• Dieses Beispiel aus Braunschweig zeigt, dass die Politik der Verbannung der Radfahrer von den Fahrbahnen zumindest hie und da von den Verkehrsverwaltungen rückgängig gemacht wird, so berichtete regional Braunschweig.de im Mai 2015:

    "Vor einigen Wochen wurde die Radverkehrsführung auf der Kastanienallee geändert. Die Zusatzschilder „Radfahrer frei“ an den Gehwegen wurden entfernt mit der Zielsetzung, dass Radfahrer nunmehr die Fahrbahn benutzen. Das sorgte für Verwirrung, Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger wandten sich an die Verwaltung, die hat nun reagiert."

    Quelle: https://regionalbraunschweig.de/neue-beschilde…rrung-aufheben/

    Hier ein Foto, 4 Jahre später aufgenommen in der Braunschweiger Kastanienallee in Höhe der gleichnamigen Bushaltestelle in Richtung stadtauswärts.

    Und tatsächlich haben einige Radfahrer verstanden:


  • In Braunschweig hat sich in den letzten 10 Jahren in der Tat viel verändert. Es ist nicht alles perfekt, aber es geht in die richtige Richtung.

    Bezeichnend finde ich auch dieses Zitat von der offiziellen Webseite der Stadt

    Zitat

    Viele ältere Radwege in Braunschweig wurden in den 1960-er und 1970-er Jahren angelegt. Ziel war es damals, die wenigen Radfahrer von der Straße zu holen, damit der Autoverkehr ungehindert und schneller fahren konnte. Die Radwege sind aber zum Teil streckenweise sehr schmal und nicht auf den seither stark angewachsenen Radverkehr ausgelegt.

    http://www.braunschweig.de/leben/stadtpla…ngspflicht.html

  • In Braunschweig hat sich in den letzten 10 Jahren in der Tat viel verändert. Es ist nicht alles perfekt, aber es geht in die richtige Richtung.

    Bezeichnend finde ich auch dieses Zitat von der offiziellen Webseite der Stadt

    http://www.braunschweig.de/leben/stadtpla…ngspflicht.html


    Allerdings hat die jetzt gefundene "Braunschweiger Lösung" eine lange Vorgeschichte, die in einem aktuellen Artikel der Braunschweiger Zeitung erzählt wird:

    2013 - Phase 1: Für einen Schutzstreifen oder Radfahrstreifen auf der Fahrbahn ist die Kastanienallee zu schmal, deshalb wurde zunächst einfach nur vorhendene Radwegschilder für den alten Hochbordradweg abgebaut und gewartet, was passiert.

    2014 - Phase 2: Nur wenige Radfahrer*innen nutzen die Möglichkeit auf der Straße zu fahren, deshalb werden blaue Fußwegschilder [Zeichen 239] aufgestellt, so dass der immer noch vorhandene Hochbordradweg, kein "Angebotsradweg" mehr ist, sondern für Fahrräder verboten ist.

    Gleichzeitig wird auf der Kastanienallee Tempo 30 eingeführt, weil sich viele Radfahrer über das hohe Tempo der KFZ auf der Fahrbahn beschwerten.

    2015 - Phase 3: Aufgrund der nachhaltigen Proteste von Radfahrern, die gerne weiter den Hochbordradweg benutzen wollen, der ja nur duch das Aufstellen der Fußwegschilder zur Verbotszone für Radfahrer wurder, werden die Fußwegschilder wieder abgebaut.

    An dieser Stelle heißt es in dem BZ-Artikel vom 8.8.2019: "Zusätzlich zu den Tempo-30-Schildern erhielt die Fahrbahn der Kastanienallee Tempo-30-Piktogramme. Und: Die Bau-Verwaltung hatte bundesweit einmalige Schilder drucken lassen, die Autofahrer zusätzlich zu den Gefahrenschildern darauf hinweisen: Auf der Straße sind Radfahrer unterwegs, langsam und rücksichtsvoll fahren." https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/a…ler-fahren.html


    Dass die Schilder "bundesweit einmalig" sind, stimmt so nicht.

