Oberbürgermeisterinwahl im Herbst 2021

  • Auch Menschen mit Behinderung sind ohne Auto mobil!

    In Hannover ermöglichen automatische Rampen ein selbstständiges Einsteigen von Menschen mit Rollstuhl, ohne dass der Omnibusfahrer oder ein anderer Fahrgast helfen muss, eine Klapprampe umzuklappen.

    Etwas überrsachend bin ich gerade in eine Podiumsdiskussion auf Zoom über nachhaltige Politik in Lüneburg mit den Kandidatinnen zur Oberbürgermeisterinwahl gestolpert.

    (...)

    Meyer: Parkplätze für Bedürftige erhalten.

    Immer wieder werden in Diskussionen über den Verkehr, Menschen mit Behinderungen angeführt, für die es angeblich unheimlich wichtig sei, dass sich an den jahrelangen Fehlentwicklungen in der Verkehrsinfrastruktur auf keinen Fall etwas ändern dürfe. Da viele Menschen nicht von Behinderung betroffen sind, und die meisten darüber auch verständlicherweise froh sind, beschäftigen sich nur recht wenige Menschen mit diesem Thema.

    Umso größer ist die Bereitschaft in einer Diskussion auf Einwände einzugehen gegen den dringend notwendigen deutlichen Rückbau der Autoverkehrsinfrastruktur, wenn wer seinen Behindertenausweis in die Höhe streckt und eine ausgezeichnete Autoverkehrs-Infrastruktur reklamiert, weil er andernfalls vom "öffentlichen Leben komplett abgeschnitten sei".

    Es kostet dann schon etwas Überwindung an einer solchen Stelle in einer Diskussion energisch zu widersprechen. Da mir mit der Zeit klar geworden ist, dass von den Protagonisten der totalen Autostadt und vor allem des totalen Autolandes keine Finte gescheut wird und Menschen mit Behinderungen in der Diskussion systematisch instrumentalisiert werden, widerspreche ich mittlerweile an dieser Stelle in Diskussionen zunehmend energischer.

    Denn wenn keiner widerspricht, dann endet dieser Abschnitt einer Diskussion in der Regel mit einem deutlichen Punktgewinn für die Betonierer und Planierer für noch mehr Autofahrbahnen und Auto-Parkplätze. Konkret sieht das dann oft ungefähr so oder so ähnlich aus:

    "Mein Mann ist stark gehbehindert und kann auch nicht mehr sehr gut sehen und wenn er zum Einkaufen in die Stadt will, dann ist er darauf angewiesen, dass ich ihn mit unserem Auto dorthin fahre. Wenn jetzt Parkplätze in der Stadt zurückgebaut werden sollen, dann werden noch häufiger die Behindertenparkplätze blockiert. Dann haben wir keine Möglichkeit mehr in die Stadt zu kommen." Ersatzweise erzählt wer einen solchen Fall aus seinem Bekannten- oder Verwandtenkreis. Wer genügend Phantasie hat und genügend abgebrüht ist, der bringt so was auch völlig ohne konkreten persönlichen Anlass sehr überzeugend rüber.

    Das Ergebnis eines solchen Einwandes gegen autofreie Mobilitätsmodelle ist leider allzu oft, dass erfolgreich bei vielen Zuhörern und Diskussionsbeteiligten auf die "Tränendrüse" gedrückt wurde, bzw. an ein falsches Mitleids-Verständnis erfolgreich appelliert wurde.

    Fakt ist aber auch, dass Menschen mit zum Teil sehr schweren Gehbeeinträchtigungen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, bei einer gut ausgebauten barrierefreien Verkehrsinfrastruktur selbstständig und/oder mit Hilfe mobil sind. Leider führt dieser Hinweis in einer Diskussion unmittelbar dazu, dass einmal mehr auf den schlechten Ausbaustand des ÖPNV herumgeritten wird, der es angeblich völlig illusorisch macht, darauf weitere Gedanken zu "verschwenden". Dagegen ist es sehr schwer, positive Beispiele anzuführen, weil selbst in Städten mit einem hohen Anteil an barrierefrei zugänglichen ÖPNV-Transportmittel es immer auch noch Negativ-Beispiele gibt. Und ein Negativ-Beispiel wiegt in einer Diskussion deutlich schwerer als 100 oder gar 1000 Positivbeispiele.

