Beiträge von RainerH

    Und wie verträgt sich dort in Paris der wiedererstandene Schienenverkehr mit dem Radverkehr? (...) In Hannover etwa schätze ich es sehr, dass man zumindest außerhalb der Hauptverkehrszeiten und am Wochenende kostenfrei sein Fahrrad in der Straßenbahn mitnehmen darf! Gilt das eigentlich auch für Paris?

    Wie @Fahrbahnradler bereits schrieb, verläuft die Straßenbahn auf dem Ringboulevard (Boulevards des maréchaux) komplett auf eigenem Gleiskörper, und zwar nicht wie aus Deutschland gewohnt als stadtteilzertrennende Schotterschneise mit Zäunen, Gittermasten und Hochkettenfahrleitung, sondern meistens auf einem breiten Grünstreifen mit schlanker Seilgleiterfahrleitung und teilweise von Künstlern gestalteten Haltestellen. Leider ging die Umgestaltung des Straßenraums zugunsten der Tram oft zu Lasten des Radverkehrs: Radwege wurden dort angelegt wo noch irgendwo Platz frei war. Das führt zu engen Hochbordradwegen, die mal richtungsseitig als Teil des Gehwegs, mal als geschützte Radstreifen mit Bordsteinabtrennung zur Fahrbahn, aber auch gelegentlich als einseitiger Zweirichtungsradweg ausgeführt wurden. Man muss teilweise alle paar 100m ampelgeregelt die Straßenseite wechseln um der Radverkehrsführung zu folgen. Zum Glück ist das Ganze nicht benutzungspflichtig, aber gegenüber dem Zustand vor dem Straßenbahnbau (Mitbenutzung der breiten seitlichen Busspuren) ein deutlicher Rückschritt.
    In den Verkehrsmitteln der RATP ist Fahrradmitnahme mW nach nicht möglich. Wäre beim Füllgrad der meisten Busse und Bahnen auch nicht zu empfehlen.

    Als Vélib-Abonnent musste ich beim Lesen deines Beitrages schmunzeln. Als ich mich vor ein paar Jahren dort zum ersten Mal aufs Fahrrad getraut hatte, ging es mir ähnlich.

    "Paris ist keine schöne Stadt". Ja, wenn man nur die überlaufenen Touri-Locations wie Eiffelturm, Champs-Elysées oder Sacré-Cœur sieht mag das stimmen. Die romantischen Gässchen findest du eher im Marais, dem Saint-Germain-des-Prés, an der Butte aux Cailles oder an der hinteren Butte de Montmartre. Auch das Belleville und den Park von Buttes-Chaumont mag ich sehr.


    "Smog und Autoverkehr". 2/3 der Pariser Haushalte leben autofrei. Der größte Teil der Blechlawine wird durch einpendelnde "banlieuesards" verursacht. Ein großer Teil der Luftverschmutzung ist aber auch den Heizungen in den miserabel isolierten Altbauten sowie der Lage der Stadt in einem Becken geschuldet.

    Straßen wie die Seine-Hochkais, die obere Rue la Fayette, die Busspur in der Rue Rivoli oder die Avenue de Clichy sind dank Dauerstau die Hölle für Radfahrer. Man findet aber schnell Ausweichrouten über Nebenstraßen. Da (fast) jede noch so enge Einbahnstraße für Radfahrer in der Gegenrichtung freigegeben ist, kommt man mit etwas Ortskenntnis ziemlich entspannt voran.


    Große Kreisverkehre: Die sind für einen Deutschen in der Tat gewöhnungsbedürftig. Als ich das erste Mal über den Place de la Bastille fuhr, rann mir auch der Angstschweiß. Aber es gilt: Ampeln beachten, je später man rausfahren will desto weiter links einordnen. Da kaum schneller als Schrittempo gefahren wird und die Autofahrer weniger aggressiv sind als hierzulande, klappt das inzwischen recht gut und ich traue mich sogar im Werktagsverkehr auf den Grand'Etoile. Dass Schulterblick und Handzeichen unerlässlich sind versteht sich von selbst.
    Zum Üben am besten Sonntagmorgens fahren. Da ist Paris fast autofrei, man kann entspannt eine Ehrenrunde um den Triumphbogen drehen und anschließend "Downhill" die Champs-Elysées runter zum Place de la Concorde. Aber bitte auf die Rennradlerpulks aufpassen, die um diese Zeit nicht selten mit einem Affenzahn unterwegs sind!

    Was mich in Paris wirklich nervt ist die ungleichmäßige Belegung der Vélib-Stationen. Es gibt zwar eine App, die die Zahl vorhandener Fahrräder und freier Rückgabeplätze anzeigt, nur bringt das nichts, wenn man erst kilometerweit zur nächsten Station mit Rädern laufen muss oder an seinem Zielort keine freien Plätze zur Rückgabe findet und noch zehn Minuten zu einer freien Station weiterfahren muss, übers Zeitlimit kommt und dann noch einen langen Fußweg zurück hat. Deshalb habe ich als Rückfallebene immer ein Carnet Metro-Tickets in der Tasche.
    Und was positives hat das regelmäßige Radfahren im Pariser Verkehr auch: Man sieht das Elend grottiger Gehwegradwege oder zugeparkter Radstreifen im beschaulichen Frankfurter Kleinstadtverkehr wesentlich entspannter :)

    Dumm nur, dass diese Schilder unter einem Signalgeber keine Bedeutung haben — Signalgeber sind schließlich keine Verkehrszeichen, die man mit Zusatzzeichen ergänzen kann. Insofern kommt ihnen eventuell allenfalls ein empfehlender Charakter zu, quasi als Hinweis, welcher Signalgeber gelten könnte und welcher nicht. Dumm nur, dass die zuständigen Behörden bei der Anordnung der lustigen Zusatzzeichen teilweise eine falsche Regelung im Kopf hatten.

    Das mag juristisch stimmen; in der Praxis dürfte sich die Zahl der Verkehrsteilnehmer, denen diese Regelung bekannt ist, im unteren Promillebereich bewegen. Oder wieviele Radfahrer bleiben vor den gezeigten Flensburger Ampeln ohne Haltelinie mit "Radfahrer frei"-Zusatzschild bei Rot stehen? Wenn keiner, dann funktioniert die Regelung doch und es wäre an der Zeit, praxisfernes Regelwerk vom Gesetzgeber anpassen zu lassen.

    Das Frankfurter Straßenverkehrsamt hat für eine solche Situation am Fischtein/Ludwig-Landmann-Str. eine technisch kompliziertere, aber rechtssicherere Lösung gefunden: Am Ampelmast einer T-Kreuzung wurde ein "ewiges Licht" in Form eines dauergrünen Signalgebers mit Fahrradsymbol angebracht.

    Schöne Sammlung!

    Da hänge ich mich mal mit dem Wörterbuch Fahrradhasser <-> Deutsch dran, das ich irgendwann mal gesammelt habe. Ergänzungen natürlich willkommen.

    „Ich fahre ja selbst Fahrrad, aber…“
    „Bei schönem Wetter an Wochenenden im Sommer lade ich mein Fahrrad mal auf den Heckgepäckträger und fahre ins Grüne um 5-10 km im Wald oder oder am Fluss entlang zu fahren. Aber im Alltag fahre ich selbstverständlich Auto!“


    „Radfahrer halten sich nie an Verkehrsregeln. Die müssen stärker kontrolliert und bestraft werden!“
    „Immer wenn ich innerörtlich mit 70 unterwegs bin, bei dunkelgelb über die Ampel fahre oder auf dem Gehweg parke kriege ich ein Knöllchen. Das ist ja soooo gemein!“


    „Radfahren auf der Fahrbahn ist viel zu gefährlich!“
    „Radfahren auf der Fahrbahn wäre viel zu gefährlich, wenn alle Autofahrer so schlecht und rücksichtslos fahren würden wie ich.“


    „Radfahrer zahlen keine Steuern“
    „Ich habe über 10.000€ für meine Karre hinblättern müssen und jeden Monat kommen noch mal 300- 400€ Betriebskosten drauf. Der Radfahrer muss fast garnix bezahlen und kommt trotzdem schneller, gesünder und besser gelaunt ans Ziel. Das ist soooo gemein!“


    „Man sollte eine Helm- und Warnwestenpflicht für Radfahrer einführen. Schon der Sicherheit wegen!“
    „Mit Helm und Warnweste würde so gut wie keiner mehr Rad fahren. Dann wären die Idioten endlich weg von der Straße und ich kann wieder Vollgas geben!“


    „Kennzeichen und Versicherungspflicht für Radfahrer ist längst überfällig!“
    „Ok, Kennzeichen und Versicherung halten mich bei meinem Auto auch nicht davon ab, laufend gegen Verkehrsregeln zu verstoßen und andere zu gefährden, aber wenn man die Radfahrer irgendwie ärgern und schikanieren kann soll’s mir Recht sein!“

    Deutschland, Frankreich und das Bahn-Musterländle Schweiz sind von Topographie, Siedlungsstruktur und Verkehrsströmen her grundverschieden und die Eisenbahnsysteme daher nur sehr begrenzt vergleichbar.
    Im TGV ist Fahrradmitnahme nur in den älteren Zügen (Réseau, POS) im Bereich der Klappsitze im 2.Klasse-Endwagen möglich. Die neuen TGV (Duplex, 2N2), die inzwischen im deutsch-französischen Verkehr eingesetzt werden, bieten keine Fahrradmitnahmemöglichkeit mehr.
    Wer schonmal freitag- oder sonntagnachmittags ICE gefahren ist versteht auch, warum DB Fernverkehr keine Fahrräder im ICE will: Die Dinger sind voll wie Sardinenbüchsen, weil es im Gegensatz zum TGV keine Reservierungspflicht gibt. Und als eigenwirtschaftlich arbeitendes Unternehmen (im Gegensatz zum Nahverkehr, bei dem Leistungen und Angebotsumfang von den Ländern bestellt und bezahlt werden) verkauft man das knappe Gut "Platz" lieber an vollzahlende Reisende anstatt an einige Fahrräder.

    Das ADFC hat mit seiner Forderung zu Gunsten der Sportradler, dass auf der Strasse gefahren werden soll, ein Chaos angezettelt, nur die Sportradler sind damit nämlich gklücklich! Auch die Eltern vermissen alle schwer die Radwege, dort wo sie bereits entfernt wurden. Und keiner begeistert sich für Schutz- oder Radfahrstreifen! Für sie kommen neue Lasten auf sie zu: Kid's hin und her kutschieren, wo sie früher selbstständig auf dem Radl fahren konnten.

    Das ist nicht nur in Monheim so, sondern auch bei uns in Frankfurt/M und vermutlich auch im gesamten Rest der Republik.
    Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, die Meinung hier im Radverkehrsforum (schätzungsweise 90% Fahrbahnradler) repräsentiere die Meinung der Radfahrer. Die große Mehrheit (gefühlte 80 - 90%) will ihre getrennten Radwege.

    Klar können wir jetzt Aufklärungsarbeit leisten und unsicheren Radlern zum hundertsten Male erklären, das es auf der Fahrbahn sicherer sei. Das mag stimmen, ändert aber nichts am mangelnden subjektiven Sicherheitsgefühl. Also wird weiter auf dem Gehweg, dem unsicheren Hochbord geradelt oder das Fahrrad stehen gelassen.

    Ein aktuelles Beispiel aus Frankfurt: Im Zuge des Stadbahnausbaus auf Hochbahnsteige auf der Eckenheimer Landstraße hat man im Bereich der Haltestelle "Hauptfriedhof" den bisherigen (regelmäßig zugeparkten) Hochbordradweg in einen Parkstreifen umgewandelt und den Radverkehr mittels Schutzstreifen auf die Fahrbahn geführt. Dumm nur, dass die Fahrbahn an dieser Stelle so schmal ist, dass Autofahrer die Radfahrer mit unzureichendem Seitenabstand überholen. Und prompt hagelt es bei Radfahrbüro und ADFC Beschwerden, warum man den "sicheren" Radweg abgeschafft habe und die Radfahrer auf die "gefährliche" Fahrbahn zwinge.

    Eine Steigerung des Radverkehrsanteils erreicht man nur mit Infrastruktur, die das subjektive Sicherheitsgefühl der "bisher-noch-nicht"-Radfahrer anspricht. Das geht mit separierter Infrastruktur, die ausreichende Breite, Sicherheitsabstand zu parkenden Autos und Fußgängern, gute Oberflächenbeschaffenheit und eine sichere Gestaltung von Kreuzungen und Einmündungen hat. Wie sowas aussehen kann, sieht man in NL oder Kopenhagen.
    Der große Haken: Um sowas in D zu bauen muss man der heiligen Kuh Auto massiv Platz und Freigabezeiten an Ampeln wegnehmen. Solange dazu nicht der Druck der Bürger auf die Politik da ist, wird es bei faulen Kompromissen wie gefährlichen Hochbordradwegen oder zu eng geführten Rad-/Schutzstreifen bleiben. Und ich weiter auf der Fahrbahn fahren.

    Man kann das 240er auch anderweitig sinnlos platzieren. Zb. in unserem Skylineplaza-Labyrinth (fast täglich wechselnde Verkehrsführung, täglich neuer Irrsinn!):

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    Nicht nur dass es komplett den Taxiparkplatz die Absenkung zur Fahrbahn behindert, welchen Sinn ergibt es hier? Oder haben besoffene Jugendliche nächtliches Schilderrücken gespielt?

    Die VGF kann das 10m weiter vorn auch sehr gut. Haltestelle um geschätzte 1,5m verlegt und die Stele der Behelfshaltestelle zielgenau auf dem benutzungspflichtigen Radweg aufgestellt:
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    Also da fand ich die Schaukel schöner :rolleyes:

    Warum nimmt der ADFC der Stadtverwaltung die Arbeit ab?

    Weil einige Poller (zB. die Pollergalerie vor dem Skylineplaza / Ecke Den Haager Str.) eine echte Unfallgefahr darstellen und sich bei der Arbeitsgeschwindigkeit / Personalsituation mancher örtlichen Behörden deren Erkennung und Beseitigung vermutlich noch Jahrzehnte hinziehen dürfte.

    Eigentlich müssten die Poller rot-weiß markiert werden

    Das ist das Frankfurter Einheitsgrau, in dem sich schätzungsweise 90% der hiesigen Poller präsentieren. Zumindest ein Reflektorband sollte dran. Da die Stadtverwaltung selbst etwas den Überblick verloren hat, wo welcher Poller in welcher Farbe herumsteht, erfasst der örtliche ADFC gerade solche Hindernisse.

    Das schöne Wetter heute mittag nutzte ich für kleine Ausfahrt zu den neusten Errungenschaften der Frankfurter Radverkehrsplanung. Vom Opernplatz ging es über den Oeder Weg zur Eckenheimer Landstraße. Ich fahre selten vom Opernplatz Richtung Eckenheim und war erstaunt, wie schnell man im Oeder Weg ist, wenn man die Fahrradbehinderungsstraße Goethestraße und die Hauptwache meidet und direkt über die Hochstraße mit Linksabbiegen am Eschenheimer Turm fährt.

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    Erstmal wollte ich mir die Gehwegnase am Hauptfriedhof anschauen. Früher verlief der Hochbordradweg hier geradeaus. Mit dem Umbau der Stadtbahnstation auf Hochbahnsteige wandelt man den ehemaligen Radweg in Seitenparker um und will künftig für die Radfahrer einen Schutzstreifen einrichten. Bis es soweit ist, hat man schon mal die Gehwegnase ohne Bordsteinabsenkung für den Radweg aufgepflastert, aber die Fahrbahnmarkierungen nicht verändert. Für fortgeschrittene Mountainbiker eine gute Gelegenheit für einen Bunnyhop, für alle anderen eine erstklassige Sturzfalle. Man hat gegenüber dem ADFC-Artikel zwar inzwischen eine provisorische, auf den Gehweg führende Markierung aufgebracht und ein mobiles Z.240 aufgestellt, gerade bei Dunkelheit entschärft das die Situation aber kaum. Warnbaken oder eine reflektierende Baustellenabsperrung wären bessere Lösungen.


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    Erfreulicher dagegen das Bild auf der Gießener Straße: Die ehemals zweispurige Straße wurde vom Marbachweg zur Friedberger Landstraße auf eine breite Kfz-Fahrbahn + einen Radstreifen ummarkiert.

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    In der Gegenrichtung führt der Radstreifen kurz vor der Kreuzung Marbachweg wieder aufs Hochbord. Sinnvoll nur für Rechtsabbieger, die den dortigen Radweg benutzen wollen. Geradeausfahrer und Linksabbieger sind mit dem Einordnen in die entsprechenden Spuren definitiv besser bedient.

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    Meine Fahrt führt weiter zum Alleenring. Hier habe ich mir die oben von @FattyOwls geschilderte Situation mal angesehen. Zwischen Rohrbachstraße und Burgstraße hat man neben dem neu geteerten und jetzt entbläuten Hochbordradweg dem Kfz-Verkehr eine Fahrspur weggenommen und einen Schutzstreifen markiert. Schöne Sache, der Radfahrer auf dem Bild fühlt sich aber in der Türzone offenbar sicherer als neben dem Fahrbahnstau.

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    Ein paar Meter weiter wurden die neu geschaffenen Parkmöglichkeiten von unseren motorisierten Mitbürgern schon rege genutzt. Zur Verteidigung unserer Freunde und Helfer muss man allerdings anmerken, dass sich kurz hinter dem querstehenden Polizeibus ein Unfall ereignet hatte, bei dem ein unvorsichtig aus einer Einfahrt kommender Kombi von einem vorfahrtberechtigten Lastzug auf der Fahrbahn etwas verbeult wurde.

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    Und hier die mit weißer Farbe "verbreiterten" Bürgersteigradwege kurz vor der Wittelsbacherallee. Es wäre ja zu schön gewesen, wenn man dem Abschnitt Höhestraße - Ostbahnhof gleich mal als Ganzes eine vernünftige Radverkehrsführung spendiert hätte. Vielleicht sollte ich in 40 Jahren nochmal wiederkommen.

    Würde mich mal interessieren, wie sich das mit der Begründung für die Benutzungspflicht vereinbaren lässt. Sobald da ne Veranstaltung stattfindet lässt die ansonsten vorhandene Gefahr urplötzlich stark nach?


    WIMRE ordnet Z.237 beim Radstreifen keine Benutzungspflicht an, sondern weist auf die ausschließliche Benutzung dieses Fahrbahnteils durch den Radverkehr hin. Und wenn es weggeklappt/überhängt wird, ist die ausschließliche Benutzung hinfällig, denn die verbleibenden Fahrradsymbole auf dem Asphalt haben keine anordnende Wirkung.

    Nicht nur das: Aufgrund des Staus reagierten manche Autler derart konfus und desorientiert, dass zusätzlich auch noch gefährliche Situationen für die Radlinge provoziert wurden.


