Tödlicher Unfall mit Betonmischer und Klimaprotest

  • Sind denn die Leute, die jederzeit und problemlos eine Alternative fürs Auto finden könnten, aber einfach "keinen Bock drauf haben", Extremisten? Also Klima-Extremisten im umgekehrten Sinne?

    Welchen Anteil am Klimawandel/Abgas/Lärm/Feinstaubbelastung haben die? Welche Verantwortung tragen sie, wenn sie "einfach so" in ihr Auto steigen und losfahren? Gar keine? Wer spricht sie denn eigentlich los von ihrer Verantwortung/vom Vorsatz und bezeichnet das tägliche Verkehrschaos als Normalität?

  • Es passt nicht ganz zum Thema, aber nach der Nummer mit der Letzten Generation in der Elbphilharmonie zeigt sich mal wieder, dass es den „normalen Menschen“ abseits der Klimaschutz-Blase kaum zu erklären ist, was das eigentlich soll. Eine Protestform, die dem Adressaten erst einmal erklären muss, wie die Mechanik hinter dem Protest funktioniert, halte ich für grob unsinnig.

    Letzte Generation in der Elphi: So lustig geht selten etwas schief
    Über den Protest der „Letzten Generation“ auf der Bühne der Elphi lässt sich sagen: So lustig geht selten was schief.
    www.sueddeutsche.de

    Bodyshaming lehne ich selbstverständlich ab, aber so leid es mir tut: Die beiden Warnwestenträger dort sehen tatsächlich genau so aus, wie sich der Adressat des Protestes einen arbeitslosen Öko-Nichtsnutz vorstellt. Die Rückmeldungen in den gesellschaftlichen Netzwerken triefen geradezu vor Häme über diese Aktion und im Endeffekt wird damit nur der Klimaschutz selbst diskreditiert.

    Die Leute geben eine großartige Projektionsfläche ab: Endlich hat der Stau ein Gesicht, endlich haben „Verzögerungen im Betriebsablauf“ ein Gesicht, und dann sieht dieses Gesicht auch geradewegs so aus wie die ganz cleveren Bürschchen aus New Kids Turbo. Ich empfinde das mittlerweile wirklich als einen Bärendienst sondergleichen am Klimaschutz. Ein Protest ist nicht nur sinnlos, wenn man ihn erklären muss, ein Protest ist vor allem sinnlos, wenn er die Kapazitäten anderer Mitstreiter in Anspruch nimmt, um die Scherben anschließend wieder aufzukehren.

  • Fahrradsternfahrt.

    gesperrte Autobahnen, unklare Message (Radfahren auf Autobahn erlauben?), seltsame Vögel auf komischen Gefährten. :/

    ich will damit nicht sagen, dass deine Punkte nicht valide sind - aber sie treffen so auch auf ganz viele andere DEmos zu.

    Von "Spaziergängern" gegen Corona(maßnahmen) bis zu Bauernprotesten gegen/für Güllegesetze, Dieselkosten, Milchquote etc

    am Pult hätten sich 2-szenetypische BWLer*innen oder Dachdecker*innen festkleben können: der Mob draußen hätte auch bei denen Kritik am Auftreten geübt. es ist das Thema (Klima), das nicht in die Köpfe will. Auftreten der Boten ist da nur willkommene Ablenkung.

  • "Bodyshaming lehne ich selbstverständlich ab, aber so leid es mir tut: Die beiden Warnwestenträger dort sehen tatsächlich genau so aus, wie sich der Adressat des Protestes einen arbeitslosen Öko-Nichtsnutz vorstellt."

    Das hört sich jetzt aber sehr so an, wie man es manchmal aus der fremdenfeindlichen Ecke hört: "Selbstverständlich habe ich nichts gegen Ausländer, einige meiner besten Freunde sind Ausländer, aber ..."

