Paris ist keine schöne Stadt, weil sie viele Autos hat

  • Ich war ja nun am Wochenende in Paris. Paris kenne ich noch von ein paar Urlaubsreisen meiner Jugend, wobei „kennen“ eine ziemliche Übertreibung ist: Ich war damals noch ziemlich jung, insofern sind ohnehin sämtliche Erinnerungen von einem romantisch verklärenden Schleier überzogen. Dennoch hatte ich im Vorfeld dieses Wochenendes einige Erwartungen, die auf ebenjenen Erinnerungen basierten: Romantische Gässchen, Cafés mit Blick auf den Eifelturm, staunend die Avenue des Champs-Élysées entlanglaufen.

    Okay, es war grundsätzlich ein schönes Wochenende, weil jedes Wochenende mit meiner Freundin ein schönes Wochenende ist, aber diese Stadt ist eher… nicht so, dass ich noch mal nach Paris müsste.

    Das hier war zum Beispiel der Blick auf den Eifelturm:

    Wir dachten erst, das wäre Nebel — stattdessen stellte sich abends heraus, dass Paris unter der schlimmsten Luftverschmutzung seit Jahrzehnten leidet.

    Das muss man sich mal ins Bewusstsein rufen: Wir leben im Jahr 2016 des Herrn, aber geht man in einer Großstadt vor die Tür, hat man nicht den Eindruck, dass sich in den letzten vierzig Jahren bezüglich des Klimaschutzes etwas bewegt hätte. Wow, was bin ich stolz darauf, mein Leben ohne Auto im Griff zu haben, möglichst wenig Müll zu „produzieren“ und irgendwie eine Art von Lebensstil zu pflegen, der mit einem möglichst kleinen Fußabdruck einhergeht — aber in einer Millionen-Metropole wie Paris verschwinden plötzlich die Wahrzeichen im Dunst der Abgase (Disclaimer: Ich hätte ja lieber den Zug genommen, aber wir sind tatsächlich mit dem Flugzeug gereist).

    Was den Straßenverkehr angeht, ist Paris ernsthaft der Horror. An einem Wochenende! Und am Sonntag noch fast mehr als am Sonnabend! Es gibt keine romantischen Gassen, es gibt nur Autos. Es gibt auch keine lauschigen Cafés mit Blick auf den Eifelturm, weil man vor lauter Motorenbrummen sein eigenes Wort nicht mehr versteht (und dem Blick auf den Eifelturm mangelt’s am Eifelturm). Selbst die Avenue des Champs-Élysées ist so eine Sache, dort wechseln sich weihnachtliche Düfte von einem endlos langen (und furchtbar durchkommerzialisierten) Weihnachtsmarkt mit Abgasen von acht Fahrstreifen ab, die inmitten dieser Prachtstraße liegen. Und am Rand quetschen sich dann abertausende Fußgänger auf überbreite Gehwege und geraten trotzdem aneinander.

    Herrje, bis jetzt dachte ich, der Straßenverkehr in Hamburg oder Berlin oder Frankfurt wäre schlimm, aber all das ist ja noch gar nichts gegen diese Blechlandschaft in Paris. Ich wüsste ja zu gerne, wie meine Eltern damals im Urlaub den dortigen Straßenverkehr empfunden haben oder wie Einheimische diese Zustände beurteilen. Für mich, der ja bezüglich des Verkehrs-Themas ein bisschen sehr sensibilisiert ist, waren diese Blechlawinen jedenfalls Grund genug, erst einmal nicht wieder in diese Stadt fahren zu müssen. Das war mir wirklich zu viel.

    Und nein, ich bin kein Fahrrad gefahren. Es gab dort zwar Unmengen von Leihrädern, aber ich habe mich tatsächlich nicht getraut, dort herumzudüsen. Das war mir echt zu heikel. Andererseits: Wo soll man denn dort auch herumdüsen — typisch kampfradlerisch auf dem Gehweg?

