• Besteht das Oberverwaltungsgericht darauf, dass wir mit hohen Inzidenzzahlen leben sollen, damit die Freiheit Nachtspaziergänge zu machen, nicht aufgehoben wird?

    Ich habe den Artikel nicht gelesen, abr wahrscheinlich wird der Grund für die Aufhebung die Verhältnismäßigkeit (wie schon so oft) sein. Hamburg hat da ja noch eine mildere Form gewählt, indem man noch als Einzelperson spazieren gehen bzw. Sport machen darf.

  • Ich habe den Artikel nicht gelesen, aber wahrscheinlich wird der Grund für die Aufhebung die Verhältnismäßigkeit (wie schon so oft) sein. Hamburg hat da ja noch eine mildere Form gewählt, indem man noch als Einzelperson spazieren gehen bzw. Sport machen darf.

    Vielen Dank für den Hinweis! Möglicherweise hat die Region Hannover die nächtliche Ausgangssperre also deshalb "vergeigt", weil sie keine Ausnahmegenehmigung für Solo-Spaziergängerinnen und Spaziergänger vorgesehen hat?

  • dann schildern Sie doch einfach den Eindruck, den Sie haben. Aber verzichten Sie bitte darauf zu behaupten, ich würde irgendwas behaupten, "ohne die Fakten zu kennen".

    Wenn ich für den Tübinger Modellversuch verantwortlich wäre, würde ich die Inzidenzwerte auch nicht zwischendurch veröffentlichen. Nicht, um "die Wahrheit" zu verschweigen, sondern um zu verhindern, dass jeder Youtube-Hobbyvirologe zuhause seine voreiligen Schlüsse zieht.

    Das könnte in zwei Richtungen schief laufen: Entweder weil die Inzidenzwerte in Tübingen gerade niedriger sind oder langsamer steigen als im restlichen Landkreis und das sofort überall Begehrlichkeiten wecken würde, die unter Umständen am Ende nicht haltbar sind. Aber auch anders herum besteht das Risiko, dass der Versuch unter dem Druck der öffentlichen Diskussion voreilig verworfen wird, obwohl er vielleicht Chancen aufgezeigt hätte.

    So lange die Infektionszahlen in Tübingen gerade nicht durch die Decke gehen, sollte man den Modellversuch in Ruhe zu Ende führen und anschließend die Ergebnisse offen kommunizieren.

  • Vielen Dank für den Hinweis! Möglicherweise hat die Region Hannover die nächtliche Ausgangssperre also deshalb "vergeigt", weil sie keine Ausnahmegenehmigung für Solo-Spaziergängerinnen und Spaziergänger vorgesehen hat?

    Nein, weil sie, und das ist doch aus dem Artikel herauszulesen

    1. nicht nachweisen kann, wie viele illegale Zusammenkünfte es überhaupt gibt

    2. die Stadt noch keine Maßnahmen (Polizei, Ordnungsamt z. B.) getroffen hat, oder zumindest davon nichts erzählt

    Es sollte das letzte Mittel sein, allen Ihre Bewegungsfreiheit zu nehmen, und das kann man halt nicht, weil man eine unbekannte Anzahl an Regelbrechern vermutet.

  • Möglicherweise hat die Region Hannover die nächtliche Ausgangssperre also deshalb "vergeigt", weil sie keine Ausnahmegenehmigung für Solo-Spaziergängerinnen und Spaziergänger vorgesehen hat?

    "Hausarrest" war das Schlimmste, was mein Vater mir antun konnte, noch viel schlimmer als Verprügeln: Denn das Leben endet hier und jetzt in einer Drecksbude, wo ich nichts tun kann, außer in die Ecke zu glotzen. Eine Zukunft gibt es erst, wenn der Tyrann tot ist!

    Schon mal drüber nachgedacht, warum 30 Minuten Nachsitzen für Schüler schlimm ist? Warum 5 Minuten auf dem Stuhl sitzen für Kitakinder eine fürchterliche, fast unmenschliche, Qual ist?

