„Velorouten sind gescheitert“

  • Zu den Fußgängern reicht ein Abstand von 30 - 50 cm.

    Die Rechtsprechung sieht das anders, worauf ja auch schon Einige hingewiesen haben.

    Das ist in Kopenhagen, ja? Wo sind jetzt da die komfortablen separierten Radwege? ?(
    Ach, in dieser Straße fährt man plötzlich problemlos im Mischverkehr? :thumbup:

    Wenn in der Tempo 30 Zone ein Radler mit 15km/h fährt und sich dahinter eine Schlange von KFZ bildet, dann hänge ich hinter den Autos fest.

    Die Fahrbahn ist aber in den 30er-Zonen nicht immer so schmal, dass das Überholen gar nicht möglich wäre. Daher nutze ich das gelegentlich aus und überhole die KFZ und dann den Radler. Ja, mit Sicherheitsabständen.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Das Überholen zwischen Radfahrer und Radfahrer sehe ich ziemlich unproblematisch. Da könnt ihr gerne den Teufel an die Wand malen (genau wie bei den Fußgängern), aber wenn ein Unfall passiert, gibt es vielleicht Leichtverletzte.

    Ich kriege übrigens nicht die Krise, wenn ich dicht überholt werde, ich finde es nur u. U. etwas unangenehm. Ich habe versucht deutlich zu machen, dass es viele Radfahrer gibt, die das schlimmer finden und deswegen evtl. nicht Rad fahren. Normalerweise ist die Infra der Hauptgrund für Leute nicht Fahrrad zu fahren. Noch vor schlechtem Wetter oder verschwitzt im Büro ankommen. Ich versuche mir Gedanken über eine Infra zu machen, die 95 % der Menschen für gut und sicher befahrbar halten (und nicht nur 12 %).

    Vielleicht liege ich nicht in allen Punkten richtig, aber diese krasse Ablehnung gegen alles, was nicht auf der Fahrbahn stattfindet, kann ich nicht nachvollziehen. Die Polemik macht es dann natürlich auch nicht besser. Ich glaube, in Deutschland wird es wegen dieses angeheizten Klimas selbst zwischen Radfahrern nie eine große "Bewegung" geben, die zu sprunghaften Verbesserungen führt. In NL oder Kopenhagen scheint mir mehr oder weniger Konsens zu herrschen, wie die Infra auszusehen hat. Mit der Folge, dass dort z. T. mehr als 40 % der Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. In D sind sich nicht mal die Radfahrer einig.

  • Typischer Fehler: die Radverkehrsanteile zweier Städte/Länder zu vergleichen und eine Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen einzelnen Radverkehrsanlagen und dem beobachtenen Modal split postulieren, dabei aber die völlig verschiedene Topographie, die soziokulturellen Unterschiede der jeweiligen Wohnbevölkerung und erhebliche historische Unterschiede einfach ignorieren. :thumbdown:

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  • Typische Antwort: Jegliche Vergleichbarkeit mit Hinweis auf eine generelle Liste von Kriterien abzustreiten. Damit machst du es dir m. E. zu einfach.

    Z. B. NL: Der Ausbau separater Radinfra begann in den 70er Jahren. Gleichzeitig stieg der Radverkehrsanteil massiv. Sicher gibt es auch Unterschiede zwischen NL und D, aber in der Tendenz lässt sich das m. E. nicht abstreiten, dass der Zusammenhang besteht. Überall, wo keine separate Infra hergestellt wurde, stagniert oder sinkt der Radverkehrsanteil. (Kennt jemand ein Gegenbeispiel?) Ich bin gespannt, wie sich Hamburg mit seinem Zwitter-Ansatz (bedingt separat) entwickeln wird.

  • diese krasse Ablehnung gegen alles, was nicht auf der Fahrbahn stattfindet, kann ich nicht nachvollziehen.

    Ich habe nichts gegen gute RVA fernab von Straßen. Zum Beispiel die Veloroute 8 zwischen Berliner Tor und Rauhes Haus, oder die Strecke zwischen Deichtorhallen und Tatenberger Schleuse. Tolle Strecken! Besser wie jede verMIVfte Fahrbahn!