    Was den Radverkehr angeht, gibt es dort offenbar grundsätzlich nur zwei Typen von Radfahrern: Junge, durchtrainierte Männer auf Rennrädern und Touristen auf den furchtbar hässlichen Leihrädern, wobei letztere aus Respekt vor dem Straßenverkehr meistens ordnungswidrig auf dem Gehweg unterwegs waren — ich vermag es ihnen kaum zu verdenken. Ich bin ja eigentlich kein Weichei, was Fahrbahnradelei angeht, auch wenn ich mittlerweile nach zwei Unfällen mit Gehirnerschütterung auch die Vorzüge eines langsameren Fahrstils zu schätzen weiß. Aber im Ernst: Dann sowas wie den Kreisverkehr am Triumphbogen bezwingen?

    Wir haben dort während zwanzig Minuten nicht einen einzigen Radfahrer gesehen. Das ist total heftig: Der Kreisverkehr wird teilweise mit bis zu acht Fahrzeugen nebeneinander befahren; wer rechts fährt biegt gezwungenermaßen ab, alle anderen fahren weiter im Kreis, während sich an jeder Einfahrt neue Fahrzeuge in die Kreisfahrbahn hineinkämpfen. Der Begriff „Kampf“ ist wirklich nicht übertrieben, denn es gibt dort keine Lichtzeichen oder ähnliche Regelungen, man erobert sich einfach einen Fahrstreifen. Man hupt sich erstmal in die mittleren Fahrstreifen hinein, dann kämpft man sich an der angepeilten Ausfahrt wieder zurück nach rechts. Wie soll sowas mit dem Rad funktionieren, auf dem man in Paris wie in Hamburg keinerlei Autorität ausstrahlt und als derart verletzlicher Verkehrsteilnehmer überhaupt gar nicht in der Lage ist, seinen Fahrstreifen in irgendeiner Weise gegen einen Kraftfahrer zu verteidigen?

    Abgesehen davon will ein Teil der dortigen Radfahrer wahrscheinlich gar nicht kämpfen, sondern einfach ganz in Ruhe zur nächsten Sehenswürdigkeit düsen.

    Ich weiß nicht — was den Straßenverkehr angeht, ist Paris eine grauenvolle Stadt. Ja, die Sehenswürdigkeiten sind schön, ja, allein die Museen sind eine mehrtägige Reise wert, aber… wow, leider muss man ja irgendwie vom Hotel bis zum Museum kommen.

    Wie auch immer: Ich will mal versuchen, in den nächsten Tagen ein paar Eindrücke niederzuschreiben. Momentan bin ich dafür, man merkt es am Schreibstil, schon viel zu müde.

  • Also ich bin ja vorsichtig mit Karma und Verschwörungstheorien, aber wenn ich berücksichtige, dass ich bei mindestens 50 Parisbesuchen (meist am Wochenende) niemals, wirklich niemals so einen Verkehr hatte und schon gar keine solche Luftverschmutzung - und Du fährst da einmal hin, und dann so was ... ;)

  • Was den Radverkehr angeht, gibt es dort offenbar grundsätzlich nur zwei Typen von Radfahrern: Junge, durchtrainierte Männer auf Rennrädern und Touristen auf den furchtbar hässlichen Leihrädern,

    Verzerrte Wahrnehmung mit dem Hang zur Verallgemeinerung.

    Ich habe bei meinen zahlreichen Parisbesuchen auch genügend unerschrockene Frauen oder ältere Männer auf Fahrrädern gesehen, die selbstbewusst an den großen Kreuzungen wie Place de la République, Place du Chatelet ganz normal auf der Fahrbahn radeln. Dagegen müssten alle Hamburger, die unbedingt Gehwegradeln wollen, Weicheier sein.

  • Verzerrte Wahrnehmung mit dem Hang zur Verallgemeinerung.


    Na gut, da hast du durchaus recht, schließlich sieht man auch auf dem vierten Foto in meinem Beitrag einen Radling. Ich versuche es dann mal mit einer anderen Formulierung:

    Ich habe generell nur sehr wenige Radfahrer gesehen, davon war ein Großteil mit diesen Leihrädern unterwegs, dann gab es noch einen nennenswerten Teil besagter junger, trainierter Männer und dann noch einige andere Radfahrer. Womöglich liegt das auch ein bisschen an der Jahreszeit und am dichten Straßenverkehr — man sehe mir die spitze Bemerkung nach, aber Vehicular Cycling bedeutet in dieser Stadt eben auch, wie ein Auto im Stau zu stehen.

