Die Gretchenfrage: Wie habt ihr’s mit dem Helm?

  • * Unpraktisch. Ich benutze mein Rad meistens im Alltag und dann soll ich noch meinen Helm mitschleppen, wenn ich irgendwo rein will? Anschnallgurte kann man ja im Auto lassen ;)


    Da habe ich drei Möglichkeiten:
    Der Helm kommt an den Rucksack.
    Der Helm dient als Schale für Handschuhe, Brille und derzeit Mütze.
    Der Helm bleibt am Fahrrad, das Schloß kommt durch eine Öffnung. Klar kann jemand den Helm zerbrechen und klauen. Da habe ich aber mehr Angst um andere Teile am Fahrrad.

    Ein Bekannter, mit dem ich regelmässig Rennrad gefahren bin, kam zu unserer ersten MTB-Tour ohne Helm. Im Wald kann ja nichts passieren, da sind ja keine Autos. Kurze Zeit später mussten wir einen Krankenwagen rufen. Weil ihn sein eigenes Pedal am Kopf getroffen hat. Klar, nichts wirklich ernstes, aber mit Helm hätte er wahrscheinlich weiterfahren können.

  • Völlig anders sehe ich das mit dem Fahrradhelm übrigens, wenn ich mit meinem blinden Freund auf dem Fahrrad unterwegs bin. Da er selbst bei einem leichten und langsamen Sturz den Boden nicht kommen sehen kann, ist die Schutzwirkung des Fahrradhelms für ihn deutlich höher und sinnvoller.

    Okay, das ist vermutlich ein Fettnäpfchen-Thema für Außenstehende, aber wäre für seine Zwecke ein Integral-Helm nicht sinnvoller? Ich kann überhaupt nicht einschätzen, welche Reflexe ein Blinder hat, wenn er bei einem Sturz offenbar einigermaßen orientierungslos ist, aber das stelle ich mir ja absolut horrormäßig vor. Und hinten auf dem Tandem drauf (fahrt ihr so?) hielte sich ja auch erstmal die Hitzeentwicklung in dem Ding in Grenzen.

  • Das mit dem Geschwindigkeit in Höhe umrechnen stimmt nur bedingt. Es stimmt dann, wenn man bei dieser Geschwindigkeit auf ein festes, stehendes Hindernis trifft (Baum, Laternenpfahl). Ansonsten schlittert man bei der entsprechenden Geschwindigkeit einfach über den Boden, bekommt ordentlich Schürfwunden aber ansonsten passiert nichts.

    Das kann ich aus unrepräsentativer leidvoller persönlicher Erfahrung bestätigen. Da ich früher etwas wilder gefahren bin :whistling: , hatte ich 5-10 erhebliche Stürze pro Jahr über einige Jahre, also schon etwas Sturzerfahrung. Die schlimmsten Stürze waren mit festen Hindernissen und/oder Gefällestrecken. Beiden ist gemein, dass man sehr abrupt den entsprechenden auftreffenden Körperteil zur Knautschzone macht, leider ist der Kopf in Fahrtrichtung recht exponiert. Bei den meisten übrigen Stürzen kann man über längere Distanz und Zeit seine Haut als regenerative Reibungsbremse nutzen, zwar sehr schmerzhaft, aber ohne schwerere Schäden. Allein durch die längere Flugbahn hat man reflexhafte Chancen auf Schutzhaltung der Gliedmaßen zum Kopf und mit etwas Übung reaktive Chancen zur Flugsteuerung. In meinen "besten" Zeiten konnte ich über den Lenker absteigen und völlig unbeschadet landen.

    Dies ist bergab oder gegen ein Hindernis kaum möglich. Zweimal war bei mir der Kopf betroffen. Mit Helm fehlt mir jede Erinnerung an den Unfall, etwa eine Stunde später und 30 km weiter dämmerte mir, dass etwas war, Schmerzen, Schwindel, schemenhafte Erinnerungen. Ohne Helm Einbruch zweier Brustwirbel nach Köpper mit 30 km/h direkt auf den Kopf (unbemerktes Schlagloch mit Sofortstopp). Ob ich in ersterem Fall ohne Helm mehr Schrammen und Beulen am Kopf (sicher) aber weniger Gehirnerschütterung gehabt hätte oder im zweiten Fall mit Helm keine Wirbelbrüche? Ich weiß es einfach nicht. Hätte/Hat mir das Leben gerettet - kann man m.E. nur nach Videoanalyse des Unfalls durch technischen und medizinischen Sachverständigen sagen.

