Neuigkeiten von SARS-CoV-2 und Covid19

  • Das gilt auch für die USA, wo der wesentliche Schaden für VW nicht die Strafzahlung an den amerikanischen Staat war, sondern die infolge des Übergreifens des Skandals auf Deutschland resultierende fiktive Entwertung der Diesel-PKW mit nachfolgend extrem teuren Rückkäufen und Schadensersatzforderungen.

    Du sprichst von einer "fiktiven Entwertung" des Diesel-PKW. Ich nenne das eine (glücklicherweise) misslungene Aufwertung der Dieselantriebstechnik für PKWs. Die Sache verhält sich doch so: Die Autoindustrie, insbesondere VW und Mercedes haben jahrelang darauf hingearbeitet, Dieselmotoren in PKWs als selbstverständliche Antriebstechnik zu etablieren. Mithilfe von Dieselruß- und NO2-Katalysatoren wäre es ihnen fast problemlos gelungen. Warum haben die Autokonzerne nicht einfach leichtere, verbrauchsärmere Autos gebaut? Und gleichzeitig weltweit ganz neue Absatzmärkte erschlossen, nämlich für ÖPNV-Verkehrsmittel? Viele große Städte in der Welt, insbesondere in sogenannten Entwicklungsländern würden erheblich davon profitieren und sie bieten einen riesigen Absatzmarkt für anspruchsvolle und sogleich robuste ÖPNV-Technik, die VW und Mercedes und andere Fahrzeugbauer heute schon in alle Welt liefern. Man müsste also keineswegs bei Null anfangen.

    Stattdessen haben VW mit Touareg und Amarok, Porsche mit Cayenne, Audi mit der Q-Reihe, Mercedes mit der G-Klasse usw. Fahrzeuge entwickelt, dass man meinen könnte, es ginge darum jeden Bundesbürger mit einem eigenen Omnibus auszustatten.

    Und wie haben VW und Co ihre immer größer werdenden Fahrzeuge angepriesen? Mit dem Argument, dass man trotz zunehmender Motorisierung und Gewicht den Verbrauch senken konnte, dank Dieseltechnik. Und gerade in den USA, wo der Diesel noch stärker als in Europa mit "dreckig" assoziiert wird, hat man sich so richtig ins Zeug geschmissen. Unvergessen ist dieser Videoclip:

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    Da kann man doch nur froh sein, dass diese Verkaufs-Attacke mit dem Ziel noch größere und schwerere und PS-stärkere Fahrzeuge am Markt zu etablieren zumindest nicht ganz so reibungslos aufging wie geplant. Aber leider, leider wird die Corona-Krise von den Autofirmen missbraucht, um staatliche Kaufzuschüsse einzufordern, damit die Bestände schneller gelichtet werden können. Und schon wieder werden die Stimmen laut, doch bitteschön auch den "schadstoffarmen" Diesel und die sonstigen "Verbrenner" dabei nicht zu vergessen.

  • Was soll denn eine "fiktive Entwertung" sein?

    Vermutlich ist damit gemeint, dass die Dieselmotor-Antriebstechnik zu Unrecht grundsätzlich als hochproblematisch und umweltbelastend beurteilt wird.

    Und dass das nur teilweise zutrifft, kann ich auch ein Stück weit nachvollziehen. Denn soooo problematisch ist die Dieseltechnik zumindest bei LKW und Omnibussen gar nicht. Und trotzdem werden in vielen Städten Elektrobusse angeschafft, um die Schadstoffwerte zu senken. Tatsächlich ist aber nicht der ÖPNV mit seinen Dieselomnibussen schuld an den hohen Schadstoffwerten, sondern der massenhafte Autoverkehr. Den zu reduzieren, das deutet sich in der gegenwärtigen Corona-Zeit mit ihren zahlreichen Einschränkungen an, ist ein wesentlicher Beitrag zur Reduktion der Schadstoffwerte. Wobei man da zuverlässige, wetterbereinigte Ergebnisse erst mal abwarten muss.