    Verzerrte Wahrnehmung mit dem Hang zur Verallgemeinerung.
    Ich habe bei meinen zahlreichen Parisbesuchen auch genügend unerschrockene Frauen oder ältere Männer auf Fahrrädern gesehen, die selbstbewusst an den großen Kreuzungen wie Place de la République, Place du Chatelet ganz normal auf der Fahrbahn radeln. Dagegen müssten alle Hamburger, die unbedingt Gehwegradeln wollen, Weicheier sein.

    Ich habe gerade noch mal alle meine Fotos durchgesehen, damit ich jetzt echt kein dummes Zeug erzähle, aber solche Leute habe ich tatsächlich nicht gesehen. Ich habe recht viele Aufnahmen von Radfahrern auf diesen Leihrädern, ein paar Rennräder dazwischen, aber kaum Frauen, absolut keine Kinder und Jugendliche. Und du kannst sicher sein, dass ich angesichts von Kindern oder Jugendlichen beim Fahrbahnradeln sofort die Kamera gezückt hätte ;)

    Und das hatte mich tatsächlich ein bisschen verwundert, weil ich mir eigentlich vorher gar keine Gedanken über das Radfahren in Paris gemacht hatte. Ich hatte lediglich im Hinterkopf, dass es da die beiden gesperrten Straßen links und rechts der Saine gab, ungefähr an jeder Kreuzung diese Freigabe, auch bei rotem Licht abzubiegen und überhaupt ja einiges für den Radverkehr getan werden sollte. Und dann kommst du in diese Stadt und fühlst schlimmer als nach man sich nach zwei Tagen zur Rush-Hour entlang der Kieler Straße. Das fand ich tatsächlich ausgesprochen… erschreckend. Paris ist eigentlich so eine schöne Stadt, aber sobald man eine Hauptverkehrsstraße queren will, kommt man teilweise auch bei grünem Licht kaum über die Straße.

  • Ich habe generell nur sehr wenige Radfahrer gesehen, davon war ein Großteil mit diesen Leihrädern unterwegs,

    Dazu müssen wir uns vor Augen führen, dass die Wohnverhältnisse in den Grenzen der Stadt Paris sehr, sehr beengt sind. Wahrscheinlich gibt es viele Kleinstwohnungen und Wohungen ohne Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder. Somit war die Idee eines öffentlichen Leihradsystems für die Pariser Bevölkerung ein Volltreffer. Über 20.000 Leihräder auf Stationen verteilt im Abstand von max. 300-400 Meter übers gesamte Stadtgebiet. Paris hat mehr als 2,2 Mio Einwohner auf einer Fläche von einem Siebtel Hamburgs. Es gibt in Paris keine Vier- und Marschlande, keinen unbewohnten Hafen, kein Moorburg, Fischbek und Finkenwerder. Paris ist von Nord nach Süd, von West nach Ost bis auf den Bois de Bologne hoch verdichtet bebaut. Ein normaler Pariser Busfahrer kann sich in Paris keine Wonung leisten, sondern muss draußen in den Vorstädten leben.

    Nach Einführung des Leihradsystem hat der Radverkehrsanteil spürbar zugelegt, mit Hilfe der Pariser Bevölkerung, die diese Räder dankend angenommen haben. Viele Pariser nutzen diese Räder auf dem Weg zur Arbeit, auch Einpendler aus den Umlandgemeinden fahren mit den Vélib´s morgen von den Einpendlerbahnhöfen weiter ins Zentreum zum Arbeitsplatz, am Abend entsprechend umgekehrt.

    Natürlich nutzen am Wochenende oder im Sommer auch viele Touristen die Räder, aber die Leihräder werden zum einem Großteil von den Parisern auf dem Weg zur Arbeit genutzt. Es gibt einige Knoten, an denen Radfahrer häufiger auftreten, gar in Pulks. Und da es im Vergleich zu Hamburg in Paris tagtäglich echten Stau gibt, gibt das Fahrrad die Freiheit Staus über Gehwege, auf der Busspur, die Gegenverkehrsspur, oder wie auch immer zu umfahren - Pariser Verhältnisse eben.

  • Als Vélib-Abonnent musste ich beim Lesen deines Beitrages schmunzeln. Als ich mich vor ein paar Jahren dort zum ersten Mal aufs Fahrrad getraut hatte, ging es mir ähnlich.

