Hannover: 40 Minuten Blockade in der Fahrradstraße

  • Wohin bedingungslose Solidarität führt, wurde gerade in einem Paketshop deutlich. Mustafa hat sich vorschriftsgemäß geweigert, eine Krankenkarte als Identitätsnachweis zu akzeptieren und das Paket nicht rausgegeben. Zwei Stunden später kamen 10 polizeibekannte Extremisten vorbei und haben sowohl den Laden zerlegt als auch Mustafa verprügelt.

    Mir sind Leute lieber, die Handlungen hinterfragen, bevor sie sie unterstützen.

    Ach DAS war der Anlass für den neuesten Polizeiüberfall auf die Rigaer Straße samt wiederholtem Aushebeln des Rechtsstaates und plumpem Versuch eines nicht legitimierten Anwaltes, das Gebäude unbewohnbar zu machen?

    https://www.tagesspiegel.de/themen/reporta…n/23640874.html

    https://www.neues-deutschland.de/artikel/110576…hr-geweckt.html

    Na, da hätten sich ein paar SEK-ler aber auch mal fragen sollen, für wen sie da marschieren und ob sie es mit ihrem Diensteid vereinbaren können, den Anwalt der Betroffenen an der Präsenz bei der Hausdurchsuchung zu hindern.

    (P.S.: Ob die Polizei mal in ähnlichem Stil bei Vonovia nach gefälschten Nebenkostenabrechnungen und anderen Betrügereien an Mietern suchen würde?)

    Zum Thema »Wer hatte Recht« schreibt der Berliner Kurier:

    Zitat

    Wer (s)ein Paket abholen will, muss sich natürlich ausweisen können, theoretisch auch beim Nachbarn. Vor allem Händler, die durch den Paket-Zusatz-Service Kunden anlocken wollen, sollten sich absichern: „Beim Trickbetrug bei der Bestellung von Waren zulasten von Dritten steht auch eine mögliche Haftung des Ladeninhabers im Raum“, so die Verbraucherzentrale Berlin. Darum muss in Post-Filialen ein „gültiger Personalausweis oder ein entsprechendes Ausweisdokument“ vorgezeigt werden. Bei Hermes hingegen reicht der Reisepass, ebenso ein EU-Führerschein wird im PaketShop akzeptiert. Und auch die DPD-Vertriebspartner kontrollieren Lichtbildausweise, um Betrug zu verhindern. Im Zweifelsfall, raten die Zusteller, solle der Händler aber immer erst die Servicenummer anrufen, bevor er sich weigert, ein Paket auszuhändigen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, eine andere Person mit der Abholung zu beauftragen. Aber auch diese muss einen Ausweis dabei haben!

  • P.S.: Ob die Polizei mal in ähnlichem Stil bei Vonovia nach gefälschten Nebenkostenabrechnungen und anderen Betrügereien an Mietern suchen würde?

    Bei den meisten anderen Hausdurchsuchungen genügt zum Glück eine überschaubare Anzahl von Polizisten. Nur in der Rigaer werden leider solche Massen zum Schutz benötigt.

  • Ersteres! Und was heißt in dem Zusammenhang denn schon "effektiv"? Hin und wieder muss / kann man ein paar Minuten opfern, um auf die alltägliche Rücksichtslosigkeit im Verkehr hinzuweisen. Rosa Parks wird das ähnlich gesehen haben, als sie im damals Bus auf ihrem Platz sitzen blieb...

    "Effektiv" war es doch - ein alltäglicher Vorgang wurde öffentlich und wir (und viele andere) diskutieren nun drüber. Schade und bezeichnend, dass kein anderer Radfahrer dort solidarisch war. Aber Solidarität hat man im Rahmen eines bestimmten politischen Leitbildes den Leuten inzwischen ja eh völlig ausgetrieben...