    Auch ist der Diesel-Elektro-Hybrid-Antrieb eine Antriebstechnik, die bei PKW, insbesondere großen SUVs vor allem deshalb eingebaut wird, um dem Auto einen "umweltfreundlichen" Anstrich zu verpassen. Bei Omnibussen mit ihren häufigen Beschleunigungs- und Bremsphasen beim Anfahren der Haltestellen bringt dagegen die Hybridtechnik tatsächlich etwas.

    Auch hier gibt es so was wie eine fiktive Entwertung. Wenn Leuten klar wird, dass die Hybridtechnik bei PKW eigentlich keinen wirklich großen Umweltschutzeffekt hat, dann kann es passieren, dass auch Vorbehalte gegenüber Hybrid-Omnibussen ausgeprägt werden. Das wäre dann ebenfalls eine "fiktive Entwertung".

    Umgekehrt könnte man auch von einer fiktiven Aufwertung sprechen, wenn jemand die Hybridtechnik bei Omnibussen zu schätzen weiß und meint, das wäre auch etwas ganz tolles für PKW, vor allem solche, die immer größer und schwerer werden.

    So und jetzt warte ich mal in Ruhe auf den, der mir vorhält, dass ich ideologisch verbohrt sei, weil ich ja sagen würde: "Nur ein Dieselmotor in einem Omnibus sei ein guter Dieselmotor." :saint:

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (13. Mai 2020 um 17:52) aus folgendem Grund: Ergänzung: Umgekehrt könnte man auch von einer fiktiven Aufwertung sprechen, wenn jemand die Hybridtechnik bei Omnibussen zu schätzen weiß und meint, das wäre auch etwas ganz tolles für PKW, vor allem solche, die immer größer und schwerer werden.

  • Was soll denn eine "fiktive Entwertung" sein?

    Anders als in Deutschland waren Diesel im Allgemeinen und VW im Speziellen in den USA nicht von örtlichen Fahrverboten oder gar Stilllegung bedroht. NO2-Immissionen jucken da nämlich (u.a. wegen des im Vergleich zur EU doppelt so hohen NO2-Grenzwertes...) buchstäblich keine Sau. Die breite Klage-, Rücknahme und Entschädigungswelle in den USA war nicht bedingt durch eine entsprechende reale Wertminderung am Gebrauchtwagenmarkt, sondern lediglich eine Gewinnmitnahme auf der Basis des großzügigen Produzentenhaftungsrechts in den USA.

  • Das ist aber eine sehr laxe Haltung, Th(oma)s. Ich kaufe ein Produkt, das damit beworben wird, dass es angeblich sehr geringe Nebenwirkung hat für die Umwelt. In diesem Fall ein Auto, das angeblich sehr gut gereinigte Abgase hat. Siehe den Schal, den die alte Dame im Werbefilm vor den Auspuff des Autos mit laufendem Motor hält.

    Dann stellt sich heraus, dass die so umworbene versprochene Abgasreinigung messbar deutlich hinter dem zurückbleibt, was verbindlich und überprüfbar zugesagt wurde. Wenn es sich tatsächlich so verhält, dass in den USA die NO2-Emissionen niemanden jucken, dann hätte VW doch seine US-Modelle auch gar nicht damit bewerben müssen, dass damit sehr niedrige NO2-Werte eingehalten werden können.

    Ich glaube aber nicht, dass in den USA sich niemand für NO2-Grenzwerte interessiert, denn dann gäbe es dort keine Grenzwerte dafür. Dass dort doppelt so viel NO2 freigesetzt werden darf, wie in Deutschland, zeigt doch dass dort NO2 als Schadstoff sehr wohl ein Thema ist, wenn auch vielleicht eines, das nicht ganz so wichtig genommen wird wie in Deutschland.

