• Ich weiß nicht, wie du jetzt immer auf den Punkt "keine medizinische Hilfe zu erwarten" kommst. Das haben weder Gerhart , noch ich so geschrieben. Was ich mit "selbst Schuld" meinte, war lediglich, dass sie nicht erwarten dürfen, dass sich alle anderen Menschen weiterhin an Hygieneauflagen halten, um die Ungeimpften zu schützen.

    Was den Punkt "keine medizinische Hilfe" in der Sache angeht: Es ist unzweifelhaft so, dass sich Menschen die sich nicht Impfen lassen selbst gefährdet haben. Allerdings ist es bisher in unserem solidarischen Gesundheitssystem so, dass auch Menschen die sich selbst gefährdet haben (sei es durchs Fettfressen, Rauchen oder irrsinnige Extremsportstunts, oder eben nicht impfen lassen), medizinische Hilfe erhalten. Ich sehe nicht, warum ausgerechnet dieser Punkt hier eine Ausnahme sein sollte. Ob das so gut und richtig ist (das auch Selbstgefährder Hilfe erhalten), kann man sicherlich diskutieren. Das wäre aber eher eine Grundsatzdiskussion über das Gesundheitswesen, die nichts mit diesem Thema zu tun hat.

    Die von dir genannten Punkte wurden alle schon angezweifelt und sind in der einen oder anderen Form zum Diskussionsgegenstand gemacht worden. Siehe zum Beispiel hier:

    "Leonhard Kuckart, Stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU-angegliederten Senioren-Union, regte an, Personen mit Übergewicht und Raucher in der Krankenversicherung und der Pflegeversicherung stärker zur Kasse zu bitten."

    https://www.krankenkassenzentrale.de/magazin/kranke…hr-zahlen-43416

    Im Falle von Zahnersatz wurden sogar sehr restriktive Maßnahmen ergriffen, die dazu führen können, dass Zahnersatz-Krankenkassenleistungen nicht mehr erbracht werden.

    Deshalb hatte ich durchaus die Befürchtung, dass Gerhart mit der Bemerkung, die Nicht-Geimpften seien selber Schuld, wenn sie an Corona erkranken, weit über das Ziel hinausschießt. Aber Gerhart hatte ja im vorigen Beitrag klar gestellt, dass es ihm nicht um spezifische Konsequenzen geht.

    Trotzdem bleiben eine Reihe von Problemen, so dass man keineswegs davon sprechen kann, bald sind alle geimpft und das Thema Corona ist gegessen. Und wer sich nicht impfen lässt, ist selber Schuld:

    "Impfpflicht-Diskussion

    -Können Arbeitgeber die Impfung verlangen?" ZDF vom18.1.21

    https://www.zdf.de/nachrichten/wi…tgeber-100.html

    Das Thema ist übrigens nicht so neu:

    "Kann der Chef die Grippeimpfung anordnen?

    Die Grippewelle naht. Der Arbeitgeber will seinen Mitarbeitern eine Impfung anbieten. Darf er das auch anordnen? Ulf Weigelt antwortet in der Arbeitsrechtskolumne."

    Die Zeit vom 31.10.2012 (also lange vor Corona)

    https://www.zeit.de/karriere/beruf…ww.google.de%2F

    Immerhin gab es in Hannover diese Berichtserstattung über den Chef einer Bäckerei-Kette:

    "Gerhard Bosselmann aus Hannover hat sich am Freitag im Internet weit verbreitet und für Rührung gesorgt. Der 63-jährige bangt wegen der Coronavirus-Krise um seine Existenz und die Jobs seiner Mitarbeiter.

    Unter Tränen richtete er deshalb einen Appell an seine Kunden, weiterhin zum Bäcker zu gehen. Doch am Samstag wurde bekannt, dass Bosselmann intern Mitarbeiten mit fristloser Kündigung droht, sollten sie „leichtsinnig“ krank werden.

    „Krankmeldungen wegen Erkältung ohne Fieber werden nur mit vorgelegter Corona-Testierung akzeptiert. Andernfalls werden wir keine Lohnfortzahlung zahlen“, heißt es in einem Schreiben an die Belegschaft, ..."

