„Wohlfühl-Radwege” und Oberlehrer in Haßloch

  • Etwas O/T:

    Zum Geschwindigkeitsunterschied fällt mir immer auf, wie sich die Kfz-Fahrer bei stehenden Hindernissen verhalten. Hinter einem Fahrzeug, das in zweiter Reihe parkt, oder einem Traktor wird geduldig gewartet. Radfahrende dagegen müssen immer sofort überholt werden, auch bei 29 km/h in der Zone 30. (Wobei sich das auch durch die Bandbreite relativiert, immerhin ist man an einem Tempo 10-Radler schneller vorbei.)

    Vielleicht sollte ich das Experiment mit der 1,5 Meter-Schwimmnudel mal ausprobieren, über die Spitze aus Wolframkarbid denke ich noch nach...

  • Zitat von Epaminaidos

    Zitat

    Nach den Vorschriften darf eine Benutzungspflicht nur angeordnet werden, wenn sie ein Sicherheitsgewinn für Radfahrer ist.

    Ich würde das eher umgekehrt formulieren: Eine Benutzungspflicht darf keinesfalls angeordnet werden, wenn sie zu einer Erhöhung des Unfallrisikos für Radfahrer führt. ( ergibt sich direkt aus Artikel 2 Abs. 2 GG) .

    Keine wissenschaftliche Studie konnte aber bisher nachweisen , das Radwege ( im Mittel) zu einer Verringerung des Unfallrisikos führen. Damit ist bei mindestens 50% aller Radwege eine Erhöhung des Unfallrisikos für Radfahrer zu erwarten und die StVB wäre eigentlich gefordert bei jeder Anordnung einer Benutzungspflicht wissenschaftlich fundiert nachzuweisen, das genau dieser Radweg nicht zu einer Erhöhung des Unfallrisikos führt.

  • Reicht dir dann ein einziger guter Radweg um das Argument zu entkräften?

    Das ist ein eigener (für sonstige Verkehre gesperrter) Verkehrsweg - und um diese Art von "Radwegen" geht es in diesen Diskussionen doch gar nicht...!? Also kein straßenbegleitender Murks, mit dem man Radfahrern die Fahrbahn verbietet. Wie beispielsweise das überflüssige Ding über die Brücke mit Gehwegradelpflicht, wenn man den Blick der 360°-Kamera nur mal eben schnell nach links richtet... :whistling:

    Und naja, "Meisterstück der Verkehrsgestaltung" - das Ding folgt dem Fluss... Wow, welch revolutionärer, noch nie dagewesener Ansatz! Zeigt eher, wie niedrig die Messlatte in dieser Hinsicht liegt. 8o

    Wege dieser Art habe ich übrigens mit dieser Aussage gemeint:

    Aber da, wo man fern der klassifizierten Straßen auch problemlos den Rest des umfangreichen Straßen- und Wegenetzes für Radverkehrszwecke nutzen und dem Radler umfangreiche Freiheiten gewähren könnte, stehen mehrere Millionen [Zeichen 250] in der Landschaft rum...!

  • Meine Auussage ist: Wer für sich und seinesgleichen ein Privileg in Form einer exklusiven Verkehrsfläche, um sich nicht von langsameren Verkehrsteilnehmern aufhalten lassen zu müssen, fordert, hat einen schweren Stand, wenn dieses Privileg anderen verwehrt werden soll.

    Es gibt doch für alle möglichen Verkehrsarten exklusive Verkehrsflächen: Autobahnen und Kraftfahrstraßen, das Schienennetz, Gehwege und Fußgängerzonen, Flughäfen, Wasserstraßen. Warum sollte es das ausgerechnet für Radfahrer nicht geben dürfen?