    Auch in Deutschland spielte die Frage eine Rolle, ob denn der Abgasbetrug von VW nur aus der Perspektive gerichtlich beurteilt werden sollte, ob das Auto vollumfänglich fahrtüchtig war oder ob auch die Abgasreinigung dabei eine Rolle spielt. Ich halte es für richtig, auch die korrekte Abgasreinigung mit zu beurteilen bei etwaigen Schadenersatzansprüchen, bzw. einer Rücknahmepflicht.

    Wenn ich in einem Lebensmittelgeschäft Eier aus Bodenhaltung kaufe, weil mir zum Beispiel die Hühner in den Legebatterien leid tun, dann sollen die auch tatsächlich aus Bodenhaltung sein. Wenn sich herausstellt, dass die Eier nicht aus Bodenhaltung sind, dann kann doch der Händler nicht einfach hergehen und sagen, dass sei kein Betrug gewesen, denn ich hätte die Eier doch verzehrt, obwohl sie aus aus Käfighaltung und nicht aus Bodenhaltung waren, und ich sei trotzdem davon satt geworden.

  • Das ist aber eine sehr laxe Haltung, Th(oma)s. Ich kaufe ein Produkt, das damit beworben wird, dass es angeblich sehr geringe Nebenwirkung hat für die Umwelt. In diesem Fall ein Auto, das angeblich sehr gut gereinigte Abgase hat. [...] Ich glaube aber nicht, dass in den USA sich niemand für NO2-Grenzwerte interessiert, denn dann gäbe es dort keine Grenzwerte dafür. Dass dort doppelt so viel NO2 freigesetzt werden darf, wie in Deutschland, zeigt doch dass dort NO2 als Schadstoff sehr wohl ein Thema ist, wenn auch vielleicht eines, das nicht ganz so wichtig genommen wird wie in Deutschland.

    Ich habe gerade mal ein bisschen im Netz nach alten VW-Campagnen zu Clean Diesel gesucht. Spezifische Aussagen zu NO2 konnte ich darin nicht entdecken. Kein Wunder, weil NO2 in den USA kein Umwelt-Thema ist.

    Die Grenzwerte stammen noch aus der Zeit, als NO2 noch als Indikatorsubstanz für „Abgas“ taugte. Die US-Umweltbehörde hat noch unter Obama eine Initiative auf Verschärfung der US-Grenzwerte für die NO2-Immission auf europäische Standards nach Sichtung der epidemiologischen Literatur abgelehnt. Die damalige Begründung ist auf den Seiten der EPA noch zu finden.

    Die sehr viel niedrigeren (in diesem Fall erheblich unter dem EU-Standard liegenden) Grenzen für die NOx-Emissionen am Diesel-Auspuff erklären sich nicht durch die Sorge vor zu hohen NO2-Immissionen in der Straße durch Diesel, sondern sind Folge davon, dass im US-PKW-Markt Ottomotoren üblich sind, die dank 3-Wege-Kat (zumindest als Neuwagen...) seit Jahrzehnten praktisch NOx-frei sind. Die US-Grenzwerte für PKW sind folglich Kraftstoff-neutral verbindlich.

  • Th(oma)s

    Oh, haben wir aneinander vorbei geschrieben?

    Du hattest doch weiter oben geschrieben, dass die Grenzwerte für NO2 in den USA doppelt so hoch seien. Das hatte ich so verstanden, dass dort doppelt so viel NO2 ausgestoßen werden darf. Bei deinem jetzigen Beitrag jedoch habe ich den Eindruck, dass ich das falsch aufgefasst habe und die NO2-Emmissionen in den USA tatsächlich nur halb so hoch sein dürfen wie in Deutschland. Habe jetzt grad leider keine Zeit, das selber nachzusehen, gebe doch mal einen Tipp, wo ich da am besten nach suche.

    Und weißt du zufällig, ob in den USA in allen Staaten dasselbe gilt bezüglich der Abgas-Schadstoffe?

  • Oh, haben wir aneinander vorbei geschrieben?

