Derzeit fahren die ersten vollautomatischen Autos in ein paar Gegenden in Amerika und anderswo herum.
Was bedeutet es für den Radverkehr, wenn ein Teil oder vielleicht auch mal ein Großteil der Automobile nicht mehr von Menschen gesteuert wird, sondern von Maschinen?
Ich glaube es bedeutet: Mehr Sicherheit, mehr Platz und insgesamt ein angenehmeres Miteinander im Verkehr.
Mehr Sicherheit: zumindest die Google-Autos fahren äußerst vorsichtig und regeltreu, so wie man es sich als Radfahrer wünscht.
Hier ein (englischer) Erfahrungsbericht, wie andere Verkehrsteilnehmer das Google Auto in Mountain View erleben - ich versuche mal ein paar Zitate zu übersetzen:
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Kürzlich hat ein anonymer Leser des Blogs "Emerging Technologies" seine Erfahrungen mit diesen Autos im Verkehr mitgeteilt.
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"Andere Fahrer blinzeln nicht mal wenn sie eines sehen [...] auch Fußgänger nicht - keiner fürchtet sich vor einem Zusammenstoß oder überfahren zu werden, zumindest soweit ich das beurteilen kann"[...]
"Google-Autos fahren wie deine Oma - sie starten nie als erstes an der Ampel, sie beschleunigen nicht stark, sie rasen nicht, und sie suchen niemals den schnellen Vorteil durch Spurwechsel (indem sie andere Leute schneiden etc.)"
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Der Autor beschrieb, wie sich das Google-Auto verhält, wenn es an einem Stop-Schild mit schlechter Einsehbarkeit abbiegt: Es tastet sich sehr vorsichtig vor, mit vielen Pausen; ganz anders als ein menschlicher Fahrer, der einfach langsam vorwärts fährt um sich in den Verkehr einzuordnen.
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Was passiert wenn man ein Google-Auto absichtlich schneidet: "Das Auto hat die Situation perfekt gemeistert (vielleicht zu perfekt). Es verlangsamte und ließ mich einscheren." [...] "Ehrlichgesagt glaube ich, dass es nicht lange dauern wird, bis andere Fahrer merken dass selbstfahrende Autos 'leichte Ziele' im Verkehr sind."
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Und hier ein Bericht von heise online, in dem auch ein Video verlinkt ist. In diesem wird ab 1:07 nett gezeigt, wie sich das Auto verhält, wenn ein Radfahrer ausschert, um abzubiegen. Wenig später im Video wird Rechtsabbiegen an einer belebten Kreuzung gezeigt. So wünsche ich mir den Verkehr.
Mehr Platz: Durch selbstfahrende Autos wird das Car-Sharing in völlig neue Dimensionen kommen. Selbst ein ehemaliger Nicht-Auto-Besitzer, kenne ich die Stärken und Schwächen des Car-Sharing; erst mit dem Umzug in den Vorort wurde dann ein Auto angeschafft, weil die Infrastruktur dort derzeit zu schlecht fürs Carsharing ist.
Wenn aber ein Klick aufs Smartphone dazu führt, dass in 5-10 Minuten ein leeres Auto vorfährt, in das man einsteigen kann, und das dann ans gewünschte Ziel fährt, wo man sich dann nicht um einen Parkplatz kümmern muss, weil das Auto einfach allein weiterfährt: Dann wird es nicht lange dauern, bis keiner mehr ein eigenes Auto braucht. Zumindest in den Ballungsräumen, auf dem Land mag das anders aussehen.
Und vor allem wird man in den Städten viel weniger Parkplätze benötigen - den Platz kann man neu verteilen, zum Beispiel für eine anständige Rad-Infrastruktur.
Hier aus einem Analystenbericht:
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Die Autoverkäufe in den Vereinigten Staaten könnten innerhalb der nächsten 25 Jahre um 40% sinken wegen den geteilten fahrerlosen Autos
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Der Anteil der Bevölkerung, die Fahrzeuge besitzt, kann fast um die Hälfte zurückgehen, da Familien künftig nur noch ein Auto besitzen könnten.
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"Auch wenn das extrem ist, gibt es einen historischen Präzedenzfall", schrieb Johnson. "Pferde haben einst die vielen Aufgaben erfüllt, die Autos heutzutage erledigen, aber als das Automobil aufkam, ging die Pferdepopulation rapide zurück"
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Ein angenehmeres Miteinander im Verkehr: Das ist jetzt meine persönliche Spekulation: Wenn es einen erheblichen Anteil an sicheren, regeltreuen und vorsichtigen Automobilen im Verkehr gibt, deren Fahrer sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen, wird es insgesamt angenehmer und leichter für alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere für Fußgänger und Radfahrer.