Ich fürchte, dass die aus dieser Vollbremsung resultierenden politischen, sozialen und ökologischen Verwerfungen keineswegs geringer sein werden, als wenn wir uns von der Kontrollillusion verabschieden, gar nichts machen und den Dingen einfach ihren Lauf lassen. Was uns bevorsteht, wenn wir ernst machen würden mit dem CO2-Sparen, kann man gerade dank der Ukraine-Krise und der gegenseitigen Wirtschafts- und Rohstoff-Embargos erahnen.
Es ist richtig, dass wir keine Chance mehr haben, gut aus der Sache herauszukommen. Aber muss man deshalb 100m vor der Mauer noch weiter Vollgas geben, weil man es nicht mehr schafft, davor unbeschadet zum Stehen zu kommen?
Die Vorstellung, dass wir irgendwie mit den Folgen des Klimawandels klarkommen könnten, ist illusorisch. Die globale Temperatur wird weiter steigen, solange wir mehr CO2 in der Atmosphäre anreichern. Es geht dabei nicht um die Frage, wie hoch das Wirtschaftswachstum künftig ausfallen wird, sondern ob wir es schaffen, unter diesen Bedingungen die menschliche Zivilisation zu erhalten.
Wenn wir so weitermachen wie bisher, landen wir am Ende dieses Jahrhunderts eher bei +4°. Das wird im wahrsten Sinne des Wortes apokalyptisch. Nicht, weil man in unseren Breiten dann nicht mehr überleben kann, sondern weil man es in anderen Regionen nicht mehr kann, darunter mit Indien und Pakistan zwei Atommächte, zwischen denen es schon seit langem Spannungen gibt. Auch in anderen Regionen wird der Klimawandel bereits bestehende Konflikte weiter verschärfen oder neue Konflikte, Kriege und Fluchtbewegungen hervorrufen. Das wird unser eigentliches Klimawandel-Problem, das sich jetzt bereits abzeichnet und das sich in den kommenden Jahren immer weiter verschärfen wird.
Dass der Verteilungskampf um Rohstoffe weiter zunehmen wird, ist davon unberührt und keine Frage von Klimawandel oder Klimaschutz. Auch wenn wir zumindest bei der Energieversorgung unsere Abhängigkeiten reduzieren (nicht vollständig aufheben) können, wird das aber auch auf der anderen Seite zu einem Verteilungskampf der Förderländer führen, ihr Öl und Gas weiter loszuwerden.
Der Anstieg des Meeresspiegels wird im Vergleich dazu in diesem Jahrhundert vermutlich noch ein geringeres Problem sein, aber langfristig sind die tiefliegenden Küstenregionen bereits jetzt dem Untergang geweiht, da auch bei der schon erreichten Erwärmung der Meeresspiegel langfristig um 4-5m steigen wird (umso schneller und höher, je wärmer es wird). Bitte mal kurz nachdenken, welche wirtschaftlichen Folgen das haben wird.
Schön wird das alles nicht werden.