    Es gibt einen Unterschied zwischen Emission (von NOx) am Auspuff und Immission (von NO2), gemessen auf der Straße am Überwachungscontainer. Für beide gibt es unabhängige Grenzwerte, und beide unterscheiden sich zwischen den USA und der EU. Die Auspuffgrenzwerte in den USA sind strenger (weil dort bei PKW nicht zwischen Kraftstoffsorten unterschieden wird, und Ottomotoren dank 3-Wege-Kat mit dem Limit eh keinerlei Probleme haben - warum soll man dann nicht etwas fordern, was ohnehin leicht zu unterbieten ist...), aber die Immissionsgrenzen sind lascher (weil die USA NO2 in der Außenluft für eher unbedenklich halten).

  • Wie kommen denn die USA dazu, NO2 in der Außenluft für unbedenklich zu halten?

    Du hattest doch berichtet, dass NO2 so eine Art "Indikatorgas" darstellt. Das heißt, wo NO2 bei einer Verbrennung frei wird, da werden in der Regel auch an andere Gase frei, von denen einige deutlich giftiger sind als NO2.

    Das Ganze erinnert mich so ein bisschen an "Zeigerpflanzen", die dem kundigen Landwirt Informationen über die Bodenbeschaffenheit liefern. Zum Beispiel wachsen Heidekraut und Heidelbeere auf sauren Böden.

    Und NO2 ist bei diesem Vergleich ein Gas, das bei einer Verbrennung ensteht, bei der auch andere Gase frei werden, die sehr giftig sind. Bei denen es sich aber aus verschiedenen Gründen nicht lohnt, sie jeweils separat zu messen. (z. B. keine geeignete Messmethode oder zu umständliche Messmethode)

  • Du hattest doch berichtet, dass NO2 so eine Art "Indikatorgas" darstellt. Das heißt, wo NO2 bei einer Verbrennung frei wird, da werden in der Regel auch an andere Gase frei, von denen einige deutlich giftiger sind als NO2.

    Die Anstrengungen zur spezifischen Bekämpfung des PKW-NOx-Ausstoßes sind allerdings so, als würde man in der Stube das Thermometer kühlen, damit draußen die gesundheitsgefährdende Hitze weggeht.

  • Ich finde deine Ausführungen nicht sonderlich überzeugend Th(oma)s. Im Kern behauptest du ja, NO2-Messungen seien irrelevant, da gemeinsam mit NO2 andere Schadstoffe auftreten, die sehr viel gefährlicher seien als NO2 und die unberücksichtigt bleiben.

    Aber du hast zumindest bislang noch nichts darüber geschrieben, welche Schadstoffe das sind, und was dafür getan werden muss, diese zu messen, dafür Grenzwerte festzulegen und entsprechende Kontrollen durchzuführen. Und wenn das alles käme, dann käme garantiert auch wieder wer und behauptet dann, das selbe von diesem Gefahrstoff, dass er nämlich eigentlich irrelevant sei und es gefährlichere gäbe usw.

    Zumindest habe ich jetzt eine interessante Information bei Wikipedia gefunden zu der Frage der NO2-Grenzwerte in den USA: "In den USA gilt nach der Vorgabe der für die nationalen Umweltstandards zuständigen Gesundheitsbehörde EPA seit 2010 ein zu den EU-Kriterien annähernd vergleichbarer 1-Stunden-Grenzwert (100 ppb bzw. 191 µg/m³), aber ein gut doppelt so hoher Grenzwert für das Jahresmittel wie in der EU (53 ppb bzw. 100 µg/m³)[31]. In Kalifornien und sechzehn weiteren US-Bundesstaaten hingegen beträgt der Grenzwert für das Jahresmittel nur 30 ppb bzw. 57 µg/m³." Der Jahresmittelwert für NO2 in der Umwelt ist in den USA also so, wie du es ja auch schon geschrieben hast, rund doppelt so hoch.

    Aber in dem Wikipedia-Artikel steht auch, dass in Kalifornien und 16 weiteren Staaten der Jahresmittel-Grenzwert nur geringfügig höher ist als in Europa.