    Was habt ihr für Erfahrungen gemacht an solchen Stellen in der Diskussion? Und wie wurde in der Podiumsdiskussion, über die du berichtest, mit der Floskel, "Parkplätze für Bedürftige erhalten.", weiter umgegangen?

  • Tja, der Termin von Andreas Meihsies fand gestern dann sang- und klanglos einfach nicht statt, nachdem die Ankündigung von der Webseite gestrichen wurde:

    Zu sehen war nur ein Plakat, was entgegen der Richtlinien zur Aufstellung von Wahlplakaten zur Kommunal- und Bundestagswahl an einem Verkehrszeichen angebracht wurde. Meihsies scheint öfter seine Plakate an Verkehrszeichen anzubringen, was ich ja abgesehen von der Unzulässigkeit für ungünstig halte, weil die Pfosten sich nicht nach oben verjüngen, das Plakat also tendenziell den Verlockungen der Schwerkraft oder des Vandalismus anheim fällt und nach unten rutscht.

    Meihsies hat in seinem YouTube-Kanal fünf Videos, von denen sich drei mit der Verkehrswende und eines mit Stadtplanung befassen. Seine Ideen zur Verkehrswende sind allerdings im Kontext mit den übrigen sieben Kandidatinnen gar nicht mal so innovativ, weil er sich ebenfalls von dem allgegenwärtigen Prof. Peter Pez beraten ließ. Die Ideen zu ringförmigen Einbahnstraßen wie etwa bei uns hier vor der Haustür mit der Uelzener und Soltauer Straße hat Pez bei Monika Scherf ebenfalls vorgestellt.

    Nun ja — ich hätte ja gerne mehr erfahren, was er sich im Einzelnen vorstellt.

  • Heute Abend gibt es — mal wieder — eine Diskussion zwischen den Kandidatinnen für das Amt der Oberbürgermeisterin: Sonntagsperlen "ELEFANTENRUNDE"

    „Mal wieder“ schreibe ich etwas lustlos, weil das die nunmehr vierte Debatte zwischen den einzelnen Kandidatinnen ist, bei der bislang nur Monika Scherf von der CDU heraussticht, weil sie entgegen allen anderen Kandidatinnen am Lückenschluss der Bundesautobahn 39 festhält.

    Am Ende soll wohl eine nicht repräsentative Wahl für das Amt der Oberbürgermeisterin durchgeführt werden.

  • Heute Abend gibt es — mal wieder — eine Diskussion zwischen den Kandidatinnen für das Amt der Oberbürgermeisterin: Sonntagsperlen "ELEFANTENRUNDE"

    Hier gibt’s die Sendung noch mal zum Nachgucken:

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    Am Ende der nichtrepräsentativen Abstimmung gewann mit großem Abstand Claudia Kalisch — ich bin ja mal gespannt, wie die Abstimmung am 12. September ausgeht.

  • Nun sind’s noch fünf Tage bis zur Oberbürgermeisterinnenwahl und ich habe mir mittlerweile eine ganze Menge an Podiumsdiskussionen und Debatten in der Fußgängerzone gegeben.

    Das wie immer wahlbeherrschende Thema ist natürlich der Straßenverkehr und die meisten Kandidatinnen und Parteien wollen zwar nicht das gleiche, aber haben wenigstens ähnliche Ideen, die alle mit weniger Kraft- und mehr Radverkehr zu tun haben. Das witzige Detail daran ist ja, dass das so supertoll danach klingt, als ob jetzt endlich mal eine Verkehrswende im eigentlichen Sinne gelänge, aber es wird halt so laufen wie in jeder anderen Stadt: So richtig viel verändern wird sich trotz der großen Versprechen nicht.