    Ich tendiere dazu, dass ein Helm außer vor (für mich wenig beachtlichen) kleinen Verletzungen eher ein wenig schützt, auch wenn Fälle einer negativen Auswirkung vorkommen. Bei all den Stürzen meines Lebens (k.A. wieviel, sicher dreistellig bei 6-stelliger Kilometerleistung) war aber der Kopf nur zweimal erheblich beteiligt, wobei mir die (mögliche) Auswirkung von Fahrradhelmen nicht klar zuordenbar ist. Dabei ist in meinem Gesamtleben der Kopf ähnlich erheblich sicher mindestens zehn mal ähnlich erheblich angeeckt.

    Ja ich weiß, dass ich Bewegungslegastheniker bin, deshalb fahre ich mittlerweile auch wesentlich ruhiger/vorausschauender und bevorzuge eher Langstrecken mit hohem Schnitt als wendige Sprints. Bis auf Wirbel habe ich mir auch nie was gebrochen. Ich schätze meine momentane Unfallquote auf 1 je 10.000 km, seit Jahren immer allein, meist mangels Traktion (Kurven, Sand/Split, Glätte).


  • Da habe ich drei Möglichkeiten:
    Der Helm kommt an den Rucksack.


    Hab ich nicht immer mit.

    Zitat


    Der Helm dient als Schale für Handschuhe, Brille und derzeit Mütze.


    Handschuhe trag ich nur im Winter, und die passen auch in die Jackentasche.

    Zitat


    Der Helm bleibt am Fahrrad, das Schloß kommt durch eine Öffnung. Klar kann jemand den Helm zerbrechen und klauen. Da habe ich aber mehr Angst um andere Teile am Fahrrad.

    Mein Bügelschloss dürfte da nicht durchgehen.

    Zitat


    Ein Bekannter, mit dem ich regelmässig Rennrad gefahren bin, kam zu unserer ersten MTB-Tour ohne Helm. Im Wald kann ja nichts passieren, da sind ja keine Autos. Kurze Zeit später mussten wir einen Krankenwagen rufen. Weil ihn sein eigenes Pedal am Kopf getroffen hat. Klar, nichts wirklich ernstes, aber mit Helm hätte er wahrscheinlich weiterfahren können.

    Klingt für mich nach einem Beispiel, wo ein Helm tatsächlich geholfen hätte. Aber vermutlich ist er auch etwas dynamischer gefahren, schließlich will man auf ner MTB-Tour auch Spaß haben? Und schon ist das Unfallrisiko gleich wieder größer.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • quote='Gerhart','http://www.radverkehrsforum.de/forum/thread/88-Die-Gretchenfrage-Wie-habt-ihr’s-mit-dem-Helm/?postID=1478#post1478']Mein Bügelschloss dürfte da nicht durchgehen.[/quote]
    Das Bügelschloss meiner Frau (Abus) passt da auch durch.

    Zitat

    Klingt für mich nach einem Beispiel, wo ein Helm tatsächlich geholfen hätte. Aber vermutlich ist er auch etwas dynamischer gefahren, schließlich will man auf ner MTB-Tour auch Spaß haben? Und schon ist das Unfallrisiko gleich wieder größer.


    Es ging ein kurzes Stück sehr steil bergab. Wir haben oben noch gehalten und der, der die Strecke kannte, machte eine klare Ansage:
    Gewicht hinter den Sattel und nicht bremsen. Er fuhr als letztes in der Gruppe, bekam Angst, bremste und den Rest kannst du dir denken.

  • Hallo!