    Welt vom 21.3.20

    https://www.welt.de/vermischtes/ar…Entlassung.html

    Außerdem kündigte Boßelmann an:

    "Wer in seiner Freizeit nicht ernsthaft und strikt zu Hause bleibt, sich auf Party, Kindergeburtstagen usw. oder Treffen mit Freunden leichtsinnig infiziert, gefährdet die Firma und die Kollegen. Diese Mitarbeiter werden sofort (!) fristlos entlassen wegen schwerer Unternehmensschädigung."

    ntv vom 22.3.2020

    https://www.n-tv.de/panorama/Emoti…le21660289.html

    Aber solche "spezifischen Konsequenzen" hatte Gerhart ja nicht gemeint. Der Chef der genannten Bäckereikette war da schon sehr früh sehr viel weiter. Und was plant der Backereiketten-Chef jetzt? Wer keine Corona-Schutzimpfung nachweisen kann, der erhält keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall?

  • Bei diesem Bäckereikettenchef wird es glaube ich mal Zeit, dass ein Arbeitsgericht dem mal was auf die 12 gibt.

    „Krankmeldungen wegen Erkältung ohne Fieber werden nur mit vorgelegter Corona-Testierung akzeptiert. Andernfalls werden wir keine Lohnfortzahlung zahlen“, heißt es in einem Schreiben an die Belegschaft, ..."

    Vor allem sollte er sich mal daran gewöhnen, dass ihn die Diagnose eines kranken Mitarbeiters im Regelfall nichts angeht (ob der nun "Erkältung ohne Fieber" oder Dünschiss, oder sonst was hat). Wenn ein zugelassener Arzt den Mitarbeiter krank schreibt (und auf der AU steht ja nicht die Diagnose), hat der Chef das erstmal zu akzeptieren.

  • Wie stark auch immer moralischer Druck Menschen dazu bewegen mag, sich impfen zu lassen, oder wieviel institutioneller Druck auch immer aufgebaut werden kann, in Amerika setzt man verstärkt auf Anreize:

    "Gewinne! Gewinne! Gewinne! Erst gegen Corona geimpft werden, dann losfliegen. So versucht man in einigen amerikanischen Bundesstaaten die Menschen zu motivieren, sich piksen zu lassen. Unternehmen verlosen Flüge oder Tickets für den nächsten Super Bowl. Es gibt Gutscheine, etwa für Restaurants oder Museen. Die Erfolge dieser Strategie sind indes: durchwachsen."

    t-online vom 8.7.2021: "Debatte über neue Anreize - Geld für Impfung? "Ein dreistelliger Betrag sollte es sein""

    https://www.t-online.de/nachrichten/pa…e-es-sein-.html

    Die Expertin für Gesundheitskommunikation Katharina Schmid-Küpke empfiehlt dagegen: "Wichtig ist, den Menschen zu verdeutlichen, wie wichtig die eigene Impfung für die Gemeinschaft ist." Nach dem Motto: Wenn du dich impfen lässt, sinkt das Risiko für alle. Am besten funktioniere die Kommunikation über Multiplikatoren, die einen direkten Draht zu bestimmten Gruppen haben. "Da besteht ein ganz anderes Vertrauen, als wenn sich dort eine fremde Fachperson hinsetzt und Fragen beantwortet", so Schmid-Küpke.

    Bedenklich finde ich den nächsten Satz: "Die Wissenschaftlerin betont, wie wichtig Gespräche mit vertrauenswürdigen Personen generell für die Impfbereitschaft seien. Die Hausärztinnen und -ärzte und deren Rat hätten einen besonderen Stellenwert. "Trotzdem darf man die nicht vergessen, die keinen Zugang zu einem Hausarzt haben", sagt Schmid-Küpke." (ebenda)

    Im Klartext: Weil man in den vergangenen Jahren das Gesundheitssystem kaputt gespart hat, bzw. es versäumt hat, eine medizinische Versorgung in der Fläche und in allen gesellschaftlichen Schichten sicher zu stellen, und weil man das auch nicht so schnell leisten kann in kurzer Zeit, sollen Impfprämien es richten. :(