    Wenn es tatsächlich so ist, dass außer NO2 noch andere Gefahrstoffe auftreten beim Autofahren, die noch gefährlicher sind, dann müsste doch erst recht sehr viel mehr getan werden, um die Autofahrerei zu reduzieren.

  • Ich finde deine Ausführungen nicht sonderlich überzeugend Th(oma)s. Im Kern behauptest du ja, NO2-Messungen seien irrelevant, da gemeinsam mit NO2 andere Schadstoffe auftreten, die sehr viel gefährlicher seien als NO2 und die unberücksichtigt bleiben.

    Aber du hast zumindest bislang noch nichts darüber geschrieben, welche Schadstoffe das sind, und was dafür getan werden muss, diese zu messen, dafür Grenzwerte festzulegen und entsprechende Kontrollen durchzuführen. Und wenn das alles käme, dann käme garantiert auch wieder wer und behauptet dann, das selbe von diesem Gefahrstoff, dass er nämlich eigentlich irrelevant sei und es gefährlichere gäbe usw.

    (...)

    Wenn es tatsächlich so ist, dass außer NO2 noch andere Gefahrstoffe auftreten beim Autofahren, die noch gefährlicher sind, dann müsste doch erst recht sehr viel mehr getan werden, um die Autofahrerei zu reduzieren.

    Du betrachtest die Schadstoffsituation und damit die Interpretation der dadurch bedingten gesundheitlichen Risiken viel zu sehr vom Jetzt und viel zu eng an dein Feindbild „Autoverkehr“ gebunden. Geh einfach mal gedanklich gut 50 Jahre zurück...

    Wie war die Situation Ende der 60er Jahre, als der weltweite Vorreiter Kalifornien den ersten Standard für NO2-Grenzwerte erließ?

    Fabriken und Kraftwerke blasen völlig ungereinigt ihre Abgase in die Luft. Lokale besonders gravierende Probleme werden maximal durch höhere Schornsteine „gelöst“. Es wird im Vergleich zu heute wenig sauberes Erdgas verbrannt, aber extrem viel Kohle, Benziner haben keine 3-Wege-Katalysatoren, aber dafür hochgiftiges Bleitetraethyl im Benzin. Es gibt praktisch keine PKW-Diesel, aber dafür noch etliche extrem dreckig verbrennende Zweitakter. Auch im Hausbrand wird noch sehr viel Kohle verbrannt. Müllverbrennungsanlagen und Industrie emittieren ungefiltert Schwermetalle und Dioxine.

    Was war damals z.B. noch alles in der Luft, und warum sind diese Probleme heute gelöst?

    • Schwefeldioxid: Rauchgasentschwefelung Kraftwerke, Entschwefelung Sprit
    • unverbrannte Kohlenwasserstoffe: Optimierung der Verbrennungsbedingungen, Verzicht auf Zweitakter
    • Ruß: Optimierung der Verbrennungsbedingungen, Partikelfilter
    • Kohlenmonoxid: Optimierung der Verbrennungsbedingungen, 3-Wege-Kat
    • Blei, Cadmium, Quecksilber: Verzicht auf Bleibenzin, Rauchgasfilterung Müllverbrennung
    • Dioxine: Optimierung der Müllverbrennung, Rauchgaswäsche
    • Feinstaub: Partikelabscheider (Zyklone) an Industrieanlagen, Optimierung der Verbrennungsbedingungen

    Was immer wir heute an Korrelationen zwischen Schadstoffen und Lebenserwartung messen und für kausal gerechtfertigt halten können, dürfte seine Wurzel darin haben, dass die meisten Krankheits- und Todesfälle chronische Leiden sind und somit als Spätfolgen durch Aufenthalt über Jahrzehnte in der erst allmählich auf heutige Werte zurückgehenden Smogwolke bewertet werden müssen.

    NO2 war vor 50 als Indikator für den ganze Dreck durchaus sinnvoll. Heute trifft das nicht mehr zu.

  • Du betrachtest die Schadstoffsituation und damit die Interpretation der dadurch bedingten gesundheitlichen Risiken viel zu sehr vom Jetzt und viel zu eng an dein Feindbild „Autoverkehr“ gebunden. Geh einfach mal gedanklich gut 50 Jahre zurück...