    Der Vergleich mit Rosa Parks ist zwar sehr bombastisch aber ich lasse ihn trotzdem gelten. Allerdings weiß ich nach wie vor nichts darüber, ob das eine Reaktion aus der Situation heraus war. Das vermute ich nach wie vor. Bei Rosa Parks hingegen war es schon so, dass das ganze nicht ganz zufällig stattfand. Und es hatte ja auch die Konsequenz, dass Rosa Parks inhaftiert wurde. Dadurch kam die Sache dann ja auch erst so richtig ins Rollen. Immerhin wird man nicht gleich inhaftiert, wenn man in einer solchen Situation mit seinem Rad stehen bleibt. Und laut dem HAZ-Artikel gab es auch keine Anzeige gegen keinen der beiden Verkehrsteilnemer, weder für die Radfahrerin noch für den LKW-Fahrer und seinen Beifahrer. Den Gefallen hat der Polizei wohl keinem gegönnt. Die hatten wohl keine Lust, die Sache zu vertiefen.

    Dass das mit der Solidarität bei Rosa Parks damals besser aussah, glaube ich übrigens nicht. Und wenn man das ganze in konkrete Forderungen umdenkt, dann müssten im Fall der von einem LKW blockierten Fahrradstraße eigentlich auch die Frage gestellt werden, warum da auf der Straße Autos parkten. Zumal die Anwohner der Straße eigene Stellplätze auf ihren Grundstücken haben. Und leider bin ich mir sicher, dass im Falle, dass diese Parkplätze aufgehoben werden würden, sehr viele sich zu Wort melden würden, um dagegen zu protestieren. Bloß würde ich das dann nicht mit Rosa Parks Aktion vergleichen.

  • In dem Fall: möglichst viel für den Radverkehr erreichen. Dazu gehören insbesondere die Mobilisierung auf der eigenen Seite und auch die Gewinnung von neuen Mitstreitern bzw. Beeinflussung möglichst vieler Menschen im eigenen Sinn. Und deshalb die Meinung von reinen Autofahrern eben nicht egal. Denn es sind einfach viele.

    Rosa Parks war die Meinung der weißen Omnibusbenutzer sicher auch nicht egal. Und das waren sicher auch ziemlich viele. Entscheidend ist jedoch bei einer guten Idee nicht unbedingt, wie viele sie haben, sondern dass diejenigen, die sie haben, die Idee vorantreiben. Und die systematische Benachteiligung von Radfahrern in der Verkehrsplanung anzuprangern ist eine richtig gute Idee. Und wenn eine solche Aktion die Nachdenklichen unter den Autofahrern zum Nachdenken anregen, dann ist schon eine ganze Menge gewonnen. Auch wenn viele andere Autofahrer oder eine deutliche Mehrheit der Autofahrer auf die Radfahrerin schimpfen.

  • Nochmal Ähm: Das Ganze geschah in einer Fahrradstraße...

    Zudem gilt, dass wer auf seiner Fahrbahnseite ein Hindernis vor sich hat, warten muss. Genau das hat der Lkw-Lenker nicht getan.

    Hatte neulich die analoge Situation in einer 30er-Zone. Habe mich leider nur aufgeregt und Platz gemacht.

    Denn die Prolos im Kleinlaster haben mich definitiv gesehen.

  • (...) Bezeichnend ist allerdings auch, dass die Polizei dann die Radfahrerin angewiesen hat, dem Lkw-Lenker (der ja noch einen Einweiser als Beifahrer hatte) Platz zu machen. Völlig falsches Signal. (...)

    Ja, das regt mich auch am meisten auf. Da wird der LKW Fahrer und viele andere sich drauf berufen, dass die Polizei das so entschieden hat und es genauso nachmachen, bzw. aussitzen.

  • Man sollte vielleicht den Vorgang des Herbeiführens einer Situation von dem des Auflösens einer Situation trennen. Dann sieht man klarer.

    Dem LKW-Fahrer kann man wegen des Herbeiführens der Situation eine Owi aufdrücken, wenn man nachweisen kann, dass er dies schuldhaft getan hat.

    Und beim Auflösen der Situation kann man sich an den halten, der das mit dem geringsten Aufwand und der geringsten Gefährdung für sich selbst und Dritte tun kann. Nun ratet mal, wer das regelmäßig ist.

