Thesen? Das ist ja schon ein Teil des Problems. Dass Radwege gefährlich sind, ist keine These sondern eine Tatsache.
Das interessante ist, dass die durch Radwege erst eingeführten Probleme (die dein Profilbild ja perfekt auf den Punkt bringt) überhaupt nicht in den Diskussionen auftauchen: Ein komplett vom restlichen Straßensystem getrenntes Radwegenetz ähnlich einem U-Bahn-System, ausreichend breit dimensioniert (3 bis 15 Meter), beschildert und optimiert (Gefälle, Biegungen, Belag, Zielführung ohne Umwege) wäre im Sinne der Verkehrssicherheit nicht zu beanstanden und würde keine zusätzlichen Probleme schaffen, im Gegenteil von Radfahrern aller Art sicher gern angenommen.
Davon spricht aber niemand - stattdessen werden ohne jegliche einheitliche Linie wild durcheinander qualitativ minderwertige "Lösungen" geschaffen, damit "man was für die Radfahrer getan hat". Dass genau dadurch erst ein Wust an neuen Problemen geschaffen wird, ist den Verantwortlichen entweder nicht bewusst oder schlicht egal. Dabei ist ja selbst ein komplett getrennter Radweg ohne Kreuzungen und in ausreichender Breite mit zwei neuen Problemen versehen, nämlich am Start und am Ende. Das gilt umso mehr für jede einzelne Kreuzung, Abzweigung usw., und nochmal mehr bei mehreren Fahrspuren, Gegenverkehr und Fußgängern.
Im Prinzip holt man sich willentlich den "wilden Westen" von vor 1900, als es eine Straße gab, auf der jeder sich seinen Weg gesucht hat (und dementsprechend viele Konflikte und Unfälle) zurück und baut das ganze nochmal in teuer nach. Dabei werden die über die Jahrzehnte bewährten Grundregeln der StVO ignoriert, als hätte es sie nie gegeben: Rechtsabbieger links von Geradeausfahrern, zu geringe Seitenabstände beim Überholen durch falsch gepinselte Linien, Tempoerhöhung statt Reduzierung und dadurch höhere Unfallschäden, doppelte Haltelinie an allen einmündenden Seitenstraßen, zusätzlicher Straßenseitenwechsel ohne Not, Gegenverkehr auf engen Wegen und unerwartet, um nur mal einige Beispiele zu nennen.
Dabei wäre es so einfach, wie man gleichzeitig Radverkehr fördern, Sicherheit erhöhen und dabei noch Geld sparen könnte: grundsätzliches Tempolimit (mit massiven Bußen überwacht und sanktioniert) von 30/70/120 nimmt hohe Aufprallenergien und unnötige Überholmanöver aus dem System. Entfernung vieler unnötiger Schilder und Linienmarkierungen spart Erhaltungsaufwand und fördert vorsichtigere Fahrweise. und konsequente Optimierung der StVO hinsichtlich einfacher, zentraler und verständlicher Regeln ermöglicht eine rücksichtsvollere Fahrweise für alle. Unabhängig davon könnten Städte zusätzlich noch Straßen für Autos sperren und Parkplätze entfernen, was die Attraktivität des Rads steigern würde.
Der einzige Nachteil an dieser Idee: der gesamte Verkehr wird entschleunigt und somit sinkt der Bedarf an hochmotorisierten Autos und auch Autos allgemein. Damit ist aus meiner Sicht auch klar, wieso wir das hier in Deutschland erst hinbekommen, wenn die Autoindustrie abgewickelt oder reformiert worden ist.