    Mir macht eine nächtliche Ausgangsperre heute nichts mehr aus. Aber hinter der Devise unserer Exekutive "Geht tagsüber brav arbeiten, aber bleibt nachts zuhause" steckt m.E. wirklich Null Gehirn.

  • Mir macht eine nächtliche Ausgangsperre heute nichts mehr aus. Aber hinter der Devise unserer Exekutive "Geht tagsüber brav arbeiten, aber bleibt nachts zuhause" steckt m.E. wirklich Null Gehirn.

    Da steckt gewiss nicht "Null Gehirn" dahinter. Man kann das vielleicht Mist finden, dass Arbeiten und Einkaufen prioritär möglichst vollumfänglich trotz Pandemie am Laufen gehalten werden sollen. Die umgekehrte Vorgehensweise jedoch wäre noch deutlich weniger zustimmungsfähig: Wir lassen Arbeit Arbeit sein und "feiern bis die Schwarte kracht"?

    Dabei ist genau das eine zukunftsfähige Perspektive, mehr freie Zeit ohne Konsum-Druck.

  • Ihr Weltbild scheint komplett schwarz-weiß zu sein, ohne jegliche Grautöne... :rolleyes:

    Mein Weltbild ist sehr bunt und farbenfroh, da geht deutlich mehr als Grautöne, trotzdem bin ich weder ein Traumtänzer noch ein grenzenloser Pessimist.

    Zurück zur aktuellen Diskussion:

    Die Piratenpartei - ja die gibt es noch - hat in einer Pressemeldung einen meines Erachtens zutreffenden Vergleich für die von der niedersächsischen Landesregierung trotz hoher Inzidenzwerte mit Hochdruck vorangetriebenen Modellkommunenversuche angestellt:

    "Piraten Niedersachsen sehen Modellkommunen als Büchse der Pandora"

    Presseportal vom 5.4.2021 https://www.presseportal.de/pm/76876/4881350

    Darin heißt es: "Sieht man sich die ausgewählten Kommunen anhand der Werte vom vergangenen Donnerstag an, liegen 13 in Gebieten mit einer Inzidenz über 50, Braunschweig sogar über 100.

    Dort Öffnungen vorzunehmen mit dem Wissen, dass wesentlich ansteckendere Mutationen wie B.1.1.7 auf dem Vormarsch sind, ist wie das Öffnen der Büchse der Pandora", warnt Thomas Ganskow, Vorsitzender der PIRATEN Niedersachsen und deren Spitzenkandidat zur Bundestagswahl 2021 nachdrücklich.

    Diese Meldung der HAZ von heute (8.4.2021) bestätigt die Kritik der Piratenpartei:

    "„Entspannte Lage“? Ärzte verweisen auf Höchststand an Corona-Patienten auf Intensivstationen

    Ministerpräsident Weil hält die Lage in den Krankenhäusern Niedersachsens für „entspannt“. Doch Mediziner warnen. Tatsächlich befinden sich landesweit 292 Menschen mit einer Covid-Infektion auf Intensivstationen – so viele wie nie."

    https://www.haz.de/Nachrichten/De…orona-Patienten

    Die geplanten Modellkommunen sollten am Montag, 12.4.2021, mit den Ladenöffnungen und den Öffnungen in der Außengastronomie starten. Es wird jedoch keinen gemeinsamen Start am Montag 12.4.2021 geben, ob es überhaupt einen gemeinsamen Starttermin der Modellkommunen geben wird ist unklar.

    Der NDR hat dazu folgende Liste veröffentlicht. Die Inzidenzwerte in Klammern sind vom 9.4.2021, 10:00Uhr, und von mir dazu geschrieben worden.