    Ich halte es ähnlich wie @hugo790, fahre schon seit langer Zeit gewohnheitsmäßig immer mit Helm - mittlerweile der Dritte. Ich bin als Alltagsradler hauptsächlich auf innerstädtischen Straßen und Radwegen unterwegs und erlebe zwar viele Beinahe-Kollisionen, aber die letzten drei Stürze (in den vergangenen fünf Jahren) waren alle selbstverschuldet ohne Fremdeinwirkung, zwei davon auf Glatteis/Schnee. Da hätte ich den Helm nicht gebraucht und fand es trotzdem in dem Moment nicht schlecht, ihn drauf zu haben. Der gefühlte Schutz durch den Helm ist vermutlich viel größer als die tatsächliche Wirkung, aber als Einschränkung empfinde ich den Helm auch schon lange nicht mehr. Der Komfort wird wahrscheinlich ähnlich gemindert, wenn man erstmals einen Sicherheitsgurt im Auto anlegt (der unstrittig sehr sinnvoll ist, und an den wir uns alle schon lange gewöhnt haben). Eine Helmpflicht halte ich für völlig schwachsinnig, eher schon könnte ich mir Sicherheitskontrollen für Fahrräder bis hin zu einer StVZO-Zulassung vorstellen...
    Da ich von meinem kleinen Sohn verlange, einen Helm zu tragen, komme ich jetzt auch wenigstens nicht in eine Argumentations-Falle, denn er kennt es von Papi gar nicht anders.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab


  • Das ist insbesondere deswegen verwunderlich, weil laut statistischen Bundesamt, im Jahr 2011 nachgewiesenermaßen mehr als doppelt soviel Menschen durch Feuerwaffen den Tod gefunden haben, als Radfahrer auf dem Fahrrad verstorben sind. Doch selbst normale Polizeibeamte, die ja dauerhaft eine Dienstwaffe mit sich führen, tragen bei ihrer "normalen" Arbeit in den seltensten Fällen dauerhaft eine kugelsichere Weste. Und das ist auch absolut nachvollziehbar! Die Wahrscheinlichkeit in Deutschland erschossen zu werden ist, im Gegensatz zu einigen Krisengebieten, dann doch eher gering.

    Ich finde deine Argumentation mit den Schussverletzungen gut, möchte dir aber in einem Punkt widersprechen: die gefühlte Bedrohung ist bei Radunfällen viel, viel höher. Auch wenn mehr Menschen durch Schusswaffen sterben als durch Radunfälle, kommen doch selbst Polizisten selten in die Situation, in der sie mit einer Schusswaffe beroht werden. Kritische Situation sind im Straßenverkehr aber Alltag - die Existenz dieses Forums verdankt sich ja schon allein diesem Problem. Auch wenn der Mensch nicht gut mit sehr unwahrscheinlichen Ereignissen umgehen kann, rechtfertigt die gefühlte "Nähe" zu einem Unfall das Tragen eines Helmes eher als das Tragen einer Schutzweste.

    Nun zu meinem Helmverhalten: Ich habe mittlerweile verschiedene Grade der Inkonsequenz durchlaufen. Früher habe ich nie einen Helm getragen. Seit ein paar Jahren betreibe ich Radsport, da ist ein Helm obligatorisch und bei vielen Veranstaltungen, selbst bei offenen Trainigsausfahrten und Radtreffs vorgeschrieben. In der Stadt habe ich aber weiterhin keinen Helm getragen, obwohl ich im Stadtverkehr viel häufiger in kritische Situationen geraten bin. Als Rennradfahrer schimpft man zwar gern und häufig über hupende, dicht überholende Autofahrer, ein hupender Autofahrer signalisiert aber zumindest, dass er einen gesehen hat und enges Überholen ist weniger gefährlich, als ein rechtsabbiegender oder Vorfahrt-nehmender Autofahrer. Eine dieser kritischen Situation war dann irgendwann nicht mehr knapp vorbei, sondern volle Kanne getroffen: Ein auf dem Fußweg (!) parkender Autofahrer hat die Fahrertür aufgemacht, in die ich dann mit hohem Tempo reingefahren bin. Ich bin nach links weg auf die Straße geflogen und mit dem rechten Oberarm auf der Bordsteinkante gelandet. Seit diesem Ereignis fahre ich auch in der Stadt mit Helm, lasse den Helm aber zum Teil wieder weg, wenn ich mich im Anschluss zu Fuß bewege und z.B. lieber eine normale Mütze aufsetzte, als diese ohne Helm ziemlich dämlich aussehenden Unterhelmmützen.