    Um das mit dem "gedanklich zurückgehen" mir zu erleichtern, habe ich mir "Smog - Der Film" von 1973 angesehen, das sind immerhin fast 50 Jahre. Der Film zeigt die Vorgänge rund um einen Smog-Alarm und beleuchtet die Reaktionen der Verursacher und der Betroffenen aus verschiedenen Perspektiven.

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    Aus heutiger Sicht und auf dem Hintergrund unserer Diskussion hier sehr kurios finde ich die Antwort eines Autofahrers, der von Reportern befragt wird, ob er es denn verantworten könne, in der aktuellen Situation (zu diesem Zeitpunkt wurde im Film die erste Smog-Warnstufe ausgerufen) noch mit dem Auto zu fahren: "Sie haben natürlich jetzt einen zusätzlichen Anteil an der Luftverschmutzung.", sagt der Reporter. Die lakonische Antwort des befragten Autofahrers: "Jaa - ich fahre Diesel, das ist nicht so tragisch."

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    Ebenfalls sehr interessant ist Minute 7:28 im 3. Teil des Films, in dem ein Fußballspiel gezeigt wird, bei dem sich ein Spieler an den Hals fasst und zu Boden stürzt. Der Spieler wird in die Kabine getragen und dort sagt ein Arzt, dass das Spiel eigentlich abgebrochen werden müsse. Die schlechte Luftqualität lässt keinen Hochleistungssport mehr zu. Der Arzt sagt, er könne die Gesundheits-Gefährdung nicht mehr verantworten.

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    Das erinnert jetzt doch sehr an die Entscheidung, an diesem Wochenende die Bundesligasaison fortzusetzen, eine Entscheidung, die von vielen Experten zum Teil scharf kritisiert wurde. Die Parallele: Anscheinenend gibt es Wichtigeres als menschliches Wohlergehen. Fußball gehört dazu. Auch der Rest des Films lohnt sich! Unter anderem geht es um Sauerstoffgeräte, eine weitere Parallele zum Corona-Infektionsgeschehen.

  • Mal zur Abwechslung wieder etwas zum Thema Corona. Dass die Mischung aus Verschwörungstheoretikern, Impfgegnern, Reichsbürgern, Nazis, Radikal-Liberalen, Yogischen Fliegern und was-weiß-ich-noch-alles nicht nur zum Lachen ist, zeigen solche Fälle, wo Leute nicht nur die Einhaltung der geltenden Schutzbestimmungen missachten, sondern dabei auch gewalttätig werden.

    Männer ohne Mundschutz fliegen aus Bus und prügeln auf den Fahrer ein

    https://web.de/magazine/panor…fahrer-34710122

  • Das ist ziemlich sicher ein übler Anschlag ohne jeglichen Sinn und Verstand, der in dem von dir verlinkten Artikel beschrieben wird. Allerdings hatte ich an anderer Stelle schon mehrfach darauf verwiesen, dass es möglicherweise keine gute Idee ist, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes beim Einkaufen oder im ÖPNV zu einer Verpflichtung zu machen. In dem Fall, in dem von dir verlinkten Bericht, habe ich allerdings den Eindruck, dass es die gewalttätigen Fahrgäste vor allem darauf abgesehen hatten, einen Streit vom Zaun zu brechen, um einen Grund zu haben, gewalttätig zu werden. So was geschieht leider auch immer wieder im Zusammenhang mit Fahrkarten-Kontrollen und bei anderen Gelegenheiten.

    Der Fall wirft aber auch ein Schlaglicht auf ein anderes Problem, das im Zusammenhang mit dem Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes besteht: Personen, denen es aus gesundheitlichen Gründen nicht zugemutet werden kann, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, müssen auch keinen tragen. Zwei junge, tatkräftig erscheinende Burschen erwecken vermutlich nicht den Eindruck, dass sie in Atemnot geraten könnten, wenn sie einen Mundschutz tragen.