    Es gab es auch Stimmen, die den Protest unterstützen:

    "Es gibt aber auch Sympathie für die Klebe-Aktion im Konzertsaal: „Wenn wir die Stimmen der Menschen, die am meisten unter der Klimakatastrophe leiden, hier nicht hören können, muss es eben Menschen geben, die ihre Stimme stellvertretend für diese erheben“, schreibt ein Twitter-User, und ein anderer merkt an: „Die Aktivistengruppe tut wenigstens was im Gegenteil zu den ganzen Sesselpupsern, und wer sich über die angebliche Radikalität von so harmlosen Aktionen beschwert, hat den Schuss nicht gehört.“

    Mopo vom 27.11.22

    Klima-Kleber in der Elbphilharmonie: Spott im Netz über dieses Foto
    Gelächter und Applaus in der Elbphilharmonie: Zwei Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“ hatten sich an das Dirigentenpult geklebt – das Klatschen
    www.mopo.de

    Kann sein, dass die eine oder andere Protestaktion unglücklich verläuft, oder die Botschaft nicht so optimal vermitteln kann, wie es tatsächlich notwendig ist.

    Das hämische Abfeiern einer angeblich missglückten Demonstration, die von Ignoranten des Anliegens als "völlig daneben" bezeichnet wird, indem sie ein paar billige Klischees ins Spiel bringen, ist dann aber tatsächlich völlig daneben.

  • es ist das Thema (Klima), das nicht in die Köpfe will.

    Bist du sicher, dass das Thema nicht in die Köpfe will? Ich denke, es ist weniger das Leugnen des menschengemachten Klimawandels als die vage Einsicht, dass die menschengemachte Klimarettung unmöglich ist und wir daher zum Weiterwursteln verdammt sind.

    Die geforderte Decarbonisierung bedeutet nämlich nichts anderes, als der Weltwirtschaft vollständig ihres Fundaments zu berauben. Es heißt immer "Hört endlich auf die Wissenschaft", und die Wissenschaft lehrt aber auch, dass es leider kein Perpetuum Mobile gibt. Die nachfolgend aufgezählten Punkte hängen daher unmittelbar oder zumindest indirekt zwingend von einer im bekannten Umfang weiterlaufenden "dreckigen" Wertschöpfung ab. Wenn die Weltgemeinschaft ernst machen würde mit der Welt-Decarbonisierung, wird der Sprit nicht nur in Deutschland 5 oder 10 Euro kosten. Es würde schlicht weder für Geld noch für gute Worte überhaupt noch irgendwas erhältlich sein, bei dessen Erzeugung Kohle/Erdöl/Erdgas verbraucht wird, und das eben auch weltweit. In der Folge würde die Welt, wie wir sie kennen, ziemlich schnell gründlich kollabieren. Soziale und internationale Verwerfungen würden die Folge sein, gegen die 1930 Kindergeburtstag war.

    Kreislaufwirtschaft generiert keine Überschüsse. Wer von euch also wäre wirklich dazu bereit, von heute auf morgen auf

    -Renten/Pensionen

    -staatliche Transferleistungen (ALG, Hartz, Kindergeld etc.)

    -staatliche Zuschüsse für Decarbonisierungsmaßnahmen

    -Gesundheitswesen/Krankenpflege

    -Altenpflege, Kinderbetreuunug

    -Schulen, Unis

    -Behörden und öffentliche Verwaltung, Polizei und Militär

    -Banken, Zinsen, Dividenden

    -von Zinsen und Dividenden bezahlte Leistungen aus Lebensversicherungen

    -mehrwertvernichtende Schreibtischberufe (Sicherheits-/Umweltingenieure, Softwareentwickler :evil: , Sozialarbeiter, Versicherungen aller Art, Forscher, Funktionäre bei Menschenrechts- und Umwelt-NGOs)

    -Kultur, Sport, Unterhaltung

    -Internet

    -bezahlten Urlaub/Tourismus-Infrastruktur

    -Nahrungsmittel aus industrieller Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung

    -Pharmazie

    -Baustoffe (Beton, Ziegelsteine, Dämmstoffe, ...)

    zu verzichten? Und wer von euch traut sich, in der Elphi auf die Bühne zu treten und die Menschen im Publikum dazu zu überreden, dass sie das alles tatenlos hinnehmen werden müssen?

  • Wie kommst du da drauf, dass Kreislaufwirtschaft die von dir aufgezählten und hier zum Teil zitierten Dinge unmöglich macht?

    Und in Bezug auf Verkehrswende:

    Tatsächlich gibt es recht viele Menschen, die sehr schnell und unüberlegt aussprechen, dass ohne Auto keine Mobilität möglich sei. Ich finde das so aberwitzig, nicht zuletzt deshalb, weil auch in Deutschland Millionen Menschen ganz ohne Auto mobil sind.

    Na immerhin, dass Kreislaufwirtschaft Mobilität unmöglich macht, schreibst du nicht! :*

  • Die These "Wirtschaftswachstum nur durch 'Verbrauch' von Rohstoffen" teile ich nicht.

    Wer redet denn von Wachstum? Ohne das Fundament der „dreckigen“ Mehrwertschöpfung gibt es noch nichteinmal Stagnation. Die Vorstellung, man könnte ohne das Fundament der Montanindustrie einfach genauso weiterwirtschaften, halt bloß ohne den ganzen Dreck, hat was von Kettenbrief. Der Ansatz funktioniert selbst im Auenland nicht - die haben immerhin einen Gandalf, der mit dem Zauberstab wedelt, sobald es mal bisschen über reine von-der-Hand-in-den-Mund-Landwirtschaft hinausgehen soll.

  • Die Erkenntnis der Tatsache, dass der Verbrauch des MIV (und damit seine Folgen) nicht ansatzweise zu seinem Zweck passt, ist jahrzehnte alt. Die Folge: Autos waren nie schwerer und größer als heute und es gab auch noch nie so viele. Intelligent klingt anders.

  • Ich denke, es ist weniger das Leugnen des menschengemachten Klimawandels als die vage Einsicht, dass die menschengemachte Klimarettung unmöglich ist und wir daher zum Weiterwursteln verdammt sind.

    Du meinst also, das System, das letztlich den Untergang der menschlichen Zivilisation zur Folge haben wird, um des Systems willen aufrecht zu erhalten. Aber "Weiterwursteln" klingt natürlich irgendwie netter.

    Intelligent klingt anders.

    :thumbup:

  • Du meinst also, das System, das letztlich den Untergang der menschlichen Zivilisation zur Folge haben wird, um des Systems willen aufrecht zu erhalten. Aber "Weiterwursteln" klingt natürlich irgendwie netter.

    :thumbup:

    Die industrielle Zivilisation wird ohnehin untergehen. Je nachdem, wie drastisch die Weltgemeinschaft gegen den Klimawandel einschreitet, entweder durch die Folgen des totalen Zusammenbruchs von Weltwirtschaft und -handel bei Vollbremsung a la "Last Generation", oder aber durch die Folgen des Nichtstuns beim Weiterwursteln a la FDP. Zwischen diesen beiden Extremen kann es leider auch keinen "Goldenen Mittelweg" a la "Grüne Realos" geben, also ein Szenario, in dem die Weltgemeinschaft ökologisch irgendwie so gerade noch die Kurve kriegt, ohne dabei gleichzeitig auch zu riskieren, dass die Weltbevölkerung Brot und Lohn einbüßt und daraufhin der soziale und internationale Frieden aus dem Ruder läuft. Wenns gut läuft, haben wir "nur" die je nach Intensität des Gegensteuerns zu unterschiedlichen Anteilen additiven Folgen von Klimaschutzmaßnahmen und Klimwandel. Wenns ganz doof läuft, potenziert sich beides jedoch noch gegenseitig - Wumms.

    Ich geh jetzt ein Apfelbäumchen pflanzen.

  • Bisher hat es noch jede Kultur geschafft unterzugehen.

    Warum sollte ausgerechnet unsere die erste Ausnahme dieser Regel sein?

    Wir werden es nur viel fulminanter hinkriegen, einfach weil wir es jetzt endlich können ...

    Habe leider kein Plätzchen für ein Apfelbäumchen ...

  • Wenns gut läuft, haben wir "nur" die je nach Intensität des Gegensteuerns zu unterschiedlichen Anteilen additiven Folgen von Klimaschutzmaßnahmen und Klimwandel. Wenns ganz doof läuft, potenziert sich beides jedoch noch gegenseitig - Wumms.

    Klimawandel alleine reicht für WUMMS aus. Je schneller wir das vorantreiben, desto eher und heftiger wird es knallen. Der andere Weg wäre wenigstens noch eine Chance, den ganz großen WUMMS abzuwenden. Es grummelt übrigens schon in Regionen, die von den Folgen der Erderhitzung besonders betroffen sind.

    Klimagase wirken akkumulativ: Das bedeutet, dass der WUMMS immer wahrscheinlicher wird, je mehr und je länger wir CO2 in der Atmosphäre anreichern. Wenn wir die Emissionen stoppen, wird es davon nicht wieder kühler, sondern nur der weitere Anstieg stoppt (wären da nicht die teilweise bereits überschrittenen Kipppunkte). Eine Anpassung an immer weiter und schnell steigende Temperaturen ist nicht möglich. Das 2°C-Ziel wurde ja nicht von ungefähr definiert, sondern es ist die kritische Grenze, an die sich die Menschheit vielleicht noch anpassen kann.

    Danach wird es so oder so extrem ungemütlich und ich fürchte, dass wir beide das noch erleben. Ich kann gut verstehen, warum sich Menschen, die 20-30 Jahre jünger sind als ich, aus Verzweiflung auf die Straße kleben und ich könnte auch gut verstehen, wenn diese Leute in 20 Jahren keinen Bock haben, unseretwegen in die Rentenkasse einzuzahlen.

    An "grünes Wachstum" glaube ich auch nicht. Das hört man nicht gerne und leider verdienen zu viele Leute noch gut am aktuellen System und wissen erfolgreich zu verhindern, dass sich daran etwas ändert. Ich sehe es nicht ganz so schwarz wie du, dass die notwendigen Veränderungen auch zwangsläufig auf einen totalen Kollaps hinführen würden. Die Wahrscheinlichkeit, das wir das noch hinbekommen, sehe ich allerdings auch schwinden.

    Ich pflanze heute kein Apfelbäumchen mehr, bin aber heilfroh, dass ich keine Kinder habe, denen ich das alles mal erklären muss.

  • menschengemachten Klimarettung

    Erinnert mich an ein Projekt vor langer Zeit, da gings um einen lichtgepumpten Laser mit Wasserkühlung. Nach heftigen Diskussionen, Besprechungen und Kaffeemangel wurde daraus schleichend ein wassergepumpter Laser mit Lichtkühlung, und keiner hats gemerkt... Was haben wir gelacht.

  • Na, immerhin scheint die Feuerwehr-Gewerkschaft der Meinung zu sein, dass die ohnehin gut ausgelastete Feuerwehr keine Statistiken über Falschparker-Behinderung etc führen soll, weil zu viel.

    Scheint also ein regelmäßiges Ereignis zu sein. Ist es auch, weiß ich noch aus Zivi-Zeiten. Und damals gabs sehr viel weniger Autos.

    Was mich tatsächlich interessiert, wie erfährt denn die Feuerwehr, das genau diese Behinderung was mit Klima-Aktivisten zu tun hat und sie das genau erfassen müssen. Da muss ja erst einmal die Information zur Feuerwehr.