    Darüber braucht man sich nicht aufzuregen, es genügt, mal nüchtern darüber nachzudenken.

    bye
    Explosiv smilie_be_131.gif

  • Wenn der Staat keine Strafe verhängt, dann lernt es der LKW-Fahrer tatsächlich nie. Meiner Erfahrung nach (Berlin), werden die Anzeigen aber tatsächlich verfolgt und praktisch alle Kraftfahrer zahlen die Strafen. Denn meines Wissens nach führt ein Widerspruch gegen die Strafe ziemlich direkt vor Gericht. Und da bin ich nur sehr selten.

    Wenn das in anderen Städten nicht so ist, müsste man da ansetzen. Denn dann funktioniert der Rechtstaat einfach nicht richtig.

    Die Alternative, das Recht selbst in die Hand zu nehmen, finde ich regelmäßig nur so lange verlockend, wie ich selbst der einzige bin, der es tut.

    So sehr ich diesem Idioten es auch gönne :)

  • Nein, ich gönne es auch diesem "Idioten" nicht. Das entspricht absolut nicht meinem Rechtsverständnis. Knöllchen+Abschleppen würde ich ihm gönnen, denn damit hätte er rechnen müssen. Aber verprügeln, danach ins Krankenhaus zu müssen, ggf. für immer Narben zu haben, nunja, dann können wir auch Dieben wieder über die Hand fahren.

  • Hier der np-Kommentar zur mutigen Radfahrerin, die sich nicht den Schneid hat abkaufen lassen, einem LKW-Fahrer die Stirn zu bieten! http://www.neuepresse.de/Hannover/Meine…icht-konsequent

    Der NP-Kommentar dokumentiert die verbreitete Autofahrersicht: Fahrradstraßen sind ja schön und gut, aber nur dann, wenn sie nur ganz vereinzelt eingerichtet werden und möglichst nur dort, wo es keinen Autofahrer in irgendeiner Form benachteiligt. Also am liebsten irgendwo im Naturschutzgebiet.

    Die NP (Neue Presse) ist die Ergänzung zur HAZ die zweite große Lokalzeitung in Hannover. Wenn es darum geht, die Autofahrerinteressen zu wahren und zu verteidigen sind beide Presseprodukte auf einer Linie.

    Aber immerhin: Auch die NP sah sich gezwungen, darüber zu berichten!

  • Wenn der Staat keine Strafe verhängt, dann lernt es der LKW-Fahrer tatsächlich nie. Meiner Erfahrung nach (Berlin), werden die Anzeigen aber tatsächlich verfolgt und praktisch alle Kraftfahrer zahlen die Strafen. Denn meines Wissens nach führt ein Widerspruch gegen die Strafe ziemlich direkt vor Gericht. Und da bin ich nur sehr selten.

    Wenn das in anderen Städten nicht so ist, müsste man da ansetzen. Denn dann funktioniert der Rechtstaat einfach nicht richtig.

    Die Alternative, das Recht selbst in die Hand zu nehmen, finde ich regelmäßig nur so lange verlockend, wie ich selbst der einzige bin, der es tut.

    So sehr ich diesem Idioten es auch gönne :)

    Die Sache ist komplizierter. Ich habe nochmal über den Vergleich mit Rosa Parks nachgedacht, den Pirminator bereits anstellte:

    Und was heißt in dem Zusammenhang denn schon "effektiv"? Hin und wieder muss / kann man ein paar Minuten opfern, um auf die alltägliche Rücksichtslosigkeit im Verkehr hinzuweisen. Rosa Parks wird das ähnlich gesehen haben, als sie im damals Bus auf ihrem Platz sitzen blieb...

    Rosa Parks verstieß mit ihrem Sitzenbleiben (auf dem Omnibussitzplatz für Weise) gegen geltende Gesetze. Hätte jemand zur Durchsetzung dieser Gesetze geglaubt, selbst Hand anlegen zu müssen, dann hätte er Rosa Parks verprügelt und aus dem Bus geworfen. Der Busfahrer hat das aber nicht getan und auch sonst im Bus hat es keiner getan. Obwohl die Gefahr sehr hoch war, dass genau das passieren würde. Und wäre es passiert, dann hätte die Polizei vermutlich nie was davon erfahren oder wenn doch, dann hätte es keine Verurteilung von Rosa Parks wegen Sitzenbleibens auf dem Platz für Weiße gegeben. Dabei ist egal, ob in dem Fall, dass jemand Rosa Parks verprügelt hätte, derjenigen bestraft worden wäre oder nicht.

