Woche 32 vom 03. bis zum 09. August 2020

  • Jedes Mal, wenn ich eine solche Meldung lese, wünsche ich mir, die Polizei hätte auch in diversen anderen Fällen, in denen die Rollen allerdings vertauscht waren, ebenso konsequent ermittelt: Radfahrer schlägt im Streit Fahrzeug-Frontscheibe kaputt

    Wie oft ich allein im Hamburger Stadtgebiet abgedrängt oder gar vorsätzlich angefahren wurde, die Staatsanwaltschaft die Sache aber mit „Ist doch nichts passiert, Schalalalalala“ einstellte, kann ich kaum zählen — es erschüttert mein Vertrauen in unseren Rechtsstaat schon ein bisschen.

  • Beitrag von krapotke (5. August 2020 um 12:03)

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht (5. Januar 2023 um 10:53).
  • War das auch eine Frontscheibe? Wenn eine Frontscheibe nicht gerade schon Steinschläge oder sonstige Vorschäden hat, sollte das doch nicht so leicht sein.

    Bei Seiten- und Heckscheiben mag das anders sein.

  • Nein, war eine Heckscheibe. Sie ist ohne nennenswerten Widerstand ziemlich vollständig zersplittert.

    Da war bestimmt auch irgendein Vorschaden dran.

    Und das ist das Problem: Wenn man Pech hat, geht die Scheibe dann zu Bruch.

  • Beitrag von krapotke (6. August 2020 um 19:39)

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht (5. Januar 2023 um 10:53).
  • Ich verstehe nicht, was daran neu sein soll.

    Das "holländische Modell" unterscheidet sich in in mehreren Punkten von dem "deutschen".

    Erstmal ein Bild.

    • Beim deutschen werden die Radfahrer normalerweise an die Fahrbahn heran verschwenkt. Im holländischen werden Sie von der Fahrbahn weggeschwenkt.
    • Dann dürfen sich beim holländischen Modell die Radfahrer gegenseitig im Weg stehen. Die Radfahrer, die im Bild von links nach rechts fahren, dürfen bis zur Haltelinie vorfahren. Wenn sie dort warten, stehen sie querenden Radfahrern im Weg.
    • Fußgänger, die Grün haben, müssen trotzdem auf Radfahrer achten. Denn die dürfen ja bis zur Haltelinie vorfahren.
    • Abbieger sehen Radfahrer mMn sehr schlecht. Der Abbieger im Bild unten links müsste ja den Radweg mindestens bis zum Baum einsehen. Für ihn ist das der Bereich knapp hinter der B-Säule. Ausgerechnet der Bereich, der am schwersten einsehbar ist.

    Ich verstehe nicht, wie man dieses Design für eine gute Idee halten kann. Als einzigen Vorteil sehe ich das ampelfreie Abbiegen nach rechts. Fußgängerverbände werden das wohl anders sehen.

  • Beitrag von krapotke (6. August 2020 um 20:21)

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht (5. Januar 2023 um 10:52).
  • Das "holländische Modell" unterscheidet sich in in mehreren Punkten von dem "deutschen".

    ... vom "modernen" deutschen.

    Es gab aber schon immer auch in Schland Kreuzungen, die doch verdammt nahe am holländischen Modell sind, oder?

    Spontan fällt mir die verlinkte ein in meiner alten Heimat, nicht sooo weit vom letzten Wohnort meiner vor paar Jahren verstorbenen Mutter weg, wo ihre Nachbarin mir im Zuge der Auflösung der Wohnung meiner Mutter erzählte, dass sie sich (nahezu?) daheim eines Tages wunderte, warum ihr Mann nicht mehr hinter ihr radelte ... Der Grund war diese Kreuzung ...

    Vermutlich findet man sie in Schland zuhauf und auch typischere wie die verlinkte ...

  • Ich verstehe nicht, wie man dieses Design für eine gute Idee halten kann.

    Ach komm … Wie oft habe ich das folgende Zitat schon gebracht?

    Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr.

    Die meisten Radfahrer wollen auf Radwegen unterwegs sein. Sie wollen das aber aus einem "vernünftigem" Grund. Da muss die Sicherheit herhalten. Dumm nur, dass Radwege gefährlich sind. Immer, wenn sich die Sicherheitsbehauptung nicht mehr halten lässt, muss eben eine neue Idee her, der man Sicherheit anträumen kann. Die letzten 100 Jahren war unser wissen halt nicht groß genug, aber jetzt:!:

  • Warum diskutieren wir überhaupt über ein Kreuzungsdesign, bei dem Radverkehr, der eigentlich geradeaus fahren will, solche Schlenker fahren muss? Das kostet Zeit und gerade auf solchen abgesetzten Furten ist mit Geisterradlern zu rechnen.

    Naja, sollen sie halt machen, solange an den Unfug keine Blauschilder kommen.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Warum diskutieren wir überhaupt über ein Kreuzungsdesign, bei dem Radverkehr, der eigentlich geradeaus fahren will, solche Schlenker fahren muss?

    Weil es aktuell einige recht laute Leute gibt, die dieses Modell für das Nonplusultra halten (namentlich "Darmstadt fährt Rad") Und ich höre in den letzten Monaten vermehrt, dass diese Art des Designs tatsächlich häufiger gebaut werden soll.

  • Vielleicht ist die Sache für mich einfach zu komplex.

    Vielleicht bin aber auch ich in einer Gegend unterwegs, in der Radwege praktisch nie vor der Kreuzung von der Fahrbahn weg geschwenkt werden :)

    Danke für die Beispiele. Sowas gibt es "bei mir" praktisch nicht. Mir fällt keine einzige Stelle ein, die so aussieht.

  • Zufälligerweise war ich in den letzten Wochen recht viel mit dem Carsharing-Auto unterwegs. Ein Up, also durchaus großzügige Verglasung und recht gute Rundumsicht.

    Drei unterschiedliche Rechtsabbbiege-Designs:

    a) Radpiste verläuft direkt rechts neben der Autospur, egal ob Streifen auf Fahrbahnniveau oder Hochbord:

    ich habe die Radfahrer "kilometerweit" im rechten Außenspiegel und komme gar nicht auf die Idee, schon mal ein wenig nach rechts einzulenken, bevor ich geschaut habe. Sicherheit: Prima.

    b) Radpiste verläuft mehr als 5 Meter rechts verschwenkt über die Kreuzung: Ich kann so weit abbiegen, dass ich rechtwinklig zum Radweg stehe, und sehe die aus meiner ursprünglichen Richtung kommenden Radfahrer durch das Beifahrerfenster. Klingt gut, aber setzt eben voraus, dass ich anhalte. Das machen nicht alle. Und die Radfahrer müssen Zickzack fahren und sind im Prinzip schon nach rechts abgebogen, ehe sie einen 90-Grad-Haken nach links schlagen (ohne Arm raus, denn sie fahren ja geradeaus!). Sonderfall: Radweg verläuft so weit weg von der Fahrbahn (Berlin, Karl-Marx-Allee?), dass die Radwegführung geradlinig ist mit mehr als 5 m Abstand. Nächstes Problem: Ich mit meinem Pkw stehe da schon rechtwinklig. Aber kein Sprinter, kein LKW. Die stehen da alle schräg.

    c) Radweg verläuft in 2-3 Metern Abstand von der imaginären rechten Begrenzung des Autofahrstreifens, egal ob mit Verschwendung (weil vorher an der Bordsteinkante) oder ohne: man biegt ein Stück weit ein - und sieht nix, weil die Radfahrer irgendwo hinter der C-Säule daherkommen. Das ist die Pest, und ich fühle mich als Autofahrer da immer sehr unwohl. Aber genau das ist das "holländische Modell".

    Ich frage mich zwei Dinge:

    1. Warum merken Herr Brockmann und die Studienautoren das jetzt erst? Das sind doch Offenbarungseide, die die da abliefern.

    2. Warum sind diese Darmstädter so verbissen dafür? Ist das ein Phänomen auf der Ebene wie Klimawandelleugnen, Covidiotie oder Münsterlandradeln, oder würde da jemand am Kreuzungsumbau verdienen?

    Dass das "holländische Design" in NL einigermaßen funktioniert, dürfte meines Erachtens an der eingeübten Fahrweise der dortigen Autofahrer und Radfahrer liegen. Man schaue mal x-beliebige Videos mit Kreuzungen ohne Ampel oder Rundumgrün für Radfahrer, oder auch Kreisverkehre. Ich habe beim Betrachten solcher Videos aufgrund meiner Deutschland-Erfahrung alle ein bis drei Sekunden die Erwartung "Jetzt kracht's gleich, das kann nicht gutgehen" - aber es geht gut, weil die NL-Autofahrer zurückstecken, wo die D-Autofahrer durchziehen würden, und weil auch die Radler gewohnt sind, sich zu bewegen wie Fische im Wasser und nicht wie Egoisten beim Zielsprint in Katowice.

  • Als ich das erste Mal mit dem Begriff "Niederländische Kreuzungen" konfrontiert wurde, hatte ich Schwierigkeiten beim Verstehen.

    Inzwischen ändert sich das.

    Gestern gab es im Rahmen der kostenlosen Seminarreihe „Von den Niederlanden lernen: So wird aus Popup-Radwegen nachhaltige Infrastruktur“ ein weiteres Webinar der Dutch Cycling Embassy, ein (Planungs-?) Büro aus NL Utrecht.

    Hätte ich damals den Inhalt des Videos gekannt, vieles wäre schnell klarer geworden.

    Hier eine Stelle in dem Video, die viel verdeutlicht:

    Erklärvideo geschützte Kreuzung

    Schwierigkeiten bei der Umsetzung z.B. hier in Hamburg:

    -kein Verantwortlicher traut sich den Autoverkehr drastisch reduzieren zu wollen

    -kein Verantwortlicher gibt dem Rad-/Fußverkehr gleichberechtigte Grünphasen oder sogar 20 Sekunden für Radfahrer/Fußgänger und 10 Sekunden für Kfz.

    -kein Verantwortlicher lässt einen Autofahrer zwei Umlaufphasen an einer Ampel warten

    -kein Verantwortlicher gibt dem Rad-/Fußverkehr Priorität an einer großen Kreuzung

    -kein Verantwortlicher sperrt mal eben die Einfahrt für Kfz in eine Straße, damit längere Grünphasen für Rad-/Fußverkehr möglich sind

    -kein Verantwortlicher traut sich die Leistungsfähigkeit (des Kfz-Verkehrs) ...... usw.


    Die beiden vorigen Webinare sind auch öffentlich zugänglich:

    Teil 1: Planung sicherer und attraktiver Fahrradnetze

    Teil 2: Niederländische Grundsätze der Verkehrsplanung und Entwicklung einer städtischen Mobilitätsstrategie