Radverkehrserziehung Bayern - Youtube

  • Hallo zusammen,

    kürzlich bin ich über eine Videoreihe der bayerischen Polizei (gefördert von der Landesregierung) gestolpert. Erster Gedanke: eigentlich super, dass sie den ohnehin digitalaffinen Kids Verkehrserziehung auch auf diesem Weg näherzubringen versuchen.

    Aber so manche Inhalte erzeugen bei mir dann Stirnrunzeln. Gleich im ersten Video, in der zweiten Minute: das Fahrrad wird immer auf der Antriebsseite geschoben - wie bitte? Leider sieht man ja den Vorgang nicht von Beginn an, die Verrenkungen der Polizistin zum Einklappen des Mittelständers auf der üblicherweise linken Seite hätten mich interessiert. Anschließend wird erklärt, dass man von einem Grundstück nicht auf die Straße einfährt, sondern das Fahrrad erst auf die Fahrbahn stellt und dann vom Fahrbahnrand aus anfährt.

    Auch z.B. die Manöver zum Linksabbiegen finde ich "interessant"... wie finden wir sowas?

  • "am rechten Fahrbahnrand" = in der Gosse, beim Handzeichen zum Rechtsabbiegen schwenkt die Hand so etwa einen Dreiviertelmeter im Luftraum über dem fiktiven Hochbord, und das Hinterrad eiert teilweise rechts von der Linie herum.

    Erbarmung.

    Und warum wird ein Kind von einer voll bewaffneten Polizistin dargestellt? Hätten die nicht zumindest die Wumme weglassen können?

  • Ganz kurz gesagt: Alles gezeigte ist unnatürlich, nichts davon sieht man je im Straßenverkehr. Sowas fällt auch bestimmt der Zielgruppe auf — hoffentlich.

    Sowas nennt man üblicherweise Dressur, nicht Erziehung. Aber vielleicht ist die Zielgruppe unwillige Eltern, die es nicht fertig bringen, ihren Kleinen mal anhand real existierender Beispiele zu zeigen, wie es richtig geht und falsch, und bei was man sich nicht erwischen läßt.

  • Es wendet sich solange nach rechts, bis es links rauskommt. Damit lernt es auch gleich was über Politik.

    gibt ja kaum was Devoteres als Radfahrende

    Kinder sind nicht devot. Zwar hängen sie an den Lippen ihrer Eltern, doch haben sie noch offene Augen und arbeitende Gehirnzellen. Denen fallen solche Misverhältnisse auf. Und dann kommen die Eltern, drücken ihnen das Kissen ins Gesicht und töten so jede Entdeckung.

  • Schade, dass das nicht vorgeführt wurde.

    Oder zum Glück, dass es nicht vorgeführt wurde. Vermutlich hätte die Polizei vorgeführt, dass man sein Fahrrad auf dem Gehweg nach links bis zum nächsten Zebrastreifen oder zur nächsten Ampel schiebt und erst dort die Straßenseite wechselt. Auch, wenn diese Stelle erst im Nachbarort liegt.

  • Naja, gibt ja kaum was Devoteres als Radfahrende. Die meisten schlucken alles.

    Theorie: durch diese Art der Verkehrserziehung bleibt das Fahrrad eine bessere, aber gefährliche Gehhilfe und kein ernstzunehmendes Verkehrsmittel. Heißt dann auch: Zustand und Wartung ist völlig unwichtig, man fährt ja eh nur 25. Auch mit einem E-Lastenrad mit 400 kg und 5 Kindersitzen, "nur mal schnell auf dem Gehweg".

    Man erzieht sich Gefährdungen und Unfälle durch Unterschätzen.

  • Im Intro von Teil 1 wird in dem quadratischen Kasten ein Video gezeigt, das so aussieht, als handele es sich um eine zweispurige Fahrbahn, die durch einen Mittelstreifen getrennt ist. Und dann positioniert sich die Fahrradfahrerin auf der Gegenfahrspur ganz dicht links vom durchgezogenen Mittelstreifen.

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  • Vermutlich ist das Video dazu gedreht worden, um zu zeigen, was man auf einem Verkehrsübungsplatz so an Übungen machen kann.

    Das kann die Fantasie anregen, weil die Wirklichkeit einfach sehr wenig Anhaltspunkte bietet, ein paar weiße Linien, wo man sich dann immer irgendwas vorstellen soll, was einem die Polizei sagt.

    Meine Erinnerung an den Verkehrsübungsplatz, wo ich als Kind mal gewesen bin: Wir Kinder achteten vor allem darauf, möglichst lange mit den ungewöhnlich großen Kettcars fahren zu können, die es dort gab. Ob es nebenbei klar wurde, dass die mit dem Kettcar auch nicht immer Vorfahrt haben?

    Kurzzusammenfassung: "Verkehrsübungsplatz - große Kettcars - cool - Fahrrad - uncool"

    Vermutlich hatten wir auch noch andere Sachen gelernt. Aber da ist Erinnerung nicht so unmittelbar präsent.

    Bei dem Verkehrsübungsplatz oben auf dem Foto in Bad Mergentheim gibt es immerhin richtige Bordsteinkanten und Bürgersteige.

  • Bei dem Verkehrsübungsplatz oben auf dem Foto in Bad Mergentheim gibt es immerhin richtige Bordsteinkanten und Bürgersteige.

    Und keine Radwege :)

    Das wäre doch mal was: Ein Verkehrsübungsplatz mit Radwegen. Da würden selbst die Kinder merken, wie sich dadurch alles unnötig verkompliziert.

  • ¿ Den haben sie doch, auf der Straße, immer schön neben die Fahrbahn‼ Ach, halt, is ja n Gehweg, was ganz anderes.

    Die Erziehung oder auch Dressur findet nicht mit einem Video oder einer zweistündigen Übungsshow statt. Die Eltern sinds, die ihre Kinder zu etwas machen, das sie im Auto sitzend nicht leiden können.

  • Und keine Radwege :)

    Das wäre doch mal was: Ein Verkehrsübungsplatz mit Radwegen. Da würden selbst die Kinder merken, wie sich dadurch alles unnötig verkompliziert.

    Was ja auch komplett an der Realität vorbeigeht: Bis heute ist es üblich, dass diese drolligen Kett-Cars zum Einsatz kommen, die suggerieren, dass es Autos sein sollen. Und ich vermute mal ganz stark, dass die auch heute noch, so wie zu meiner Kindheit immer noch attraktiver sind für die Kinder auf dem Verkehrsübungsplatz als Fahrräder.

    Tatsächlich ist es jedoch so, dass Autos sehr viel größer, sehr viel schneller und sehr viel weniger überschaubar sind, als ein Kett-Car.

    Und was ebenfalls nicht hinhaut: Es fehlen die vielen am Fahrbahnrand parkenden Fahrzeuge, die in vielen Straßen hingenommen werden, selbst dann wenn sie eindeutig verkehrswidrig abgestellt sind. Und die dazu beitragen, dass keine vernünftig breiten Fahrradwege gebaut werden, wo es nötig ist.