Infrastruktur: gelungene Lösungen und positive Beispiele

  • Mir fehlt hier noch ein Thema mit Beispielen für richtig gelungene Infrastruktur :)

    Die Dafne Schippersbrug in Utrecht z. B. wurde vor knapp 2 Jahren eröffnet, fand hier im Forum aber wohl noch keine Erwähnung.

    This unique design integrates a bicycle and pedestrian bridge with a school and a park into one cohesive whole.

    The cycle path atop a school

    Enabling cycling is all about removing barriers. With the opening of a major cycle bridge last week, Utrecht did just that. You can now cycle from the city centre to a huge residential development (that already houses 82,000 people) via the shortest route possible and you cycle atop a school!

    Welche herausragenden Positivbeispiele fallen euch ein?

  • Die Dafne Schippersbrug in Utrecht z. B. wurde vor knapp 2 Jahren eröffnet, fand hier im Forum aber wohl noch keine Erwähnung

    Vorigen Sommer wurde vermeldet, dass die Brücke jetzt mit einer Fußbodenheizung ausgestattet wird, um bei Frost die Fahrbahn abzutauen. Offensichtlich hatte es bereits mehrere Unfälle deswegen geben.

    Obwohl die Aufrüstung von deutschen Radwege-Aktivisten großartig als Feature vermarktet wurde, dient die Nachbesserung wie üblich nur der Kompensation von radwegetypischen Problemen, die man bei Fahrbahnführung gar nicht erst gehabt hätte.

  • […] dient die Nachbesserung wie üblich nur der Kompensation von radwegetypischen Problemen, die man bei Fahrbahnführung gar nicht erst gehabt hätte.

    Bei allem Verständnis für dein Lieblingsargument: Es gab dort keine Fahrbahn, auf der man den Radverkehr hätte führen können. Die Brücke war ein kompletter Neubau, die nächsten Querungsmöglichkeiten sind > 1 km entfernt und brächten ca. 3 km Umweg mit sich (reinzoomen, dann sieht man die Radwege der Hogeweidebrug im Norden und Meernbrug im Süden). Was hätte man tun sollen? Eine Brücke für motorisierten Verkehr bauen, damit der im Winter für genug Reibungswärme auf der Oberfläche sorgt, um die Frostprobleme zu lindern? :rolleyes:

    Einmal editiert, zuletzt von foobar (29. März 2019 um 10:58)

  • Jep, seh ich auch so. ;)

    Brücken haben allgemein ein besonders ausgeprägtes Glätteproblem. Das wird - und da ist die Kritik von Thomas zum Teil berechtigt - ja vor allem durch teils recht intensiven Winterdienst bekämpft. Zumindest auf priorisierten Straßen - wo man als Fahrbahnradler dann die Vorzüge des Mischverkehrs genießen darf. ;) Beim Winterdienst auf Radwegen (ob nun straßenbegleitend oder eigenständig) ist man bekanntermaßen deutlich nachlässiger. Wohl auch in den Niederlanden.

  • Welche herausragenden Positivbeispiele fallen euch ein?

    Mit Trennung von Fußgängern, Winterdienst und vor allem sinnvoller Anbindung an wichtige Ziele? Tatsächlich keine, die ich herausragend nennen würde.

    Sowas hab ich allenfalls bisher in Kopenhagen und Århus live gesehen. In Deutschland wird sowas immer irgendwo hingebaut, wo eh grad Platz war. Und endet dann wieder in kritischer Infrastruktur. Um mal bei Maltes Beispiel zu bleiben. Die Veloroute 10 endet momentan auf einem linksseitigen Gehweg mit ungeklärter Benutzungserlaubnis neben einer Schrottfahrbahn.

