• Schwarzer Mittwoch am 6.8 in Berlin. Innerhalb von einer Stunde werden 3 Radfahrerinen von rechtsabbiegenden LKWs überfahren. Ergebnis : Eine Tote,Zwei lebensgefährlich Verletzte. Während die Berliner Morgenpost noch einigermaßen neutral berichtet () wird beim rbb ( ) ausschließlich auf dem offensichtlich im Rahmen der Pressearbeit der Polizei hervorgezogenen Schuldzuweiser ("in Berlin waren sie an fast der Hälfte aller Unfälle Haupt- oder mindestens Mitverursacher (49 Prozent)") herumgeritten .
    Dieser scheinbar hohe Anteil kommt ja dadurch zustande, daß bei Alleinunfällen und Unfällen zwischen Radfahrern zu 100% ein Radfahrer der Schuldige ist.

    Die nach der gleichen Methodik ermittelten Vergleichszahlen für Autofahrer werden übrigens nie veröffentlicht. Für Autofahrer sind da dann Zahlen von mehr als 70 % zu erwarten. Das würde dann doch das Selbstverständnis von Autofahrern als abgezockte Unschuldslämmer zu sehr schädigen.

  • Es geht um unsere Freunde von der motorisierten Fraktion – auch die leiden erstens unter rücksichtslosen Autofahrern, zweitens unter einer tatsachenverdrehenden Schlagzeilenpresse und drittens unter einer Polizei, die … aber lest selber:


    Was erwartet man, wenn man liest »Unfälle« mit »Bikern«, worauf die Polizei »Kontrollen« einführt? Easy Rider? Sturzhelm am Ellbogen und Bierdose am Lenker? Tempo 180 auf der Mö?

    Und dann dies:
    »Am Freitagnachmittag verunglückten in Rissen zwei Motorradfahrer (56, 60). Sie waren auf der Sülldorfer Landstraße stadteinwärts unterwegs. An der Einmündung Sülldorfer Brooksweg hielten sie bei roter Ampel hinter einem Pkw an. Ein nachfolgender Audi-Fahrer (69) fuhr ungebremst auf die Biker auf. Die beiden Motorräder stießen zusammen, verkeilten sich ineinander und wurden auf den vor ihnen stehenden Audi geschoben. Der 60-jährige Suzuki-Fahrer erlitt schwere, die 56-jährige Harley-Fahrerin leichtere Verletzungen. Sie wurden in ein Krankenhaus transportiert. Der 69-jährige Autofahrer blieb unverletzt. Er gab an, unaufmerksam gewesen zu sein.«

    Und 3 Stunden später das:
    »Ein VW-Transporter-Fahrer (26) hat beim Abbiegen einen Harley-Fahrer (55) übersehen. Der Biker krachte gegen den Transporter und schwebt in Lebensgefahr. Auf der Straße Kornweide war der VW-Fahrer in Richtung Stillhorner Weg unterwegs, der Biker kam ihm entgegen. An der Kreuzung zur Otto-Brenner-Straße wollte der Autofahrer nach links abbiegen. Dabei übersah er die Harley-Davidson. Der Biker stieß derart heftig mit dem Fahrzeug zusammen, dass die Gabel samt Vorderreifen abriss. Der Motorradfahrer schleuderte zu Boden und erlitt schwere Kopf-, Brust- und Wirbelsäulenverletzungen – akute Lebensgefahr! Von einem Notarzt begleitet wurde er in ein Krankenhaus gebracht. Der Kleinlaster-Fahrer verletzte sich leicht. Er stand nach der Kollision unter Schock. Warum er den Biker übersah, ist unklar.«

    (Kleine Anmerkung: Beide Autofahrer fuhren nach Osten, hatten also die Sonne im Rücken. Diese Ausrede zählt also nicht.)

    Den Tiefpunkt setzt die Polizei:
    »Wegen der vielen Unfälle richtete die Polizei am Sonnabend eine Kontrollstelle ein und führte dabei Präventionsgespräche mit den angehaltenen Bikern durch.«

    Kontrolle und Präventionsgespräche!!! Nicht etwa bei bzw. mit den unaufmerksamen, dösbaddeligen, möglicherweise SMS tippenden oder Kuchenrezepte austauschenden Senioren oder Lieferwagenflitzern, den Abbiegern ohne Rücksicht auf Verluste - nein, mit den potenziellen Opfern! Wie muss man sich das vorstellen? Da hält man brav mit der Harley oder der Suzie an der Ampel und ein Polizist springt aus dem Gebüsch und agitiert einen: »Passen Sie gefälligst auf! Wenn Sie an einer roten Ampel halten, riskieren Sie, dass Ihnen ein Rentnerehepaar hinten reinrauscht«? Oder man fährt bei grüner Ampel mit 50 km/h auf eine Kreuzung zu und sieht die Kelle: »Sind Sie verrückt geworden? Fahren Sie gefälligst unter 20, denn sonst kracht jeder Sprinter in Sie rein, der hier abbiegen will!«

    Jede Ähnlichkeit mit der Haltung der Staatsmacht gegenüber ummotorisierten Zweiradfahrern im Verhältnis zu Kfz-Piloten ist so was von auffällig ...