    Und was hat Rosa Parks Aktion den Schwarzen Amerikas gebracht? Die Rassentrennungsgesetze wurden abgeschafft! Und das ist gut so. Aber der Kampf gegen Rassismus ist damit noch nicht gewonnen. Rassismus gegen Schwarze findet weiter statt. Aber immerhin haben jetzt die Schwarzen nicht mehr das Gesetz als Gegner, sondern als Verbündeten!

    Auch wenn ich den Vergleich von Pirminator nach wie vor sympathisch finde. Die Radfahrerin hat das Gesetz bereits auf ihrer Seite. Es geht aber immer noch um eine Frage der Auslegung und Umsetzung des geltenden Rechts. Und wie die Berichterstattung zeigt, geht es auch um die Verkehrswege-Ausgestaltung.

    Hier die Szene in der Rosa Parks sitzen geblieben ist aus dem Film "The Rosa Parks Story" http://int.search.myway.com/search/video.j…tpr=sbt&trs=wtt

  • 40 Minuten lang stehen sich eine Radfahrerin und ein Kleinlaster in Hannover gegenüber - und keiner möchte die Straße für den anderen räumen. Darüber berichtete gestern die HAZ (Printausgabe) Hier der Link zum Bericht auf der HAZ-Internetseite: http://www.haz.de/Hannover/Aus-d…-Fahrradstrasse

    Ich finde es mutig von der Radfahrerin, sich dem Kleinlaster alleine durch ihr physische Präsenz zu widersetzen!

    Dies hier ist ein sehr bemerkenswertes Video zu diesem Thema.

    Ansonsten: Die Geschichte ist ein aktueller Beitrag zum Thema "Gerechtigkeit (oder Apartheid) auf unseren Straßen".

    In der NP stand:

    [NP]  Radfahrerin und Kleinlaster blockieren sich 40 Minuten

    In der Hauptzeitung des Konzerns, der hannöverschen HAZ erschien ein ähnlicher Artikel (mit allerding schärferem Titel), der im Original nicht mehr im Netz ist. Über Pressreader kann man ihn noch abrufen
    [HAZ] 40 Minuten Stillstand: Radfahrerin stoppt LKW

    Der Titel stellt die wahren Verhältnisse auf den Kopf.


    Der Vorfall hat in der Presse heftige Wellen geschlagen. Man findet die unterschiedlichsten Stimmen im Netz, von Profis und von privaten Kommentatoren. Speziell letztere sind bisweilen von abgrundtiefem Haß geprägt.

    Heute gibts in der HAZ eine Leserbriefseite dazu. Ein Leserbriefschreiber schreibt von "Militanter Rechthaberei". So gesehen war Mahatma Gandhi (der eigentlich als Musterbeispiel des gewaltlosen Widerstands gilt) auch "militant rechthaberisch".

    Es ist noch weit zur "Verkehrswende".

  • Ah schau an, es besteht also seit einiger Zeit ein politisch-fachlicher Disput darüber, ob diese Strecke als »Radschnellweg« geeignet oder zu schmal ist.

    Da würde ich doch sagen: diese Spontandemonstration hat Letzteres bewiesen.

    Und: Das kommt dabei heraus, wenn Autoverkehrsplaner (sic) »Velorouten« und Ähnliches möglichst in kleine Sträßchen legen, weil natürlich in der Magistrale »zu wenig Platz« angesichts von 6 bis 8 Autospuren (inclusive Längs- oder Querparken) ist.

  • Ah schau an, es besteht also seit einiger Zeit ein politisch-fachlicher Disput darüber, ob diese Strecke als »Radschnellweg« geeignet oder zu schmal ist.

    Da würde ich doch sagen: diese Spontandemonstration hat Letzteres bewiesen.