    Wenn eine Stadt erreichen möchte, dass mehr Leute mit dem Fahrrad fahren, dies aber durch die vielen im Weg stehenden Autos unattraktiv ist: Warum sollte die Stadt dann keine exklusive Verkehrsfläche in Form eines Radweges anbieten? Aus dem selben Grund gibt es Busspuren, von der Fahrbahn getrennte Gleiskörper für Straßenbahnen und natürlich Autobahnen und Kraftfahrstraßen: Damit die dort vorgesehene Verkehrsart freie Bahn hat.

    Und warum sollte ein solches Angebot benutzungspflichtig sein? Autobahnen sind es ja auch nicht und bei der Bahn ergibt sich die "Benutzungspflicht" der Schiene nur aus physikalischen Gründen.

    Ich habe ja nicht gesagt, dass ich überall solche exklusiven Verkehrsflächen für Radfahrer fordere oder die vielen bestehenden Murks-Radwege für einen Gewinn halte. Vielerorts dienen Radwege halt nur dazu, die Fahrbahn zur exklusiven Verkehrsfläche des MIV zu machen. So etwas ist kein Privileg für Radfahrer und daher sind eigentlich Radfahrer die einzigen, denen das Privileg einer exklusiven Verkehrsfläche ständig verwehrt wird. In meiner Stadt würde ich jedenfalls keinen einzigen "Radweg" als Privileg bezeichnen, sondern in der Regel als Zumutung. Jeder einzelne dieser Wege dient vielmehr der Förderung des Autoverkehrs als einer Förderung des Radverkehrs. Ich würde jederzeit gegen die Privilegien des Autoverkehrs tauschen: Alle Autos auf die Radwege und Radfahrer auf die Fahrbahn. Dort, wo es keine Hochbord-Autowege gibt, dürfen sie auch auf die Fahrbahn. Aber nur, wenn sie mich nicht stören...

  • Reicht dir dann ein einziger guter Radweg um das Argument zu entkräften?

    https://www.google.de/maps/@49.46283…!7i13312!8i6656

    In Richtung des Flusses. Dieses Ding ist ein Meisterstück der Verkehrsgestaltung und macht die Ost-West-Richtung in Nürnberg wesentlich besser als alle vergleichbaren Straßenführungen.

    Das ist aber kein Radweg, sondern ein gemischtes Etwas.

  • Ich bin da bei der Argumentation von Pirminator.

    Radwege als Sonderfläche z.B. entlang von Flüssen, neben Bahntrassen, auf alten Bahntrassen: ja, gerne. macht das. da betrachte ich ein Blauschild auch nicht als "musst hier fahren!!!!" sondern als "KFZ dürfen hier nicht fahren".

    Wer Städte fahrradfreundlich gestalten möchte, wird um derartige Trassen aus/ins Umland oder auch quer durch die Stadt nicht rumkommen.

    Was aber wirklich massiv stört, sind B-Pflichten auf Hochbordradwegen neben Fahrbahnen.

    Das sollte aufhören. Schutzstreifen sollten auch beerdigt werden.

    Radfahrstreifen (ausreichend breit, nicht neben parkenden KFZ, meinetwegen sogar 'protected') sind dann ok, wenn die Verflechtung an Kreuzungen sinnhaft gestaltet sind.

    Mit der gegenwärtigen "sonstige-Radwege"-Struktur wird es sehr, sehr lange dauern, bis man als Radfahrer nicht mehr "Raaaadweg!!!!" zu hören bekommt. Glaub ich.

  • Wenn eine Stadt erreichen möchte, dass mehr Leute mit dem Fahrrad fahren, dies aber durch die vielen im Weg stehenden Autos unattraktiv ist: Warum sollte die Stadt dann keine exklusive Verkehrsfläche in Form eines Radweges anbieten?

    Windmühle:

    Weil mehr Radfahrer wenig Nutzen bringen im Gegensatz zu weniger Autofahrern?

    Weil Radverkehrtförderung durch Radwege postfaktisches Wunschdenken ist?

    Weil es Geld und Platz kostet?

    Weil es das Verkehrsklima vergiftet?

    Weil es gefährlich ist?

