Noch mehr Internet-Bedrohungen

  • Man kommt ja heutzutage kaum noch hinterher mit den ganzen Bemühungen der Europäischen Union und nationalen Regierungen zur Regulierung des Internets.

    Die österreichische Bundesregierung will Ausweiszwang im Internet einführen und ich muss wohl nicht lange erklären, welche Auswirkungen das hat. Es geht der Bundesregierung offenbar vor allem um die Einschränkung der Kommentarspalten beim Standard, wobei die Anhänger der FPÖ eigentlich auch nicht gerade die allerfeinste Prosa ins Internet tippen und von einem Klarnamenzwang ebenso abgeschreckt werden könnten. Und selbst wenn das zu weniger Hass im Netz führt, sind wieder einmal die Anforderungen an die Betreiber zur Verizifierung der Benutzer und die Einhaltung eines entsprechend hohen Datenschutzniveaus für die meisten kleinen Webseiten nicht zu leisten.

    Man kann wohl nicht leugnen, dass das der österreichischen Bundesregierung ganz gut in den Kram passen könnte.

    Unser lieber Horst Seehofer muss mithalten und hat sich einen Gesetzesvorschlag ausgedacht, der mit Worten kaum zu beschreiben ist: Bis der Widerstand gebrochen ist

    Da sind immerhin alle Juristen einer Meinung, was ja gemeinhin eher selten passiert: Absoluter brandgefährlicher Murks. Man mag sich kaum vorstellen, was die AfD im Falle einer Regierungskoalition mit der Union mit diesen Werkzeugen alles anstellen könnte.

  • Schon traurig, die Demontage der Grundrechte interessiert kaum jemanden während gleichzeitig die Freiheit ohne Tempobeschränkung im Stau auf der Autobahn stehen zu dürfen mit allen Mitteln verteidigt wird.

    Doomsday: It's nature's revenge for what we've done (Chris Pohl)

  • Die österreichische Bundesregierung will Ausweiszwang im Internet einführen und ich muss wohl nicht lange erklären, welche Auswirkungen das hat. Es geht der Bundesregierung offenbar vor allem um die Einschränkung der Kommentarspalten beim Standard, wobei die Anhänger der FPÖ eigentlich auch nicht gerade die allerfeinste Prosa ins Internet tippen und von einem Klarnamenzwang ebenso abgeschreckt werden könnten. Und selbst wenn das zu weniger Hass im Netz führt, sind wieder einmal die Anforderungen an die Betreiber zur Verizifierung der Benutzer und die Einhaltung eines entsprechend hohen Datenschutzniveaus für die meisten kleinen Webseiten nicht zu leisten.

    Ich befürworte ein System, das Doppelanmeldungen wirksam verhindert, aber dabei die Anonymität der Nutzer nahezu nicht einschränkt.

    Wenn sich also jemand arg danebenbenimmt, fliegt er einfach permament raus.

    Ich hatte schon die Idee, einen entsprechenden Dienst auf Basis vom elektronischen Personalausweis oder anderen Identitäten (z. B. Konto-Daten oder Mobilfunknummern) zu bauen. Den Dienst könnte man anderen Webseiten kostenpflichtig anbieten; deren Aufwand wäre nicht hoch, die Kosten sehr überschaubar.

    Direkte Anmeldung mit Klarnamen an jeder Webseite ist Unsinn. Der Aufwand ist in der Tat viel zu groß.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Ich hatte schon die Idee, einen entsprechenden Dienst auf Basis vom elektronischen Personalausweis oder anderen Identitäten (z. B. Konto-Daten oder Mobilfunknummern) zu bauen.

    Dito. Es ist auf Dauer nicht realistisch, dass der Staat einen Raum duldet, in dem Menschen im Fall von Straftaten nicht eindeutig identifizierbar sind.

    Das echte Leben bietet hier eigentlich einen ganz schönen Kompromiss zwischen Identifizierbarkeit und Anonymität:

    • Die Polizei kann jederzeit die Identität von bestimmten Personen feststellen.
    • Der Aufwand dafür ist aber so hoch, dass es nur selten ohne Anlass gemacht wird.

    Nun müsste man nur noch eine Technik finden, die das auf das Internet überträgt. Ist leider gar nicht so einfach. Aber das ist "nur" ein technisches Problem.

    Im Netz gibt es noch ein viel grundsätzlicheres Problem: Straftaten im Internet sind dauerhafter. Eine Owi oder Straftat im echten Leben findet statt und verjährt anschließend irgendwann. Jugendsünden werden so vergessen. Typische Netzvergehen wie Urheberrechtsverletzungen, Datenschutzverstöße u.ä. bleiben viele Jahre online und können dem "Täter" sicherlich auch Jahre (Jahrzehnte) später noch auf die Füße fallen. Das ist ein Problem, das die Gesellschaft diskutieren müsste.

  • Dito. Es ist auf Dauer nicht realistisch, dass der Staat einen Raum duldet, in dem Menschen im Fall von Straftaten nicht eindeutig identifizierbar sind.

    Typische Netzvergehen wie Urheberrechtsverletzungen, Datenschutzverstöße u.ä. bleiben viele Jahre online und können dem "Täter" sicherlich auch Jahre (Jahrzehnte) später noch auf die Füße fallen. Das ist ein Problem, das die Gesellschaft diskutieren müsste.

    Die "Vergehen", um die es hier geht sind hauptsächlich Urheberrechtsverletzungen, Beleidigungen, Trollen, usw. Diese rechtfertigen in den allermeisten Fällen keine Strafverfolgung. Rausschmiss genügt.

    Man braucht die Anonymität nicht aufheben, um die Probleme in Griff zu kriegen.

    Echte Straftaten wie Betrug oder Handel mit illegalen physischen Gütern, bei denen das Internet nur Hilfsmittel ist, müssen die Strafverfolger mit herkömmlichen Mitteln bekämpfen. Oder Gesetze ändern, dass bestimmte Güter (Cannabis) legal werden.

    Die Polizei kann jederzeit die Identität von bestimmten Personen feststellen.
    Der Aufwand dafür ist aber so hoch, dass es nur selten ohne Anlass gemacht wird.

    Die Polizei sucht sich die Anlässe wenn sie will. Geschätzt hat die Polizei schon 10x meinen Ausweis verlangt.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Auf gar keinen Fall. Solange mir niemand die Sicherheit der einzelnen Foren garantieren kann würde eine eindeutige Identifikation bedeuten, dass es Menschen gibt die nicht mehr überall teilnehmen können oder wollen.

    Wenn jemand meine Teilnahme im Forum für Radverkehr, Boxengassentickets, Demenz und der Selbsthilfegruppe für Alkoholismus (ich behaupte hier mal: das waren willkürliche Beispiele) zusammenführen kann oder auch nur könnte - dann bin ich raus.

    Auch einige Treffen in der wirklichen Welt können nur anonym erfolgreich arbeiten.

  • Wenn man nett zu den PolizistInnen ist, können die sogar nur anhand einer EC-Karte die Identität feststellen. Passiert, wenn man am Wochenende nur mal eben Bargeld holt und in der Bank gleichzeitig irgendwo stiller Alarm ausgelöst wurde.

  • Ich befürworte ein System, das Doppelanmeldungen wirksam verhindert, aber dabei die Anonymität der Nutzer nahezu nicht einschränkt.

    Wenn sich also jemand arg danebenbenimmt, fliegt er einfach permament raus.

    Ich hatte schon die Idee, einen entsprechenden Dienst auf Basis vom elektronischen Personalausweis oder anderen Identitäten (z. B. Konto-Daten oder Mobilfunknummern) zu bauen.

    Auf eine solche Datenhalde so aufzupassen, dass dort NIE NIE NIEMALS UNTER KEINEN UMSTÄNDEN irgendwelche unauthorisierten Zugriffe erfolgen ist IMHO unmöglich. Und falls es kein Hack ist, der das "nahezu" aus der Betrachtung entfernt, wird es früher oder später ein Gerichtsbeschluss sein.

  • Auf eine solche Datenhalde so aufzupassen, dass dort NIE NIE NIEMALS UNTER KEINEN UMSTÄNDEN irgendwelche unauthorisierten Zugriffe erfolgen ist IMHO unmöglich. Und falls es kein Hack ist, der das "nahezu" aus der Betrachtung entfernt, wird es früher oder später ein Gerichtsbeschluss sein.

    Entsprechend vorausplanen, dann geht das alles. Auch ein Gerichtsbeschluss kann nicht erzwingen, Daten herauszugeben, die man gar nicht hat.

    Personalausweis fällt übrigens raus. Um ein Diensteanbieter nach Personalausweisgesetz zu werden, braucht man erstmal einen großen Haufen Geld, Größenordnung 50k€.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Sicher?

    Ja. Man kann unmögliche Dinge nicht erzwingen.

    Außerdem ist der Vergleich nicht gut. Posteo betreibt einen Kommunikationsdienst, für den besondere Gesetze gelten. Wenn man davon ausgeht, dass sich der Account-Inhaber zu einem späteren Zeitpunkt nochmal einloggt, kann man natürlich technische Vorkehrungen treffen, dessen IP-Adresse dann zu protokollieren.

    Und zu guter Letzt habe ich eine technische Lösung beschrieben. Man kann immer Gesetze erlassen, die solche Lösungen verbieten.

    Meine Idee ist es, dass man keine solchen Gesetze erlassen braucht.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, jetzt noch einen x-ten Thread zu eröffnen, aber Zensursula is back und hat natürlich ihre Agenda von vor zehn Jahren mitgebracht. Damals ging es um die berühmten Internetsperren gegen Kinderpornographie, die technisch und fachlich absolut unzureichend waren, jetzt soll natürlich seitens der Europäischen Union wieder irgendwas irgendwie gefiltert werden, weil es im Internet ja keine rechtsfreien Räume geben dürfe.

    Ich bin mir sicher, die Frau bekommt trotz ihrer angeblichen Überzeugung für Europa meine Politikverdrossenheit auf ein ganz neues Level angehoben.