    In Hannover gibt es diese Schilder auch und hier sehen die so aus:

    Diese Geschichte zeigt meines Erachtens vor allem eines: Es ist manchmal einfach nicht möglich, eine eindeutige Radwegeführung zu etablieren. Vielen Verkehrsexperten ist es zwar ein Graus, wenn die Eindeutigkeit bei Verkehrsführungen nicht gegeben ist, aber anstatt dagegen anzukämpfen, halte ich es für richtiger, Wege und Strategien zu finden, damit umzugehen!

    Ferner ist es wichtig festzustellen, dass die Eindeutigkeit der Verkehrsführung nicht an den Radfahrenden scheitert, sondern am hohen Autoverkehrsaufkommen und den hohen Geschwindigkeiten, mit denen Autos fahren.

  • Ach ja, Braunschweig, meine alte Heimat...

    Ich bin da immer von Watenbüttel in die Nähe vom Kohlmarkt zur Schule gefahren. Im Rückblick muss ich sagen: das war haarsträubend damals. Unter den damaligen Bedingungen würd ich heute nicht mehr aufs Rad steigen. Ich staune heute über mein 17-jähriges Ich, das hat sich nicht beschwert, alles easy gefunden ist ist einfach drauflosgefahren. Hat ja nur zwei Knochenbrüche gekostet.

  • Billstedt, Jenfeld, Hamm und Horn

    schuf der liebe Gott im Zorn.

    Horner Rampe. Die Version »grauer Pfosten ohne Reflektoren halb auf dem Radweg« gibt es dort dutzendfach.

    Kurios ist, dass den Verantwortlichen die Gefährlichkeit mit der sie das Schild und den Poller aufgestellt haben, durchaus bewusst ist, denn sie haben die entsprechenden Leitlinien mit weißer Farbe auf den Radweg aufgebracht, die wohl verhindern sollen, dass Radfahrer hängen bleiben.

    Kurios ist auch, dass die Verkehrsbehörde zwar die Radwege (so bescheiden sie auch angelegt sind) davor schützen will, dass sie von Autos befahren oder zugeparkt werden, damit aber neue Gefahren schafft.

    Die Fahrbahn hat vier Fahrspuren, zwei für jede Richtung. Da kann man eigentlich nur empfehlen, dass davon jeweils eine zu einem geschützten Radfahrstreifen umgestaltet wird.

    Die Situation in Horn erinnert mich ein bisschen an diese Situation aus Hannover, die ich an anderer Stelle (krumm gefahrene Verkehrszeichenträger) schon mal ins Forum stellte:

    Allerdings fehlen die weißen Leitlinien in Hannover. Dafür stehen die Poller weiter außen.

  • Horner Rampe. Die Version »grauer Pfosten ohne Reflektoren halb auf dem Radweg« gibt es dort dutzendfach.

    und keine 500m weiter an der Kreuzung südl. der Horner Rennbahn hat man einen kompletten KFZ-Fahrstreifen in Sollbreite 3,2m in einen Radfahrstreifen umgewidmet.

    Das ist das Hamburg-Syndrom: gemacht wird erst was, wenn eine komplette Überplanung ansteht.

    Bis dahin weigert man sich, Probleme zu erkennen oder aber erkennt Probleme, sitzt sie aber aus.

  • Stückwerk eben. »Paradies« in der Washingtonallee und »Hölle« an der Horner Rampe.

    Vielleicht ist es aber auch Salami-Taktik? Heute eine Fahrspur in der Washingtoner Allee umwandeln ...

    Und eines Tages wird die Frage immer lauter: Wann wird denn nun endlich die "Hölle von Horn" ausgeräuchert?

  • Vielleicht ist es aber auch Salami-Taktik?