    Du magst es Dir ja wünschen. Aber stilesiere es nicht durch unbelegte Behauptungen zum Allgemeinwohl hoch.

    Zitat

    Und warum sollte ein solches Angebot benutzungspflichtig sein?

    Davon habe ich doch nie gesprochen. Was ist an Fahrbahnbenutzungsplicht missverständlich? Aber:

    Quid pro quo? Ihr bekommt die Radwege, wir bekommen die Fahrbahn!

  • Warum antworte ich dir überhaupt noch...

    Ich möchte doch gar keine neuen Radwege *seufz* Ich möchte die bestehenden Radwege nicht mehr benutzen müssen, sondern in bestimmten Situationen allenfalls benutzen dürfen. 95% aller Radwege halte ich hier für überflüssig und 100% aller benutzungspflichtigen Radwege für unzulässig. Leider bin ich mit dieser Meinung in einer Stadt mit durch "Radwege" vergiftetem Verkehrsklima alleine auf weiter Flur. Ich gehe der Verkehrsbehörde regelmäßig auf die Nerven und konfrontiere sie mit dem ganzen Unfug, den sie hier verzapft. Ich hatte bislang die naive Hoffnung, die Verantwortlichen durch Argumente überzeugen zu können, dass die Stadt nicht durch den Bau neuer "Radwege" fahrradfreundlicher wird. Leider vergeblich, aber bis ich hier jedes Blauschild weggeklagt habe, würde es Jahrzehnte dauern.

    Wie kommst du darauf, dass ich Radwege "zum Allgemeinwohl hochstilisiere"? Ich stehe mit dem Fahrrad nun mal ungern in einer Abgaswolke im Stau, sondern nutze lieber die Flexibilität, die mir das Fahrrad bietet. Das bedeutet nicht, dass ich immer, wenn es auf der Fahrbahn nicht so schnell voran geht wie ich fahren könnte, auf den Radweg wechseln würde. Ich werde regelmäßig doof angeschaut, weil ich gerade nicht den kürzesten und schnellsten Weg über den Gehweg oder verkehrt herum um den Kreisverkehr nehme, wie alle anderen Radfahrer.

    Es gibt hier aber 2 Straßen, da brauche ich im Berufsverkehr auf dem Radweg 5 Minuten und auf der Fahrbahn 20 Minuten. Soll ich mich nur aus Prinzip dort mit in den Stau stellen und Abgase schnüffeln?

    Es mag in Hamburg mit einem attraktiven ÖPNV anders aussehen als in einer Kleinstadt: Aber hier merkt man, dass bei schlechtem Wetter mehr Autos unterwegs sind und weniger Fußgänger und Radfahrer. Hier bedeutet "mehr Radfahrer" nicht "weniger Fahrgäste im ÖPNV", sondern auch "weniger Autos".

  • Es kommt hinzu, daß zwischen Herbeiführung einer Planung und Verwirklichung gewöhnlich große Zeiträume liegen. Das heißt, bis diese herbeigesehnte Radverkehrsinfrastruktur in halbwegs tauglicher Form flächendeckend Realität wäre, sind wenigstens 20 Jahre ins Land gegangen. Innerhalb dieser Zeitspanne wird motorisierter Individualverkehr ohnehin deutlich zurückgegangen sein. Bereits Ressourcenmangel erzwingt das. Das heißt, der (in meinen Augen meist vermeintliche) Bedarf einer Separation entfällt. Der dann folglich zwangläufig nochmals gestiegene Radverkehrsanteil wird schon aus Kapazitätsgründen auf der Fahrbahn abgewickelt werden müssen. Damit kann man auch gleich anfangen, das umzusetzen, denn das ist ohnehin der Daseinszweck einer Fahrbahn: Fahrverkehre abwickeln.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Wie kommst du darauf, dass ich Radwege "zum Allgemeinwohl hochstilisiere"?