    Und: Das kommt dabei heraus, wenn Autoverkehrsplaner (sic) »Velorouten« und Ähnliches möglichst in kleine Sträßchen legen, weil natürlich in der Magistrale »zu wenig Platz« angesichts von 6 bis 8 Autospuren (inclusive Längs- oder Querparken) ist.

    Es ist wahr, dass diese Stelle an der eine Radfahrerin von einem Autofahrer in einer Fahrradstraße blockiert wurde als Teil eines Radschnellweges angedacht ist. Aber dein Einwurf, der Vorfall zeige, dass dieser Teil der geplanten Velo-Route zu schmal sei, der trifft nun wirklich nicht zu! Messe doch selbst mal die Breite auf googlemaps mit der Entfernungsmessfunktion! Hier ein googlestreetview-Bild aus der Perspektive der Radfahrerin: https://www.google.com/maps/@52.37280…!7i13312!8i6656

    Schon auf dieser Aufnahme kannst du sehen, dass da auf der grau gepflasterten Fahrbahn genug Platz ist für Radverkehr in beide Richtungen. Die Fahrbahn ist 4,50 m breit! Der beige gepflasterte Fußwegstreifen auf der Häuserseite misst 1,30 m. Und auf der anderen Seite der Fahrbahn ist ein 2,60 m breiter Grünstreifen mit Baumbestand und ein 1,40 m breiter Fußweg, der direkt am Fuß der Bahndammböschung entlangführt.

    Für den reinen Radverkehr stünden also 4,50 zur Verfügung.

    Die Messungen habe ich auf dem google-Satellitenbild vorgenommen: https://www.google.com/maps/@52.37274…m/data=!3m1!1e3

    Als Mindestbreite für den Radschnellweg Ruhr beispielsweise fordert der ADFC auf Zweirichtungsverkehr-Abschnitten 4,00 m: "Als Mindestbreite bei Zweirichtungsradwegen sind daher 4 Meter, bei Einrichtungswegen 3 Meter einzuhalten." https://www.adfc-nrw.de/kreisverbaende…chiebe-weg.html

    Diese Mindestbreite ist in der Kleefelder Straße mit einer 4,50 m breiten Fahrbahn gegeben!

    Deine Kritik trifft also auf diesen Abschnitt (Kleefelder Straße) ganz gewiss nicht zu, wenn man davon ausgeht, dass es gelingt den ruhenden Verkehr aus der Straße herauszunehmen. Nicht die Fahrbahn selbst ist zu schmnal, sondern die Fahrbahn wird durch parkende Fahrzeuge eingeengt! Und hier muss die Verkehrsplanung und die Politik Bereitschaft zeigen Entscheidungen zu treffen, die bei einem Teil der Autofahrerschaft nicht auf viel Gegenliebe stoßen werden.

    Dabei ist gerade in der Kleefelderstraße die Situation so, dass auf den angrenzenden Grundstücken Parkmöglichkeiten bestehen. Wozu muss den Anliegern darüber hinaus auch noch gestattet werden, die Fahrbahn zuzuparken?

    Es gibt andere Abschnitte auf diesem geplanten Radschnellweg, die schmaler sind und wo es nicht genügt, das Parken zu verbieten, um mehr Platz für Radler zu schaffen. Aber das ist ein anderes Thema.

    Ich finde es unglaublich, dass in dieser Diskussion über den geplanten Radschnellweg, sich die Radfahrenden so leicht gegeneinander ausspielen lassen. Die CDU in Hannover beispielsweise versucht das in der Form, dass sie den Radschnellwegbau nach Lehrte stoppen will: Der Fraktionschef in der Regionsversammlung Schlossarek; "

    Seine Partei sei „nicht gegen Radschnellwege“. Sie könnten „ein echter Bestandteil der Verkehrswende sein“, betont er. Allerdings nicht so, wie die Stadt Hannover die erste dieser schnellen Radwegverbindungen in der Region plane. Wenn man diese als „echte Alternative“ etablieren wolle, „müssen bestimmte Standards und Rahmenbedingungen erfüllt sein, sonst macht der Bau keinen Sinn“, sagt Schlossarek. Er fordert lieber „keinen Radschnellweg“ als einen „schlechten Radschnellweg“."