    Wenn sie auf der Fahrbahn blieben. Die meisten beobachteten Radfahrer hatten sich nämlich auf den nur einseitig vorhandenen, engen Gehweg geflüchtet wo sie wiederum den reichlich vorhandenen Fußgängern in die Quere kamen X(

    Die Theorie: "Frankfurt wurde jahrelang nur für den Autoverkehr geplant. Fußgängerinnen und Fußgänger wurden kaum beachtet, Radfahrerinnen und Radfahrer gab's nicht. Damit alle Verkehrsteilnehmer auf der Straße sicher unterwegs sein können, dafür stehe ich als Verkehrsdezernent, müssen wir die Verhältnisse neu ausbalancieren und der Autoverkehr muss ein Stück abgeben." (Stefan Majer, Frankfurter Verkehrsdezernent, in diesem Interview)

    Die Praxis: Ich fahre die Hunsrückstraße im Stadtteil Höchst und wundere mich über den Stau auf der Fahrbahn an einem Feiertag. Kein Problem, es gibt dort ja einen Radstreifen, auf dem man bequem rechts am Stau vorbeikommt. Doch der ist Stoßstange an Stoßstange mit Kfz beparkt. Kampfparkerinvasion? Mitnichten. Ich entdecke dieses Schild rechts vom Radstreifen:
    legal_radwegparken.jpg

    hunsrueckstrasse.jpg

    Tja, wenn der Radstreifen sowieso als Parkstreifen zweckentfremdet wird, dann gibt man ihn bei Großveranstaltungen in der Ballsporthalle Höchst eben offiziell als Parkplatz frei! Die Radlinge -von denen an Feiertag bei schönem Wetter nicht wenige unterwegs waren- dürfen sich währenddessen durch den sich stauenden Parkplatzsuchverkehr auf der Fahrbahn quälen.

    Wer muß hier gleich noch mal ein Stück Platz abgeben, Herr Majer?

    Gilt das Schild denn dann auch für gleichschnelle einspurige motorisierte Fahrzeuge (Pedelecs, Mofas, langsam fahrendes Motorrad,...)?
    Gilt das Schild auch für mehrspurige Fahrräder (Trikes, Anhänger,...)?


    Mofa, Motorräder: Nein
    Pedelecs, mehrspurige Lastenräder (letztere sind im Pariser Stadtbild ziemlich häufig): Ja.

    Zitat

    Oder anders gesagt: Ist das nicht ein Vorurteil dass Fahrräder (pauschal) weniger Konfliktpotential haben als andere Verkehrsteilnehmer?


    Wieso?
    Radfahrende können durch ihre erhöhte Sitzposition und die nicht vorhandene Motorhaube Kreuzungen/ Einmündungen besser einsehen als Kraftfahrende,
    Fahrräder benötigen eine geringere Breite als Kfz - weniger Konflikte beim Rechtsabbiegen,
    Fahrräder haben aufgrund des niedrigeren Gewichts und nicht vorhandener Motorisierung ein niedrigeres Gefährdungspotential bei einem eventuellen Zusammenstoß mit zu Fuß gehenden.

    Es gab -wie oben erwähnt- eine einjährige Versuchsphase, bei der eben kein erhöhtes Unfallrisiko bei dieser Regelung festgestellt wurde.

    Hat da jemand schon Erfahrungen mit gemacht? Klingt für mich nach ner guten Idee um den Radverkehr an für ihn unnötigen Ampeln zu entkriminalisier


    Ja, ich kenne die Schilder (siehe mein Avatarbild) aus Paris. Nach einer ca. einjährigen Pilotphase im 10. Arrondissement, bei der kein erhöhtes Unfallrisiko festgestellt wurde (na so ein Wunder aber auch...), sind sie inzwischen in der französischen Straßenverkehrsordnung enthalten und werden landesweit aufgestellt.
    Es gibt zwei Typen: Den recht häufigen "tourne à droit vélo" (Rechtsabbiegepfeil) und den "tout droit vélo" (Geradeauspfeil), der sich hauptsächlich an reinen Fußgängerampeln oder T-Einmündungen ohne kreuzenden Querverkehr findet. Die Zusatzschilder werden nur in Tempo-30-Zonen und an kleineren Einmündungen/Kreuzungen aufgestellt.