    Aber wo sowas nicht möglich ist und man sich Platz mit MIV teilen muss, bin ich zur Überzeugung gelangt, dass Radverkehr auf oder mit Farbe getrennt neben die Fahrbahn gehört. Dort fühle ich mich am sichersten, dort macht mir Radfahren am meisten Spaß. Das Problem in Hamburg (und D allgemein), ich wiederhole es gerne noch einmal: Die Radfahrstreifen sind viel zu schmal.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Ich habe nichts gegen gute RVA fernab von Straßen. Zum Beispiel die Veloroute 8 zwischen Berliner Tor und Rauhes Haus, oder die Strecke zwischen Deichtorhallen und Tatenberger Schleuse. Tolle Strecken! Besser wie jede verMIVfte Fahrbahn!
    Aber wo sowas nicht möglich ist und man sich Platz mit MIV teilen muss, bin ich zur Überzeugung gelangt, dass Radverkehr auf oder mit Farbe getrennt neben die Fahrbahn gehört. Dort fühle ich mich am sichersten, dort macht mir Radfahren am meisten Spaß. Das Problem in Hamburg (und D allgemein), ich wiederhole es gerne noch einmal: Die Radfahrstreifen sind viel zu schmal.

    Ich glaube, wir sind gar nicht soweit auseinander. Wenn keine Parkplätze da sind, kann ich mir das auch so vorstellen, am liebsten dann noch ein kleiner Bordstein zwischen Radweg und Fahrbahn.

  • Ich glaube, in Deutschland wird es wegen dieses angeheizten Klimas selbst zwischen Radfahrern nie eine große "Bewegung" geben, die zu sprunghaften Verbesserungen führt.

    Die Leute beim Volksentscheid Fahrrad haben es genau richtig gemacht, indem sie diese dämliche Separierungsdiskussion von vornherein ausgeklammert haben. Die haben Forderungen aufgestellt, daß die Fläche gerechter verteilt werden soll, die Radfahrer sich schnell, sicher und komfortabel fortbewegen können, die Infra eine Mindestbreite von soundsoviel Metern haben und NICHT auf Kosten der Fußgänger gehen soll. Ob das ganze jetzt als PBL, auf Bürgersteigen oder sonstwie umgesetzt wird, haben sie in weiser Voraussicht offen gelassen und damit sowohl die VC-Fraktion als auch die Separierungsfraktion an Bord geholt.

  • Da könnt ihr gerne den Teufel an die Wand malen (genau wie bei den Fußgängern), aber wenn ein Unfall passiert, gibt es vielleicht Leichtverletzte.

    Ich male mal den Teufel an die Wand:

    Ein 34-jähriger Radfahrer befährt am Ende einer Gruppe von sieben Radfahrenden die Holzmarktstraße in Richtung Lichtenberger Straße. In Höhe der Holzmarktstraße 4 kommt der Radfahrer nach links ab und stößt mit einem links neben ihm fahrenden 42-jährigen Radfahrer zusammen. Beide Radfahrer und ein weiterer, dahinter fahrender, 37-jähriger Radfahrer, kommen zu Fall. Dabei wird der 34-jährige Radfahrer so schwer verletzt, dass er am 21. Juni 2016 in einem Krankenhaus verstirbt. Die beiden anderen beteiligten Radfahrer wurden nur leicht verletzt.

    Ehrlich gesagt bin ich sehr gespannt, wie sich Unfallzahlen und die der Verletzten mit der steigenden Zahl von Radfahrern entwickeln.


  • Z. B. NL: Der Ausbau separater Radinfra begann in den 70er Jahren. Gleichzeitig stieg der Radverkehrsanteil massiv.

    Lass uns aus dem heutigen Verkehrsraum Deutschlands so viele PKW entfernen, bis wir die gleiche Zahl der PKW pro 1.000Ew für Niederlande1970 haben.
    Dann reden wir nochmal über das ach so gefährliche Fahrbahnradeln. Oder wir reden eben darüber, 3m breite Fahrspuren für Fahrräder anzulegen. Oder über Parkplätze.

  • Lass uns aus dem heutigen Verkehrsraum Deutschlands so viele PKW entfernen, bis wir die gleiche Zahl der PKW pro 1.000Ew für Niederlande1970 haben.Dann reden wir nochmal über das ach so gefährliche Fahrbahnradeln. Oder wir reden eben darüber, 3m breite Fahrspuren für Fahrräder anzulegen. Oder über Parkplätze.

    Hatten die damals so wenige Pkw pro 1000 Einwohner? Worauf willst du damit hinaus? Damals war das Fahrradfahren (im Mischverkehr) in NL so gefährlich, dass aufgrund der vielen Verkehrstoten ein Umdenken stattfand.

    Ja, gerne reden wir darüber. Wobei 3-4 m breite Radwege immer Zweirichtungsradwege sind. In einer Richtung sind sie meist 2-2,5 m breit.