    Das erinnert doch sehr an den Lindner-Spruch, "Lieber gar nicht regieren als schlecht regieren."

    Der CDU ist es allerdings auch komplett schnuppe, ob an anderer Stelle, auf einer anderen Route bessere Möglichkeiten bestehen, den Radschnellweg nach Lehrte zu verwirklichen. Darum geht es ihr aber auch gar nicht. Sondern darum das Projekt nach madig zu machen, ohne einen einzigen vernünftigen Gegenvorschlag anzubieten.

    Zugespitzt formuliert muss man wohl sagen: Weil der CDU das Parken in Nebenstraßen wichtiger ist, als diese Parkplatzflächen für die Anlage eines breiten Radschnellweges zu nutzen, meckert sie darüber, dass der geplante Radschnellweg zu schmal werden würde und lehnt ihn deshalb ganz ab. (Das trifft es nicht vollständig, weil es tatsächlich noch andere Engstellen gibt, die nicht von dort parkenden Autos verursacht werden. Aber in dem geplanten Abschnitt Kleefelder Straße verhält es sich genau so!

  • Ah schau an, es besteht also seit einiger Zeit ein politisch-fachlicher Disput darüber, ob diese Strecke als »Radschnellweg« geeignet oder zu schmal ist.

    Da würde ich doch sagen: diese Spontandemonstration hat Letzteres bewiesen.

    Und: Das kommt dabei heraus, wenn Autoverkehrsplaner (sic) »Velorouten« und Ähnliches möglichst in kleine Sträßchen legen, weil natürlich in der Magistrale »zu wenig Platz« angesichts von 6 bis 8 Autospuren (inclusive Längs- oder Querparken) ist.

    Ich halte die Strecke erstmal nicht für zu schmal. Gegen rücksichtslose Verkehrsteilnehmer ist so ohne weiteres kein Kraut gewachsen. Man kann fairerweise nicht alle Verkehrswege so ausbauen, daß sie auch dann funktionstüchtig bleiben, wenn ein Fahrer eines räumlich großen Fahrzeugs auf ihnen seine Vorfahrt erzwingen will.

    Sollte der Radverkehr wirklich deutlich anwachsen (in den letzten 15 Jahren ist er laut neuesten Erhebungen praktisch konstant geblieben), kann man ja neu überlegen, ob man auf dieser Straße das Straßenrandparken verbietet. Das wäre natürlich ein mächtiger Schritt gegenüber der aktuellen Praxis in dieser Stadt, in der die Verwaltung seit Jahrzehnten jeden Tag tausendfaches Falschparken toleriert.

    Ich bin gerade heute an der Stelle vorbeigekommen (wäre ich ohnehin), habe nun aber an der betreffenden Stelle Fotos gemacht, weil immer wieder Leute die Haltung des LKW-Fahrers stützen und sagen, es wäre für ihn unzumutbar gewesen zurückzustoßen. Er hätte problemlos zurückstoßen (sind nur 15 m) und auch einscheren können. Gerade als ich am Fotografieren war, kam den ganzen Straßenabschnitt lang rückwärts ein Müllwagen gefahren. Der war deutlich größer als der fragliche Kleinlaster. Der Müllwagenfahrer kennt seine Route, es war für ihn wohl praktischer zurückzustoßen, als nochmal ums Karree zu fahren. Ich habe mir ein Schmunzeln nicht verkneifen können. Offenbar konnte der Müllwagenfahrer besser fahren als der Fahrer dieses Kleinlasters.


  • Nein, Ullie, so paßt das nicht.

    Die Häuserseite der Kleefelder Straße ist immer lückig zugeparkt. Wo ein Auto stehen kann, steht auch eins, vor Hauseingängen und Garageneinfahrten steht keins. Was Du als "Fußwegstreifen" bezeichnest, ist als Fußweg nicht brauchbar und wird als solcher auch nicht genutzt. Die wenigen Fußgänger laufen auf der Bahnseite auf dem getrennten Fußgweg, auf der Fahrbahn bewegen sich die Leute nur von ihrem Hauseingang ins Auto. Dort läuft kein Fußgänger eine längere Strecke.