    Quelle: https://www.niedersachsen.de/Coronavirus/ak…_niedersachsen/

    "So ist der Stand der Dinge am Donnerstagmittag:

    Achim: Start am 16. April (LK Verden: 99,9)

    Aurich: Start am 16. oder 17. April (LK Leer: 115,4)

    Braunschweig: Start am 15. April, mehr Vorlauf für Betriebe (Braunschweig: 66,6)

    Buxtehude: kein konkreter Starttermin (LK Stade: 63,1)

    Cuxhaven: aktuelle Beratungen über den Zeitpunkt (LK Cuxhaven: 68,7)

    Einbeck: kein konkreter Zeitpunkt (LK Northeim: 43,1)

    Emden: aktuelle Beratungen über den Zeitpunkt (Emden: 84,1)

    Hann. Münden: 13. oder 14. April (LK Göttingen: 54,9)

    Hildesheim: Corona-Gipfel abwarten, Start frühestens 15. April (LK Hildesheim: 61,6)

    Lüneburg: Corona-Gipfel abwarten, kein konkreter Zeitpunkt (LK Lüneburg: 50,5)

    Nienburg/Weser: Start frühestens 15. April (LK Nienburg: 58,5)

    Norden: Start frühestens 15. April (LK Aurich: 61,2)

    Oldenburg: Corona-Gipfel abwarten, Start frühestens 19. April (LK Oldenburg: 105,4)"

    Vermutlich war es nicht unbedingt so sehr alleine die Warnung der Piratenpartei davor, "die Büchse der Pandora" zu öffnen, was dazu geführt hat, dass aus den geplanten Öffnungen am Montag, 12.4.2021, nichts wird. Fakt ist aber, dass die Piratenpartei mit ihrer Kritik an dem geplanten Modellkommunenprojekt richtig gelegen hat. Einen Ausflug ins benachbarte Buxtehude zum Kaffeetrinken in der Außengastronomie braucht nun kein Stader in Erwägung ziehen. ;) Da bleibt zunächst alles so dicht, wie gehabt. Und das ist gut so. Und was die übrigen Modellkommunen angeht, halte ich es für richtig, dass ein deutlich niedrigerer Inzidenzwert Voraussetzung sein muss, um den Modellversuch zu starten. Und bei der Durchführung der Modellversuche darf es auch keine Geheimhaltung der Inzidenzwerte geben. Es ist bereits jetzt im Vorfeld ein großes Versäumnis, dass keine konkreten Inzidenzwerte der jeweiligen Kommunen genannt werden. Die o. g. Zahlen sind jeweils die Zahlen des Landkreises, in denen die genannten Kommunen liegen. Das heißt in den jeweiligen Kommunen selbst können die Werte durchaus auch noch höher liegen, oder niedriger. Wenn die Modellversuche dennoch starten, ohne dass die konkreten Inzidenzwerte der beteiligten Kommunen selbst transparent und tagesaktuell kommuniziert werden, dann entwertet das den Versuche erheblich und schwächt deren Aussagekraft.

    Hier noch der Link zum NDR-Beitrag vom Donnerstag, 8.4.2021, indem auch ein kurzer Film zum Thema zu sehen ist:

    https://www.ndr.de/nachrichten/ni…ommunen110.html

  • Im Übrigen halte ich es für reichlich unkreativ, wenn man davon ausgeht, dass grundsätzlich nur Lockdowns und weitere Beschränkungen des Privatlebens geeignete Maßnahmen sind, um Infektionszahlen zu senken.

    Da ich davon ausgehe, dass Sie mir auch diese Worte im Mund verdrehen werden, möchte ich gleich hinterherschieben, dass auch ich in Anbetracht der steigenden Patientenzahlen auf den Intensivstationen glaube, dass wir gerade erst einmal mit deutlichen Maßnahmen die Zahlen in einen Bereich drücken müssen, der uns anschließend ermöglicht, neue Konzepte auszuprobieren (was im Übrigen auch voraussetzt, dass es sich wirklich um ein Konzept und nicht nur um Wunschdenken handelt).

    Das Argument, dass man abendliche oder nächtliche Partys nur durch eine allgemeine Ausgangssperre wirksam verhindern kann, muss ich genauso von der Hand weisen wie die Begründung meiner Lieblings-Verkehrsbehörde, dass man nur durch Umlaufsperren verhindern kann, dass Autos auf Geh- und Radwegen fahren. In beiden Fällen werden nämlich diejenigen eingeschränkt, die nicht das Problem verursachen.