    Allerdings fand ich es ein bisschen erschreckend, was ich zu hören bekam, als ich in einem Supermarkt nachfragte, ob meine Tante, die sich kaum noch aus dem Haus traut, weil sie Atem-Probleme hat und keinen Mundschutz tragen kann, denn gegebenenfalls auch ohne Mundschutz hier einkaufen könne:

    Als erstes kam die barsch formulierte Antwort, dass sie mit so einer Vorerkrankung sowieso besser jedes Ansteckungsrisiko meiden sollte.

    Auf Nachfrage, dass sie trotzdem gerne zumindest hin und wieder einmal eigene Besorgungen machen möchte, kam dann, dass ginge nicht, da müsse sie halt jemand anderes schicken.

    So leicht lasse ich mich nicht abwimmeln. Auf wiederholte Nachfrage, dass das nicht immer so ohne weiteres gewährleistet sei, dass sie jemanden habe, den sie schicken kann, kam die Antwort: Ohne ärztliches Attest ginge da gar nichts.

    So weit gehen die Bestimmungen zum Mund-Nase-Schutz-Tragen allerdings nicht meines Erachtens. Es gibt da durchaus einen gewissen Ermessensspielraum, der es in Einzelfällen ermöglicht, Personen von der Verpflichtung zu entbinden, wenn diese glaubhaft den entsprechenden Wunsch vortragen.

    Auch in dem von mir verlinkten Film "Smog" gibt es eine Szene, in dem der Mund-Nasen-Schutz thematisiert wird und zwar im 7. Teil gleich in der ersten Minute

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    Freilich geht es in dem Film nicht um den Schutz vor Viren, sondern um den Schutz vor giftigen Abgasen. Und in dem Film wird empfohlen die Masken anzufeuchten. Ab Minute 2:25 werden dann Passanten mit Masken gezeigt, so dass man den Eindruck hat, dass der heutige nordrheinwestfälische Ministerpräsident Laschet in den Film, der im Ruhrgebiet spielt, zuvor reingeschaut haben muss, als er bei einem offiziellen Termin mit halb heruntergezogener Maske auftrat.

    Ob nun die Maske wie 9im Film gegen Abgase schützen soll, oder wie aktuell gegen Viren, die von mir verlinkte Filmszene zeigt, die Masken sind ein Verkaufsschlager. Und das trifft ja nun auch auf die aktuelle Situation zu.

    Bild aus Hannovers Innenstadt, ab Mitte April 2020 gibt es dort dieses Geschäft.

  • Was immer wir heute an Korrelationen zwischen Schadstoffen und Lebenserwartung messen und für kausal gerechtfertigt halten können, dürfte seine Wurzel darin haben, dass die meisten Krankheits- und Todesfälle chronische Leiden sind und somit als Spätfolgen durch Aufenthalt über Jahrzehnte in der erst allmählich auf heutige Werte zurückgehenden Smogwolke bewertet werden müssen.

    Dem muss entgegen gehalten werden, dass du bei einer solchen Betrachtung die weltweite Gefährdungslage außer acht lässt. Der extrem hohe Grad an Industrialisierung in Westeuropa ist tatsächlich nicht mehr in dem Maße mit den Umweltgiften verknüpft, die in dem Film Smog von 1973 thematisiert werden. Was allerdings noch lange nicht bedeutet, dass die Stoffe, die heute unsere Atemluft belasten, harmlos wären.

    Aber mal abgesehen davon: Die meisten Menschen weltweit leben in einer Entwicklungsphase der Industrialisierung, die durchaus den Schilderungen in dem Film entsprechen, der 1970 im Ruhrgebiet spielt.

    Und selbst bei uns in Westeuropa hat der Corona-bedingt verminderte Autoverkehr und Luftverkehr deutlich eine positive Wirkung gezeigt in Bezug auf die Luftqualität. Wenn auch noch nicht hinreichend geklärt ist, wie deutlich.