    Nicht in Hamburg! Hier geht es darum, sich als fahrradfreundlich darzustellen. Fahrradfreundlichkeit wird dabei in Kilometern gemessen. Wenn ein Abschnitt so oder so mit der Sanierung dran ist, ist es relativ kostengünstig, sich voll für den Radverkehr einzusetzen. Es fehlt aber vollkommen an einem Konzept, einer Leitlinie. Jeder Planer macht das, was er für richtig hält.

  • Nicht in Hamburg! Hier geht es darum, sich als fahrradfreundlich darzustellen. Fahrradfreundlichkeit wird dabei in Kilometern gemessen. Wenn ein Abschnitt so oder so mit der Sanierung dran ist, ist es relativ kostengünstig, sich voll für den Radverkehr einzusetzen. Es fehlt aber vollkommen an einem Konzept, einer Leitlinie. Jeder Planer macht das, was er für richtig hält.

    Und leider gibt es so viele verschiedene Auffassungen über das, was für den Radverkehr richtig ist, wie es Planer gibt.

    Was zum Beispiel gar nicht zusammenpasst ist ein Planer, der eine Fahrspur für den Autoverkehr umwandelt in einen geschützten Radfahrstreifen, während ein anderer Planer lieber dieselbe Fahrspur zum Parkstreifen umwandeln würde und auf dem frei gewordenen Parkstreifen einen Hochbordradweg anlegt.

    Wenn die unterschiedlich tickenden Planer nacheinander verschiedene Abschnitte derselben Straße jeweils nach ihrern eigenen Gutdünken gestalten, dann wird das nichts.

    Mal ganz abgesehen von den Planern und Entscheidern, die es generell ablehnen in irgendeiner Form dem Radverkehr zusätzliche Verkehrsflächen bereit zu stellen, die dem MIV abgerungen werden.

  • Nicht in Hamburg! Hier geht es darum, sich als fahrradfreundlich darzustellen. Fahrradfreundlichkeit wird dabei in Kilometern gemessen. Wenn ein Abschnitt so oder so mit der Sanierung dran ist, ist es relativ kostengünstig, sich voll für den Radverkehr einzusetzen. Es fehlt aber vollkommen an einem Konzept, einer Leitlinie. Jeder Planer macht das, was er für richtig hält.

    So ganz allein ist ein Mitarbeiter des LSBG in seinen Entscheidungen nun auch nicht. :)

    Die Leitlinien gibt es schon: PLAST. abgelöst von der RASt.

    Da steht durchaus eine "Linie" drin. Aber: die Stücke zwischen zwei Bauabschnitten werden tunlichst nicht angefasst. Kein Geld, keine Kapazität, keine Prio.

    Erschwerend kommt bei dem ganzen Kram hinzu, dass sich innerhalb der Zeitspanne vom Entschluss "muss umgebaut werden" bis "Spatenstich" so unfassbar viel Zeit ins Land geht, dass sich zwischenzeitlich sowohl Vorgaben als auch Anforderungen ändern. Hmpf.

    Und auf der anderen Seite gibts aber Möglichkeiten, relativ kostengünstig und ohne große Baumaßnahmen was zu machen: Fahrradstraßen.

    Da mauert dann aber die Straßenverkehrsbehörde (jahahaha: in Hamburg der Polizei angegliedert) und ranzt rum mit ultra-strenger Auslegung der VwV-StVO.

  • Habe das Bild mit dem Schild zwar schon andernorts (Endlich Licht am Ende des Tunnels?) eingestellt, aber hier passt es auch hin. Das Schild warnt vor den Folgen der Nassreinigung im Ihmezentrum-Fußgänger- und Radfahrertunnel:

  • Wir befinden uns auf einem Fuß- und Radweg [Zeichen 240]. Für alle Fahrräder über 4 Tonnen Gesamtgewicht besteht Gefahr durch Bodenrost! Wer will schon einen rostigen Boden...

    Spoiler anzeigen


    Ach so.