  • Stader gehen sowieso nicht nach Buxtehude. Hannoveraner gehen ja auch nicht zum Kaffeetrinken nach Braunschweig :)

    Der war gut! (Auch wenn's nicht ganz stimmt. Zumindest bei mir nicht. Ich besuche immer wieder gerne Braunschweig.)

    Und dann gäbe es da ja auch noch Hildesheim, wo ich im letzten Sommer, sozusagen zwischen der ersten und der zweiten Welle im Eiscafé gesessen hatte. Ganz ehrlich so rückblickend betrachtet kann ich nicht sagen, dass mir damals der Gedanke gekommen wäre, dass geht jetzt eigentlich gar nicht, was du da machst, denn mit deinem Besuch in Hildesheim im Eiscafé trägst du dazu bei, dass die zweite Welle sich aufbaut.

    Bei den derzeit hohen Inzidenzwerten und den Appellen besonders aus der Medizin allerdings würde ich sicher nicht auf die Idee kommen, am Montag nach Hildesheim zu fahren, um den Start des Modellkommunenversuchs nicht zu verpassen. Aber der ist ja sowieso verschoben worden. Laut NDR ist der Start frühestens am Donnerstag, 15. April 2021.

    Bei dem zweiten, etwas längeren Beitrag, den Sie schreiben, habe ich den Eindruck, wir liegen gar nicht so weit auseinander mit unseren Einschätzungen.

    Nur was die nächtliche Ausgangssperre angeht, da weichen wir vielleicht voneinander ab. Aber ich habe da für mich auch noch keine abschließende Position zu gefunden.

    Sie schreiben:

    Das Argument, dass man abendliche oder nächtliche Partys nur durch eine allgemeine Ausgangssperre wirksam verhindern kann, muss ich genauso von der Hand weisen ...

    Ich bin mir nicht so sicher, ob nicht doch eine nächtliche Ausgangssperre nötig ist, um das Partytreiben einzustellen. Ich bin mir allerdings auch nicht sicher, ob überhaupt ein nächtliches Partytreiben in nennenswertem Umfang stattfindet.

    Andererseits sehe ich, dass viele Supermärkte in Hannover, besonders in sogenannten "Party-Stadtteilen" bis Mitternacht geöffnet haben und es im vollen Umfang möglich ist, auf Bier, Wein und Spirituosen zu Supermarktpreisen zuzugreifen. Im welchen Umfang davon Gebrauch gemacht wird, weiß ich wiederum nicht so genau. Die Auskünfte vom Verkaufspersonal waren nicht so ganz eindeutig. Und auf nächtliche "Feldstudien" hatte ich bislang keine Lust.

    Ich könnte mir gut vorstellen, dass es ein deutliches und unmissverständliches Zeichen wäre, wenn man zumindest den Alkoholverkauf ab 20:00 Uhr komplett einstellen würde. Ich hatte da auch schon den Marktleiter darum gebeten. Der hatte das aber abgelehnt.

    Wenn schon nächtliche Ausgangssperre, dann wäre es doch angebracht zuvor ein solches Verkaufsverbot für alkoholische Getränke nach 20:00 Uhr durchzusetzen. Und/oder eine Begrenzung der Ladenöffnungszeiten auf spätestens 22:00 Uhr. Und dann könnte man immer noch sehen, ob tatsächlich ein nächtliches Ausgehverbot Not tut.

    Vielleicht ist es aber auch so, dass es eine Menge Regelungen gibt, die sich erstmal gut anhören, aber bei genauerer Betrachtung ihre Tücken haben. Das war ja bei der sogenannten Osterruhe nicht anders.