    Wenn eine Stadt erreichen möchte, dass mehr Leute ich gerne mit dem Fahrrad fahren, dies aber durch die vielen im Weg stehenden Autos unattraktiv ist: Warum sollte die Stadt dann keine exklusive Verkehrsfläche in Form eines Radweges anbieten?

    Ich habe da mal was korrigiert.

  • Ich hatte bislang die naive Hoffnung, die Verantwortlichen durch Argumente überzeugen zu können, dass die Stadt nicht durch den Bau neuer "Radwege" fahrradfreundlicher wird. Leider vergeblich, aber bis ich hier jedes Blauschild weggeklagt habe, würde es Jahrzehnte dauern.

    Wenn das vorangehen soll, ist eine Klage vor Gericht unvermeidlich. Je länger Du damit wartest, desto länger dauert der Fall der BNP. Wenn das zwei- bis dreimal erfolgreich vor Gericht (notfalls mehrinstanzlich, man hört ja so manches von Amtsrichtern vor Ort...) durchgezogen wurde, halte ich es in einem Nest wie Stade für durchaus wahrscheinlich, daß die restlichen Benutzungspflichten bereits im Widerspruchs-/Neuverbescheidungsverfahren fallen.

    Ich frage mich ja die ganze Zeit, worauf Du da wartest. Wenn Geldmangel der Grund sein sollte, was ich sehr gut nachvollziehen könnte, dann lassen wir hier den Klingelbeutel herumgehen.

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    Peter Viehrig

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    (Andreas Müller)

  • Wenn Geldmangel der Grund sein sollte, was ich sehr gut nachvollziehen könnte, dann lassen wir hier den Klingelbeutel herumgehen.

    Klage in der ersten Instanz kostet knapp 500€ alles in allem. Bzw. nichts wenn man gewinnt.

    Aber man muss darauf gefasst sein, den Prozess zu verlieren. Die nächste Instanz OVG wird deutlich teurer, um die 5000€ wenn man verliert. Und zumindest ein gewisser Fachanwalt meinte, für eine gute Vertretung durch ihn käme noch ein ordentlicher Betrag (etliche 1000€) oben drauf die man auch wenn man gewinnt nie wieder sieht.

    Was ein Verfahren vor dem BGH kostet, weiß ich nicht. Vermutlich in demselben Rahmen.

    D.h. wenn man irgendetwas wirklich durchklagen möchte, muss man sagen wir mal 20-30k€ einplanen. Ich vermute mal nicht, dass das hier irgendjemand übrig hat. Und selbst wenn sich 10 Leute finden, 2-3k€ sind immernoch viel Geld, mehr als ich für sowas gerne ausgeben möchte.

    Gibt es irgendwelche Vereine mit so vielen Unterstützern, dass man solche Verfahren finanziert bekommt?

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Wenn das vorangehen soll, ist eine Klage vor Gericht unvermeidlich. Je länger Du damit wartest, desto länger dauert der Fall der BNP. Wenn das zwei- bis dreimal erfolgreich vor Gericht (notfalls mehrinstanzlich, man hört ja so manches von Amtsrichtern vor Ort...) durchgezogen wurde, halte ich es in einem Nest wie Stade für durchaus wahrscheinlich, daß die restlichen Benutzungspflichten bereits im Widerspruchs-/Neuverbescheidungsverfahren fallen.

    Ich frage mich ja die ganze Zeit, worauf Du da wartest. Wenn Geldmangel der Grund sein sollte, was ich sehr gut nachvollziehen könnte, dann lassen wir hier den Klingelbeutel herumgehen.

    Diese Frage beschäftigt mich schon die ganze Zeit.

    Zunächst dachte ich, dass der Weg über Anträge erfolgreich ist: Immerhin wurde meinem ersten Antrag auf Aufhebung einer Benutzungspflicht im August stattgegeben. Der MA der Verkehrsbehörde hat mir auch geschrieben, dass er die Aufhebung der BP bereits angeordnet hat. Leider hängen die blauen Schilder 5 Monate später immer noch.