    Dass die Schadstoffe-Mengen, die an einem einzelnen Auto-Auspuffrohr hinten raus kommen, heute niedriger ist, mag zutreffen (möglicherweise sind darunter aber auch gefährliche Schadstoffe, die früher nicht vorkamen), aber auf jeden Fall hat sich die Anzahl der zugelassenen KFZ verfielfacht:

    1970 waren es 16.783.227 KFZ in Deutschland

    2020 waren es 58.158.344 KFZ in Deutschland, also deutlich mehr als dreimal so viel.

  • Wenn Punkt 1 da wirklich wie Riester sein soll, beutet es dann, dass wirtschaftlich Schwächere nichts davon haben (oder sogar unter dem Strich drauf zahlen), weil ihnen diese Prämie woanders wieder abgezogen wird? :rolleyes:

    Es ist zu befürchten, dass dein Einwand zutrifft. Aber mir ist noch was anderes aufgefallen: In dem Vorschlag für die Mobilitäts-Prämie heißt es, dass sie auch für sogenannte Ridepoolingdienste aufgebraucht werden könnten. Die stellen allerdings keineswegs eine nachhaltige Form von Mobilität dar.

  • Mal zur Abwechslung wieder etwas zum Thema Corona. Dass die Mischung aus Verschwörungstheoretikern, Impfgegnern, Reichsbürgern, Nazis, Radikal-Liberalen, Yogischen Fliegern und was-weiß-ich-noch-alles nicht nur zum Lachen ist, zeigen solche Fälle, wo Leute nicht nur die Einhaltung der geltenden Schutzbestimmungen missachten, sondern dabei auch gewalttätig werden.

    Auch für die von dir beschriebenen Gruppen gibt es Vorbilder in Bezug auf Smog-Alarm: Diesmal nicht aus einem Film sondern aus der Wirklichkeit vom 19.1.1985, die den Film eingeholt hatte.

    So wie heute manche Menschen ganz einfach nicht wahrhaben wollen, dass es eine Gefahr gibt, die vom neuen Corona-Virus ausgeht, wollten damals einige Zeitgenossen nicht wahrhaben, dass es eine Gefahr gibt, die von der Umweltverschmutzung ausgeht. Und das Phänomen hat sich leider nicht geändert, solche Kritiker an Umweltschutzmaßnahmen gibt es auch heute noch.

    Gibt es da eigentlich eine hohe Korrelation zwischen den von dir aufgezählten Gruppen von "Corona-Verschwörungserzählern" und denjenigen, die sich regelmäßig zu Wort melden, um Umweltschutzmaßnahmen mit ihren Verschwörungserzählungen zu konterkarieren?

    Hier die Filmszene aus einem Länderspiegel-Beitrag vom 19.1.1985:

    https://www.zdf.de/politik/laende…galarm-100.html

    Siehe Minute 1:10 von insgesamt 2:03 Minuten.

  • Wenn Punkt 1 da wirklich wie Riester sein soll, beutet es dann, dass wirtschaftlich Schwächere nichts davon haben (oder sogar unter dem Strich drauf zahlen), weil ihnen diese Prämie woanders wieder abgezogen wird? :rolleyes:

    Wird sie denn wirtschaftlich Stärkeren etwa nicht abgezogen?

    Beim Vertrieb dieser Verträge wird ja Werbung mit zwei Dingen gemacht:

    - Mit der Zulage, die man vom Staat geschenkt bekommt.

    - Mit der nachgelagerten Besteuerung (man zahlt heute vom Brutto und versteuert dann man Ende)

    Tatsächlich bekommt man nur eins von beidem. Bei der Steuererklärung findet eine "Günstigerprüfung" statt:

    - Ist die Zulage höher als die Steuerersparnis, zahlt man die Beiträge vom netto.

    - Ist die Steuerersparnis höher, wird die Zulage einfach auf die Steuerschuld aufgeschlagen.

    Bei mir war letzteres der Fall: die "Zulage" war also bei mir eine zusätzliche Zwangseinlage, die ich selber bezahlen muss.