    Als Kraftfahrer kann man wohl nur AfD, FDP oder CDU wählen. Die AfD traut sich mit ihrem Wahlkampfstand nur sporadisch mit Polizeischutz in die Stadt, die FDP hingegen argumentiert offensiv gegen den „Fahrradwahn“ und verspricht im Rathaus ein „Bollwerk gegen den Radverkehr“ zu bilden:


    Die Ideen, wie denn die Stadt mit zurückgedrängtem Radverkehr funktionieren soll, werden dann synthetische Kraftstoffe und Apps genannt, die eine Auslastung der umliegenden Parkhäuser angeben sollen. Und natürlich grüne Wellen entlang des Stadtringes, so dass jeder schnell rein und raus aus der Stadt kann. Na gut.

    Bei der CDU klingt eine ähnliche Idee dann so:

    Zitat

    Mir ist eins, ein Wort ganz wichtig: Mir kommt es auf eine geschickte Kommunikation an und hier wieder die Formulierung: „Sind Sei bereit, dem Auto den Raum zu nehmen?“

    Nein, die Formulierung muss anders sein! Ich bin bereit, Verkehr anders zu organisieren! Und ich lege wirklich großen Wert da drauf, denn kein Autofahrer will sich sagen lassen: „Und dir nehme ich was weg!“ Da bekommen wir immer mehr Konflikte in der Gesellschaft und wir müssen in die Stadtgesellschaft kommunizieren, dass wir etwas anders organisieren wollen und dem einen was wegnehmen, dem anderen was geben, wer will sich das denn sagen lassen?

    Und damit kriege ich keine Überzeugung hin, damit kriege ich keinen Autofahrer zum Umstieg bewegt. Das muss unser Ziel sein!

    Ich hadere etwas mit dieser Argumentation, denn wenn die letzten zehn Jahre Verkehrswende etwas bewiesen haben, dann meines Erachtens, dass es ohne Brechstange eben nicht funktioniert. Die Leute wollen sich das Auto nicht wegnehmen lassen und die Leute wollen auch keine Angebote zum Umstieg aufs Fahrrad mehr bekommen.

    Ich halte das obige Zitat auch für den Schlüssel, in den nächsten fünf Jahren als Oberbürgermeisterin gar nichts für den Radverkehr tun zu müssen, denn wenn der Kraftfahrer nicht bereit ist, etwas an Platz in der Stadt zu geben, na, dumme Sache, dann kann man für den nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer wohl nichts verbessern. Das Leben ist hart.

    Konkrete Ideen konnte ich trotz mehrfacher Besuche von Podiumsdiskussionen und Wahlkampfständen nicht mitbekommen. Man ist hier als CDU wohl nicht so digital aufgestellt wie die Freidemokraten, aber die Verkehrswende soll nach Vorstellung einiger Christdemokraten unter anderem mit Verkehrsschildern beschleunigt werden, auf denen dann steht:

    Zitat

    Innenstadt 1,2 km

    Auto 3 min

    Fahrrad 2,5 min

    Das ist dann halt ein ernstgemeinter Vorschlag, wie man freundlich den Kraftverkehr darauf hinweist, mit dem Rad statt mit dem Auto zu fahren. Aus vielerlei Gründen halte ich das für nicht zielführend, denn wer in einer so übersichtlichen Stadt wie Lüneburg noch mit dem Auto fährt, der wird wohl nicht aufs Fahrrad umsteigen, um damit 30 Sekunden zu sparen. Der wird ja auch nicht erst ab dem Wegweiser in die Innenstadt fahren, sondern schon vorher ein paar Kilometer zurückgelegt haben und dann kippt der Zeitvorteil fürs Rad halt doch irgendwann ins Negative.

    Aber eine bessere Infrastruktur für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer, auch zulasten des Kraftfahrzeuges, dazu kann sich die CDU einfach nicht durchringen. Immerhin will man nicht wie die FDP einfach nur eine App dagegen werfen, das ist ja schon mal viel wert.