  • "Um ganz ehrlich zu sein, ich würde gar keinen finanziellen Anreiz setzen. Viel besser ist im Fall der Impfverweigerung eine Steuerung über das Risiko: Wer sich nicht gegen Corona impfen lassen möchte, muss auch die Corona-Behandlung selbst bezahlen, sollte er oder sie erkranken. Das halte ich für das beste Mittel, um auch Impfgegnern einen Anreiz zu setzen, sich impfen zu lassen. Außerdem ist das auch im Sinne des Krankenkassensystems: Mit der Impfverweigerung verletzen Personen das Solidarprinzip der Krankenversicherung, und deshalb sollten sie auch nicht auf die Solidarleistung zurück­greifen dürfen, sollten sie selbst verschuldet später an Covid-19 erkranken."

    rnd vom 9.7.21: "Psychologe fordert ungewöhnliche Strafe für Impfverweigerer"

    https://www.rnd.de/gesundheit/cor…HNMDWWY2EY.html

    Und wer als Autofahrer oder Beifahrer Opfer eines Verkehrsunfalles wird, der muss ebenfalls seine Behandlungskosten selbst berappen? Er hätte ja nicht mit dem Auto fahren müssen, weiß doch jeder, wie unfallträchtig die Autofahrerei ist.

    Zusatzbemerkung nach Gerharts Traurig-Emoji:

    Gerharts Traurig-Emoji gibt mir zu denken. Und deshalb für alle Fälle, um nicht missverstanden zu werden: Weder den Vorschlag des Psychologen, das ist der Text in Anführungszeichen, halte ich für richtig, noch den Vorschlag, dass Autofahrer im Falle eines Unfalles ihre Behandlungskosten selbst bezahlen müssen. Deshalb auch das Fragezeichen dahinter.

    Ich denke es sollte keine Hürden geben, einen Hausarzt zu konsultieren (alle gesellschaftliche Schichten, Versorgung in der Fläche). Und die sollten bezahlte Zeit haben, um mit ihren Patienten sprechen zu können. Dass es nicht so ist, ist allerdings wirklich traurig.

    2 Mal editiert, zuletzt von Ullie (10. Juli 2021 um 08:04) aus folgendem Grund: Titel des rnd-Artikels eingefügt Zusatzbemerkung im letzten Absatz

  • Der Mensch ist nicht besonders gut darin, Risiken abzuschätzen. Daher wird das Autofahren gesellschaftlich gar nicht als gefährlich gesehen. Mit deutlich größerer Selbstverständlichkeit würde man dem unbehelmten Radfahrer seine Behandlungskosten verweigern, weil er sich fahrlässiger Weise bei seinem unverantwortlichen Hochrisikosport von einem unter akutem Parkdruck leidenden Fahrer eines Automobils hat dooren lassen.

    Traurig auch, dass das nur fast Satire ist.

  • Solange die Krankenkasse die Behandlungskosten an die Versicherten durchreicht, sollte das technisch kein Problem sein. Bei der Krankenkasse müssten eigentlich alle Daten über Alter, Vorerkrankungen und Impfstatus vorliegen. Keine Ahnung, ob die auch alle Daten verknüpfen (dürfen).

    Die nächste Idee, Impfunwillige zu motivieren, kommt vom Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung RLP: So sollten Ungeimpfte nicht in den Urlaub fahren dürfen.

    Als Nicht-Urlauber sehe ich mich hierzu nicht als meinungsbefugt.

  • Als Nicht-Urlauber sehe ich mich hierzu nicht als meinungsbefugt.

    Balkon hast du auch keinen? ^^

    Impfpflicht in manchen Berufen (z. B. Gesundheitssektor) halte ich für sinnvoll. Aber Krankenkassen sollten auch immer die Kosten für die Behandlung für Idioten übernehmen. Geht um's Prinzip und darum, gefährliche Dammbrüche zu vermeiden.

    Ungeimpfte sollen wegen mir auch Urlaub machen dürfen. Wir kriegen Corona nicht mehr weg, also gehört es eh zum allgemeinen Lebensrisiko, sich damit zu infizieren. Urlaubssperre wäre eine rein repressale Maßnahmen ohne direkten Nutzen.