  • ine Brücke für motorisierten Verkehr bauen, damit der im Winter für genug Reibungswärme auf der Oberfläche sorgt, um die Frostprobleme zu lindern? :rolleyes:

    Das wäre ja ziemlich blöd, wenn wir jetzt für die Antriebswende statt für die Verkehrswende sein müssten, damit uns die Autofahrer weiterhin die Fahrbahnen frei fahren können ... :/

  • Es gab dort keine Fahrbahn, auf der man den Radverkehr hätte führen können. Die Brücke war ein kompletter Neubau, die nächsten Querungsmöglichkeiten sind > 1 km entfernt und brächten ca. 3 km Umweg mit sich (reinzoomen, dann sieht man die Radwege der Hogeweidebrug im Norden und Meernbrug im Süden). Was hätte man tun sollen? Eine Brücke für motorisierten Verkehr bauen, damit der im Winter für genug Reibungswärme auf der Oberfläche sorgt, um die Frostprobleme zu lindern? :rolleyes:

    Der Punkt ist, dass bei Radinfra erstmal ein paar Leute zu Schaden kommen müssen, bevor sie den Risiken nachträglich angepasst wird. So kennt man das auch von Trixi-Spiegeln, Abbiegeverboten, getrennten Grünphasen oder vollständigem Kreuzungsumbau nach Rechtsabbiegerunfällen, oder bei Z.205 für Radverkehr bzw. Warntafeln "gefährliche Kreuzung" oder "Radfahrer kreuzen" für Kraftverkehr an notorischen Vorfahrtverletzungsstellen...

    Solche "Bananen-Infra" ("reift bei Benutzung":P) kommt eben bei Fahrbahnen für Kraftverkehr gar nicht erst vor.

  • So "unique" ist das Prinzip der Brücke in Utrecht gar nicht, in München gibts seit über 10 Jahren den Max-Hirschberg-Weg, der mittels Brücke und dem Dach eines Gebäudes (sowie dem Deckel einer Bahnstrecke) zwei Parks (und die angrenzenden Wohngebiete) miteinander verbindet. Natürlich hat das einen anderen Maßstab und ist insg. eher funktional als ikonisch entworfen, aber das Prinzip ist das gleiche. Auf der Strava Heatmap sieht man auch, dass der Weg sehr gut angenommen wird.

  • Man könnte vielleicht über tolle Fahrbahnen berichten, da gibt es häufiger mal welche.

    Gelungene Infrastruktur speziell für Radverkehr ist in Deutschland ausgesprochene Mangelware und, wenn überhaupt, dann praktisch nur bei Überlandstrecken zu finden. Diesen Radschnellweg im Ruhrpott finde ich durchaus über weite Strecken gelungen, aber auch da nur mit Einschränkungen. Auch die niederländische finde ich meist eher nicht so prickelnd, abgesehen von einigen guten Radfernwegen, die es dort geben soll, ich aber noch nie selbst gesehen oder gar befahren habe.

    Des weiteren soll es in Asien hin und wieder herausragende Radverkehrsinfrastruktur geben, die ich aber nur aus irgendwelchen Videos kenne. Ich war noch nie in Asien.

    Also nein, da kommt nicht viel zum Thema zusammen.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

    Einmal editiert, zuletzt von Peter Viehrig (4. April 2019 um 11:08)

  • Radschnellweg im Ruhrpott

    http://www.rs1.ruhr/

    Gelungene Infrastruktur speziell für Radverkehr ist in Deutschland ausgesprochene Mangelware […] Also nein, da kommt nicht viel zum Thema zusammen.

    Mir ging’s gar nicht um DE – sonst hätte ich das erwähnt und nicht ausgerechnet eine Brücke in Utrecht als Beispiel genommen. Mir ging’s um herausragende Radverkehrsinfrastruktur, es können „Leuchtturmprojekte“ sein, müssen aber nicht.

  • Solche "Bananen-Infra" ("reift bei Benutzung" :P ) kommt eben bei Fahrbahnen für Kraftverkehr gar nicht erst vor.