    Was die nächtliche Ausgangssperre angeht: Die ist zwar in der Region Hannover vor Gericht gescheitert, aber zum Beispiel im Landkreis Celle hat sie Bestand: "Aktuell gehen die Kommunen in Niedersachsen unterschiedlich mit dem OVG-Urteil und damit mit den Ausgangssperre um. Der Landkeis Celle beispielsweise hält seine Anordnung weiter aufrecht. Das Verwaltungsgericht Lüneburg hatte die dortige Sperre als "voraussichtlich rechtmäßig" eingestuft." NDR vom 8.4.2021

    https://www.ndr.de/nachrichten/ni…corona7330.html

    Dort findet man diese Liste der Landkreise in Niedersachsen, die an der nächtlichen Ausgangssperre festhalten:

    Hier gelten in Niedersachsen aktuell noch nächtliche Ausgangssperren:

    Landkreis Celle Städte Celle und Bergen, Gemeinde Wietze, Samtgemeinde Flotwedel (30. März bis 13. April)

    Landkreis Cloppenburg (29. März bis 11. April)

    Landkreis Emsland (31. März bis auf Weiteres)

    Landkreis Gifhorn (2. April bis 16. April)

    Landkreis Leer (1. bis 9. April)

    Landkreis Oldenburg Gemeinden Großenkneten, Wardenburg und Stadt Wildeshausen (1. April bis 18. April)

    Landkreis Peine (30. März bis 13. April)

    Stadt Salzgitter (31. März bis 13. April)

    Landkreis Wesermarsch Gemeinden Lemwerder, Berne, Stadland, Jade sowie die Städte Elsfleth, Brake und Nordenham (31. März bis 9. April)

    Stadt Wolfsburg (2. bis 13. April)

    Stand: 8.4.2021

    Und dann ist es ja auch so, dass die Inzidenzzahlen unterschiedlich hoch sind. In der Region Hannover ist die aktuelle Zahl von heute (9.4.2021) bei 105,7 (Tendenz leicht fallend). Im Landkreis Stade zum Beispiel ist die Sieben-Tage-Inzidenz bei 81,7 (Tendenz steigend) obwohl die Supermärkte in Stade ohnehin nicht bis Mitternacht geöffnet haben.

  • Ich bin mir nicht so sicher, ob nicht doch eine nächtliche Ausgangssperre nötig ist, um das Partytreiben einzustellen.

    Ich habe ja nicht geschrieben, dass eine nächtliche Ausgangssperre nicht geeignet ist, Partys einzudämmen, Verstöße zu erschweren oder einfacher kontrollieren zu können. Trotzdem halte ich es für unangemessen, wenn ich nach 22:00 Uhr nicht mehr alleine oder mit meiner Frau vor die Tür gehen dürfte, damit andere keine Party machen können. Eine Ausgangssperre ist schon ein wirklich heftiger Eingriff in die Grundrechte und da muss auf jeden Fall die Frage der Verhältnismäßigkeit gestellt werden, solange es für Büro-Jobs keine verpflichtenden Home-Office Regelungen gibt.

  • Es gibt erstaunlich viele Zeitgenossen, leider auch in meinem Bekanntenkreis, die in ihren Mitmenschen (vulgo "Volk") mehrheitlich eine Horde verblödeter Idioten sehen. Aber innerhalb der Amtsträgerschaft seltsamerweise nicht, da sind es dann bestenfalls "einzelne schwarze Schafe". Die Volks-Idioten dagegen müssen unbedingt "geführt" werden, weil sie sonst wohl andauernd gegen Wände laufen und sich den Kopf stoßen würden.

    Woher dieser m.E. völlig unsinnige Pickelhauben-Gehorsam kommt - und warum er bis heute anhält - hat sich mir bis jetzt nicht erschlossen. Nach vielen gekauften Doktotiteln und korrumpierten Amtsträgern denke ich, dass es in Wirklichkeit eher andersrum ist.

  • Es gibt erstaunlich viele Zeitgenossen, leider auch in meinem Bekanntenkreis, die in ihren Mitmenschen (vulgo "Volk") mehrheitlich eine Horde verblödeter Idioten sehen. Aber innerhalb der Amtsträgerschaft seltsamerweise nicht, da sind es dann bestenfalls "einzelne schwarze Schafe". Die Volks-Idioten dagegen müssen unbedingt "geführt" werden, weil sie sonst wohl andauernd gegen Wände laufen und sich den Kopf stoßen würden.

    Woher dieser m.E. völlig unsinnige Pickelhauben-Gehorsam kommt - und warum er bis heute anhält - hat sich mir bis jetzt nicht erschlossen. Nach vielen gekauften Doktotiteln und korrumpierten Amtsträgern denke ich, dass es in Wirklichkeit eher andersrum ist.