    Danach kam etwas Bewegung in die Sache, nachdem ich mit der Fachaufsichtsbehörde gesprochen habe. Ohne dass ich einen Antrag stellen musste, hieß es danach aus dem Rathaus, dass einige Straßen, die mir ein besonderer Dorn im Auge sind, "in Bearbeitung" seien. Auf den letzten Sitzungen des Verkehrsausschusses des Stadtrates war das Thema Radverkehr sehr präsent.

    Es braucht Zeit, bis es in das Bewusstsein der Verantwortlichen rückt, dass die Stadt Stade wirklich ein ernsthaftes Problem hat und dass es nicht so bleiben kann wie bisher. Diese Phase hat gerade begonnen und natürlich ist es extrem unbefriedigend, dass selbst einfachste Dinge nicht umgehend umgesetzt werden.

    Ich stelle mir die ganze Zeit die Frage, wie man am ehesten ans Ziel kommt. Ich hätte mir einerseits rückblickend alle Versuche sparen können, mit der Politik und Verwaltung zu reden und sofort nach Ablauf der Fristen vor Gericht ziehen können. Wie lange dauert es vom Einreichen einer Klage bis zur Verhandlung? Wann wären die ersten blauen Schilder weg? In 2-3 Jahren?

    Sicherlich steigt die Bereitschaft, sofort auf Anträge einzugehen, wenn die Stadt erst einmal 5-6 Klagen verloren hat. Aber soll ich dann alleine die gesamte Stadt durchklagen und für jeden einzelnen Straßenzug Anträge schreiben? Wäre es unter dem Strich nicht besser, wenn bei den Verantwortlichen ein Umdenken einsetzen würde, weil sie begriffen haben, warum es anders besser wäre?

    Nicht zuletzt benötigen neue Regelungen auch Akzeptanz. Ich glaube nicht, dass man von heute auf morgen alles umkrempeln könnte. Die spannende Frage ist vielmehr, wie ein solcher Prozess des Umdenkens gestaltet werden kann. Wo und wie beginnt man am besten damit, etwas zu verändern, damit die Leute lernen, dass es funktioniert?

    Ich habe erreicht, dass Ende Februar Prof. Monheim nach Stade kommt. Geplant ist ein Workshop mit Politik und Verwaltung, sowie ein öffentlicher Vortrag am Abend. Hoffentlich klappt das, weil bislang die Finanzierung noch nicht ganz geklärt ist. Meine Hoffnung ist, dass die Verantwortlichen aus dieser Richtung eher bereit sind, Denkanstöße anzunehmen. Ich bin doch hier nur der nervige Wadenbeißer, der allen ständig auf den Geist geht. Komme ich am Ende nicht weiter, wenn ich es schaffe, Verbündete zu finden und den Wandel mit gestalten kann?

    Was würde es nutzen, wenn die Stadt viel Geld investieren würde, um einen Radweg, gegen den ich klage, so auszubauen, dass er die Mindestvoraussetzungen der VwV-StVO erfüllt? Ich glaube nicht, dass ein Gericht dann immer noch einer Klage gegen die BP stattgeben würde, wenn die Überschreitung der Verkehrsbelastung in der Spitzenstunde nach ERA 2010 "Vorauswahl der Radverkehrsführung" nachgewiesen wäre und wenn die Bedingungen der VwV-StVO erfüllt wären. Was wäre dann anders? Man könnte auf dem besser ausgebauten Radweg schneller fahren, so dass die Risiken an Kreuzungen und Einmündungen weiter zunehmen. Das ist sicherlich nicht mein Ziel.

    Es wäre was anderes, wenn Th(oma)s Richter am Verwaltungsgericht Stade wäre, ist er aber nicht. Der Irrglaube, dass Separation immer und überall die Sicherheit erhöht, ist hier so tief verankert, dass sich das vermutlich niemand von euch vorstellen kann.

