Landkreis Stade

  • Die Veranstaltung war gut besucht, alle Stühle besetzt. Der Erste Kreisrat Thorsten Heinze hat die Anwesenden mit den üblichen Floskeln begrüßt. Die Stimmung war sehr zurückhaltend, auch seitens der Planersocietät, die das Mobilitätskonzept erstellen soll. Offenbar war man davon ausgegangen, dass viele "Besorgte" oder Wutbürger solche Termine nutzen, oder man wollte keine zu großen Erwartungen auf der anderen Seite wecken.

    Die Stimmung unter den Gästen habe ich aber insgesamt als positiv Richtung Verkehrswende empfunden. Ein paar Mitglieder der FDP-Fraktion hatten sich unter die Besucher gemischt und offenbar versucht, die Pro-Auto Fraktion zu stärken.

    In der ersten Hälfte der Veranstaltung haben die Mitarbeiter der Planersocietät die Ziele des Mobilitätskonzeptes und erste Eindrücke vorgestellt, die sie bei Befahrungen und Ortsterminen gewonnen haben. Für den Radverkehr sehen sie ein großes Potenzial aufgrund der ebenen Topografie und der weiter zunehmenden Verbreitung von Pedelecs. Für weitere Strecken sei aber ein funktionierender ÖPNV das Rückgrat der Verkehrswende und dies sei insbesondere in den dünner besiedelten Gemeinden des Landkreises herausfordernd.

    Das Mobilitätskonzept wird keine Detailmaßnahmen aufzeigen, sondern lediglich einen "Handlungspfad". Da kann sich der Landkreis also erstmal zurücklehnen und darauf berufen, dass man ja erstmal einen "Handlungspfad" braucht, bevor man irgendwas Konkretes macht. Was dann konkret passieren soll/kann, wird dann in irgendeinem Folgekonzept erarbeitet. Vielleicht sollte man schonmal einplanen, dass die Elbfähre bis zur Geestkante fährt, bis das soweit ist.

    Nach einer kurzen Pause wurde in der zweiten Hälfte in vier Gruppen an Stellwänden diskutiert:

    - Nahmobilität (Fuß- und Radverkehr)

    - Reallabor BMM LK Stade (betriebliches Mobilitätsmanagement)

    - Öffentlicher Verkehr & vernetzte Mobilität

    - Kfz- und Wirtschaftsverkehr

    Es wird demnächst auch eine Online-Beteiligung gestartet werden ("Unmittelbar nach dem Mobilitätsforum"). Vermutlich demnächst hier: Gesamt-Verkehrskonzept für den Landkreis Stade | Landkreis Stade (landkreis-stade.de)

  • Was mich ermutigt hat: Da waren auch Andere, die in der Diskussion geäußert haben, dass sie zahlreiche "Radwege" im Landkreis für unbenutzbar halten und daher auf der Straße [sic.] fahren. Unter anderem auch Frauen 60+, die sonst immer gerne als Beispiel herangezogen werden, dass die gar nicht mehr Fahrrad fahren, wenn es nicht mehr verboten ist, auf der Fahrbahn zu fahren.

  • Das macht doch ein wenig Hoffnung. Chapeau ob deiner Ausdauer!

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Es wird eine Alibi-Veranstaltung sein, aber ich werde versuchen, Präsenz zu zeigen.

    Der gesamte "Verkehrsentwicklungsplan" ist eine Alibiveranstaltung.

    Hatte ich hier auch. 2018 und 2019 erarbeitete die Planersocietät einen Verkehrsentwicklungsplan für die Stadt Pirmasens. Das war auch die einzige Phase, während der ich offenbar irgendeinen Gönner in der Verwaltung hatte. Denn man lud mich damals auch zu den "runden Tischen" ein. Hier war ich aber wohl zu nervig; seitdem ignoriert man so ziemlich alles, was ich zu bemängeln habe; von Einladungen zu Gesprächen ganz abgesehen.

    In diesem Plan stand u. a., dass Einbahnstraßen für Radfahrer geöffnet werden können und dass das eine relativ einfache und kostengünstige Sache ist, die schnell erledigt werden kann. In meiner verwaltungsgerichtlichen Klage zur Öffnung einer solchen Einbahnstraße berief ich mich u. a. auf jenen Verkehrsentwicklungsplan. Hat die Richter nicht die Bohne interessiert, denn jetzt brauchte die Stadt unbedingt auch noch ein "Radverkehrskonzept", ohne welches sie bzgl. meiner konkreten Einbahnstraße keine Entscheidung treffen könne.

    Vor ein paar Wochen stand in der Zeitung, dass die Stadtverwaltung demnächst eine weitere Einbahnstraße einrichten wird. Sie waren sogar so ehrlich und verkündeten, dass es (entgegen der StVO und dem LStrG) nur darum gehe, den "Parkdruck" zu lindern.

    Sie verarschen einen einfach nur. Nach Strich und Faden.

  • Muss die verbleibende Restbreite der Fahrbahn nicht mindestens so breit sein, dass sich zwei PKW gefahrlos begegnen können, ohne die Streifen zu befahren? Daher wird es wohl so bleiben müssen, wie es auf dem Bild zu sehen ist. Pech oder Glück, wie man es halt sehen mag.