    "Paris ist keine schöne Stadt". Ja, wenn man nur die überlaufenen Touri-Locations wie Eiffelturm, Champs-Elysées oder Sacré-Cœur sieht mag das stimmen. Die romantischen Gässchen findest du eher im Marais, dem Saint-Germain-des-Prés, an der Butte aux Cailles oder an der hinteren Butte de Montmartre. Auch das Belleville und den Park von Buttes-Chaumont mag ich sehr.


    "Smog und Autoverkehr". 2/3 der Pariser Haushalte leben autofrei. Der größte Teil der Blechlawine wird durch einpendelnde "banlieuesards" verursacht. Ein großer Teil der Luftverschmutzung ist aber auch den Heizungen in den miserabel isolierten Altbauten sowie der Lage der Stadt in einem Becken geschuldet.

    Straßen wie die Seine-Hochkais, die obere Rue la Fayette, die Busspur in der Rue Rivoli oder die Avenue de Clichy sind dank Dauerstau die Hölle für Radfahrer. Man findet aber schnell Ausweichrouten über Nebenstraßen. Da (fast) jede noch so enge Einbahnstraße für Radfahrer in der Gegenrichtung freigegeben ist, kommt man mit etwas Ortskenntnis ziemlich entspannt voran.


    Große Kreisverkehre: Die sind für einen Deutschen in der Tat gewöhnungsbedürftig. Als ich das erste Mal über den Place de la Bastille fuhr, rann mir auch der Angstschweiß. Aber es gilt: Ampeln beachten, je später man rausfahren will desto weiter links einordnen. Da kaum schneller als Schrittempo gefahren wird und die Autofahrer weniger aggressiv sind als hierzulande, klappt das inzwischen recht gut und ich traue mich sogar im Werktagsverkehr auf den Grand'Etoile. Dass Schulterblick und Handzeichen unerlässlich sind versteht sich von selbst.
    Zum Üben am besten Sonntagmorgens fahren. Da ist Paris fast autofrei, man kann entspannt eine Ehrenrunde um den Triumphbogen drehen und anschließend "Downhill" die Champs-Elysées runter zum Place de la Concorde. Aber bitte auf die Rennradlerpulks aufpassen, die um diese Zeit nicht selten mit einem Affenzahn unterwegs sind!

    Was mich in Paris wirklich nervt ist die ungleichmäßige Belegung der Vélib-Stationen. Es gibt zwar eine App, die die Zahl vorhandener Fahrräder und freier Rückgabeplätze anzeigt, nur bringt das nichts, wenn man erst kilometerweit zur nächsten Station mit Rädern laufen muss oder an seinem Zielort keine freien Plätze zur Rückgabe findet und noch zehn Minuten zu einer freien Station weiterfahren muss, übers Zeitlimit kommt und dann noch einen langen Fußweg zurück hat. Deshalb habe ich als Rückfallebene immer ein Carnet Metro-Tickets in der Tasche.
    Und was positives hat das regelmäßige Radfahren im Pariser Verkehr auch: Man sieht das Elend grottiger Gehwegradwege oder zugeparkter Radstreifen im beschaulichen Frankfurter Kleinstadtverkehr wesentlich entspannter :)

  • Ich war ja nun am Wochenende in Paris. Paris kenne ich noch von ein paar Urlaubsreisen meiner Jugend, wobei „kennen“ eine ziemliche Übertreibung ist: Ich war damals noch ziemlich jung, insofern sind ohnehin sämtliche Erinnerungen von einem romantisch verklärenden Schleier überzogen. Dennoch hatte ich im Vorfeld dieses Wochenendes einige Erwartungen, die auf ebenjenen Erinnerungen basierten: Romantische Gässchen, Cafés mit Blick auf den Eifelturm, staunend die Avenue des Champs-Élysées entlanglaufen.

    Den ersten Satz habe ich mal gestrichen, der Rest trifft auch auf mich zu. Und da ich nicht das Vergnügen hatte, mir das heutige Paris anzuschauen, habe ich deinen Beitrag mit Interesse gelesen. Aber es sind noch Fragen offen: Hattest du bei deinem Paris-Trip Gelegenheit die wiederentstandene Straßenbahn zu erleben?