    "Wir sind das Volk", war die politische Parole, mit der bei den Montagsdemonstrationen in der ehemaligen DDR die SED-Diktatur herausgefordert wurde, die ihrerseits den Begriff "Volk" für die Staatsorgane in Anspruch nahm. So gab es in der ehemaligen DDR, die Volksdemokratie mit einer "Volksarmee" und einer "Volkspolizei".

    In den Jahren davor, während der Nazi-Diktatur, warst du ein Volksgenosse, oder eben nicht, weil du zum Beispiel einer den Nazis missliebigen "Rasse" angehört hast und deshalb kein Mitglied der Volksgemeinschaft sein durftest.

    Konnte man in den Spätjahren der DDR die Parole "Wir sind das Volk" noch sympathisch finden, dann wandelte sich das zumindest in meiner Erinnerung dann, als die Parole umgewandelt wurde in "Wir sind ein Volk", um möglichst schnell eine Wiedervereinigung herbeizuführen, bei der es sehr bald für viele nur noch darum ging, das vermeintlich "Versäumte" während der Zeit der DDR-Diktatur endlich nachzuholen.

    Dieser große Nachholbedarf machte vor dem Geschehen im Straßenverkehr nicht halt, was Zum Beispiel Klaus Gietinger in seinem Buch "Totalschaden" zu dem Hinweis veranlasst hat, dass die Zahl der tödlich verunglückten Verkehrsunfallopfer in der unmittelbaren Nachwendezeit die Zahl der Mauertoten bei weitem überstieg. Da kann man dann schon mal auf die Idee kommen zumindest einen großen Anteil der autofahrenden Mitmenschen mehrheitlich als "eine Horde verblödeter Idioten"*) zu sehen.

    *)Zitat Pepschmier.

    Und was die "verblödeten Idioten" in der Amtsträgerschaft angeht: Das kannst du ja bei REZO nachhören, dass es die gibt.

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    Nur dass REZO meines Erachtens falsch liegt, wenn er glaubt, eine breite Bevölkerungsmehrheit erwarte jetzt umgehend einen möglichst umfänglichen "Lockdown" und ein Ende des andauernden Hoch- und Runterfahrens in Restaurants, Kaufhäusern und Kulturbetrieben sowie Schulen und Kitas. Dieser Wunsch nach dem notwendigen "harten Lockdown", der auch von vielen Medizinern und anderen Wissenschaftlern gefordert wird, stößt beim "Volk" nicht auf die Gegenliebe, die notwendig wäre um ihn erfolgreich umzusetzen.

    und was den "Pickelhaubengehorsam" angeht: Niedersachsens Ministerpräsident mimt derzeit den Öffner und sehr viel stärker noch der Ministerpräsident des Saarlandes Hans, schielen damit auf breite Zustimmung beim "Volk". Währenddessen wetteifern gerade Laschet und Söder mal wieder. Diesmal um den Titel des Ober-Schließers, um damit Volksverbundenheit auszudrücken.

    Wenn ich mir dann noch vergegenwärtigen muss, dass die Querdenker, Pegida, AfD, sowie Alt- und Neonaziszene bei ihren Demos "Wir sind das Volk" für sich reklamieren, dann hab' ich genug Gründe beisammen, um den Begriff "Volk" und die ihn für sich reklamieren mit größter Vorsicht zu begegnen.

    Schau dir mal diesen rund 11 Monate alten SpiegelTV-Beitrag an:

    https://www.spiegel.de/panorama/spieg…c5-8ab3111d6046

    Titel: Wir sind das Volk

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (9. April 2021 um 20:10) aus folgendem Grund: Rechtschreibkorrekturen

  • Im Übrigen halte ich es für reichlich unkreativ, wenn man davon ausgeht, dass grundsätzlich nur Lockdowns und weitere Beschränkungen des Privatlebens geeignete Maßnahmen sind, um Infektionszahlen zu senken.