    Selbst wenn du das „erst“ durch ein „mehr“ ersetzt, stimmt das nicht. Es gibt auch heute (mit mindestens gut 70 Jahren Erfahrung) noch Fehlplanungen für motorisierten Verkehr, nur sind die Planer weitaus erfahrener, so dass der Anteil vernichtend gering sein dürfte. Um beim Beispiel zu bleiben: Taumittelsprühanlagen oder beheizte Fahrbahnen dürfte es in den 50ern auch nicht an allen relevanten Stellen gegeben haben …

    Perfekte Infrastruktur von 0 auf gleich ohne Erfahrungswerte wird wohl niemandem gelingen. Viel wichtiger ist, aus den Fehlern zu lernen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.

  • Für mich (auf dem "Land") ist im Grunde jeder eigenständige asphaltierte, von klassifizierten Straßen abgesetzte(!) "Radweg" ein Beispiel für "gute Infra". Wenn es als "Ausgleich" dafür keine [Zeichen 254] gibt. In vielen Gegenden gibt es ja beispielsweise auch haufenweise asphaltierte Forst- und Feldwege, die auf vielen Relationen Abkürzungen darstellen; leider fehlt oft nur die straßenverkehrsrechtliche Freigabe. In meiner (topopraphisch klar strukturierten) Heimat gibt es bspw. auch deshalb so wenige straßenbegleitende Radwege, weil es vielerorts möglich ist, den "ängstlicheren" Radverkehr auf (überwiegend asphaltierte) Feld- und Waldwege zu verweisen, die auf der gegenüberliegenden Talseite liegen. Somit bleibt einem hier stets die Wahl, wo man fahren will. Und wenn tatsächlich mal eine Straße wegen Bauarbeiten gesperrt wird, hat man (im Gegensatz zum Kfz-Verkehr) eine brauchbare Alternative.

    Ich fahr ja auch Mountainbike - für mich sind somit alle Feld-, Waldwege und selbst schmale Pfade brauchbare "Rad-Infra". Viele Radfahrer sind zu sehr darauf fixiert, dass immer alles ausdrücklich als "Radweg" bezeichnet werden oder zu 100 % "legal" befahrbar sein muss. Dabei ist fast alles mit dem (passenden) Rad befahrbar. Man muss sich auch im Kopf frei von diesen Fesseln machen...! 8)

  • Zitat

    Dabei ist fast alles mit dem (passenden) Rad befahrbar. Man muss sich auch im Kopf frei von diesen Fesseln machen...! 8)

    Auf gar keinen Fall. Wo ich in meiner Freizeit und zu meinem Vergnügen durchs Unterholz fahre ist Freizeit. Da mag das etwas anderes sein. Wir reden hier aber von Infrastrukturlösungen. Dazu gehören Dinge, auf denen ich ein Ziel erreichen kann. Zum Beispiel den Arbeitsplatz (da mosern wir hier ja häufig am meisten), aber eben auch den Supermarkt und den Biergarten und so.

    Und dort bin ich nicht bereit, mir von der Struktur das Fortbewegungsmittel vorschreiben zu lassen. Es kann nicht sein, dass ich das Mountainbike brauche um ein Ziel zu erreichen. Das muss auch mit dem Trekkingrad (und eigentlich auch mit dem Rennrad) gehen. Dem KFZ wird ja auch nicht gesagt: um hier weiter zu kommen brauchst halt ein SUV.

    Kleine Einschränkung: Auch der Sportwagen akzeptiert gelegentlich eine Bordsteinkante, die das Weiterkommen nicht erlaubt. Von daher nehme ich die nicht asphaltierten Wege entlang des Main-Donau-Kanals hin. Da würde ich gerne gelegentlich mit dem Rennrad entlang - es macht aber keinen Spaß. Mit einem "normalen" Alltagsrad geht es aber, mit dem Mountainbike sowieso.

  • Jeder Weg und Pfad ist doch "Infrastuktur" - auch wenn jene nicht speziell für Radzwecke entstanden ist? Okay, vermutlich rede ich als Landei jetzt wieder an den typischen Sorgen und Nöten der Großstadtbewohner vorbei... ;)

    Auf gar keinen Fall. Wo ich in meiner Freizeit und zu meinem Vergnügen durchs Unterholz fahre ist Freizeit.