    Wer dort parkt, ist normalerweise Anlieger, und nicht jedes Haus hat eine Garage im Keller (abgesehen davon, daß so manches Paar zwei Autos hat). Es ist unrealistisch, den "ruhenden Verkehr" aus der Straße herauszubekommen, sprich: Parkverbot anzuordnen. Das ist in Hannover ohnehin schwierig, die Stadt toleriert ja in der ganzen Stadt seit Jahrzehnten tausendfaches Falschparken (Musterbeispiel: Ferdinand-Wallbrecht-Straße). Die Stadt wird ihre diesbezügliche Politik in absehbarer Zeit nicht ändern. Man braucht das im Moment in der Kleefelder Straße auch nicht. Die Kleefelder Straße kann in ihrer aktuellen Nutzung noch einiges mehr an Radverkehr tragen. Der Vorfall, über den wir hier diskutieren, ist eine absolute Ausnahme. Da wollte ein absolut sturer LKW-Fahrer zu Unrecht eine Vorfahrt durchsetzen, und eine prinzipienstarke Radfahrerin hat da nicht mitgemacht. Ärgerlicherweise hat die lokale Polizei bei der Durchsetzung des Unrechts mitgewirkt.

    Normalerweise sind die "Fahrradstraßen" (äh: alles unechte in Hannover) die einzigen Straßen, auf denen §1 StVO gilt, der besagt, daß alle Verkehrsteilnehmer vorsichtig und rücksichtsvoll fahren sollen. Ich habe auf so einer Fahrradstraße noch keinen Autofahrer erlebt, der mir gegenüber aggressiv geworden wäre. Auf anderen Straßen erlebe ich das alle Tage.

    Die CDU geriert sich in Hannover leider völlig als Autofahrerpartei, von ihr ist nicht viel Entgegenkommen zu erwarten. Das halte ich zwar für ärgerlich, aber so ist es nun einmal. Das wird die nötige Entwicklung aber nur verzögern, nicht aufhalten. Die Autoorientierung der Verkehrspolitik ist an ein Ende angekommen, weil sich der Autoverkehr schlichtweg selbst stranguliert, und man das gewünschte Mehr an Fläche zur Entzerrung einfach nicht mehr bereitstellen kann. Fläche kann man nicht herzaubern.

    Die Parksituation in Hannover ist in manchen Stadtteilen katastrophal, aber sie ist halt nicht lösbar, weil bereits praktisch alles zugeparkt ist, was irgendwie geht. Aber die Stadt wehrt sich mit allen Kräften gegen eine Parkraumbewirtschaftung. Das ist klar, sie löst nicht nur, sondern sie schafft auch eine Meng Konflikte. Andere Städte sind da weiter, wenngleich ich das, was Zürich diesbezüglich macht, auch nicht gerade als "Lösung" empfinde.


    Gerade hat eine Bezirksbürgermeisterin etwa 50 illegale Parkplätze auf Gehwegen abpollern lassen, jetzt hat sich dagegen eine Bürgerinitiative gegründet: "Die Poller müssen weg!" Die Bürger wollen ihr Gewohnheitsrecht auf regelmäßiges Falschparken wieder zurück. Wie gesagt: Man möge sich bitte das Luftbild der Ferdinand-Wallbrecht-Straße anschauen. Ich erläutere es gern, wenn Interesse besteht.

  • Gerade hat eine Bezirksbürgermeisterin etwa 50 illegale Parkplätze auf Gehwegen abpollern lassen, jetzt hat sich dagegen eine Bürgerinitiative gegründet: "Die Poller müssen weg!" Die Bürger wollen ihr Gewohnheitsrecht auf regelmäßiges Falschparken wieder zurück. Wie gesagt: Man möge sich bitte das Luftbild der Ferdinand-Wallbrecht-Straße anschauen. Ich erläutere es gern, wenn Interesse besteht.