    Wenn ich schreibe, dass ich die Radwege an 95% aller Straßen für überflüssig halte, bin ich in der gesamten Stadt vermutlich der einzige Radfahrer, der das so sieht. Die 5%, wo ich Radwege nicht für komplett überflüssig halte, sind die Straßen, auf denen man zu Stoßzeiten als Radfahrer auf der Fahrbahn einfach vor lauter Autos nicht mehr voran kommt. Würdest du hier 1000 Radfahrer fragen, ob sie sich mehr oder weniger Radwege wünschen, dann würden vermutlich 999 mit "mehr" antworten (wenn ich unter den Befragten wäre, sonst wären es vermutlich 1000 von 1000).

    Ich begehe jeden Tag mehrere OWIs, indem ich nicht auf benutzungspflichtigen Gehwegen fahre, nur weil ich den Leuten zeigen will, dass man mit dem Fahrrad auch an den Hauptstraßen auf der Fahrbahn fahren kann und dass man davon nicht sofort stirbt. Ich habe in den letzten 6 Monaten nur einen einzigen weiteren Radfahrer gesehen, der in einer Straße mit benutzungspflichtigem Radweg ebenfalls auf der Fahrbahn gefahren ist (von der CM mal abgesehen). Gleichzeitig werfen mir einige Leute hier im Forum immer wieder vor, ich würde mehr Radwege fordern. Das ist schon irre: Für die Leute in Stade bin ich ein Bekloppter, der aus ihrer Sicht total gefährliche Änderungen fordert und für einige Leute hier im Forum bin ich ein Bekloppter, weil ihnen das noch nicht weit genug geht. Ich frage mich wirklich, in welchem Elfenbeinturm es sich einige hier bequem gemacht haben.

    Danke übrigens für das Angebot der finanziellen Unterstützung, aber am Geld scheitert es nicht. Ich könnte sofort 5 Klagen aus eigener Tasche finanzieren (*edit: Dier ersten 5 Klagen würde ich mit 100%iger Sicherheit in erster Instanz gewinnen, weil es hier so absurde Situationen gibt, wo es völlig undenkbar ist, dass ein Richter das nicht merkt).

    An die Hamburger: Kommt einfach mal am letzten Montag im Monat zur CM nach Stade. Wir starten meist gegen 19:15 vor dem Bahnhof und warten die S-Bahn ab, die um 19:12 Uhr ankommt. Dann lernen wir uns einfach mal persönlich kennen. Nächster Termin 28.01.2019. Zuletzt waren wir 20 (an Silvester).

  • Das ist schon irre: Für die Leute in Stade bin ich ein Bekloppter, der aus ihrer Sicht total gefährliche Änderungen fordert und für einige Leute hier im Forum bin ich ein Bekloppter, weil ihnen das noch nicht weit genug geht. Ich frage mich wirklich, in welchem Elfenbeinturm es sich einige hier bequem gemacht haben.

    :thumbup:

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Hm, ADFC?

    Hattest Du schon einzelnen Anordnungen widersprochen? So z.B.?

    Gibt es bei Euch einen ADFC Ortsverband, der vielleicht schon etwas unternommen hat?

    In Ahrensburg gibt es ähnliche Themen, wobei auch in Zusammenarbeit mit dem ADFC schon einige Benutzungspflichten aufgehoben wurden und noch werden.

  • Gerhart

    Tja, früher hätte man mal den ADFC fragen können. Das hat sich aber lange erledigt, teilweise ist der ja mittlerweile zum Radverkehrsgegner mutiert. Einen passenden Ersatzverein kenne ich nicht. Vielleicht sollte man den gründen, wir sind ja nicht die einzigen, die einen echten Interessenvertreter der Alltagsradler vermissen.