  • Ich trug noch nie einen Fahrradhelm. Folgende Ausreden habe ich dafür:

    • Ich befürchte dass ich dann schneller und riskanter fahren würde ("Kann ja nichts passieren"), obwohl ich eigentlich nur stressfrei von A nach B kommen will.
    • Ich will ihn am Ziel (Arbeit, Einkaufen, Veranstaltung,...) nicht irgendwohin mitnehmen aber auch nicht offen am Fahrrad belassen, wo er Vandalen und Wetter ausgesetzt wäre.
    • Zeitverlust
    • Bisher landete ich immer nur auf den Knien oder (meistens) auf den Händen. Das waren aber auch alles selbstverschuldete Unfälle (Glätte, Auffahrunfall). Im Bekanntenkreis gab es auch Fälle in denen ein Helm geholfen hat/hätte.

    Genützt hätte er mir als Radfahrer genau einmal, als mich ein anderer Radfahrer (nach einer Diskussion darüber, dass ich ihm keinen Platz mache, nur weil er als Geisterfahrer bei Rot auf den Radweg will) volle Kanne gegen die Schläfe boxte.

    Fazit: Ich bin gegen eine Helmpflicht, würde wegen einer Helmpflicht aber auch nicht aufs Fahrradfahren verzichten, sondern statt eines Fahrradkorbes auf Gepäcktaschen umsteigen und auf dem Gepäckträger eine Helmbox installieren.

  • Im Prinzip fahre ich mit Helm. Warum soll man ,und sei es auf minimale, auf Sicherheit verzichten?
    Ich heiße Günther und nicht Kurt ("ohne Helm und ohne Gurt"). :)

    Soweit das Prinzip.
    Habe aber seit ca einem Jahr keinen mehr. Den vorletzten habe ich vorletzen Sommer in einem Cafe in Lappland liegen gelassen (Jokkmokk, Samen-Museum, falls da mal jemand vorbeikommt).
    Den letzten vor einem Jahr im Mercado. Das sind nur die Male, wo ich den nicht wiedergekriegt habe.
    Jetzt muss es die nebenstehende Cap richten, mit ihren bunten Sicherheitsstreifen oben drauf.
    Die kann ich knüllen und in die Tasche stecken.

    In velo veritas.

  • Ich hatte 2004 einen Unfall mit Nasenbeinbruch und Schürfwunden im Gesicht. Ein hätte da wohl eher nicht geholfen, aber trotzdem habe ich mir danach einen gekauft und erstmal brav getragen. Die Motivation ließ aber bald nach (Kinngurt nicht mehr richtig straff gezogen, Helm nicht ersetzt, obwohl er häufiger mal auf den Boden fiel). Dann wurde mein damaliges Fahrrad mit dem Helm im Korb geklaut und seitdem trage ich keinen mehr, weil mir durch die Lektüre verschiedener Internetdiskussionen doch Zweifel an der überragenden Schutzwirkung gekommen sind. Außerdem ist es vor allem im Alltag echt unpraktisch. Und ich will nicht dazu beitragen, Radfahren als etwas Martialisches, Gefährliches, Kompliziertes darzustellen.

  • Trage immer einen Helm, obwohl die Schutzwirkung bei den Geschwindigkeiten bei denen ich unterwegs bin sehr gering sein wird. (regelmässig 50+). Zudem die ideale Befestigung der Helmkamera. :whistling:

    Bei dem einzigen Sturz letztes Jahr ging der Helm kaputt und ich hätte wohl zusätzlich zu den geprellten, angeknacksten oder gebrochenen Rippen noch ein paar Tage Kopfschmerzen gehabt.