    Den Bikern gute Besserung!

  • Den Bikern gute Besserung!


    Zufällig sind die letzten drei verunglückten Motorradfahrer eindeutig von Kfz-Lenkern umgenietet worden, bei einem Teil der vorherigen Unfälle spielt überhöhte Geschwindlicgkeit der Kradler aber ebenso eine wichtige Rolle bei der Unglücksursache. Bei mir auf St. Pauli fährt die überwiegende Zahl der Kradler nicht mit angemessener Geschwindigkeit. Es gibt Wettrennen vor roten Ampeln, übermäßiges Beschleunigen beim Ampelstart auf deutlich mehr als 50 km/h, Aufdrehen der Maschinen in den Tempo 30-Zonen, damit es in den Straßenschluchten schön laut ballert. Allein wegen des rücksichtslosen Lärms habe ich so gut wie kein Mitleid für motorisierte Biker. Während der Tage rund um die Harley-Days ist ganz St. Pauli inklusive aller Tempo 30-Zonen für die eine Rennstrecke. Geh ich aus dem Haus, hab ich das Gefühl, ich trete auf den Nürburgring. Die haben sich meine Toleranz verspielt.
    Ein großer Teil der Biker lebt gerne am Limit, das hat auch seinen Preis.

  • Deine Argumentation ist aber zumindest zweifelhaft. Von den dreien ist kein einziger zu schnell gefahren oder hat sonstwas nicht richtig gemacht (wenn man mal von der Abwesenheit eines Hausfrauenpanzers absieht). Die sind einfach umgenietet worden. Von Leuten, die nach unseren Gesetzen wohl in spätstens drei Monaten den nächsten Versuch starten können.

    Das was Du anführst sind genau die Gründe warum es ja in Ordnung ist Radfahrer zu schneiden, wegzuhupen, nötigen etc: die halten sich sowieso nicht an die StVO, das geschieht ihnen ganz Recht!

    An sich hätte ich ja nicht grundsätzlich was gegen diese Art der Sippenhaft, aber dann bitte doch für alle: <schwärm> Mich schneidet ein rotes Auto -> die nächsten drei roten Wägen an denen ich vorbeikomme brauchen anschließend eine Neulackierung und der Glaser freut sich</schwärm>

    Du musst halt dann damit rechnen das Dir jemand plötzlich ins Gesicht schlägt weil er am Tag vorher von jemandem geschnitten wurde der ebenfalls eine x-farbige Jacke trug.

  • Deine Argumentation ist aber zumindest zweifelhaft. Von den dreien ist kein einziger zu schnell gefahren oder hat sonstwas nicht richtig gemacht (wenn man mal von der Abwesenheit eines Hausfrauenpanzers absieht). Die sind einfach umgenietet worden.


    Meine Rede, oben zu lesen.

    Übrigens verstehe ich den Bezug zur "Sippenhaft" nicht so recht. Lies mal genau, was ich geschriebgen habe: Da steht z.B. ein "großer Teil" und "überwiegende Zahl" und nicht "die Motorradfahrer".

  • Jede Verkehrsart hat ihre typischen Owis.

    Richtig: Von den Motorradfahrern habe ich sogar noch was, wenn ich mich selbst in meiner Wohnung aufhalte. Ich kann sie schon mehrere Häuserblocks vorher wahrnehmen und auch noch den Nachhall mehre Blocks lang "geniessen". Geisterradlern begegne ich in meiner Wohnung allerdings nicht ...


  • Übrigens verstehe ich den Bezug zur "Sippenhaft" nicht so recht. Lies mal genau, was ich geschriebgen habe: Da steht z.B. ein "großer Teil" und "überwiegende Zahl" und nicht "die Motorradfahrer".

    Da steht aber auch

    bei einem Teil der vorherigen Unfälle spielt überhöhte Geschwindlicgkeit der Kradler aber ebenso eine wichtige Rolle bei der Unglücksursache


    und

    Allein wegen des rücksichtslosen Lärms habe ich so gut wie kein Mitleid für motorisierte Biker

    und das erinnert mich stark an die Art und Weise in der die Artikel aufgebaut sind auf die mkossmann verwies: da mögen zwar jetzt zufällig mal drei Radfahrer hintereinander von Autofahrern zusammengefahren worden sein, aber dann ganz schnell hinterherschieben das die ja eigentlich häufig selber schuld an den Unfällen (also, an anderen Unfällen, ne, aber is ja ejal das) seien sind damit der Dosentreiber wieder beruhigt schlafen kann.