    Aber das hilft Yeti jetzt auch nicht. Insofern wäre meine Empfehlung, gleich zu Beginn mit schlagkräftiger Unterstützung aufzutreten, also bereits für das Amtsgericht Kettler oder vergleichbare Koryphäen anzuheuern. Dieses Geld bekämen wir wohl zusammen, was bei dann wahrscheinlicherem Erfolg immer noch günstiger als der Instanzenzug wäre.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Einen passenden Ersatzverein kenne ich nicht. Vielleicht sollte man den gründen, wir sind ja nicht die einzigen, die einen echten Interessenvertreter der Alltagsradler vermissen.

    Es muss ja kein Verein sein, der spezifisch für Radfahrer ist. Ich stelle mir was größeres vor, wo es allgemein darum geht, Recht gegenüber der Verwaltung durchzusetzen. Dort könnte man dann sein "Problem" vorstellen und wenn sich genug Unterstützer finden, geht man die Sache an.

    Aber das hilft Yeti jetzt auch nicht. Insofern wäre meine Empfehlung, gleich zu Beginn mit schlagkräftiger Unterstützung aufzutreten, also bereits für das Amtsgericht Kettler oder vergleichbare Koryphäen anzuheuern. Dieses Geld bekämen wir wohl zusammen, was bei dann wahrscheinlicherem Erfolg immer noch günstiger als der Instanzenzug wäre.

    Ich bin kein Freund von Klagen. Die brauchen mehrere Jahre und verursachen für alle Beteiligten viel Aufwand. Sind dazu noch teuer und der Ausgang ungewiss.

    Außerdem bin ich nicht der Meinung, dass die Verwaltung der Feind ist. Da arbeiten schließlich meine Mitmenschen und Nachbarn.

    Man muss sich also immer fragen, ob die Klage der beste Weg ist, das Ziel zu erreichen. Man kann auch freundlich nachfragen oder Transparenzanfragen stellen. Das führt zumindest in Hamburg gerne mal zum Erfolg und ist kostenlos.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Ich habe erreicht, dass Ende Februar Prof. Monheim nach Stade kommt. Geplant ist ein Workshop mit Politik und Verwaltung, sowie ein öffentlicher Vortrag am Abend. Hoffentlich klappt das, weil bislang die Finanzierung noch nicht ganz geklärt ist. Meine Hoffnung ist, dass die Verantwortlichen aus dieser Richtung eher bereit sind, Denkanstöße anzunehmen. Ich bin doch hier nur der nervige Wadenbeißer, der allen ständig auf den Geist geht. Komme ich am Ende nicht weiter, wenn ich es schaffe, Verbündete zu finden und den Wandel mit gestalten kann?

    Danke übrigens für das Angebot der finanziellen Unterstützung, aber am Geld scheitert es nicht. Ich könnte sofort 5 Klagen aus eigener Tasche finanzieren (*edit: Dier ersten 5 Klagen würde ich mit 100%iger Sicherheit in erster Instanz gewinnen, weil es hier so absurde Situationen gibt, wo es völlig undenkbar ist, dass ein Richter das nicht merkt).

    Dann erscheint mir eine parallele Vorgehensweise sinnvoll. Du kannst ja weiter versuchen, mit den Hanseln zu reden. Klagen würde ich bei diesen Voraussetzungen aber dennoch, und zwar sofort bei Erfüllung der Klagevoraussetzungen. Also Neubescheidung->Widerspruch->Klage. Wahrscheinlich wirkt sich das auch steigernd auf die Handlungs- und Gesprächsbereitschaft der "Gegenseite" aus.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Der ADFC Kreisverband macht Radtouren mit Wahnweste. Von Mitte April bis Mitte Oktober, dazwischen fährt man nicht Fahrrad. Zur letzten Hauptversammlung war ich einer von 3 Mitgliedern, die mit dem Fahrrad gekommen sind und nicht mit dem Auto (die Versammlung war ja im Winter).