    Ich bin aber auch gegen eine allgemeine Helmpflicht, die Nachteile überwiegen die geringe Schutzwirkung deutlich und das Fahrradfahren soll so einfach und bequem wie möglich bleiben.

  • Nachdem ich vorher ein Leben lang wirklich sehr StVO-gehorsam war, ging ich in Rente und wurde nahezu gleichzeitig, sogar etwas vorher, vom Arzt aufgefordert, Rad zu fahren (oder sonst etwas ähnliches). Dies führte mich als aus prinzipiellen Gründen StVO-gehorsamer Mensch auf einem linksgeführten Radweg innerorts. Zig Mal... Zuerst. Und da der Ort sehr ruhig ist fuhren wir "normal": weder schnell noch langsam. Jedenfalls waren die anderen Radsportler, die am gleichen Augenblick vorschriftswidrig auf der Fahrbahn fuhren wesentlich schneller auf ihren Rennräder (wir fahren sowieso schwere Treckingräder, zuletzt, bis zum Rahmenbruch, ein schweres Utopia, und ich habe eine kompl. Werkstatt dabei, weil wir auch gern verlasse Dörfer besuchen, gibt es hier wegen Braunkohlegewinnung). Und dann war in Bruchteil-von-Sekunden-Schnelle, also urplötzlich, ein Autokühler vor dem Vorderrad. Höhenflug über den Kühler... Landung auf dem Kopf. Seither tragen wir beide immer Helme. Eine fast 80-jährige Ordenfrau verstarb bei einem ähnlichen Unfall (ohne Fremdbeteiligung, wenn ich richtig mitgekriegt habe). Vermutlich trug sie nur die übliche Kopfbedeckung des Ordens. Ich schreibe gern explizit Ordensfrau, weil diese Damen oft eher besonnen sind (der Film von De Funes ist eine wirkliche Parodie). Sohn ist Arzt und arbeitet im OP, ist tagtäglich mit dieser Wirklichkeit konfrontiert. Er fuhr bislang täglich 2 x 10 km zwischen Wohnort und Krankenhaus mit dem Rad... mit Helm!

    Wir sind für Helmpflicht oder, ohne Helm, für extra-Unfallversicherung.

    (Der Fall Schumi, so traurig er ist, ist in der Hinsicht lehrreich... Aber noch viel mehr die Unfallfolgenverringerungskurven nach der Einführung der Sicherheitsgurtenpflicht in sehr vielen Ländern der Welt, und es ist wirklich durchaus vergleichbar; hätten unsere Eltern Helm getragen, nein, nicht im Krieg, sondern als Fahrräder noch das übliche Verkehrsmittel waren, würden wir überhaupt nicht mehr danach denken. Es ist eine Frage auch der Erziehung und daher wichtig, dass Eltern immer Helm befürworten und mit gutem Beispiel vorangehen!).

  • @munchengladbach

    M.E. beschreibst Du selbst das eigentliche Problem recht gut, setzt aber dann andere Schwerpunkte. Gerade die langsameren, vermeintlich besonneneren Radfahrer verunfallen, oft genug auf unzureichender Radinfrastruktur, sehr schwer und teils tödlich. Würde man diese Unfälle stärker vermeiden, wäre der Sicherheitsgewinn viel größer, als bei einem Teilschutz des Kopfes.
    Zudem wird ja selbst von den stärksten Befürwortern von Fahrradhelmen die geringe Schutzwirkung bei schweren Unfällen durchaus zugegeben.

    Unabhängig von der m.E. vordringlichen Unfallvermeidung kann natürlich jeder einen Helm tragen. So Du aber schon die Unfallfolgenverringerungskurven anderer Länder betrachtest, solltest Du Dir vielleicht auch die Statistiken von Ländern nach Einführung einer Helmpflicht anschauen. Dort konnte m.W. nirgendwo ein Sicherheitsgewinn festgestellt werden, sondern eher größere Gefahren für die verbleibenen Radfahrer. Berücksichtigt man realistisch noch den Wegfall der gesundheitlich positiven Wirkung des Radfahrens durch eine solche Einschränkung der Radfahrer, so ist eine Helmpflicht für die "Volksgesundheit" äußerst negativ. Eine Helmpflicht wird daher von der überwiegenden Zahl der Verkehrsexperten abgelehnt und auch von einem großen Anteil der Helmbefürworter.