  • Die verbessern aber die Unfallstatistik, weil dann mehr Alleinunfälle von Radfahrern auftauchen, die sich an den Mini-Bordsteinen maulen und der Anteil der von KFZ umgefahrenen Radfahrer "sinkt". :whistling:

    Das meinte ich mit Polemik u.a. In den Niederlanden oder in Kopenhagen ist mir keine Unfallhäufung bekannt, obwohl da noch mehr Leute Fahrrad fahren.

  • Hatten die damals so wenige Pkw pro 1000 Einwohner? Worauf willst du damit hinaus? Damals war das Fahrradfahren (im Mischverkehr) in NL so gefährlich, dass aufgrund der vielen Verkehrstoten ein Umdenken stattfand.
    Ja, gerne reden wir darüber. Wobei 3-4 m breite Radwege immer Zweirichtungsradwege sind. In einer Richtung sind sie meist 2-2,5 m breit.

    Wo im Verkehrsraum einer heutigen Stadt möchtest du 2,5m breite Radwege anlegen? Die Fläche, die du dafür benötigst, muss du heute zwingend einer anderen Verkehrsart entziehen.
    entweder dem Fußgängerverkehr oder dem (ruhenden/nicht-ruhenden) Autoverkehr.

    Hast du in einer deutschen (Groß-)stadt einen Fahrzeugbestand wie in den NL1970, wirst du deutlich(!) weniger Probleme haben, eine Fahrspur oder die Parkplätze dem Radverkehr zuzuschlagen.
    Du hattest 1970 einfach weniger "Raumkonflikte" und an Knotenpunkten weniger "Richtungskonflikte".

  • Ich versuch's mal sachlicher:

    Damals war das Fahrradfahren (im Mischverkehr) in NL so gefährlich, dass aufgrund der vielen Verkehrstoten ein Umdenken stattfand.

    Hast Du eine brauchbare Quelle für diese Erzählung? Die Uni Münster stellt das irgendwie anders dar und in den 70ern ist dort viel passiert, aber die Stichworte "Fahrrad" oder "Unfall" vermisst man.

    Hatten die damals so wenige Pkw pro 1000 Einwohner?

    Abgesehen davon, dass die PKW-Dichte pro Fläche relevanter ist, waren die Zahlen vor 40 Jahren überall erheblich niedriger, 1970 in beiden Ländern etwa halb so hoch wie heute. Pro Einwohner ist die PKW-Dichte auch heute noch in NL etwa 20 % niedriger als in D.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Vielleicht liege ich nicht in allen Punkten richtig, aber diese krasse Ablehnung gegen alles, was nicht auf der Fahrbahn stattfindet, kann ich nicht nachvollziehen.

    Ich kann dir helfen, das nachzuvollziehen. Es liegt einfach an der krassen Scheiße, die dem Hamburger Radfahrer auf dem Hochbord angedient wird.

    Schau dir doch mal die Stresemannstraße zwischen Holstenstraße und neuem Pferdemarkt an. Oder die Schanzenstraße. Oder die Breitenfelder Straße. Oder An der Alster. Oder, oder, oder. Zugegebenermaßen ist das alles alte Infrastruktur. Aber sie ist da und wird benutzt. Muss(!) teilweise sogar benutzt werden. Und fast alles, was in HH auf dem Hochbord neu angelegt wird, ist mindest- bis untermaßig. Oder man bekommt so schöne Dinger geboten, wie auf der Stresemannstraße / Bahrenfelder Chaussee stadtauswärts, wo sich der Radweg an Bushaltestellen plötzlich in Luft auflöst und der regeltreue Radfahrer eigentlich absteigen und schieben müsste. Neu! gebaut.

    Hinzu kommt das bereits aufgeführte Fehlverhalten der Mitmenschen, die die Nutzung von Radwegen auf dem Hochbord erschweren.

    Wie soll da Zustimmung zu Infrastruktur auf dem Hochbord entstehen? Ehrlich gesagt kann ich deiner Argumentation auch nur "gefühlte Sicherheit" entnehmen. Mehr nicht. Hab ich da was übersehen? Deine Ansichten zu den notwendigen Sicherheitsabständen beim überholen auf dem Hochbord teile ich übrigens auch nicht. So viel schon einmal vorweg.

    Nach "sorgfältiger" Abwägung von Pro und Kontra und aus eigener Erfahrung kommen somit die meisten hier einfach zu dem Schluss, dass Fahrverkehr auf der Fahrbahn stattfinden muss.