    Immerhin hat mir die Kreisvorsitzende gesagt, dass ich ihren Segen habe, jederzeit auch im Namen des ADFC zu sprechen. Radverkehrspolitik im ADFC Stade = Yeti, sonst niemand. Ich weiß von einzelnen Bürgern, dass sie mal Versuche unternommen haben, gegen bestimmte Anordnungen vorzugehen. Aber sie haben offensichtlich alle an der Sturheit der Verwaltung kapituliert.

    Ich habe vor 1 1/2 Jahren herausgefunden, dass es eine Fahrrad-AG des SPD-Ortsverbandes gibt. Mit den Leuten habe ich regelmäßig Kontakt und wir haben kürzlich aus der Fahrrad-AG der SPD eine parteiunabhängige "Fahrrad-Initiative Stade" gemacht, weil ohnehin mehr als die Hälfte der Leute, die da mitmachen, nicht in der Partei sind. Aus dem Kreis ist die Idee entstanden, auch in Stade regelmäßig eine CM zu fahren. Wir haben uns darüber hinaus im letzten Jahr mit der Verwaltung getroffen und eine 12-seitige Maßnahmenliste eingereicht. Die Verwaltung brüstet sich seitdem damit, dass sie bereits erste Vorschläge von uns umgesetzt hat. Konkret wurden 2 von 6 aufgeführten fehlerhaften Beschilderungen von freigegebenen Einbahnstraßen korrigiert, Wahnsinn!

    Ihr müsst euch das so vorstellen, als gäbe es in Hamburg nur Thering und bei den Verkehrsbehörden und der Polizei nur Leute, die Therings Thesen toll finden. Ich bin immer total neidisch, wenn ich von den Hamburgern lese, dass sie eine Mail an ein zuständiges PK schreiben und darauf kurzfristig reagiert wird und oftmals sogar gehandelt wird.

    So läuft das in Stade:

    September 2017: Verkehrsbehörde mündlich darauf hingewiesen, dass ein [Zusatzzeichen 1000-33] unter dem [Zeichen 267] nichts verloren hat.

    April 2018: Bild an die Verkehrsbehörde geschickt und nochmals darauf hingewiesen, dass dort ein unzulässiges und missverständliches Verkehrszeichen hängt, das dazu führt, dass Radfahrer dort im Glauben, dass es erlaubt sei, entgegen der Einbahnstraßenrichtung fahren

    Juni 2018: das [Zusatzzeichen 1000-33] wurde durch ein [Zusazzeichen 1000-32] ersetzt, leider immer noch falsch.

    September 2018: Gespräch mit der Verkehrsbehörde in Anwesenheit der Polizei Stade und dem Leiter der Fachaufsichtsbehörde. Dabei auch nochmal die obigen Bilder gezeigt und darauf hingewiesen, dass das unzulässig ist.

    Oktober 2018: gemeinsame Fahrradfahrt mit Polizei und Verkehrsbehörde. An Ort und Stelle den Polizeibeamten gefragt, was diese Kombination der Verkehrszeichen bedeutet. Polizei: Einbahnstraße darf von Radfahrern in Gegenrichtung befahren werden. Ich: Nein, das müsste so beschildert werden [Zeichen 267][Zusatzzeichen 1022-10] und bei der Einfahrt mit [Zeichen 220-20][Zusazzeichen 1000-32]. Allerdings sind die Voraussetzungen für eine Freigabe nicht gegeben, weil man in der Straße 50km/h fahren darf. Verkehrsbehörde: Das Zeichen habe ich nicht angeordnet und weiß auch nicht, wer es dort angeschraubt hat. Der Bauhof ersetzt manchmal Verkehrszeichen, wenn sie beschädigt oder verblichen sind (das war hier beim [Zeichen 267] wohl der Fall) und dabei muss jemand auch das Zusatzzeichen geändert haben.

    Januar 2019: [Zeichen 267][Zusazzeichen 1000-32] hängt dort noch immer.

    Und mit solchen Leuten muss ich darüber diskutieren, dass es sicherer ist, auf der Fahrbahn zu fahren als auf Gehwegen [Zeichen 240]

    ;(;(;(;(;(