  • In Hannover wurde ja erst 2019 ein neuer Bürgermeister gewählt (der alte war zurückgetreten). Aber der Kommunalwahlkampf treibt dennoch bizarre Triebe. CDU-Chef verbietet diesen Radfahrstreifen:

    https://www.google.com/maps/@52.37405…!7i13312!8i6656 Der Link führt zu einer google-streetview Aufnahme von derselben Stelle (Bahnunterführung Schiffgraben), als es dort noch keinen Radfahrstreifen gab. Auf der Fahrbahn durfte man damals auch schon fahren, aber das führte regelmäßig zu wüstem Hupen und Beschimpfungen durch Autofahrer. Das haben sich nicht viele Radfahrer*innen angetan.
    Das berichtet die taz vom 8.6.2021 über Hannover: "Die Straße Schiffgraben wird dort unter den Bahngleisen entlang geführt. Die Unterführung ist eng, laut und dunkel. Vor allem auf der Ostseite hatten Radfahrer bisher die Wahl, entweder mit Fußgängern um den schmalen Gehsteig zu rangeln oder sich auf der Straße von den vorbeirasenden Autos streifen zu lassen.

    Die Stadt Hannover kam deshalb auf die Idee, dem Autoverkehr dort eine Spur zu entziehen und sie, zunächst provisorisch, für den Radverkehr zu reservieren. Es ist eine Maßnahme in einem ganzen Bündel, mit dem die Stadt fahrradfreundlicher gestaltet werden soll. Immerhin ist Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) mit dem Versprechen angetreten, eine Verkehrswende herbeizuführen.

    Im aufgeheizten Kommunal- und Bundestagswahlkampf droht dieses gelb markierte Stückchen Pop-up-Radweg nun allerdings unter die Räder zu kommen. Das CDU-geführte niedersächsische Verkehrsministerium hat sich eingeschaltet und den Rückbau angeordnet. Man glaubt dort, der Radfahrstreifen sei nicht durch die Straßenverkehrsordnung gedeckt, weil es sich nicht um eine ausgewiesene Gefahrenstelle oder einen Unfallschwerpunkt handelt."

    Ministerium verbietet Radweg
    In Hannover hat das CDU-geführte Verkehrsministerium die Stadt angewiesen, einen Pop-up-Radweg zurückzubauen – dabei hält selbst die Polizei diesen für sinnvoll
    taz.de

    Wenn man wissen will, wie es um die Chancen einer echten Verkehrswende bestellt ist, dann genügt es an den Wahlkampfständen diesen unglaublich bizarren Vorgang anzusprechen. Große Begeisterung für Althusmanns Vorgehen gegen diesen Radfahrstreifen bei der CDU. Schließlich wird dem Autoverkehr vom Partei-Oberhäuptling die "geklaute" Fahrspur zurückgegeben. Althusmann ist CDU-Landesvorsitzender und Verkehrsminister in Niedersachsen. Verhaltene Zustimmung bei Teilen der SPD, obwohl die SPD-Ratsfraktion den Radfahrstreifen mit beschlossen hat. Ebenso die FDP. An deren Wahlkampfständen oft auch Feixen, weil man glaubt dem wenig beliebten Oberbürgermeister von der politischen Konkurrenz Schaden zugefügt zu haben.

    Eines ist klar: Eine Verkehrswende kommt nicht irgendwie von selbst. Sie muss erkämpft werden! Die Proteste gegen den Autowahn haben schon einiges in Bewegung gebracht aber es reicht leider noch nicht aus um ein Umdenken herbeizuführen. Viel Erfolg den Menschen in München, die dort gegen die Auto-Wahnsinns-Schau Schau aktiv auf die Straße gehen!

  • Sicherlich nicht von alleine :)

    Wir lassen Claudia Kalisch erstmal ankommen. Wenn ich mich recht erinnere, hat sie auf einer Podiumsdiskussion im Juli beim VCD durch Jule Grunau als Vertretung verlauten lassen, dass sie in den ersten drei Monaten im OBin-Amt die Bettelampeln abschaffen wird. Malte Hast du das so auch in Erinnerung?

  • Wenn ich mich recht erinnere, hat sie auf einer Podiumsdiskussion im Juli beim VCD durch Jule Grunau als Vertretung verlauten lassen, dass sie in den ersten drei Monaten im OBin-Amt die Bettelampeln abschaffen wird. Malte Hast du das so auch in Erinnerung?