    Bislang habe ich davon nur in Zeitungsartikeln gelesen. Zum Beispiel hier: "Die Renaissance der Straßenbahn ist die Antwort auf Staus und Verkehrskollaps, und das nicht nur in Mülhausen. Die Tram gehört mittlerweile in fast zwei Dutzend französischen Städten zum Markenzeichen urbaner Reformen. Nach Nantes und Grenoble, wo zuerst das einst ausgemusterte Stadtmobil wieder rollte, sind auch Bordeaux, Clermont-Ferrand, Marseille und sogar der Süden von Paris zum städtischen Schienenverkehr zurückgekehrt." aus: Spiegel online vom 24.6.2008, "Renaissance auf Schienen"

    Und wie verträgt sich dort in Paris der wiedererstandene Schienenverkehr mit dem Radverkehr? Manche sehen ja die Straßenbahn, bzw. deren Schienenweg als den "natürlichen Feind" der Radfahrenden. "http://www.spiegel.de/spiegelspecial/a-561628.html. (Ja, ich bin auch schon mal hinreichend unachtsam gefahren und dabei mit dem Vorderrad in die Straßenbahnschienenrille geraten, zum Glück war der unerwartet unsanfte Abstieg für mich kein großes Malheur.) Trotzdem sehe ich die Straßenbahn-Rillenschienen nicht als den"natürlichen Feind" der Radfahrenden. Freilich gilt es sich vorzusehen und achtsam zu fahren. Aber die Straßenbahn bietet auch Vorteile: In Hannover etwa schätze ich es sehr, dass man zumindest außerhalb der Hauptverkehrszeiten und am Wochenende kostenfrei sein Fahrrad in der Straßenbahn mitnehmen darf! Gilt das eigentlich auch für Paris?

  • Trotzdem sehe ich die Straßenbahn-Rillenschienen nicht als den"natürlichen Feind" der Radfahrenden.

    Bei trockenem Wetter ist das alles kein Problem. Bei Regen muss ich aber verdammt aufpassen, wenn ich parallel laufende Schienen überquere. Fahre ich den Schlenker zu stark, rutsche ich aufgrund der Schräglage auf der Schiene einfach weg. Fahre ich ihn zu leicht, bleibe ich den Schienen stecken.
    Ist mir noch nicht passiert, aber Ansätze von beidem hatte ich zumindest schon. Fühlt sich nicht gut an, wenn unmittelbar hinter mir ein Auto fährt.
    Außerdem können Straßenbahnen zum Überholen nicht nach links ausweichen. Mich hat schonmal eine Straßenbahn an der Schulter touchiert, weil der Fahrer die Engstelle nicht abwarten wollte.

    Mein Verhältnis zu Straßenbahnen ist also durchaus angespannt...

  • Ich fand Paris wegen des vielen Graus (Beton & Asphalt) und wenig Grüns (Parks,...) weder schön noch lebenswert. Zu viele Autos fand ich nicht (waren aber auch nur 4 Tage (verlängertes Wochenende in Paris).

  • Trams stören mich nicht sonderlich, auch nicht deren Gleise. Lediglich in "engen" Straßen wie der Barer Straße nervt die Tram, weil man einerseits natürlich nicht 100 Leute in der Bahn unnötig aufhalten will, noch möchte man in einer sich öffnenden Autotür enden. Anhalten und Bahn vorbeilassen geht eigentlich auch fast nur an den Haltestellen, wobei man dann auch noch die unzähligen Autos hinter der Bahn vorbeilassen muss. Wenig praktikabel, wenn man irgendwo zeitnah sein muss.

  • Und wie verträgt sich dort in Paris der wiedererstandene Schienenverkehr mit dem Radverkehr? (...) In Hannover etwa schätze ich es sehr, dass man zumindest außerhalb der Hauptverkehrszeiten und am Wochenende kostenfrei sein Fahrrad in der Straßenbahn mitnehmen darf! Gilt das eigentlich auch für Paris?