    So auch hier. Lärmbelästigung ist ein Grund die Polizei zu rufen, aber nicht irgendjemandem einen schweren Unfall zu wünschen (naja, oder den zu tolerieren weil er seine Kollegen ja ...). Eine Großrazzia beim nächsten Harleytreffen mit richtig fetten Obuli für Leute ohne zugelassene Auspuffanlage, gerne auch mit Lärmpegelmessungen vorher und nachher, ok. Die machen einen Haufen Krach, dafür dürfen die auch zahlen 1). Aber deswegen irgendeinen Motorradfahrer über den Haufen fahren zu lassen ... Da könnte ich mir eher vorstellen bei sojemandem nach durchlärmter Nacht einzusteigen, dem selig entdröhnten Schläfer leise seine Salatschüsel mit dem Auspuff ans Ohr zu halten und dann mal sehen wie laut man das Ding anlassen und aufdrehen kann. Lather, rinse, repeat.

    Kann aber auch daran liegen das damals neben mir im KH ein Motorradfahrer lag. Der wollte eigentlich nur nach der Nachtschicht nach Hause. Das hat aber eine Besoffene in einem Audi verhindert die in einer Kurve rechts und links verwechselte: frontal gerammt -> Trümmerbruch des Beckens und sonst noch so einiges. Dabei hatte er noch Glück das er sie nach einiger Zeit tatsächlich dazu brachte die Polizei zu rufen, die erste Zeit hat sie ihn nach seiner Schilderung wohl erstmal unter tausendfachem Bedauern abgeknutscht.

    Lärm ist übrigens kein Privileg der Motorradfahrer (mehr?). Jedes Ausflugsziel ist inzwischen eine Partymeile, Ruhezeiten waren einmal. Das Problem gibt es wohl überall wo "Partygäste" auftreten die dort nur kurze Zeit sind und sich anschließend daheim wieder erholen können/wollen. Da können Anwohner in beliebigen Kneipenvierteln ein Lied von singen. Ist aber wohl gesellschaftlich ( = von den Leuten die *nicht* dort wohnen) so gewollt.

    1) dabei wird sich aber wohl herausstellen das die Dinger in irgendeiner EU-Bananenrepublik zugelassen sind und deshalb wegen Handelshemmnissen überall betrieben werden dürfen.

  • Ich sehe das so: Wer mit dem Motorrad weitgehend "normal" unterwegs ist, dem wünsche ich, dass ihm niemals etwas passiert. Wer allerdings regelmäßig auf der Schüssel "die Sau rauslässt", für den hält sich mein Mitleid in engen Grenzen - auch wenn ich ihm nicht gerade einen Unfall "wünsche". Schließlich fordert er mit seiner Raserei sein Schicksal regelrecht heraus. Übrigens gilt dasselbe für Autofahrer.

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Der Nordkurier fragt: Warum fahren diese Jungs nicht auf dem Radweg?

    Früher zu Zeiten von Radverkehrspolitik hätte ich mich jetzt darüber ausgelassen, dass man beim Nordkurier nicht mal in der Lage war, die Straßenverkehrs-Ordnung bis zum zweiten Paragraphen zu lesen:

    Zitat

    Auch Radrennfahrer müssen laut Straßen­verkehrsordnung Radwege benutzen, wenn es welche gibt.

  • Schwachsinniger, dünner und tendenziöser Artikel. Wahrscheinlich hat sich der Autor selber über die bösen Radfahrer aufgeregt und schreibt sich hier seinen Frust von der Seele. Der interviewte Rennradfahrer (Die haben im Ernst keine Rennradfahrer gefunden, der bereit war sich mit seinem echten Namen interviewen zu lassen???) stellt sich aber auch nicht gerade klug an. Das Argument, "wenn man sich auf ein Rennen vorbereitet, stören die langsamen Radfahrer" ist gefährlich und dumm. Es gibt genug sinnvollere und richtige Gründe gegen Radwege insbesondere bei Rennradfahrern, aber um Aufklärung, Toleranz etc. ging es dem Autor wohl sowieso nicht.

  • Man Interviewt halt so lange Leute, bis einer was "verwertbares" von sich gibt und kürzt es entsprechend. Die anderen Interviews schmeißt man weg. Damit hat man korrekt zitiert und kann die Leser mit einem vollkommen wertlosen Artikel beglücken.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Man Interviewt halt so lange Leute, bis einer was "verwertbares" von sich gibt und kürzt es entsprechend. Die anderen Interviews schmeißt man weg. Damit hat man korrekt zitiert und kann die Leser mit einem vollkommen wertlosen Artikel beglücken.

    Oder man interviewt halt keine Leute, sondern denkt sich etwas aus. Ich will dem Nordkurier da jetzt nichts unterstellen, weil ich die dortigen Kollegen eigentlich als recht vernünftig einschätze, aber bei einigen anderen Zeitungen sind Leute, die ihren Namen nicht nennen wollten, ein recht zuverlässiges Zeichen dafür, dass sich jemand etwas ausgedacht hat.