  • Wir sind für Helmpflicht oder, ohne Helm, für extra-Unfallversicherung.

    Wenn man fordert, dass ohne Helm Rad Fahrende mehr Versicherung zahlen sollen, dann muss man das auch für andere Risikogruppen einfordern. Zum Beispiel für ungesunde Ernährung, für unsportliche Menschen, für Raucher und Trinker (auch gelegentlich) sowieso. Oder wie wäre es mit KFZ Führenden, die immer 10% über dem Tempolimit fahren?

    Ich gehe davon aus, dass die Gesundheits-Vorteile vom Radfahren die Nachteile deutlich überwiegen. Helm-Pflicht oder Extrakosten resultieren in weniger Radfahrern und schlechterer Gesundheit. Keine gute Idee.

    Zitat


    Eine fast 80-jährige Ordenfrau verstarb ...

    Ja, und andere Menschen gewinnen den Jackpot im Lotto. Und eigentlich kennt jeder jemanden, der jemanden kennt, dem dieses Glück zuteil wurde.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Wir sind für Helmpflicht oder, ohne Helm, für extra-Unfallversicherung.

    Da bin ich @Gerhart s Meinung.

    Aber noch viel mehr die Unfallfolgenverringerungskurven nach der Einführung der Sicherheitsgurtenpflicht in sehr vielen Ländern der Welt, und es ist wirklich durchaus vergleichbar;

    Ich verstehe nicht so ganz, worauf du hinaus willst. Die Schutzwirkung des Sicherheitsgurtes ist ja hinreichend nachgewiesen worden, da gibt’s eigentlich keine großen Zweifel daran und die Gurtpflicht ist im Sinne der Verkehrssicherheit bestimmt nicht verkehrt. Ich sehe aber nicht, warum jetzt bei einer Helmpflicht eine „Unfallfolgenverringerungskurve“ zu erkennen sein sollte. So toll ist die Schutzwirkung eines Fahrradhelmes nun auch nicht.

    hätten unsere Eltern Helm getragen, nein, nicht im Krieg, sondern als Fahrräder noch das übliche Verkehrsmittel waren, würden wir überhaupt nicht mehr danach denken. Es ist eine Frage auch der Erziehung und daher wichtig, dass Eltern immer Helm befürworten und mit gutem Beispiel vorangehen!

    Ob man das mit den Eltern nun so behaupten kann wage ich zu bezweifeln. Wichtiger als mit Helm-Beispiel voranzugehen fände ich ja eher die Einhaltung der Verkehrsregeln, auch bei einem Ausflug mit Kindern lässt sich die richtige Straßenseite benutzen und man kann auch vor Sonnenaufgang schon mit Licht fahren — beides fällt schon einigen Eltern, die ihre Kinder hier zur Grundschule oder zum Kindergarten bringen, ziemlich schwer.

  • Zitat

    Wir sind für Helmpflicht oder, ohne Helm, für extra-Unfallversicherung.

    Du bringst Argumente für das Tragen eines Helmes und forderst am Schluss eine Helmtragepflicht. Beides (Helm tragen, und Pflicht einen Helm zu tragen) verlangt aber unterschiedliche Argumente. Ich zieh mal einen hinkenden Vergleich:

    Obwohl ich mein Leben lang auf meine Ernährung achtete, riet mir mein Arzt zu ausgedehnten Spaziergängen. Zwar sind meine Blutwerte nicht sooo schlecht, aber einige meiner Geschwister sind in letzter Zeit an Herzinfarkten verstorben. Das mag auch daran liegen, dass ich mich zwar bewusst ernähre, aber auch sehr wenig bewegte all die Zeit. Die heilsame
    Wirkung ausgedehnter Spaziergänge ist jedenfalls ziemlich gesichert.