    Wie @Fahrbahnradler bereits schrieb, verläuft die Straßenbahn auf dem Ringboulevard (Boulevards des maréchaux) komplett auf eigenem Gleiskörper, und zwar nicht wie aus Deutschland gewohnt als stadtteilzertrennende Schotterschneise mit Zäunen, Gittermasten und Hochkettenfahrleitung, sondern meistens auf einem breiten Grünstreifen mit schlanker Seilgleiterfahrleitung und teilweise von Künstlern gestalteten Haltestellen. Leider ging die Umgestaltung des Straßenraums zugunsten der Tram oft zu Lasten des Radverkehrs: Radwege wurden dort angelegt wo noch irgendwo Platz frei war. Das führt zu engen Hochbordradwegen, die mal richtungsseitig als Teil des Gehwegs, mal als geschützte Radstreifen mit Bordsteinabtrennung zur Fahrbahn, aber auch gelegentlich als einseitiger Zweirichtungsradweg ausgeführt wurden. Man muss teilweise alle paar 100m ampelgeregelt die Straßenseite wechseln um der Radverkehrsführung zu folgen. Zum Glück ist das Ganze nicht benutzungspflichtig, aber gegenüber dem Zustand vor dem Straßenbahnbau (Mitbenutzung der breiten seitlichen Busspuren) ein deutlicher Rückschritt.
    In den Verkehrsmitteln der RATP ist Fahrradmitnahme mW nach nicht möglich. Wäre beim Füllgrad der meisten Busse und Bahnen auch nicht zu empfehlen.

  • Das führt zu engen Hochbordradwegen, die mal richtungsseitig als Teil des Gehwegs, mal als geschützte Radstreifen mit Bordsteinabtrennung zur Fahrbahn, aber auch gelegentlich als einseitiger Zweirichtungsradweg ausgeführt wurden. Man muss teilweise alle paar 100m ampelgeregelt die Straßenseite wechseln um der Radverkehrsführung zu folgen. Zum Glück ist das Ganze nicht benutzungspflichtig, aber gegenüber dem Zustand vor dem Straßenbahnbau (Mitbenutzung der breiten seitlichen Busspuren) ein deutlicher Rückschritt.

    Zudem findet auf dem "Radweg" auch noch regelmäßig der Wochenmarkt statt, währenddessen Radfahrer dann af die Fahrbahn ausweichen müssen. Die rechte spur ist dann mit den Fahrzeugen der Wochenmarktbetreiber blockiert, die linke Fahrspur bleibt für den "fließenden Verkehr" einschließlich Radfahrern übrig.

  • Zum Thema »Mit dem Rad zur Arbeit« bin ich gerade über eine Statistik aus Frankreich für das Jahr 2015 gestolpert.
    Stadt Paris - die Prozentangaben beziehen sich auf das hauptsächlich genutzte Verkehrsmittel, also nicht auf die Länge der Strecke
    64,8 % ÖPNV
    12,3 % Kfz
    4,5 % Moped
    4,2 % Fahrrad
    9,5 % zu Fuß (incl. Inliner und Roller)
    4,7 % kein Arbeitsweg (außer aus der oberen Etage runter in den Laden oder das Bistro ...)


    Bei Entfernungen ab 4 km bricht die Radnutzerquote ein.

  • Mir ist auch noch nie untergekommen, dass Paris aufgrund des Verkehrs so vernebelt ist !
    Und ich bin echt merhmals im Jahr da.

    Und es gibt in Paris auch mittlerweile einige, seltene Fahrradwege. Auch sind inzwischen auf vielen Einbahnstraßen Fahrräder in Gegenrichtung erlaubt, was das Fahrradfahren
    in den engen Gassen des Pariser Zentrums sehr erleichtern kann. Und außerdem noch das Vélib’-Programm und den vielen Mieträdern, die das Pariser Rathaus
    jetzt überall in der Stadt zu geringem Preis zur Verfügung stellt, wenn man sich eine Abonnementkarte besorgt. Also sind Fahrräder in Paris keine
    extreme Seltenheit mehr, so wie es früher der Fall war.

  • Die aktuelle Bürgermeisterin ist auch der Hammer. Ich weiß nicht mehr, wo ich sie hörte und sah (war das eine ARTE-Reportage?), aber sie will die Stadt wirklich verkehrsrechnisch umkrempeln und macht, was sie kann, in Richtung grünlinksversiffter Verkehrspolitik -- ganz nach meinem Geschmack.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)