Ungesund zu leben ist in Deutschland viel zu einfach.

  • "Vollsuff zum Schnäppchenpreis, Zigaretten an jeder Tankstelle: Ungesund zu leben ist in Deutschland einfach. Eine Reform ist dringend notwendig."

    Das ist der Titel eines taz-Artikels mit einer Kritik an steigenden Krankenkassenbeiträgen, während die Politik es nicht auf die Reihe bringt, die Krankmacher stärker zu sanktionieren.

    Die breite Verfügbarkeit von Billig-Alkohol in Deutschland muss aufhören
    Vollsuff zum Schnäppchenpreis, Zigaretten an jeder Tankstelle: Ungesund zu leben ist in Deutschland einfach. Eine Reform ist dringend notwendig.
    taz.de

    "Die Deutschen verfolgen mehrheitlich ungesunde Lebensstile. Da ist zum Beispiel der Alkoholkonsum: Deutschland gilt mit 10 Litern konsumiertem Reinalkohol pro Kopf und Jahr als Hochkonsumland – europa- und weltweit. Das kostet in Deutschland, konservativ geschätzt, mittlerweile knapp 60 Milliarden Euro an ökonomischen Schäden jedes Jahr durch Frühverrentung, Arbeitslosigkeit, Suchtrehabilitation, Pflegekosten und teure medizinische Therapien."

    Immerhin: Seit 2008 gibt es ein Rauchverbot in Gaststätten und Öffentlichen Räumen. Aber in anderen Bereichen gibt es noch großen Nachholbedarf. Zu oft setzt die Politik auf Freiwilligkeit und wird dann enttäuscht: "Der Lebensmittelriese Danone will die freiwillige Nutri-Score-Bewertung von trinkbaren Milchprodukten schrittweise entfernen. Denn nach einer neuen Bewertung würden sie in eine Kategorie mit Softgetränken eingeordnet werden." https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ver…kaufen-101.html

  • "Berlin, 5. September 2019. Der Dachverband der europäischen Brauer, die „Brewers of Europe“, haben der EU-Kommission eine umfassende Selbstverpflichtung zur Kennzeichnung von Bieren und Biermischgetränken vorgelegt. Das offiziell in Brüssel unterzeichnete „Memorandum of Understanding“ der Brewers schreibt das Ziel fest, bis zum Jahr 2022 europaweit alle in Flaschen oder Dosen verpackten Biere mit Zutaten- und Kalorienangaben zu versehen."

    https://brauer-bund.de/wp-content/uploads/2020/06/190917_DBB-PM_-_Bis_2022_Biere_in_Europa_mit_Kalorien-_und_Zutatenangaben_versehen.pdf

    Was ist seitdem schiefgelaufen? Bald ist 2025 und noch immer ist es eher die Ausnahme und keinesfalls die Regel, dass Biere mit Nährwertangaben ausgezeichnet sind.

    Nur alkoholfreie Biere sind entsprechend gekennzeichnet, da ist es allerdings auch Pflicht.

  • 10 Liter pro Kopf, das entspricht 80 Liter Wein, also gut 100 Flaschen à 0,75 Liter, zwei pro Woche ... schaff ich nicht. Irgendwer muss meinen Restanteil mittrinken. Herr Söder? Herr Stoiber? Herr Dobrindt? Herr Wissing?

  • Herr Söder trinkt nach eigenen Angaben keinen Alkohol, obwohl er sich gerne immer wieder mit vollen Maßkrügen fotografieren und filmen lässt:

    TikTok · CSU
    16.9K Likes, 622 Kommentare. „@bastisx17 antworten / Lieber ne‘ #ColaLight 🥤😎“
    www.tiktok.com

    Gut möglich, dass das stimmt. Seine Botschaft an seine Wähler: Schaut her, ich schmeiß’ mich dermaßen dafür ins Zeug, dass ihr alle ungestört von grünen Vorschriften-Machern euch jeden Tag ins Koma saufen könnt, dass ich selbst keinen Alkohol trinken kann, weil ich dann nicht in der Lage wäre so viele wichtige Termine rund um die Uhr wahrzunehmen und immer wieder in den Medien präsent zu sein.

  • Mal wieder ein Posting aus der Parallelwelt des grünen Wohlstandsbürger-Elfenbeinturms.

    Aber ja, stimmt. Man macht es den Niedriglöhnern und Rentnern, die regelm. in Mülleimern nach Pfanddosen suchen müssen, um sich überhaupt noch die Billigwurst aus'm Netto leisten zu können, auch viel zu einfach mit ihrem ungesunden Lebensstil.

    Auf der anderen Seite kann ich es fast schon nachvollziehen, dass ein Großteil ob der deutschen Politik mit dem Saufen anfängt. Anders kann man das Elend ja auch wirklich nicht mehr ertragen.

    "You will eat 'ze Bugs."

  • Mal wieder ein Posting aus der Parallelwelt des grünen Wohlstandsbürger-Elfenbeinturms.

    Soll das jetzt heißen, dass du Billig-Schnaps für Alle forderst? Die abgeschwächte Version davon heißt in Bayern: Freibier. Und jetzt frage ich dich: Was spricht eigentlich gegen alkoholfreies Freibier?

  • Das da kein Alkohol drin, wahrscheinlich.

    Es ist konisch, aber eigentlich ist der Mensch ein freies Wesen und hat ein Recht auf einen gewissen Grad an Unvernunft.

    Es steht Dir völlig frei, vernünftig zu leben.

  • Ich drinke keinen Alkohol. Und halte den Umgang der Gesellschaft mit dieser Volksdroge tatsächlich für problematisch.

    Ich würde mir aber nie anmaßen, erwachsenen Menschen zu sagen, was "gut" oder "schlecht" für sie ist, solange sie sich nicht besoffen oder bekifft in ein Auto setzen. Um die in mir schlummernde Verbotslust einmal mehr (wie meist auch beim Thema Mobilität) in erster Linie über den Geldbeutel (also die ärmsten Schweine sollen zuerst bluten, die Reichen dürfen weiter Champagner saufen) auszuleben. :rolleyes:

    Ich futtere nämlich, sofern ich es mir überhaupt noch leisten kann, gerne Süßkram. Und habe keine Lust darauf, dass irgendwelche woke Ernährungs-Taliban mir das irgendwann auch noch verbieten, weil "gesundheitsschädlich". :cursing:

  • Ich würde mir aber nie anmaßen, erwachsenen Menschen zu sagen, was "gut" oder "schlecht" für sie ist, solange sie sich nicht besoffen oder bekifft in ein Auto setzen. Um die in mir schlummernde Verbotslust einmal mehr (wie meist auch beim Thema Mobilität) in erster Linie über den Geldbeutel (also die ärmsten Schweine sollen zuerst bluten, die Reichen dürfen weiter Champagner saufen) auszuleben. :rolleyes:

    Geht es auch 'ne Nummer kleiner?

    Ich hatte weiter oben auf eine 2019 veröffentlichte Presseerklärung des Deutschen Brauerbundes e.V. hingewiesen:

    https://brauer-bund.de/wp-content/uploads/2020/06/190917_DBB-PM_-_Bis_2022_Biere_in_Europa_mit_Kalorien-_und_Zutatenangaben_versehen.pdf

    Darin heißt es:

    "Bis 2022 sollen alle Biere in Europa mit Kalorien- und Zutatenangaben versehen sein"

    Bei deinem nächsten Einkauf kannst du ja mal in der Getränkeabteilung darauf achten, wie weit die Umsetzung dieses Vorhabens gediehen ist. Tatsächlich gibt es einzelne Brauereien, die diese Selbstverpflichtung des Dachverbandes der europäischen Brauer, die „Brewers of Europe“, zur Kennzeichnung von Bieren und Biermischgetränken umgesetzt haben.

    Zum Beispiel Becks:

    Viele andere Brauereien in Deutschland jedoch ruhen sich darauf aus, dass sie die Zutaten für ihr Bier ohnehin schon immer angegeben haben und berufen sich dabei auf das Deutsche Reinheitsgebot von 1516. Daraus leiten sie dann anscheinend ab, dass sie sich mit den Nährwertangaben noch ein bisschen Zeit lassen könnten, wo sie doch in der Frage der Zutaten schon seit so vielen hundert Jahren quasi in Vorleistung gegangen sind.

    Du schreibst ja:

    ... (also die ärmsten Schweine sollen zuerst bluten, die Reichen dürfen weiter Champagner saufen) ... :rolleyes:

    Ich bin neugierig, wie die neuen Etiketten auf Weinflaschen und Schaumweinflaschen aussehen werden, auf denen dann auch die Nährwertangaben stehen werden. Denn klar, was für die Bierflaschen gilt, das muss auch für die Weinflaschen umgesetzt werden.

    Dass dadurch die Preise für Bier oder Wein in die Höhe schnellen, weil auf den Etiketten Nährwertangaben abgedruckt sind, ist dagegen nicht zu erwarten.

  • Leider sind die hochverarbeiteten Lebensmittel sehr oft auch die günstigsten. Und Menschen die genau auf ihre finanziellen Ressourcen schauen müssen, kaufen dann nunmal diese billigen Lebensmittel, weil sie oft schlicht keine andere Wahl haben.

    Gesunde Ernährung muss man sich erstmal leisten können, bevor man sich auch dazu entscheidet sie sich leisten zu wollen.

  • Aber ja, stimmt. Man macht es den Niedriglöhnern und Rentnern, die regelm. in Mülleimern nach Pfanddosen suchen müssen,

    In.diesem.Land.verhungert.Niemand!

    Jeder hat Anrecht auf ein Sozialhilfe, Rentenaufstockung etc. pp. (auch wenn da gerade kräftig dran gesägt wird.

    Die Behauptung "die müssen Pfandpflaschen sammeln!!!! sonst überleben die den kalten Winter nicht!" bleibt eine Mär. Gleichzeitig könnte man ja mal die scheinbare (!) Wohlstandverwahrlosung anführen. Oder wer lässt die ganzen Pfandflaschen sonst stehen?

  • Leider sind die hochverarbeiteten Lebensmittel sehr oft auch die günstigsten. Und Menschen die genau auf ihre finanziellen Ressourcen schauen müssen, kaufen dann nunmal diese billigen Lebensmittel, weil sie oft schlicht keine andere Wahl haben.

    Gesunde Ernährung muss man sich erstmal leisten können, bevor man sich auch dazu entscheidet sie sich leisten zu wollen.

    Ich höre hin und wieder von Bekannten, die nicht knapp bei Kasse sind, dass gesunde Ernährung angeblich keine Frage des Geldbeutels sei.

    Ob das nun zutrifft oder nicht sei mal dahingestellt. Ich denke diese These trifft nicht den Kern des Problems.

    Menschen mit Übergewicht (Body-Mass-Index über 30) triffst du in allen Bevölkerungsgruppen und Einkommensgruppen.

    Daran etwas zu ändern kann ganz schön schwierig sein. Und wer ohnehin genug von Sorgen geplagt ist, weil er zum Beispiel ein niedriges Einkommen hat, der hat möglicherweise etwas ungünstigere Voraussetzungen sein Übergewicht zu reduzieren als jemand der finanziell besser gestellt ist. Und dieses Problem besteht nicht unbedingt in erster Linie darin, dass gesunde Lebensmittel teuer sind.

    Leider ist das falsche Bild sehr verbreitet, von den übergewichtigen Unterschicht-Angehörigen, die den ganzen Tag ungesundes Essen in sich reinstopfen und dabei vor dem Fernseher abhängen. Frei nach dem Motto: "Die sind selbst Schuld an ihrem Unglück."

    Ich halte nichts davon, dass es dann Leute gibt, die mit möglicherweise sogar gutgemeinten Ernährungstipps anderen vorrechnen wollen, wie preiswert eine gute Ernährung sein kann. Und das man sich auch mit Produkten aus dem Discounter gesund ernähren kann usw. Ich argwöhne, dass da als Motiv oft auch eine gewisse Selbstgerechtigkeit dahintersteckt.

  • Zitat

    Will man die Gesundheitskosten reduzieren, ergeben sich im Wesentlichen zwei Optionen: Erstens, man reduziert Ausgaben, indem man Leistungen kürzt und dabei idealerweise Verschwendungen im Gesundheitssystem beseitigt. Oder zweitens, man sorgt dafür, dass die Bevölkerung gesünder lebt, deshalb seltener erkrankt und damit seltener teure Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen muss.

    Falsches Dilemma. Man muss sich nicht für eine der zwei Optionen entscheiden. Beide gleichzeitig sind auch möglich.

  • Falsches Dilemma. Man muss sich nicht für eine der zwei Optionen entscheiden. Beide gleichzeitig sind auch möglich.

    Die Intention des taz-Artikels ist es auf das Missverhältniss hinzuweisen, dass nämlich einerseits viele Leistungen gekürzt werden, aber nur idealerweise damit Verschwendungen beseitigt werden. Andererseits stockt es bei den Bemühungen, Alkohol und Zigaretten stärker zu reglementieren. Dabei ist auch schon einiges erreicht worden, aber es hat Jahrzehnte gedauert: "Bereits seit 1975 gibt es keine Zigarettenwerbung mehr im Fernsehen und im Radio." Allerdings: "Nach wie vor dürfe am Verkaufsort für Tabakprodukte geworben werden; auch Sonnenschirme in der Gastronomie trügen weiterhin Zigarettenwerbung."

    Tabaklobby findet trotz Werbeverbots neue Marketingwege
    Schrittweise wird Tabakwerbung weiter eingeschränkt. Nichtraucherverbänden gehen die Gesetze nicht weit genug. Die Branche sucht nach neuen…
    www.tagesschau.de
  • Eine Verbilligung von gesunden unbelasteten Lebensmitteln der 'Grundversorgung' wäre ein gangbarer Weg, aber das ist ja längst 'Sozialismus' und 'Diktatur'.
    Auch ein Freisetzen von finanziellen Spielräumen für wirtschaftlich arme Haushalte durch Begrenzung der hohen und oft steuervermeidenden Immobilienrenditen wäre denkbar, aber das ist ja längst 'Sozialismus' und 'Diktatur'.

    So wird es dann künftig noch stärker in Richtung USA oder GB gehen, wo sich längst für Millionen Menschen die Frage stellt:

    "Heizen oder essen"

  • In.diesem.Land.verhungert.Niemand!

    Jeder hat Anrecht auf ein Sozialhilfe, Rentenaufstockung etc. pp. (auch wenn da gerade kräftig dran gesägt wird.

    Die Behauptung "die müssen Pfandpflaschen sammeln!!!! sonst überleben die den kalten Winter nicht!" bleibt eine Mär. Gleichzeitig könnte man ja mal die scheinbare (!) Wohlstandverwahrlosung anführen. Oder wer lässt die ganzen Pfandflaschen sonst stehen?

    Ich muss allerdings daran erinnern, dass unter Schröder eine Bestimmung gestrichen wurde, die das Verhungern verhindern sollte. Vorher, zu Zeiten der Sozialhilfe, entstand ein Sozialhilfeanspruch für Person X in dem Moment, indem irgendeine staatliche Institution von ihrer misslichen Lage erfuhr, dazu reichte aus, dass jemand dem Bünabe beiläufig erzählte, dass der/die arme X plötzlich angefangen habe zu betteln und nix zum Heizen habe.

    Schröders Agenda 2010 strich das. Seitdem entsteht der Anspruch erst, an dem X (oder X's Rechtsvertreter) im Jobcenter einen Antrag auf den Tisch legen und dessen Eingang bestätigt wird. Habt ihr damals mitbekommen, dass es damals geradezu zum Volkssport in den Jobcentern wurde, Menschen mit dem Wunsch auf Antragstellung abzuwimmeln?

    Also nicht: Name und Adresse aufnehmen, Protokollnotiz-Kopie in die Finger drücken, Antrag mitgeben und ausfüllen lassen (und schon gar nicht: "Kommen Sie rein, dann können Sie den Antrag gleich ausfüllen.").

    Sondern: "Hier ist der Antrag. Kommen Sie wieder, wenn Sie den ausgefüllt haben." - "Aber ich ..." - "Nix aber, erst ausfüllen!"

    Und so umging man mehrere Wochen der Zahlung von ALG II.