  • Leider sind die 4,5 Meter geradezu ein Aufruf zum engen Überholen (zwei PKW passen da halt gerade noch zwischen durch). In NL sind die übrigens inzwischen unzulässig: Entweder unter 3,8 (=Autoverkehr einspurig und muss bei Gegenverkehr auf den Schutzstreifen) oder über 4,8 Meter (das bei je 1,7 für die Schutzstreifen. Maße dazwischen müssen durch Verbreiterung des Schutzstreifens vermieden werden.

    Schutzstreifen neben einer vollen Fahrbahn (meist dann einseitig) kenne ich hier jetzt auch schon einige. Das finde ich eigentlich ganz entspannt, weil sie wie ein Radfahrstreifen fungieren, viele aber trotzdem noch (etwas) nach links ziehen.

  • Muss die verbleibende Restbreite der Fahrbahn nicht mindestens so breit sein....

    Das war eigentlich als Scherz gedacht =O. Denn muss nicht jeder, der dieses Bild sieht, sich eigentlich sofort die Frage stellen: "Also hin komm ich ja mitm Fahrrad, aber wie komm ich wieder zurück?"

    Interessant ist doch eher, dass dieses Foto offensichtlich nicht als ein kompletten Unsinn darstellendes Motiv gewertet wird, sondern als "normal", vermutlich sogar Fahrrad-verkehrstechnisch progressiv. Insofern besteht m.E. die entfernte Möglichkeit, dass diese Bürgerbefragung eine Aktion von Wahnsinnigen für Wahnsinnige ist.

  • Ich befürchte, das Foto ist wenig geeignet, jemanden für das Fahrradfahren zu begeistern. Sieht so ähnlich aus wie das Foto:

    Den einen, denen breite Fahrradwege wichtig sind, denen ist das zu wenig Fahrradweg. Den Fahrbahn-Fahrradfahrer*innen ist das möglicherweise bereits zu viel Radverkehrs-Infrastruktur.

    Das Bild ist in Harenberg in der Region Hannover aufgenommen, wo die Kreisstraße 251 durch den Ort geführt wird. Eine ähnliche Situation wie auf dem Bürgerbeteiligungskonzept-Foto, die bei Vielen ungläubiges Kopfschütteln erzeugt, leider auch bei Fahrradfahrer*innen. Extrem demotivierend, wenn es um Bürgerbeteiligung geht. Das einzig Positive ist vielleicht, dass mit so einem Foto keine unrealistischen Erwartungen geweckt werden.

    Das Foto ist schon ein paar Jahre alt. Inzwischen ist einseitig eine Rotmarkierung dazu gekommen, die bei vielen noch stärker zu der aus Sicht des "einfachen Bürgers" verständlichen Frage führt: "Warum ist da nur auf einer Seite ein Fahrradweg? Soll ich den etwa in beide Richtungen benutzen?" Hier die streetview-Sicht aus derselben Perspektive wie das Foto oben, nämlich Richtung Ortsausgang:

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    Und hier die streetview-Sicht ab Ortseingang, also von der entgegengesetzten Seite aus aufgenommen:

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    Wer bei streetview weiter fährt, der sieht, auf den ersten rund 200 m nach dem Ortseingangsschild ist der nur einseitige Bürgersteig nicht für den Fahrradverkehr freigegeben, es gilt Tempo 50.

    Auch im weiteren Verlauf der Ortsdurchfahrt gilt 50 bis etwa zur Mitte von Harenberg. Da wird die Fahrbahn enger und es gilt Tempo 30. Auch zum anderen Ortsende hin gilt 30 und es gibt dort beidseitig Schutzstreifen.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Ullie (20. Juni 2024 um 08:35) aus folgendem Grund: Weiterer streetview-Link eingefügt.

  • In Gegenrichtung gibt es ja Piktogramme auf der Fahrbahn. Vielleicht versteht den Hinweis jemand.

    Als was soll er die Schutzstreifenmarkierung und die Piktogramme in Gegenrichtung verstehen?

    "Sorry Leute, im nächsten Schritt verschwindet der Parkstreifen und es gibt beidseitig breite Rad- und Fußwege."

    Also Vertröstung auf eine bessere Zukunft.

    Oder ist das so zu verstehen?

    "Die Bodenmarkierungen rufen Verwirrungen hervor, sagt es laut, dass es so sei, dann kommt das alles wieder weg."

    Bauliche Veränderungen machen keinen Sinn. Fahrradfahren ist vor allem eine Frage des gesunden Selbstbewusstseins.

    2 Mal editiert, zuletzt von Ullie (20. Juni 2024 um 08:31) aus folgendem Grund: Erlaüterungen zu den gegensätzlichen Aussagen.

  • Ich schaue mir mal nach dem Urlaub an, was da so alles geschrieben wird. Bislang habe ich selbst noch keine Einträge gemacht.

    Die Straße Am Steinkamp fällt übrigens nicht in die Zuständigkeit des Landkreises, sondern hier wäre die Stadt Stade zuständig.