lüften können, und so mancher Betreiber eines Ofens gar nicht weiß, wie man den ordentlich befeuert.

    Aber ich tippe mal: Das gibt nicht so viel Reichweite. Stattdessen ist man jetzt auf den Empörungszug aufgesprungen von wegen „die Grünen wollen euch schon wieder was verbieten“ (was ja interessanterweise nicht ansatzweise stimmt, denn gerade bei den Grünen höre ich mir immer wieder an, wie toll und sauber und umweltfreundlich Holzöfen wären).

    Schade, dass in der Öffentlichkeit bei jedem Thema nur noch Extrempositionen vorgetragen werden.

  • Leider sind die Zeiten nicht danach, dass dieser Artikel auf fruchtbaren Boden fallen wird. Während aus der Politik in Anbetracht der russischen Ukraine-Invasion die Forderung nach einer Rückkehr zu Steinkohle und Atomkraft laut wird, prosperiert die Prepper-Szene. Und die heizt mit Holz.

    Um so wichtiger ist es jetzt auf die katastrophalen Klimafolgen hinzuweisen, die für das hemmungslose Streben nach immer mehr Konsum in Kauf genommen wird. Ohne deshalb zum Prepper zu werden! Denn das Verzwickte ist: Gerade die Prepper-Szene, oft eng verbandelt mit rechten "Verschwörungstheoretikern", predigt gerne den Konsumverzicht und verunsichert damit manche Menschen nachhaltig.

    Und frage nicht danach, was für heftige Gegenreaktionen du erntest, wenn du Menschen, die für sich in Anspruch nehmen, für mehr Nachhaltigkeit und Ökologie einzutreten, danach fragst, wozu sie einen offenen Kamin im Wohnzimmer haben.

    In dem Artikel wird das sehr treffend zum Ausdruck gebracht, mit der Schilderung des Autors von seinem Lappland-Urlaub.

  • In Lüneburg stinkt’s: https://www.landeszeitung.de/lz/502836-gril…t-dem-nachbarn/

    Das ist interessant, denn dieser Gestank in der Innenstadt ist im Juli 2021 sogar meinen Eltern aufgefallen, die ja grundsätzlich nicht ansatzweise so wehleidig sind wie ich. Rund um den Grill und in den angrenzenden Straßen hängt tatsächlich ab der Mittagszeit ein mitunter sehr beißender und unangenehmer Geruch in der Luft. Als wir im September bei einer Wahlparty in einem angrenzenden Lokal anwesend waren, war der Gestank auch schon sehr grenzwertig und fiel nur nicht auf, weil im Außenbereich ohnehin viel geraucht wurde.

    Nun ja. Wir waren also nicht die einzigen, denen es stank, die lokalen Anwohner fanden’s auch nicht geil.

    Was dann passiert, läuft ja immer nach dem gleichen Drehbuch ab: Es wird mit Google nach Lösungen gesucht. Und irgendwann kommen die Leute halt im Impressum von Luft.jetzt wieder raus und schon glüht mein Posteingang. Während man beim Thema Critical Mass sicherlich noch irgendwie argwöhnen könnte, dass ich etwas mehr damit zu tun hätte, sind irgendwelche Mutmaßungen über meinen Beitrag zur Lüneburger Luftqualität wohl eher aus der, Achtung, Luft gegriffen.

    Aber es scheint naheliegend zu sein, dass man sich bei einer E-Mail-Adresse von einer Webseite namens „Luft.jetzt“ darüber beschwert, wenn’s draußen so stinkt und mit Fristsetzung um Abhilfe fordert. Ich habe es mittlerweile aufgegeben, den Leuten dann zu antworten, denn diesen Rückstand in Sachen Informationstechnologie und Impressumspflicht und Sachverstand kann ich nicht mehr kompensieren. Immerhin habe ich die Telefonnummer gegen unsere Festnetznummer ausgetauscht, dort können sich die Leute direkt mit meinem Anrufbeantworter unterhalten.

    Derweil führe ich ja auch eine kleine Fehde mit den Gästen des Holzkohlegrillrestaurants, denn die parken gerne auf dem gegenüberliegenden Fuß- und Radweg mit Zeichen 241, und wenn ich zugrunde lege, dass man sich den leckeren Grillteller länger als eine Stunde lang schmecken lässt, ist das ein ganz schön teurer Gaumenschmaus, glaube ich, habe ich manchmal den Eindruck, also, man weiß ja nie, nä?

  • Es droht ein Kettensägen-Massaker!

    "Putin sei Dank", werden wir leider nicht nur ein "Kohle-Revival" bei der Stromversorgung erleben: "Brennholz wird angesichts hoher Öl- und Gaspreise zur teuren Mangelware in Schleswig-Holstein. Die Nachfrage gehe durch die Decke, sagte Brennholzhändler Sven Madeheim aus dem Kreis Ostholstein der Deutschen Presse-Agentur. (...) Die Situation werde auch durch Spekulation und Hamsterkäufe verschärft. Manche Waldbesitzer warten mit dem Einschlagen von Holz ab, weil sie auf weiter steigende Preise setzen. Bei Kunden sehe er häufig, dass weiter Brennholz gebunkert werde, obwohl die Carports bereits vollgestapelt seien."

    Stellt man das Auto halt auf die Straße, statt auf's eigene Grundstück.

    "Auch bei den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten sei die stark gestiegene Nachfrage nach Brennholz angekommen, sagte Pressesprecher Ionut Huma. In den Landesforsten können sogenannte Selbstwerber Brennholz sägen."

    Zitate aus SZ vom 19.7.22 https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ene…220719-99-72857

    Wie viele verstümmelte Gliedmaßen der Amateur-Holzhacker-Buben wohl auf Putins Kriegskonto gehen werden, ganz außerhalb der unmittelbaren Kriegsereignisse? =O Darüber wird in dem Artikel nicht spekuliert.

    Absehbar ist: Es droht ein Kettensägen-Massaker!

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    Vor der Luftverschmutzung aus den Kohlekraftwerken mit Laufzeitverlängerungen schützen Filteranlagen. Aber was schützt vor Luftverschmutzung und Feinstaub aus Holzöfen in Wohngebieten? :cursing:

  • Naja ganz ehrlich: Im Winter erwarten uns Gaskosten von 20€ und mehr am Tag. Da ich in den letzten Jahren mehr im Garten anfallendes Holz gesammelt als verbrannt habe wird unser Komfortofen statt 5 Mal im Jahr sicher regelmäßiger zum Einsatz kommen.

    Und da bin ich ganz sicher nicht der Einzige.

    Sorry Malte, das mit Lüften wird diesen Winter nix.

  • Naja ganz ehrlich: Im Winter erwarten uns Gaskosten von 20€ und mehr am Tag. Da ich in den letzten Jahren mehr im Garten anfallendes Holz gesammelt als verbrannt habe wird unser Komfortofen statt 5 Mal im Jahr sicher regelmäßiger zum Einsatz kommen.

    Und da bin ich ganz sicher nicht der Einzige.

    Sorry Malte, das mit Lüften wird diesen Winter nix.

    Warum im Garten anfallendes Holz verbrennen?

    "Die Braunkohle im Dauerbrandofen ist der ideale Brennstoff für jeden, der nicht nur ein zeitlich begrenztes Feuer für einen gemütlichen Abend vor dem Kamin verbringen möchte und die Flammen vornehmlich zu optischen Zwecken erzeugt. Die Braunkohle sorgt für eine langanhaltende Glutbildung, die über viele Stunden hinweg Wärme an Ihren Wohnraum abgibt, ohne dabei Ihrer Aufmerksamkeit zu bedürfen. Durch die Braunkohle im Dauerbrandofen ist ein ständiges Nachlegen von Brennstoffen nicht nötig."

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    Erinnert mich an einen Besuch in der ehemaligen DDR 1990 in Nordhausen. (Da startet die Harz-Querbahn, die heute noch zum Teil mit Dampfloks fährt.)

  • Ja, es ist wohl auch schon wieder soweit. Und ja, meine ganzen Weisheiten über Öl- und Gasheizungen aus dem letzten Jahr haben sich am 24. Februar in Wohlgefallen aufgelöst.

    Zu Hause bei meinen Eltern stinkt es wieder intensiv nach Holzbrand, so sehr, dass meine der Wehleidigkeit unverdächtigen Eltern nicht mehr so gerne lüften möchten, bei uns in Lüneburg hat im Frühjahr ein Nachbar einen neuen Ofen mitsamt Edelstahlschornstein bekommen und schon während der Sommermonate versucht, den Ofen anzustecken. Da kommt’s auch teilweise pechschwarz oben raus, wenigstens während der ersten halben Stunde nach dem Anzünden des Feuers.

    Aber das wird wohl in Zeiten der Krise der neue Normalzustand werden.

  • "„Wir sind im Krieg mit Putin“, twittert Lauterbach" Welt vom 3.10.22, https://www.welt.de/politik/auslan…derspricht.html

    Und weil "wir im Krieg mit Putin sind", sollen wir alle den Abgasgestank von vorschriftswidrig betriebenen Verbrennungsstätten ertragen? Wem nicht daran gelegenen ist, dass in Deutschland die "Kriegsmüdigkeit" möglichst schnell um sich greift, der sollte tunlichst mehr unternehmen, um den Rauchgift-Angriffen auf die Lungen von uns allen etwas entgegenzusetzen.

    Immerhin hat sich Lauterbach inzwischen korrigiert: ""Nicht im Krieg" - Lauterbach rudert zurück" ZDF vom 4.10.22 https://www.zdf.de/nachrichten/po…ssland-100.html

    Bayerns Regierungs-Initiative dagegen, alte Holzöfen weiter die Umwelt vergiften zu lassen, ist dagegen geeignet, die Besitzer solcher Brennstätten als Wähler zu umgarnen. Aber gleichzeitig läuft die bayrische Landesregierung Gefahr, es sich mit denjenigen Wählern zu verderben, die selbst keine Holzöfen oder Kamine in ihren Wohnungen betreiben können, aber volle Ladung den Dreck der anderen abkriegen.

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (9. Oktober 2022 um 00:49) aus folgendem Grund: Link korrigiert

  • Aber das wird wohl in Zeiten der Krise der neue Normalzustand werden.

    Habe heute erst mal eine Anregung an die Stadtverwaltung geschrieben, dass sie doch bitte schön ausdrücklich und öffentlichkeitswirksam auf die Beschränkungen beim Betrieb von Holz- und Kohle-Feuerstätten informieren möchte. Man muss sich ja nicht alles widerspruchslos gefallen lassen.

    Und ich sehe nicht, dass Putin wirksam damit bekämpft wird, dass wir in Kauf nehmen, dass unsere Gesundheit durch Luftverschmutzung ruiniert wird.

    Hier geht es zum Onlineformular für Anregungen und Beschwerden an die Stadtverwaltung Hannover:

    Ideen und Beschwerden

  • Immerhin eine erste Rückmeldung von der Stadtverwaltung:

    Die "Untere Immissionsschutzbehörde bei der Region Hannover" ist zuständig für die Fragen rund um Abgase aus Kaminen und Holz-Öfen. Meine Anfrage wurde entsprechend weitergeleitet.

  • Kennt jemand eine gute Übersicht, wie viel Feinstaub ein einzelner Komfortkamin pro Stunde so emittiert?

    Ich würde das gerne für die anstehenden Diskussionen mit Nachbarn mal ins Verhältnis zu Autos setzen: "Dein Kamin produziert so viel Feinstaub wie 10 Diesel-PKW" ist eindrucksvoller als "Dein Kamin erzeugt 0,5 g Feinstaub pro Stunde".

    Natürlich ist das eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Aber irgendwo muss man ja mal anfangen. Beispielsweise bei einem Vergleich der Emissionen bei Einhaltung der Grenzwerte für einen typischen "Komfortkamin" mit den Emissionen eines Diesel-PKW.

    Edit: bin gerade über einen recht hilfreichen Thread auf Twitter zu dem Thema gestolpert:

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    Einmal editiert, zuletzt von Epaminaidos (29. Oktober 2022 um 21:06)

  • Kennt jemand eine gute Übersicht, wie viel Feinstaub ein einzelner Komfortkamin pro Stunde so emittiert?

    Nein, kenn ich leider nicht :(

    Ich weiß aber, dass es für Kaminöfen "Abscheider-Filteranlagen" gibt, die man einbauen lassen kann, passive und aktive. Das macht natürlich keiner, denn das kostet Geld. Und das wollen die Holzheizer ja grade einsparen.