    Das steht sogar ein paar Beiträge weiter oben hier im Thread: RE: Oberbürgermeisterinwahl im Herbst 2021

    Wobei ich ja gespannt bin, wie schnell das denn wohl gehen soll. Nach meinen Erinnerungen aus Kiel und Hamburg ist sowas ja ein größerer Akt mit Analysen von Verkehrsströmen und so weiter und so fort.

  • Das steht sogar ein paar Beiträge weiter oben hier im Thread: RE: Oberbürgermeisterinwahl im Herbst 2021

    Wobei ich ja gespannt bin, wie schnell das denn wohl gehen soll. Nach meinen Erinnerungen aus Kiel und Hamburg ist sowas ja ein größerer Akt mit Analysen von Verkehrsströmen und so weiter und so fort.

    Wir haben in Lüneburg ja einige Kreuzungen, an denen Rad Fahrende und zu Fuß Gehende je nach Wochentag und Tageszeit mal ein Grünsignal durch Drücken anfordern müssen und mal nicht. Tipp von vor ein paar Jahren von Sebastian Heilmann (damals Mobilitätsbeauftragter der Stadt): Wenn was zum Drücken da ist, drauf drücken. An Kreuzungen wie der Sternkreuzung (Lindenstr./Uelzener Str./ Soltauer Str./ Sülztorstr.), Universitätsallee/ Scharnhorststr. oder Willy-Brandt-Str. / Konrad-Adenauer-Str. ändert sich bei Grünsignal für Rad Fahrende und zu Fuß Gehende nichts für die Auto Fahrenden an der Signalisierung, außer dass das Abbieger-Warnlämpchen zu blinken beginnt. Daher glaube ich nicht, dass Verkehrsströme analysiert werden. Da kann dann entweder der Siemens-Techniker die Anlage jeweils auf Daueranforderung stellen oder die Stadt macht das improvisiert mit Klebeband.

  • Wir lassen Claudia Kalisch erstmal ankommen. Wenn ich mich recht erinnere, hat sie auf einer Podiumsdiskussion im Juli beim VCD durch Jule Grunau als Vertretung verlauten lassen, dass sie in den ersten drei Monaten im OBin-Amt die Bettelampeln abschaffen wird. Malte Hast du das so auch in Erinnerung?

    Gab es denn auch eine Aussage zu höheren Parkgebühren für SUV's?

    In Tübingen macht der dortige Grüne Oberbürgermeister Boris Palmer ja damit von sich reden, dass er die Anwohnerparkgebühren für ökologisch besonders nachteilige Fahrzeuge deutlich erhöhen will:

    "Tübingen will Parkgebühren für schwere SUV versechsfachen

    Wer ein großes Auto fährt, zahlt in Tübingen bald deutlich höhere Anwohnerparkgebühren. Der grüne Oberbürgermeister Boris Palmer hätte allerdings gern noch viel mehr verlangt."

    Spiegel vom 21.9.21

    Tübingen will Parkgebühren für schwere SUV versechsfachen - Teilerfolg für Boris Palmer
    Wer ein großes Auto fährt, zahlt in Tübingen bald deutlich höhere Anwohnerparkgebühren. Der grüne Oberbürgermeister Boris Palmer hätte allerdings gern noch…
    www.spiegel.de

    In Hannover lässt in diesem Zusammenhang der grüne Oberbürgermeister Belit Onay verkünden:

    "Hannovers OB Onay will noch keine höheren Parkgebühren für SUVs"

    Neue Presse vom 2.10.2021

    Hannovers OB Onay will noch keine höheren Parkgebühren für SUVs
    Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay hat mit Blick auf die anstehenden Koalitionsverhandlungen im Bund einen neuen Umgang mit den Kommunen gefordert. Und hat…
    www.neuepresse.de

    Einem Artikel in LZ-online zu Folge gab es in Lüneburg im Jahr 2018 immerhin 1789 Bewohnerparkausweise: "Aktuell gibt es in Lüneburg 1789 Bewohnerparkausweise." https://www.landeszeitung.de/lueneburg/3505…fuer-parkplatz/

