Sie haben ein bedenkliches Demokratieverständnis.
Und auch, wenn Sie das vielleicht jetzt überrascht, aber ich war nie anderer Meinung, als das Kursiv-Geschriebene.
Warum Sie mir ein "bedenkliches Demokratieverständnis" unterstellen ist mir schleierhaft. Es ist doch gerade ein Merkmal der Demokratie, dass Grundeigentum eben nicht bedeuten darf, dass derjenige, dem der Grund gehört, daraus vorbehaltlos Vorrechte ableiten kann gegenüber Menschen ohne Grundeigentum. Und genau das würde doch geschehen, wenn man Menschen mit Grundeigentum das Vorrecht erlauben würde mit Sprengstoffartikeln zu hantieren und Silvesterfeuerwerk abzubrennen, das aus gutem Grund in eine erhöhte Gefahrenklasse eingestuft ist und deren Verkauf und Gebrauch das ganze übrige Jahr verboten ist.
In den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg gab es eine große Wohnungsnot aufgrund der zerbombten Städte und der vielen Flüchtlinge. Deshalb wurde damals eine Wohnraumzwangsbewirtschaftung durchgeführt, so dass Menschen mit Grundeigentum in Form von Mietwohnungen nicht mehr die freie Wahl hatten, wieviele Menschen sie als Mieter in eine Wohnung aufnehmen. Und gerade Mietfragen sind bis heute noch Jahr für Jahr ein viel diskutiertes politisches heißes Eisen. Zum Beispiel wenn es um Kündigungsschutz geht oder um Maßnahmen gegen Spekulantentum.
Wer in diese Diskussionen ganz pauschal und ohne jede Zugeständnisse die Eigentumsrechte absolut setzt, verteidigt nicht die Demokratie, sondern untergräbt sie.
Jedenfalls ist es schön, dass wir uns in dem in meinem vorigen Beitrag kursiv geschriebenen Teil einig sind. Was jetzt kommt ist die Diskussion darüber, ob auch in den folgenden Jahren die alljährliche Sondererlaubnis zu Silvester Sprengstoff in Form von Silvesterfeuerwerk der Klasse F2 zu verkaufen und damit zu hantieren dauerhaft ausgesetzt wird.
Das würde ich sehr begrüßen! Aber ich befürchte, dass sich massiv die Besitzer von Produktionsanlagen und Händler von pyrotechnischen Produkten zu Wort melden werden und von "kalter Enteignung" sprechen werden. So wie sich ja auch die Autobesitzer, -Hersteller und -Händler immer wieder sehr massiv mit dieser Polemik in die Diskussion einschalten, wenn es darum geht, Dieselfahrverbote in den Städten zu erlassen. Und an der Stelle frage ich mich dann immer wieder: Warum ein Diesel-PKW-Besitzer der "Dreck-Klasse 1A" Gehör findet, während an Autoabgasen erkrankte Menschen, denen die Gesundheit enteignet wurde, rechtlos bleiben.