    Laut ner aktuellen Umfrage (von der Blöd bezahlt) wollen sich 17% nicht impfen lassen. Von den AfD-Fans sogar 44% (ich hätte mit mehr gerechnet).

    Mal schauen, wie viele das dann tatsächlich bis zur 3. Spritze auch mitmachen.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Ungeimpfte sollen wegen mir auch Urlaub machen dürfen. Wir kriegen Corona nicht mehr weg, also gehört es eh zum allgemeinen Lebensrisiko, sich damit zu infizieren. Urlaubssperre wäre eine rein repressale Maßnahmen ohne direkten Nutzen.

    Kompliziert wird es, wenn man versucht, Maßnahmen gegeneinander aufzurechnen.

    Ich habe zum Beispiel im Bekanntenkreis festgestellt, dass es manchen Leuten total wichtig ist, jedes Jahr mindestens eine richtig weite Urlaubsreise (häufig mit Langstrecken-Flug) zu machen, andere dagegen fahren nur selten weit weg.

    Manche von den "Flug-Muffeln" freuen sich jetzt aber sehr, dass man in Hannover auf dem Wochenmarkt keine Maske mehr tragen muss. Da frag ich mich manchmal bei einem Wochenmarkt-trotzdem-noch-Maskenträger: "Ist das jetzt ein Statement pro Flugreisen, die gerne damit "erkauft" werden, dass auf dem Wochenmarkt die Menschen eine Maske tragen?

    Und wollen die "Masken-Muffel" deutlich machen, auf Flüge kann ich gern weiter verzichten, auf dem Wochenmarkt ohne Masken einkaufen gehen zu können ist mir wichtiger?

    Manchen Ungeimpften dürfte die Idee vom Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung jedenfalls ziemlich egal sein. Wer ohnehin keine oder nur sehr selten weite Reisen macht, für den ist es keine Repressalie, wenn er sie nicht machen darf.

  • Dann lass es doch einfach sein.

    Nein das lasse ich nicht, denn da steckt da steckt einiges dahinter. Ist mir eine gute Nahversorgung mit frischen Lebensmitteln vom Wochenmarkt etwas wert, so dass ich Lockerungen in diesem Bereich begrüße, oder nehme ich es in Kauf, dass immer mehr Menschen auch die Lebensmittel nur noch per Paket anliefern lassen, damit bei den Fluggesellschaften die Kasse brummt? Um nur ein Beispiel zu nennen.

  • Ich frage mich bei solchen Forderungen wie man zwischen Impfverweigerern und Menschen die sich nicht impfen lassen können unterscheiden will?

    Interessante Frage. Kommt wohl auch drauf an, wie die Forderungen begründet werden. Er hat es ja damit begründet, dass durch Ungeimpfte eine reale Gefahr besteht. In diesem Fall kann/soll/muss man eigentlich zwischen den beiden Fällen gar nicht unterscheiden. Denn derjenige, der nicht geimpft werden kann ist deswegen ja nicht weniger gefährlich.

    Eine andere Begründung wäre ggf. das man damit einen gewissen Impfdruck erzeugen will. Diese Begründung ist aber rechtlich sowieso höchst "schwierig". In dem Fall müsste man das natürlich irgendwie unterscheiden.

  • Wir kriegen Corona nicht mehr weg, also gehört es eh zum allgemeinen Lebensrisiko, sich damit zu infizieren.

    Das gilt aber erst, wenn jeder die Möglichkeit hatte, eine Immunität durch Impfung aufzubauen.

    Also wohl erst ab kommendem Dezember oder Januar (Zulassung Impfstoffe U12 im Oktober plus zwei Monate).

    Wenn man die Schutzmaßnahmen vorher einstellt, nimmt man ausgerechnet die Kinder von der gesellschaftlichen Solidarität aus.

  • Ist mir eine gute Nahversorgung mit frischen Lebensmitteln vom Wochenmarkt etwas wert, so dass ich Lockerungen in diesem Bereich begrüße, oder nehme ich es in Kauf, dass immer mehr Menschen auch die Lebensmittel nur noch per Paket anliefern lassen, damit bei den Fluggesellschaften die Kasse brummt? Um nur ein Beispiel zu nennen.

