Woche 4 vom 23. bis zum 29. Januar 2023

  • In den dortigen Drunterkommentaren kann man sich das ja auch prima durchlesen: Die Leute wollen selbst fahren und selbst fahren wollen sie gerne eine Verbrennungsmaschine, die sie selbst besitzen möchten.

    Nicht nur das! Viele Bekannte aus dem Kreis der Umweltschützer, auch solche, die selbst gar kein Auto fahren, sind felsenfest überzeugt davon, dass Elektroautos, insbesondere autonom fahrende Autos alles noch viel schlimmer machen. Für sie ist das geradezu ein Teufelsding, so ein Auto, das automatisch gesteuert wird und ohne Fahrer fährt. Sie sehen eine dramatische Zunahme der Unfallzahlen voraus und geben an, der Gedanke, das autonom fahrende Fahrzeuge fahren werden, beängstige sie. Und gleichzeitig herrscht völlige Ungläubigkeit, dass das einmal passieren wird, weil sie es ohnehin für unmöglich halten.

    Da bleibt mir oft nur zu sagen: "Wenn du autonom fahrende Fahrzeuge ohnehin für unmöglich hältst, dann brauchst du doch auch keine Angst vor ihnen zu haben." Leider gelingt es so nicht, Möglichkeiten und Chancen einerseits und Gefahren andererseits von Fahrzeugen mit neuen Antrieben oder gar autonom fahrenden Fahrzeugen vernünftig einzuschätzen.

    Manchmal denke ich, es ist ein Glück, dass die zahlreichen Elektroomnibusse in Hannover gar nicht weiter auffallen. Viele Fahrgäste, die ich danach gefragt habe, wissen gar nicht, dass sie in einem Omnibus mit reinem Elektroantrieb sitzen, sind überrascht davon und können es gar nicht so recht glauben.

    2 Mal editiert, zuletzt von Ullie (30. Januar 2023 um 11:13) aus folgendem Grund: "auch solche, die selbst gar kein Auto fahren" eingefügt

  • Funfact: in Baden-Württemberg kam es in 2022 zu keinem einzigen tödlichen Überholunfall.

    Fragt sich allerdings, ob die niedrige Zahl von Überholunfällen nicht auch dadurch bedingt ist, dass die Strategie Fahrradfahrer von Landstraßen fernhalten äußerst erfolgreich ist. Eine der wirksamsten Methoden dieser Strategie ist es, auf Landstraßen eine legale Raserei bis Tempo 100 km/h zu erlauben und die illegale Raserei nicht wirksam zu unterbinden.

    Und gleichzeitig den Omnibusverkehr alt aussehen zu lassen, weil der vernünftigerweise auf ein Tempo von 60 km/h begrenzt ist. Der Autoverkehr darf nicht schneller fahren. Das ist sehr wichtig und muss endlich umgesetzt werden! Außerdem sind leider immer noch viele Haltestellen als Omnibushaltebuchten gebaut, so dass allen deutlich gezeigt wird, dass es sich beim Omnibus um ein Verkehrshindernis handelt. Omnibushaltestellen, die so gebaut sind, dass an den Bussen während des Stopps an der Haltestelle nicht vorbeigefahren werden kann, sind absolute Ausnahme.

    Gäbe es mehr Haltestellen bei denen an dem Bus nicht vorbeigefahren werden kann, und ein konsequent überwachtes Tempolimit von 60 km/h auf Landstraßen, dann wären deutlich weniger Autos unterwegs, weil der Linienbus dann nicht mehr künstlich verlangsamt wird gegenüber dem Autoverkehr. Und wenn deutlich weniger Autos unterwegs sind und diese deutlich langsamer fahren, dann sind die Landstraßen für Fahrradfahrer*innen attraktiver!

  • Nicht nur das! Viele Bekannte aus dem Kreis der Umweltschützer, auch solche, die selbst gar kein Auto fahren, sind felsenfest überzeugt davon, dass Elektroautos, insbesondere autonom fahrende Autos alles noch viel schlimmer machen. Für sie ist das geradezu ein Teufelsding, so ein Auto, das automatisch gesteuert wird und ohne Fahrer fährt. Sie sehen eine dramatische Zunahme der Unfallzahlen voraus und geben an, der Gedanke, das autonom fahrende Fahrzeuge fahren werden, beängstige sie. Und gleichzeitig herrscht völlige Ungläubigkeit, dass das einmal passieren wird, weil sie es ohnehin für unmöglich halten.

    Ich habe auch durchaus Bedenken, wie gut autonomes Fahren wohl funktionieren wird und ob ich dann künftig auf dem Rad auch von autonom fahrenden Kraftfahrzeugen „übersehen“ werde.

    Nur bin ich überzeugt, dass es so oder so kommen wird. Und ich habe den Eindruck, dass wir uns insbesondere hier in der Automobilnation Deutschland an unsere Verbrennungsmotoren klammern wie an einen Rettungsring, weil wir das mit den Elektroautos nicht wollen und dem autonomen Fahren sowieso nicht. Aber wenn wir irgendwann auch in ländlichen Regionen eine Verkehrswende erreichen wollen, dann wird es dort vermutlich nicht ohne autonom fahrende Fahrzeuge funktionieren — momentan müssen wir froh sein, wenigstens für den Betrieb in innerstädtischen Ballungszentren genügend Busfahrer zu finden, wer soll denn auf dem Land im Halbstundentakt den Bus fahren?

  • Ich habe starke Zweifel an der Zuverlässigkeit sämtlicher "KI"-Systemen. Die Systeme werden mit irgendwelchen Datensätzen trainiert und berechnen in einer neuen Situation auf Basis des mit den Trainingsdaten aufgebauten stochastischen Modells ein Ergebnis. Ein "Verstehen" gibt es hier nicht, wie man dies bei echten Intelligenzen hat.

    In vielen Fällen funktionieren diese "KI"-Algorithmen, aber es gibt immer wieder Fälle, in denen aus Sicht eines intelligenten Wesens haarstreubende Fehler passieren. Wenn tonnenschwere und rasend schnelle Fahrzeuge mit diesen Algorithmen gesteuert werden, kommt es aufgrund von zwingenden physikalischen Prinzipien auch zu entsprechend schweren Unfällen.

    Andererseits: Menschen machen auch Fehler, häufig mit tödlichen Ausgang. Man könnte nun meinen, dass man einfach die Zahlen vergleicht und z. B. rauskommt, dass die Automaten 20% weniger Schaden verursachen. Also alles gut?

    Nein, denn auf uns Radfahrer wird verstärkt "victim blaming" zukommen. RWBP ignoriert? Autotür ausgewichen? Irgendwelche anderen alltäglichen Situationen mit denen menschliche Autofahrer problemlos klarkommen, für die der Automat aber nicht trainiert wurde und es dann zum Unfall kommt. Und dann geht's zur Schuldfrage, und auf der Gegenseite steht dann nicht ein Autofahrer, sondern ein milliardenschwerer Auto-Konzern.

    Mit etwas Pech werden sogar Verkehrsregeln verschärft und wieder mehr Segregation durchgesetzt.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Nein, denn auf uns Radfahrer wird verstärkt "victim blaming" zukommen. RWBP ignoriert? Autotür ausgewichen? Irgendwelche anderen alltäglichen Situationen mit denen menschliche Autofahrer problemlos klarkommen, für die der Automat aber nicht trainiert wurde und es dann zum Unfall kommt.

    :/

    Ich würde da einwenden wollen, dass es auch heute schon egal ist, ob da ein sonstiger oder benutzungspflichtiger Radweg parallel verläuft oder ob das ein Pedelec oder S-Pedelec ist:

    ein Regelverstoß darf nicht Gefährdung/Verletzung/Tod zur Folge haben.

    Ich habe ein gewisses Vertrauen in unabhängig-behördliche Vorschriften, nach denen kein Modell/Software auf die Gesellschaft losgelassen wird, das zu einer erhöhten Gefährdung führt.

  • Ich habe auch durchaus Bedenken, wie gut autonomes Fahren wohl funktionieren wird und ob ich dann künftig auf dem Rad auch von autonom fahrenden Kraftfahrzeugen „übersehen“ werde.

    Ein autonomes Fahrzeug, das etwas so Relevantes wie ein Zweirad ohne Gänsefüßchen übersieht, ist defekt bzw nicht zulassungsfähig.

    Ein autonomes Fahrzeug, das Relevantes jedoch je nach Antriebsprinzip selektiv „übersieht“, müsste einen Algorithmus haben, der zunächst ein Objekt sicher wahrnimmt, es sodann näher untersucht, und schließlich, falls die Prüfung „Fahrrad“ ergibt, das Objekt ignoriert bzw. noch extra Kampflinie ansteuert. Mit Verlaub, aber sowas abgefeimtes wird kein Ingenieur programmieren wollen.

  • Nur bin ich überzeugt, dass es so oder so kommen wird. Und ich habe den Eindruck, dass wir uns insbesondere hier in der Automobilnation Deutschland an unsere Verbrennungsmotoren klammern wie an einen Rettungsring, weil wir das mit den Elektroautos nicht wollen und dem autonomen Fahren sowieso nicht. Aber wenn wir irgendwann auch in ländlichen Regionen eine Verkehrswende erreichen wollen, dann wird es dort vermutlich nicht ohne autonom fahrende Fahrzeuge funktionieren — momentan müssen wir froh sein, wenigstens für den Betrieb in innerstädtischen Ballungszentren genügend Busfahrer zu finden, wer soll denn auf dem Land im Halbstundentakt den Bus fahren?

    Ich bin nicht unbedingt überzeugt davon, dass das autonome Fahren kommen wird. Aber ich sehe die Hindernisse nicht so sehr im technischen Bereich. Würde eine Regierung vor der Entscheidung stehen das autonome Fahren auf dem Land zuzulassen, um zum Beispiel den ÖPNV zu verbessern, und dafür die Geschwindigkeit auf 60 km/h begrenzen und das überwachen, dann gäbe es enormen Gegenwind.