  • An Kreuzungen wie der Sternkreuzung (Lindenstr./Uelzener Str./ Soltauer Str./ Sülztorstr.), Universitätsallee/ Scharnhorststr. oder Willy-Brandt-Str. / Konrad-Adenauer-Str. ändert sich bei Grünsignal für Rad Fahrende und zu Fuß Gehende nichts für die Auto Fahrenden an der Signalisierung, außer dass das Abbieger-Warnlämpchen zu blinken beginnt. Daher glaube ich nicht, dass Verkehrsströme analysiert werden.

    Ich weiß nicht mehr, ob das Kiel oder Hamburg war, aber man geht wohl davon aus, dass bei einer Bettelampel die Leistung des Fahrbahnverkehrs steigt, weil beispielsweise bei 75 Prozent der Umläufe kein Signal für Fußgänger und Radfahrer angefordert wird und dadurch mehr Autos pro Umlauf abbiegen können, weil ja nicht auf Fußgänger und Radfahrer geachtet werden muss (naja, ob das die Verkehrsregeln hergeben?). Je nach Schaltung der Anlage kann die Anforderung des Grünlichtes auch auf den nächsten Umlauf gelegt werden, so dass Radfahrer und Fußgänger jeweils einen Umlauf abwarten müssen, was für den Fahrbahnverkehr aber auf jeden Fall mindestens jeden zweiten Umlauf mit höherem Durchsatz garantiert.

    Wenn nun plötzlich bei jedem Umlauf mit Fußgängern und Radfahrern gerechnet werden muss, sinkt (hoffentlich) die Geschwindigkeit des rechtsabbiegenden Fahrbahnverkehrs und wo früher zehn Autos pro Umlauf abbiegen konnten, sind es dann beispielsweise nur noch sieben. In Städten wie Kiel und Hamburg müssen daher auch noch umliegende Kreuzungen mit einbezogen werden oder womöglich die Länge des Fahrstreifens zum Rechtsabbiegen angepasst werden, damit die drei überschüssigen Fahrzeuge nicht plötzlich den Fahrstreifen zum Geradeausfahren blockieren und so weiter und so fort.

  • Ich halte das für ein Scheinargument. An jeder Kreuzung muss man mit Fußgängern und/oder Radfahrern rechnen. Wenn kein Fußgänger oder Radfahrer da ist, braucht man auch auf keinen zu warten. Der Aufwand, zu schauen, ob ein Fußgänger da ist, der queren will und darf, oder ob die Fußgängerampel rot bleibt, sollte nicht darüber entscheiden, ob 3 Autos mehr abbiegen können.

  • Ich weiß nicht mehr, ob das Kiel oder Hamburg war, aber man geht wohl davon aus, dass bei einer Bettelampel die Leistung des Fahrbahnverkehrs steigt, weil beispielsweise bei 75 Prozent der Umläufe kein Signal für Fußgänger und Radfahrer angefordert wird und dadurch mehr Autos pro Umlauf abbiegen können, weil ja nicht auf Fußgänger und Radfahrer geachtet werden muss (naja, ob das die Verkehrsregeln hergeben?). Je nach Schaltung der Anlage kann die Anforderung des Grünlichtes auch auf den nächsten Umlauf gelegt werden, so dass Radfahrer und Fußgänger jeweils einen Umlauf abwarten müssen, was für den Fahrbahnverkehr aber auf jeden Fall mindestens jeden zweiten Umlauf mit höherem Durchsatz garantiert.

    Wenn nun plötzlich bei jedem Umlauf mit Fußgängern und Radfahrern gerechnet werden muss, sinkt (hoffentlich) die Geschwindigkeit des rechtsabbiegenden Fahrbahnverkehrs und wo früher zehn Autos pro Umlauf abbiegen konnten, sind es dann beispielsweise nur noch sieben. In Städten wie Kiel und Hamburg müssen daher auch noch umliegende Kreuzungen mit einbezogen werden oder womöglich die Länge des Fahrstreifens zum Rechtsabbiegen angepasst werden, damit die drei überschüssigen Fahrzeuge nicht plötzlich den Fahrstreifen zum Geradeausfahren blockieren und so weiter und so fort.

    Bei den von mir beschriebenen Kreuzungen stehen selten mehr als 3-4 Abbieger hintereinander.

  • Ich halte das für ein Scheinargument. An jeder Kreuzung muss man mit Fußgängern und/oder Radfahrern rechnen. Wenn kein Fußgänger oder Radfahrer da ist, braucht man auch auf keinen zu warten. Der Aufwand, zu schauen, ob ein Fußgänger da ist, der queren will und darf, oder ob die Fußgängerampel rot bleibt, sollte nicht darüber entscheiden, ob 3 Autos mehr abbiegen können.

    In Hamburg sind auch nicht so sehr die Abbieger entscheidend, sondern vor allem die Räumzeiten ändern sich ohne die Fußgängeranforderung. Das kommt natürlich mittelbar auch dem abbiegenden Verkehr zugute. Da die Ampeln hier an einem Zentralrechner hängen, kann es durchaus sein, dass der gesamte Straßenzug länger grün hat und die Leistungsfähigkeit des Fahrbahnverkehrs insgesamt so erhöht wird.

    Die Räumzeiten sind hier aufs Äußerste analysiert und "optimiert". Selbst die Verzögerung beim Anfahren wird da mit reingerechnet.

    Das kann man gut als Radfahrer auf der Fahrbahn an manchen Stellen erleben. Denn dann bekommt der Querverkehr bereits rot-gelb, wenn die Ampel im Längsverkehr auf rot springt.

    Busse hier "blockieren" die Bettelampeln ja ebenfalls auch noch.

  • Wie offenbar in jedem Jahr wurden am letzten Wochenende in der Stadt einige Bäume gepflanzt. Grund genug für einige Nachbar*innen hier im Roten Feld, eine Bürgerinitiative gegen Parkplatzvernichtung anzukündigen. In den gesellschaftlichen Netzwerken, die momentan nicht erreichbar sind, machte schon ein Flugblatt die Runde, auf der der künftigen grünen Oberbürgermeisterin erklärt wurde, man werde entschlossen der Parkplatzvernichtung entgegentreten.

    Es geht übrigens um diese sieben Bäume auf einer Parkfläche an der Amselbrücke:

    Etwa ein Drittel des Parkplatzes wurde dazu abgetrennt, auf dem allerdings ohnehin nicht mehr so richtig geparkt werden konnte, ohne die Wiese plattzudrücken oder in gehöriger Schieflage zum Stehen zu kommen.

    Wie man sieht, ist auf dieser Parkfläche im Regelfall auch kein großer Andrang, denn die lockere Bebauung mit großzügigen Straßen des Roten Feldes erlaubt es jedem Haushalt aus den Ein- und Mehrfamilienhäusern irgendwo in unmittelbarer Nähe einen Parkplatz zu finden. Gebraucht wird dieser Parkplatz meistens an warmen Sommerwochenenden, wenn quasi direkt aus dem Kofferraum die Standup-Paddelboote in die Ilmenau entlassen werden.

    Der Witz ist natürlich auch, dass die lieben Grünen nun die Mehrheit im Rat erobert haben, aber genau wie Frau Kalisch erst ab dem 1. November hier regieren. Schwer zu glauben, dass diese Aktion auf das Konto der Grünen gehen soll.

    Die Empörung einiger Nachbar*innen, die angesichts der Wahlergebnisse in den heute Abend Gottseidank nicht erreichbaren gesellschaftlichen Netzwerken mutmaßten, man dürfe nur noch mit dem Eselkarren in die Stadt fahren, wird mit diesen sieben Bäumen natürlich gehörig befeuert.

    Wobei mir nicht so ganz klar ist, ob es nicht noch schönere Plätze für sieben neue Bäume gegeben hätte als diese verdichtete, mit Motoröl belastete Parkfläche. Aber irgendwann müssen wir’s eh der Natur zurückgeben.