Neuigkeiten von SARS-CoV-2 und Covid19

  • Erst mal bleibt abzuwarten, ob die Menschen wirklich immun sind nach der Krankheit, es gibt Fälle in Südkorea, wo Genesene wieder erkrankt sind, wobei es da wohl wahrscheinlich ist, dass der Virus wieder aktiv geworden ist. Falls das mit der Imunität zutreffend ist werden natürlich irgendwann, bzw. demnächst, alle die Antikörper gegen den Virus haben, wieder ein normale(re)s Leben führen dürfen. Warum auch nicht.

    Und zum Teil auch müssen, gerade im Krankenhaus und in der Pflege werden diese Leute gesucht und gefragt sein.

    Genauso wie bei allen anderen Arbeitsplätzen.

    Sollen sich die Leute einsperren, obwohl sie weder eine Gefahr darstellen noch selber gefährdet sind? Aus Solidarität?

    Klar wird es da attraktiv, dann schon durch zu sein.

    Davon abgesehen ist die "Herdenimmunität" auch in Deutschland eigentlich das Ziel. