Woche 34 vom 17. bis zum 23. August 2020

  • hui! und ... pfui. ;(

    Zitat

    Seither sieht die Straßenverkehrsordnung vor, dass Kommunen erst eine besondere Gefahrenlage an Straßen definieren müssen, um eine Benutzungspflicht anzuordnen

    definieren? ungünstige Wortwahl.

    Aber in gewisser Weise auch passend. "Da behindern die den Verkehr. hm. ah, dann definieren wir diesen abschnitt einfach als furchtbar gefährlich. fertig!"

    Zitat

    Und Martin Glas, der frühere Münchner Vorsitzende des ADFC, [...]. Glas, der oft Rennrad fährt, hat schon selbst als Privatmann vor Gericht die Aufhebung von Benutzungspflichten durchgesetzt

    auch hier: erweckt den Eindruck, dass Radfahren auf der Fahrbahn nur was für Rennradler ist. ;(

  • Die Botschaft lautet: Radfahren auf der Fahrbahn ist oft sicherer als Radfahren auf dem Radweg.

    In diesem "oft" steckt aber im Kern schon wieder die Sehnsucht nach dem guten Radweg [tm] drin, bei dem diese Bedingung erfüllt ist. Es geht nicht wirklich darum, das Fahrbahnradeln als Standardlösung zu empfehlen, sondern um die Werbung für eine Ertüchtigung des Radwegenetzes.

    Autofahren auf der Fahrbahn ist auch oft sicherer als Autofahren auf dem Radweg.

    Mofafahren auf der Fahrbahn ist auch oft sicherer als Mofafahren auf dem Radweg.

    LKW-Fahren auf der Fahrbahn ist auch oft sicherer als LKW-Fahren auf dem Radweg.

    Reiten auf der Fahrbahn ist auch oft sicherer als Reiten auf dem Radweg.

    S-PDLX-Fahren auf der Fahrbahn ist auch oft sicherer als S-PDLX-Fahren auf dem Radweg.

    Busfahren auf der Fahrbahn ist auch oft sicherer als Busfahren auf dem Radweg.

    tbc...

    Was lernen wir aus diesen Gemeinplätzen: nicht die Fahrzeugart, die einen Sonderweg benutzt, ist das Problem, sondern der Sonderweg per se. Wenn das Radeln auf der Fahrbahn zu gefährlich ist, dann ist es auch das Autofahren, LKW-Fahren, Mofafahren, Reiten oder Busfahren dort. Verkehrssicherheit ist unteilbar und Verkehrsunsicherheit nicht antriebsspezifisch.

    Ein wenig schizophren mutet zudem dieser Satz an:

    Zitat

    Das KVR - und von 2021 an dann das neue Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt - arbeitet aktuell am Aufbau einer eigenen, zentralen Datenbank, in die die Daten der Polizei einfließen werden und die dann zur Unfallanalyse herangezogen wird. Ist aus den Daten abzuleiten, dass für den Radverkehr keine besondere Gefahr besteht, auf der Fahrbahn zu fahren, kann die Radwegbenutzungspflicht aufgehoben werden.

    Wie kann man aus den Unfall-Daten erkennen, dass Fahrbahnradeln im Vergleich zur Radwegnutzung ggf sicherer ist, solange das Fahrbahnradeln streng verboten bleibt?:/

  • Vor allem müsste es genau umgekehrt sein, die Stadt München müsste eine besondere Gefahrenlage auf der Straße erst einmal nachweisen um das Fahrbahnradln zu verbieten.

    Aber genau so läuft es. Fahrbahnradln könnte gefährlich sein, dazu gibt es doch in der Regel gar keine Datenlage, und deswegen müssen Radler von der Fahrbahn.

    Dann passieren da, upps, Unfälle, obwohl die Radler ja auch noch (gezwungenermaßen) viel langsamer unterwegs sind als auf der Straße.


    Wie gefährlich muss dann erst die Fahrbahn sein?

  • Wie kann man aus den Unfall-Daten erkennen, dass Fahrbahnradeln im Vergleich zur Radwegnutzung ggf sicherer ist, solange das Fahrbahnradeln streng verboten bleibt?

    Ja, die Wortwahl ist falsch (Straße statt Fahrbahn), die Rechtslage ist falsch dargestellt (für die Benutzungspflicht muss man eine besondere Gefahrenlage begründen, nicht umgekehrt), der Verweis aufs Rennradfahren ist nicht hilfreich, und der Ansatz mit den Unfallzahlen ist falsch.

    Ich sehe hier eher das Positive: Ein Artikel in einer überregionalen Zeitung (ok Lokalteil), der das oft gehörte Credo "zum Radfahren in der Stadt braucht man getrennte Wege" in Frage stellt. Es geht in die richtige Richtung.


    Währeddessen auf Twitter so....

  • Dafür kämpft das Bündnis ja auch, insofern ist die Aussage so erst einmal aus ihrer Sicht richtig

    Das Problem ist, sie haben leider nicht recht, nur weil ein Weg breiter wird, ist der nicht automatisch sicherer, zumindest was die Probleme an den Kreuzungen angeht.

    Und gerade wenn der Weg abgesetzt ist, fangen die doch erst an, -> keine oder schlechte Sichtlinien, unklare Vorfahrtregeln, unterschiedliche Lichtzeichen oder Verkehrszeichen,.....

  • Ich glaube, dass der schlechte Zustand vieler Radwege sogar dazu beiträgt, dass an Kreuzungen weniger Unfälle passieren. Bei der Vorstellung, dass sich z.B. die Stader Radwege in einem baulich guten Zustand befänden, der allen Benutzern eine 5km/h höhere Geschwindigkeit ermöglichen würde, bekomme ich Angst.

  • https://www.zeit.de/mobilitaet/202…hr-unfall-autos

    2019 starben 445 Radfahrer durch Unfälle, 118 davon mit Pedelec, 53.8% >= 65 Jahre.

    Lange Fassung: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gese…publicationFile

    IOW: das Risiko, auf einem konventionellen Fahrrad tödlich zu verunglücken, hat in 2019 gegenüber dem Vorjahr abgenommen und liegt trotz des langfristigen Trends zu vermehrter Fahrradnutzung und trotz des darauf nochmal aufgesattelten wetter-begünstigten Sonder-Booms der letzten beiden Jahre auf dem zweitniedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen.

  • In Reutlingen wird auch rund um die Mess-Station "manipuliert":

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    Rechte Fahrspur gesperrt, Lärmschutzwand versetzt, Ampel für Autos immer grün (und für Fußgänger gesperrt). Bei sowas würde ich als Anwohner echt überlegen, nochmal die Klage-Keule rauszuholen. Man verbietet einem Fußgänger das Überqueren der Straße ohne vernünftigen Grund. Das müsste doch ähnlich wegklagbar sein wie das Fahrbahnnutzungsverbot bei einem benutzungspflichtigen Radweg.

  • In Reutlingen wird auch rund um die Mess-Station "manipuliert":

    Das peinliche Theater hätte man sich sparen können, wenn man von vorneherein bei der Wahl des Standortes für den Messcontainer ein bisschen weniger masochistisch den Worst-worst-case gewählt hätte - was ja angesichts des sehr breiten Ermessenspielraums, den die Aufstellungsrichtlinen gewähren- durchaus richtlinienkonform gewesen wäre. Merke: niemand wird davon gesünder, wenn man die Messstation manipuliert. Es wird aber auch niemand davon kränker, wenn man die Station unnötig nah an Hotspots rückt.

  • In Reutlingen wird auch rund um die Mess-Station "manipuliert":

    In den Kommentaren finden sich so einige Schmankerl:

    "Leider war am Drehtermin die Mooswand schon abgebaut, die man vor die Messstation gebaut hatte. Das Moos ist halt an den Abgasen "erstickt""

    "Ha ! Ist in Braunschweig genau das selbe : An der Rathaus-Meßstation wurde die Straße auf eine Spur verengt, so das sich der Verkehr halt eine Ampel vorher staut. Und besonders stolz ist die Stadt auf die Ring-Meßstation - die ist nämlich mit der Ampelschaltung gekoppelt, so das bei schlechten Luftwerten der Verkehr "rechtzeitig" vor der Station ausgebremst wird !"

  • "Leider war am Drehtermin die Mooswand schon abgebaut, die man vor die Messstation gebaut hatte. Das Moos ist halt an den Abgasen "erstickt""

    An 45 µg NO2/m³ erstickt kein Moos.

    Die Station steht doch direkt neben dem Fenster von einem Wohnhaus. Wenn man wissen möchte, wie die Luft für die Anwohner ist, dann muss die Station genau da stehen.

    Wenn man das messen müsste, muss man im Schlafzimmer messen.:saint:

    Langversion: Die von Immissionen ausgehende Gesundheitslast ist ein statistisches Phänomen. Man wird von 41µg NO2/m³ nicht schlagartig todkrank, während man bei 40 noch das ewige Leben genießt. Die Beziehung zwischen Immissionen und Erkrankungen ist stufenlos gleitend. Infolgedessen geht es auch nicht darum, die Luftbelastung in einer einzelnen Wohnung oder an einem anderen konkreten Ort akribisch unter irgendwelche Grenzwerte zu drücken, sondern darum, durch Deckeln der Immissionen insgesamt die statistische Lebenserwartung der Gesamtpopulation wenn möglich geringfügig anzuheben.

    Zur Deckelung der Immissionen hat die EU vorgegeben, was und wo gemessen werden soll, und welche Grenzwerte dann dafür gelten sollen. Das meint aber *nicht*, dass bei einer örtlichen Verletzung dieser Grenze die sich dort aufhaltenden Personen stantepede "vergiftet" würden. Erwähnte ich schon, dass die Beziehung zwischen Immissionen und Gesundheitslasten lediglich ein statistisches Phänomen ist, das wenn überhaupt, erst bei Beobachtung einer ausreichend großen Stichprobe spürbar wird?:evil:

    Einmal editiert, zuletzt von Th(oma)s (20. August 2020 um 13:11)

  • In Spandau: Zwei Radfahrer bei Unfällen in Berlin getötet

    Der Sprinter kam im ersten Fall von links aus der Brüderstraße (T30), Radfahrerin muss auf der Aufpflasterung rechts der Fahrbahn dem Verlauf der Pichelsdorfer folgend die Brüderstraße gequert haben. Offen ist noch, ob sie dabei regelkonform schob oder regelwidrig als Gehwegradlerin unterwegs war und in welcher Richtung sie sich dabei bewegte.

    Im zweiten Fall fuhr die Radfahrerin auf dem Altstädter Ring über die Radwegfurt geradeaus, während die Autofahrerin von rechts kam und nach rechts in den Altstädter Ring einbog. Es gibt eine separate Rechtsabbiegerampel, aber mir ist noch unklar, ob dort "feindliches Grün" im Verhältnis zum Verkehr auf dem Altstädter Ring besteht. Ansonsten muss einer von beiden bei "rot" gefahren sein.