    Es hat sich allerdings auch eine Bürgerinitiative gegründet, die das Abpollern der illegalen Parkplätze begrüßt und diese Maßnahme unterstützt. Und natürlich hast du Recht, wenn du sagst auf Grundlage des bisherigen "Nicht-Vorgehens" gegen Falschparken ist es unrealistisch zu erwarten, dass für die Anlage eines Radschnellwegs die 4 m Mindestbreite dadurch erreicht werden kann, dass auf einzelnen Streckenabschnitten, wo dieses Vorgehen naheliegt, das Parken aufgehoben wird und wirksame Kontrollen das auch durchsetzen.

    Es gibt jedoch kein Recht, auch kein "Gewohnheitsrecht" darauf, dass es einer Verkehrsverwaltung verunmöglichen würde, Auto-Stellplätze im öffentlichen Raum zurückzubauen. Und ja - es ist schwierig, das durchzusetzen, das habe ich schon in einem anderen Zusammenhang erlebt, bei Bürgerversammlungen, bei denen autofahrende Bürger bei Straßenumbau-Maßnahmen verhinderten, dass Straßenbäume angepflanzt wurden, weil sie keinen Parkplatzverlust hinnehmen wollten. Das lag aber nicht daran, dass diese Bürger im Recht waren, sondern daran, dass die Politik an dieser Stelle zu schnell nachgibt. Man könnte natürlich auch sagen, dass eine autokritische Politik (noch?) zu wenig Unterstützung aus der Bevölkerung erlebt.

    Mal abgesehen davon, auch wenn das in der Zeitungsberichterstattung so genannt wurde, ich halte das nicht für eine "Bürgerinitiative", wenn sich da einige "Wutbürger" zusammenrotten und das Abpollern der Bürgersteige zum Schutz der Fußgänger kritisieren. Das ist Mob! Und das muss doch auch mal gesagt werden dürfen! ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (25. November 2018 um 16:44) aus folgendem Grund: natürlich muss es Abpolllern statt Zuparken heißen.

  • Heute einen Gastbeitrag der Betroffenen entdeckt.

    Danke für den Hinweis. Der tapferen Radfahrerin kann ich nur beistimmen. Volle Unterstützung! Leider hat anscheinend die Presse ebenso wie der Polizist ein irgendwie geartetes anderes Denken. Allerdings hat die Polizei in einem anderen Fall m. E. zu Recht einem Autofahrer gehörig die Leviten gelesen. Dabei ging es darum, dass ein Autofahrer einen Omnibus blockierte. Das ist absolut nicht in Ordnung. Aber es wurde in der Berichterstattung so dargestellt, als würde in diesem Fall das Auto ebenso wie die Radfahrerin der "uneinsichtige" schwächere Verkehrsteilnehmer den starken provokant blockieren. Was überhaupt nicht problematisiert wurde ist: Im Omnibus sitzen Leute, die wie Radfahrer relativ umweltfreundlich unterwegs sind und wenig Verkehrsfläche beanspruchen. Der Faktor "Verkehrsflächen-Inanspruchnahme" jedoch wird so gut wie nie von der Zeitung in Hannover beachtet!

    Nicht der Omnibusfahrer, der ja zig Fahrgäste transportiert ist der "Starke". Vielmehr ist es der Omnibus, der aufgrund seines geringen Verkehrsflächenverbrauchs, gemessen an der Anzahl der Fahrgäste, ganz selbstverständlich Vorrang genießt vor Autoverkehr. Und zum Beispiel beim Abfahren von der Bushaltestelle ist es ja auch ganz ausdrücklich in der StVO so geregelt.

    In dem HAZ-Artikel vom 3.12.2018 kommt ein "Psychologe" zu Wort, der kurzerhand beiden (der Radfahrerin und dem Autofahrer, der den Bus blockierte) ein Michael Kohlhaas-Syndrom unterstellt). Das trifft jedoch weder bei dem Autofahrer zu, der den Bus blockierte, der ist einfach nur unverschämt, noch bei der Radfahrerin in der Kleestraße, die pocht zurecht auf ihr Recht! http://www.haz.de/Hannover/Aus-d…n-der-List-lahm