    Sehr richtig. Ich finde hierzu die Position der WHO sehr vernünftig und würde die jederzeit so unterschreiben:

    WHO recognizes that at certain points, some countries have had no choice but to issue stay-at-home orders and other measures, to buy time.

    Governments must make the most of the extra time granted by ‘lockdown’ measures by doing all they can to build their capacities to detect, isolate, test and care for all cases; trace and quarantine all contacts; engage, empower and enable populations to drive the societal response and more.

    WHO is hopeful that countries will use targeted interventions where and when needed, based on the local situation.

    Also Lockdowns nur kurz um Zeit zu kaufen und dann gezielte Maßnahmen zu machen. Eigentlich sollte also über ein Jahr nach Pandemiebeginn schon lange kein Lockdown mehr nötig sein bei vernünftigem Pandemiemanagement.

  • Ein Problem bei diesen "Lockdown-Maßnahmen" ist, dass sehr schnell besonders Gewerbetreibende sich zu Wort melden und auch Gerichtsprozesse anstrengen, die dazu führen, dass Richter Maßnahmen beenden, bevor sie ihre volle Wirkung entfaltet haben. Juristisch scheint das oft zu wirken. Und politisch ist es relativ einfach für Gewerbetreibende, sich als Opfer überzogener Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung darzustellen.

    Es wird auf finanzielle Einbußen und dem Wegbrechen von Geschäftsmodellen hingewiesen und der finanzielle Ruin als Schreckgespenst inszeniert.

    Ich will das jetzt gar nicht bewerten. Fakt ist aber, dass dadurch nicht mehr als ein Dauer-Lockdown "light", wie Yeti es beschreibt, möglich ist.

  • Haben Sie einen Vorschlag, wie Gewerbetreibende, deren Gewerbe seit März letzten Jahres still steht, anders vorgehen sollen?

    Brauchen Sie kein Geld?

    Leben Sie von den Radieschen auf ihrem Balkon?

    Edit Peter Viehrig: Beleidigung entfernt.

    Einmal editiert, zuletzt von Peter Viehrig (12. April 2021 um 00:33)

  • Tja, das Pensionärs-Pärchen, das mit seinem neuen VW-E-Auto zum Ferienappartement im südfranzösischen Montepllier fahren wollte, dabei mehr Zeit als geplant brauchte sich deshalb offiziell bei A. Scheuer beschwert hat, hat offenbar ganz andere Probleme als die Gewerbetreibenden, die den finanziellen Ruin als Schreckgespenst inzenieren.

    https://www.businessinsider.de/wirtschaft/mob…h-frankreich-i/

    Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Ich spars mir für einen der Gewerbetreibenden auf, der verhindert, dass rechtswidrige Maßnahmen ihre volle Wirkung entfalten können. :)

  • Tja, das Pensionärs-Pärchen, das mit seinem neuen VW-E-Auto zum Ferienappartement im südfranzösischen Montepllier fahren wollte, dabei mehr Zeit als geplant brauchte sich deshalb offiziell bei A. Scheuer beschwert hat, hat offenbar ganz andere Probleme als die Gewerbetreibenden, die den finanziellen Ruin als Schreckgespenst inzenieren.

    https://www.businessinsider.de/wirtschaft/mob…h-frankreich-i/

    Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Ich spars mir für einen der Gewerbetreibenden auf, der verhindert, dass rechtswidrige Maßnahmen ihre volle Wirkung entfalten können. :)

    Der Businessinsider meint übrigens, 26 Stunden seien unerwartet wenig gewesen, denn "ganze" an dieser Stelle bedeutet "nur".

    Zitat

    Denn die Rentner brauchten für die eigentlich 790 Kilometer lange Fahrt ganze 26 Stunden.

    Davon abgesehen, gäbe es eine wunderbare Möglichkeit, um da mit einem E-Auto hinzukommen, selbst ohne Ladestationssuche: Aber leider hat die Deutsche Bahn die Autoreisezüge abgeschafft - die hätten von Hamburg und Frankfurt aus Avignon und Narbonne angesteuert. Wir hatten gefragt, ob man die vielleicht in Zukunft mit Ladestationen bestücken möchte - keine Antwort.