Das gilt auch für die USA, wo der wesentliche Schaden für VW nicht die Strafzahlung an den amerikanischen Staat war, sondern die infolge des Übergreifens des Skandals auf Deutschland resultierende fiktive Entwertung der Diesel-PKW mit nachfolgend extrem teuren Rückkäufen und Schadensersatzforderungen.
Du sprichst von einer "fiktiven Entwertung" des Diesel-PKW. Ich nenne das eine (glücklicherweise) misslungene Aufwertung der Dieselantriebstechnik für PKWs. Die Sache verhält sich doch so: Die Autoindustrie, insbesondere VW und Mercedes haben jahrelang darauf hingearbeitet, Dieselmotoren in PKWs als selbstverständliche Antriebstechnik zu etablieren. Mithilfe von Dieselruß- und NO2-Katalysatoren wäre es ihnen fast problemlos gelungen. Warum haben die Autokonzerne nicht einfach leichtere, verbrauchsärmere Autos gebaut? Und gleichzeitig weltweit ganz neue Absatzmärkte erschlossen, nämlich für ÖPNV-Verkehrsmittel? Viele große Städte in der Welt, insbesondere in sogenannten Entwicklungsländern würden erheblich davon profitieren und sie bieten einen riesigen Absatzmarkt für anspruchsvolle und sogleich robuste ÖPNV-Technik, die VW und Mercedes und andere Fahrzeugbauer heute schon in alle Welt liefern. Man müsste also keineswegs bei Null anfangen.
Stattdessen haben VW mit Touareg und Amarok, Porsche mit Cayenne, Audi mit der Q-Reihe, Mercedes mit der G-Klasse usw. Fahrzeuge entwickelt, dass man meinen könnte, es ginge darum jeden Bundesbürger mit einem eigenen Omnibus auszustatten.
Und wie haben VW und Co ihre immer größer werdenden Fahrzeuge angepriesen? Mit dem Argument, dass man trotz zunehmender Motorisierung und Gewicht den Verbrauch senken konnte, dank Dieseltechnik. Und gerade in den USA, wo der Diesel noch stärker als in Europa mit "dreckig" assoziiert wird, hat man sich so richtig ins Zeug geschmissen. Unvergessen ist dieser Videoclip:
Da kann man doch nur froh sein, dass diese Verkaufs-Attacke mit dem Ziel noch größere und schwerere und PS-stärkere Fahrzeuge am Markt zu etablieren zumindest nicht ganz so reibungslos aufging wie geplant. Aber leider, leider wird die Corona-Krise von den Autofirmen missbraucht, um staatliche Kaufzuschüsse einzufordern, damit die Bestände schneller gelichtet werden können. Und schon wieder werden die Stimmen laut, doch bitteschön auch den "schadstoffarmen" Diesel und die sonstigen "Verbrenner" dabei nicht zu vergessen.