    Hmmm. Versteh ich nicht. Warum muss man "Freizeit" derart strikt von... ja, was eigentlich....? "Unfreizeit" trennen? Ich erledige quasi alle meine "Alltags"-Sachen während meiner "Freizeit"-Touren. Sogar, wenn ich mal einen Termin bei ner Straßenverkehrsbehörde hab, dreh ich vorher oder danach meine tägliche Runde...

    Dazu gehören Dinge, auf denen ich ein Ziel erreichen kann. Zum Beispiel den Arbeitsplatz (da mosern wir hier ja häufig am meisten), aber eben auch den Supermarkt und den Biergarten und so.

    Ich kann bspw. mit dem MTB im Vergleich zum öffentlichen Straßennetz auf vielfältige Weise "abkürzen", auch zu dem ein oder anderen Supermarkt oder Biergarten.

    Und dort bin ich nicht bereit, mir von der Struktur das Fortbewegungsmittel vorschreiben zu lassen. Es kann nicht sein, dass ich das Mountainbike brauche um ein Ziel zu erreichen.

    Das meine ich mit der Befreiuung von gedanklichen Fesseln. ;) Das verlangt ja auch keiner. Du könntest aber eben das an Waldwege-"Infra" nutzen, was da ist...!? Wenn das halt nur mit dem MTB geht, warum nicht? Darauf zu hoffen, dass (nur) "für ein paar Radfahrer" wirklich alles an Wegen glattasphaltiert wird, wird wahrscheinlich in Frustration münden. Ja, ich würde mir das in vielen Fällen auch wünschen. Aber solange bestimmte Wege halt nur mit dem MTB befahrbar sind, nutze ich sie halt auch mit dem MTB. Vor allem, wenn ich mir dafür 2, 5 oder 10 km Umweg über klassifizierte Straßen spare...

    Insofern ist das bei dir umgekehrt: Du lässt dir über das Fortbewegungsmittel vorschreiben, welche Struktur (Wege) du überhaupt befährst. Und bist damit deutlich weniger flexibel.

    Hab zufällig grade zu dem Thema heute Vormittag was gebloggt. ;)

  • Pirminator

    Alles schön und gut. Mach doch einfach ein Thema dazu auf. Meine Intention habe ich hoffentlich klar genug dargelegt. Man kann sie mutwillig missverstehen, man kann aber auch einfach mal nichts schreiben, wenn man zum eigentlichen Thema nichts beizutragen hat.

    Mit deinem Wohnort oder den „Sorgen und Nöten der Großstadtbewohner“ kannst du noch so oft kokettieren, mit dem Thema hat das wenig zu tun. Ich wohne seit 2014 (wieder) „auf dem Land“ und hier sieht’s vermutlich nicht wesentlich anders aus als bei dir in der Gegend. Nichtsdestotrotz interessieren mich gelungene Beispiele für dedizierte Radverkehrsinfrastruktur – egal wo auf der Welt sie zu besichtigen sind. Es geht mir also gerade nicht um die von dir angesprochenen Wege, die sowieso schon da sind und mit welchem Rad auch immer genutzt werden können. Es geht explizit um für den Radverkehr angelegte Infrastruktur. Wenn jetzt jemand Bahntrassenradwege erwähnte, wäre das zwar für mich nur am Rande interessant, aber immerhin on topic.

  • Meine Intention habe ich hoffentlich klar genug dargelegt. Man kann sie mutwillig missverstehen, man kann aber auch einfach mal nichts schreiben, wenn man zum eigentlichen Thema nichts beizutragen hat.

    Ohje - ich bitte vielmals um Verzeihung, dass ich den Begriff "Radinfrastruktur" betreffend ganz andere Vorstellungen als du zu haben scheine...! :rolleyes:

    Es geht explizit um für den Radverkehr angelegte Infrastruktur.

    Da besteht halt dein Denkfehler. Aber sei es drum. Viel an "positiven Beispielen" wird man dir wohl nicht nennen können... :evil: