Woche 31 vom 1. bis zum 7. August 2022

  • Vor ein paar Tagen lag die Clubzeitschrift des ACE im Kasten, darin dieser Artikel:

    Vision Zero – Jedes Unfallopfer ist eines zu viel
    Das Ziel Vision Zero – also null Verkehrstote – muss ein zentraler Bestandteil der Verkehrswende sein. Zuletzt gingen die Unfallzahlen bundesweit zurück. Doch…
    www.ace.de
    Zitat

    Über 80 Prozent der Deutschen nutzen das Fahrrad. Doch die Infrastruktur kann nicht so schnell umgebaut werden, wie es der Trend zum Zweirad erfordern würde. Gerade im Großstadtverkehr fehlt es oft an geschützten und ausreichend breiten Radwegen, die Straße bleibt als einziger Ausweg. Das birgt Gefahren. „Hauptunfallgegner für Fahrradfahrende sind nicht andere Fahrräder, sondern Autos“, so Unfallforscher Brockmann.

    Straßenraum für Radfahrende sicherer gestalten

    An Kreuzungen verunglücken Radfahrende besonders häufig und schwer, wenn sie von rechtsabbiegenden Fahrzeugen übersehen werden. Helfen würden geschützte Kreuzungen nach niederländischem Vorbild – hier wird der Auto- und Radverkehr durch Schutzinseln räumlich voneinander getrennt – oder baulich getrennte Radwege, auf denen Räder Kreuzungen erreichen können, wie sie der ACE fordert.

    Ich habe der Redaktion geschrieben:

    Zitat

    Guten Tag,

    mit großer Verwunderung und einigem Entsetzen lese ich, dass im Artikel auf den Seiten 20 bis 23 die beiden unsichersten Kreuzungsdesigns als Lösung gegen Abbiegeunfälle propagiert werden. Daher bitte ich um Veröffentlichung der Leserzuschrift.

    Gegen Rechtsabbiegeunfälle zwischen Autos und Fahrrädern helfen Kreuzungen mit Verkehrsinseln zwischen Fahrbahn und Radweg nicht - ganz im Gegenteil: sie sind das Gefährlichste, was man bauen kann, weil sie die Fahrräder aus dem Sichtbereich der Autos herausführen und den Eindruck erzeugen, man wolle rechts abbiegen. Dann macht man aber einen Schlenker nach links, um über die Querstraße zu kommen, während das Auto dank der Verkehrsinsel schon ein Stück weit abgebogen ist und man deswegen nicht mehr im Rückspiegel zu sehen ist. Im Pkw würde noch ein Schulterblick helfen, aber im Transporter oder im Lkw ist das genau der Winkel, bei dem man nichts mehr sieht. Dass sowas in den Niederlanden nicht zu täglichen Toten führt, liegt einzig und allein an der extrem defensiven Fahrweise der Pkws im Verhältnis zum Fahrrad und an der Vielzahl der Fahrräder.

    Die zweite genannte Lösung, nämlich die Kreuzung auf baulich getrennten Radwege zu erreichen, ist leider auch alles andere als sicher, denn sie provoziert die Situationen, bei denen man scheinbar „aus dem Nichts angeschossen“ kommt, wie es nach Unfällen so häufig heißt. Sprich: man war nicht im Seitenspiegel zu sehen, weil der Radweg nicht direkt neben der Fahrbahn geführt wurde, sondern ein paar Meter weiter rechts, womöglich noch versteckt hinter parkenden Autos, Werbetafeln, Schaltkästen oder Büschen. Und wenn er dann nicht wenigstens ein paar Dutzend Meter vor der Einmündung direkt an die Fahrbahn geführt wird, sondern zusammen mit den Fußgängern in einigen Metern Abstand auf die Fahrbahn der Querstraße trifft, entsteht dieselbe fatale Situation wie bei den Verkehrsinseln: die abbiegenden Autos stehen schräg, und die Spiegel sind nutzlos. Das sicherste Kreuzungsdesign ist eines, bei dem man die ganze Zeit im Sichtbereich der Autos fährt: auf der Fahrbahn („Mischverkehr“) oder direkt rechts davon (Radfahrstreifen, Schutzstreifen, „protected bike lane“, Hochbordradweg direkt an der Bordsteinkante). Und wenn immer wieder klargemacht wird, dass die - schon nach wenigen Sekunden auf Rot springende - Fußgängerampel eben nicht für den Radverkehr gilt, sondern entweder die große Ampel, nach der sich auch die Autos richten, oder eine eigene Fahrradampel.

    Am liebsten würde ich denen schreiben: ladet den Malte und den Yeti und den Hamburgize-Macher und den Pepschmier ein und lasst Euch von denen mal sagen, was von "getrennter Infrastruktur" und "Verkehrsinseln" an Kreuzungen zu halten ist.

    (Anstatt auf "Einer aus Darmstadt fährt Rad" hereinzufallen.)

  • Nicht nur die, auch bei der FGSV liest sich eher nix positives:

    Zitat

    Es fehlen valide Erkenntnisse zur Sicherheitswirkung, zumal diese Variante der Radverkehrsführung an innerörtlichen Kreuzungen in den Niederlanden bislang eher selten umgesetzt wurde. Es sind auch keine Evaluationen dazu aus den Niederlanden bekannt.

    u.v.m.

    FGSV-Papier gefunden in einer städt. Stellungnahme zu einem Antrag (zu einer Straße), doch mal (dort) eine solche Kreuzung zu testen. Ich hatte noch auf den UDV hingewiesen. Trotz allem hat man sich womöglich doch breitschlagen lassen ...?!? Man wird sehen ...

  • Zitat

    Dass sowas in den Niederlanden nicht zu täglichen Toten führt, liegt einzig und allein an der extrem defensiven Fahrweise der Pkws im Verhältnis zum Fahrrad und an der Vielzahl der Fahrräder.

    Hab neulich gelernt gelesen, dass man in den Niederlanden als Autofahrer automatisch schuld bei einem Unfall mit Fußgängern und/oder Radfahrern ist. Sowas wie "konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen" oder "Regentropfen verhinderten die Sicht" zieht da angeblich nicht. Könnte mit ein Grund sein, weshalb man beim Abbiegen oder Türaufreißen lieber zweimal guckt.

  • Hab neulich gelernt gelesen, dass man in den Niederlanden als Autofahrer automatisch schuld bei einem Unfall mit Fußgängern und/oder Radfahrern ist. Sowas wie "konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen" oder "Regentropfen verhinderten die Sicht" zieht da angeblich nicht. Könnte mit ein Grund sein, weshalb man beim Abbiegen oder Türaufreißen lieber zweimal guckt.

    Die Niederlande haben ein *höheres* spezifisches/km-normiertes Unfallrisiko als Deutschland, schon vergessen?

    "war zu schnell, konnte nicht mehr bremsen" und "bin gefahren, obwohl ich nichts sehen konnte" zieht außerdem auch in Deutschland nicht. Das sind doch kristallklare Geständnisse, keine Ent-Schuldigungen.

    Anders herum werden auch in den Niederlanden bei Haftungsprozessen idR niedrige Geldstrafen verhängt.

  • Der Weltuntergang findet derweil in Hamburgs Osten statt: eine "parallel zur A24" verlaufende Straße soll offenbar auf längeren Abschnitten eine Busspur bekommen, und anscheinend sollen auch die Hochbordholperpisten durch breitere Fahrradtrassen ersetzt werden.

    (Fun fact 1: das ist eine der am stärksten von Bussen frequentierten Achsen.)

    (Fun fact 2: auf einigen Abschnitten darf man derzeit in manchen Zeiten legal auf der Fahrbahn parken, dadurch steht - außer im Berufsverkehr - nur eine Fahrspur in der betreffenden Richtung zur Verfügung. Hat jemand mitbekommen, dass deswegen die "Anwohner auf Zinne" waren oder sind?)

    „Absolute Katastrophe“: Wichtige Straße soll schrumpfen – Anwohner auf Zinne
    „Das ist eine absolute Katastrophe!“ Heike Paulsen kann es einfach nicht fassen – und sie ist nicht alleine damit. Die Rodigallee in Jenfeld, die parallel
    www.mopo.de
  • Sollte man ggf mitkriegen, im ÖR wird das vermutlich nicht auftauchen. Ich frag mich ja, wie man sich so einen "Staatsschützer" vorstellen muss? Akkurater Scheitel, ausrasiert?

    Pimmelgate Süd: Augsburger Polizei überzieht Klimaaktivisten mit weiterem Verfahren
    Nachdem die Augsburger Polizei Wohnungen wegen Kreide-Malereien und eines gesetzten Links auf einen Zeitungsartikels durchsuchte, geht sie jetzt weiter gegen…
    netzpolitik.org
  • Ich frag mich ja, wie man sich so einen "Staatsschützer" vorstellen muss? Akkurater Scheitel, ausrasiert?

    In Hamburg wurde mittlerweile gerichtlich bestätigt, dass die Razzia wegen des Original-Pimmelspruchs rechtswidrig war.

    Das Verweigern des Protestcamps bei G20 war ebenfalls rechtswidrig (wir erinnern uns: die Polizei hatte sich geweigert, einem Gerichtsbeschluss Folge zu leisten) - trotzdem hat die Polizei es schon wieder versucht. Und sich eine erneute Klatsche eingefangen.

    Da stehen einige Führungskräfte offenbar nicht auf dem Boden des Grundgesetzes. Von Gewaltenteilung halten die vermutlich wenig mehr als die Reps in den USA.

    Demokratie unter dem Hammer
    Der Supreme Court der USA lässt jegliche Hemmungen fallen. Versetzt er der US-Demokratie bald sogar den Todesstoss?
    www.republik.ch
  • Was macht ein Lkw-Fahrer, wenn er merkt, dass sein Laster brennt?

    Er stellt ihn in einer Unterführung unter S-Bahn und Fernbahn ab.

    Hamburg: Lkw brennt unter Bahnbrücke – S-Bahn weiterhin gesperrt
    Das Feuer brach während der Fahrt aus: Unter einer S-Bahn-Überführung über die Zweibrückenstraße nahe dem Bahnhof Elbbrücken ist ein Lkw ausgebrannt.
    www.mopo.de
    Zitat

    „Zwischen Harburg und dem Hbf kann alternativ der Regionalverkehr genutzt werden“, empfiehlt die Bahn.

    Viel Spaß im Metronom nach Lüneburg ...

  • Was macht ein Lkw-Fahrer, wenn er merkt, dass sein Laster brennt?

    Er stellt ihn in einer Unterführung unter S-Bahn und Fernbahn ab.

    https://www.mopo.de/hamburg/polize…nhof-evakuiert/

    Viel Spaß im Metronom nach Lüneburg ...

    Wirklich egoistisch diese (Last-)Kraftwagenfahrer: Statt in der Schrecksekunde eine fundierte Umfeldanalyse zu machen, den drohenden Sachschaden und den Komfortverlust für einige Nutzer des ÖPNV vorherzusehen, steigt der einfach aus, um sein Leben zu retten ...

  • Egoismus werfe ich dem nicht vor. Der hat einfach suboptimal reagiert in einer Paniksituation. Wäre der Laster wirklich hochgegangen, wäre das sicher unangenehmer geworden, wenn der Fahrer in der Unterführung noch auf dem Fußweg nach draußen ist, als wenn er 5 bis 10 Sekunden später gebremst hätte.

    Es hat schon seinen Grund, warum Piloten bestimmte Situationen trainieren.

  • Du kennst die Stadt und Stelle sicher besser als ich, aber für mich sieht es so aus, als wäre der LKW gerade die ersten Meter in den Tunnel gefahren, ehe er zum Stehen kam.

    Insofern könnte man es auch als sehr vernünftige Entscheidung ansehen, dass der Fahrer sein brennendes Fahrzeug in einem eher unbevölkerten Gebiet abgestellt hat, anstatt weiter in die durch eine Rechtskurve nicht einsehbare Tunnelkaskade hinzufahren, nur um dann in einem Gebiet mit zahlreichen Büro(?)gebäuden ringsum zu landen.

  • Keine Bezahlschranke und nichts besonderes.

    Jemand, der sich beschwert, dass sich nicht alle so verhalten wie er, nicht genauso schnell fahren wie er und sich nicht an die (gleichen) Regeln halten.

    Er ist mit der Ausübung des Fahrradfahrens drauf gekommen, dass es nicht angenehm ist mit vielen Radlern den gleichen Verkehrsraum teilen zu müssen, obwohl sein Weg in die Arbeit bis auf kleine Abschnitte um den HBF gute Radinfra hat und gut zu fahren ist.

    Also ein Mensch.