Das war's: Wir wurden quasi aus dem Bureau geschmissen. Ab Montag ist bei uns Teleheimarbeit angesagt, vorerst für eine Woche, aber mein weiß ja nie.
Ich muss zugeben, dass mich diese ganze Entwicklung momentan in ihrer Geschwindigkeit vollkommen überfordert. Letzte Woche hieß es noch, wir mögen bitte unser Notebook mit nach Hause nehmen, nur für den Fall der Fälle. Gestern hieß es plötzlich, wir müssten nun eine Woche lang von zu Hause bleiben. Heute munkelt man in der Belegschaft angesichts der Nachrichtenlage, dass es vielleicht gar nicht mal bei einer Woche bleibt. Immerhin haben wir in der IT-Branche die Chance, von zu Hause zu arbeiten, das geht in vielen anderen Bereichen nicht mal im Ansatz.
Am Anfang der Woche war ich noch zuversichtlich, gerade jetzt zu diesem Zeitpunkt in Falkensee aus der Bahn zu steigen, bei der Critical Mass mitzufahren und anschließend 333 Kilometer zurück nach Hamburg abzureißen. Nur: Die Critical Mass Falkensee findet nicht stat und mit der Bahn soll man auch nicht mehr so richtig fahren:
In den letzten Tagen habe ich nebenbei noch etwas an einer Übersichtsseite für das bundesweite Kidical-Mass-Wochenende am 21. und 22. März gearbeitet. Die Touren finden nicht mehr statt.
Die Critical-Mass-Touren am letzten Freitag im Monat werden wohl sehr klein ausfallen, in bei der Critical Mass Hamburg, die im März 20 Jahre alt wird, wird schon eine „offizielle Absage“ diskutiert, sofern denn eine solche Absage überhaupt offiziell erfolgen kann. Vor ein paar Tagen habe ich noch Pressevertretern gegenüber erklärt, was eine Critical Mass ist und warum wir fahren und so weiter und so fort.
Gestern waren die Züge zwischen Kiel und Hamburg rappelvoll, heute morgen, an einem Freitag (!), waren wir im ICE 73 beinahe allein. Es geht alles so schnell und es fühlt sich so sehr nach Endzeit-Sci-Fi an, eigentlich fehlt nur noch irgendein Nachrichtensprecher, der uns alles Gute und Gottes Segen wünscht und anschließend wird der Sendebetrieb eingestellt.
Für mich bedeutet Teleheimarbeit eine ganz wesentliche Änderung: Theoretisch vier Stunden mehr Schlaf pro Nacht. Ich kann anschließend erstmal eine Runde Laufen gehen, in Ruhe Frühstücken, dann arbeite ich vier Stunden, esse Mittag, arbeite noch mal vier Stunden, dann ist Feierabend und ich muss nicht noch anderthalb Stunden bis nach Hause gurken. Ich glaube, nach ein paar Tagen wird mir diese fehlende Trennung zwischen Arbeit und Freizeit auf die Nerven gehen.
Und was ist, wenn aus Präventionsgründen das morgendliche Laufen nicht mehr stattfindet? Oder ich keine Radtouren mehr unternehmen kann, die bei mir ja im Regelfall auch eine Bahnfahrt beinhalten?
Puh. Und was mir am meisten Sorge bereitet: Nicht nur das Virus breitet sich mit extremer Geschwindigkeit aus, sondern auch unsere Gegenmaßnahmen. Bislang machte ich mir Sorgen, wie wohl unsere Welt im Angesicht des Klimawandel in 20 Jahren aussieht, nun wundere ich mich, ob ich Mittwoch wohl noch einkaufen gehen kann. Und was mir dann noch mehr Sorge bereitet: Was passiert denn eigentlich mit so genannten Risikogruppen, also Menschen, die nicht so fit oder jung sind wie ich? Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es solchen Menschen ergeht, wenn plötzlich doch nicht so ganz klar sein könnte, ob man ohne gesundheitliche Risiken noch einkaufen gehen darf.
Nun ja. Ich bin mal gespannt, wie es weitergeht. Wie ergeht es euch denn bislang so?