    Ich bin für eine Spaziergangspflicht.

  • Über einen Helm habe ich mal nachgedacht um eine Kamera dran zu befestigen.
    Da ich inzwischen aber seit über weit 10 Jahren die Helmdiskussion verfolge und die Befürworter es immer noch nicht geschafft haben einen Nachweis für einen Nutzen zu liefern, bleibt mein Kopf frei. Dazu kommt, das aus irgendeinem Grund fast jeder Helmträger berichtet das er dem Helm schon mal seinen Gesundheit oder sein Leben verdankt, während andere Fahrradfahrer Jahrzehnte fahren ohne jemals mit dem Kopf irgendwo anzuschlagen. Auf für diese Beobachtung bleiben die Helmbefürworter seit Jahren die Erklärung schuldig.

    Bei unserer Kleinen (6) haben wir festgestellt das sie ohne Helm wesentlich vorsichtiger fährt, so daß wir ihr freistellen ohne zu fahren. Im Gegensatz zu 90% ihrer Mitschüler hat sie aber auch ein Rad mit funktionierenden Bremsen, die sie sogar bedienen kann.
    (Wer mal im Fahrradladen bei den dort ausgestellten Exemplaren versucht die Bremse zu bedienen, und das mit der minimalen Handkraft die einen Kind zu Verfügung steht, weiß das die Bremsen an den meisten Kinderrädern eher dekorativen Charakter haben) Auch eine vollständige Beleuchtung fehlt nicht.
    Meinen persönliche Meinung ist, das jeder der im Alltag mit Helm fährt, Propaganda gegen das Fahrradfahren betreibt, indem er es als etwas besonders gefährliches darstellt. Im Fall einer Helmpflicht würde ich es wohl auf die Bussgelder ankommen lassen, bevor ich meinen Wahrnehmung einschränke oder ein wesentlich erhöhtes Unfallrisiko eingehe.


  • [Wo den Helm bei Nichtgebrauch lassen]

    Da habe ich drei Möglichkeiten:
    Der Helm kommt an den Rucksack.


    Egal ob Rucksack oder Tasche, ein Helm der an irgendwas herumbammelt oder sonst wie befestigt ist, wird ständig irgendwo gegen stoßen oder hängenbleiben und dabei Schaden nehmen. Einem Motorradhelm macht das nichts, aber auch da dürfte der Helm sehr dazu beigetragen haben dass heute fast niemand mehr im Alltag Motorrad fährt


    Der Helm dient als Schale für Handschuhe, Brille und derzeit Mütze.


    Und bleibt dann wo?


    Der Helm bleibt am Fahrrad, das Schloß kommt durch eine Öffnung.


    Das hab ich (sehr) kurze Zeit mit dem Motorradhelm gemacht. Nachdem ich dann große Brandlöcher von den Zigarettenkippen im Polster hatte hab ich das sein gelassen. Ich will gar nicht wissen was einige Mitmenschen noch so zu entsorgen haben.

  • Egal ob Rucksack oder Tasche, ein Helm der an irgendwas herumbammelt oder sonst wie befestigt ist, wird ständig irgendwo gegen stoßen oder hängenbleiben und dabei Schaden nehmen.

    So simpel und absolut ausgedrückt ist das glatter bullshit. Mit gescheiter Befestigung/dem richtigen Rucksack (z. B.) oder alternativ etwas Sorgfalt beim Rumbaumeln lassen, besteht das Problem nur bedingt. Obwohl ich mir sonst gerne mal meine Extremitäten irgendwo anranze, haben meine Helme bis dato keinerlei problematische Feindkontakte in Ruheposition ertragen müssen.

    Bei unserer Kleinen (6) haben wir festgestellt das sie ohne Helm wesentlich vorsichtiger fährt, so daß wir ihr freistellen ohne zu fahren.

    interessant. Also in etwa der selbe Effekt, welcher auch teilweise bei Erwachsenen zu beobachten ist und zu "riskanterer" Fahrweise führt. Psychologie ist schon toll :)