    Eine gute Idee ist das zweifellos, nur ist Frankreich nach wie vor weit von einem Fahrradland entfernt. Die Radverkehrsanlagen in Paris sind oft schlimmer als in Deutschland; es gibt handtuchbreite Bordsteinradwege mit schraffierter Dooringzone , "Teilzeitradwege", die an Markttagen offiziell zu Parkplätzen umgewidmet werden oder linksseitige Radstreifen, gut lässt sich dagegen auf den überbreiten Busspuren radeln. In der französischen Provinz siehts noch übler aus. Oft nur mit weißer Linie vom Gehweg abgetrennte Hochbordwege, bei denen an jeder Einmündung ein Vorfahrt-gewähren/ Stopschild für Radfahrer steht.

    Martin Randelhoff vom Blog "Zukunft Mobilität" hat eine Grafik zum Flächenbedarf der einzelnen Verkehrsträger erstellt. Schnitt in der ersten Version seiner Grafik der Radverkehr noch besser ab als zu 20% besetzter ÖPNV, ist nach einer Neuberechnung der Wert fürs Fahrrad deutlich schlechter ausgefallen - er ist von 6,7m² auf 41m² hochgeschnellt und liegt jetzt zwar noch vor dem MIV, schneidet aber noch schlechter ab als alle Formen von ÖPNV und natürlich der Fußgänger.

    Seine Berechnungsgrundlagen erläutert Randelhoff hier.

    Es geschehen noch (Verkehrs-)Zeichen und Wunder: Heute abend benutze ich (als Fußgänger) die Friedensbrücke von Sachsenhausen ins Bahnhofsviertel auf dem westlichen Bürgersteig und was sehe ich? Ein provisorisches Z.239 mit Zusatz "Radfahrer frei". Damit hat man das Geisterradeln an dieser Stelle legalisiert. Ein sinnvoller Schritt, denn erstens ist der Bürgersteig auf der Brücke ausreichend breit, zweitens haben mangels Ampelquerung aus Niederrad über den Zweirichtungsradweg am Theodor-Stern-Kai kommende Radfahrer keine Möglichkeit, auf die "richtige" Fahrbahnseite zu wechseln. Noch vor ein paar Monaten hat an dieser Stelle die Polizei Bußgelder von Geisterradlern abkassiert.

    Du wirst in dieser Situation keine absolut sichere Lösung für den Radverkehr finden, ausser man baut wirklich eine breitere Brücke, was schon durch die Haushaltslage der Stadt illusorisch ist. Entweder lege ich einen Schutzstreifen an und riskiere zu dichtes Überholen oder ich lasse den Schutzstreifen weg - dann fährt die Mehrheit der Radfahrer auf dem Gehweg, weil sie sich auf der "schmalen und gefährlichen" Fahrbahn unsicher fühlen.
    Mehr Sorgen macht mir die Ankündigung einer 2,4m breiten Behelfsbrücke für Fußgänger und Radfahrer während der Bauphase. Angesichts der gewohnt "durchdachten" Baustellenführungen des Radverkehrs in Ffm schwant mir da nichts Gutes. Man zwingt den Radverkehr vermutlich wieder im einseitigen Zweirichtungsverkehr zusammen mit den Fußgängern auf einen engen Weg, anstatt ihn die wechselseitig (vmtl durch Baustellenampel gesicherte) gesperrte Brückenfahrbahn nutzen zu lassen. Weshalb?