    Komm ich nicht mit, kann man mit Maske nicht einkaufen auf dem Wochenmarkt?

    Wo soll da die Verbindung sein?

    Ich kaufe mit Maske auf dem Markt, macht mir keine Probleme, fliege trotzdem möglichst wenig und habe momentan nicht vor, die nächste Jahre in den Urlaub zu fliegen.

  • Nein das lasse ich nicht, denn da steckt da steckt einiges dahinter. Ist mir eine gute Nahversorgung mit frischen Lebensmitteln vom Wochenmarkt etwas wert, so dass ich Lockerungen in diesem Bereich begrüße, oder nehme ich es in Kauf, dass immer mehr Menschen auch die Lebensmittel nur noch per Paket anliefern lassen, damit bei den Fluggesellschaften die Kasse brummt? Um nur ein Beispiel zu nennen.

    Aber pandemische Schutzmaßnahmen dazu zu missbrauchen, um "Wohlverhalten" in anderen Bereichen zu fördern macht ja auch wenig Sinn? Abgesehen davon, dass reines Wohlverhalten eh nie gefördert wird, sondern eher bestraft wird (finanziell).

    Speziell bei Wochenmärkten läge eine sinnvollere "Förderung" m.E. darin, wenn die Städte den Händlern die horrenden Standgebühren erlassen, damit die nicht auch noch dafür bezahlen müssen, dass sie ihr Zeug da anbieten können. Das hätte auch gar nichts mit Ebola Corona zu tun. :)

  • "Es geht jetzt in der Coronapandemie um einen Dreiklang: möglichst wenige Ansteckungen, möglichst wenige Erkrankungen, aber auch möglichst wenige Einschränkungen. Denn bei Letzteren handelt es sich um Eingriffe in die Grundrechte. Praktisch sollte die Politik deshalb für weitere Impfungen werben. Hoffentlich steigt die Zahl der Impfwilligen wieder an, wenn viele Leute aus dem Urlaub zurückkehren. Und die Tests auf Corona sollten so einfach wie möglich bleiben – also kostenlos."

    aus:

    Corona-Schnelltests nicht mehr gratis: Viel Freiheit, wenig Zwang

    Ab Oktober werden Coronatests kostenpflichtig. Es ist der falsche Weg, um Ansteckungen zu verhindern – und liefert „Querdenkern“ Argumente.

    in der taz vom 11.8.2021

    Corona-Schnelltests nicht mehr gratis: Viel Freiheit, wenig Zwang
    Ab Oktober werden Coronatests kostenpflichtig. Es ist der falsche Weg, um Ansteckungen zu verhindern – und liefert „Querdenkern“ Argumente.
    taz.de

    Was da jetzt von der Bund-Länder-Konferenz beschlossen wurde, in Bezug auf kostenpflichtige Corona-Tests, ist blanker Populismus von der übelsten Sorte. Da findet selbst eine Partei wie die AfD (wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen) noch ihren Meister. Auf die "Impfverweigerer" wird eingedroschen und das Ganze als Corona-Vorsorge-Maßnahme verkauft, um diejenigen zu umgarnen, die bereits geimpft sind oder das demnächst vorhaben.

    Wir (die Geimpften) haben vorgesorgt, ihr (Nichtgeimpften) aber nicht und dafür gehört ihr jetzt in die Pfanne gehauen. So oder so ähnlich mag manch Geimpfter denken. Zumindest ist es das Kalkül derjenigen Politiker, die jetzt den Spaltpilz säen und meinen damit Wählerstimmen generieren zu können.

    Es wurde oft und viel die Solidarität und der Zusammenhalt der Gesellschaft beschworen als eine Notwendigkeit, um erfolgreich die Corona-Pandemie zu überwinden. Das jetzt geplante Vorhaben, Nichtgeimpfte zahlen den Coronatest selber, oft unverblümt als "Strafmaßnahme" gutgeheißen, wird die Pandemie verschlimmern und verlängern und das Auseinanderdriften der Gesellschaft verstärken. Das war kein Heldenstück, was die Bund-Länder-Konferenz sich da geleistet hat.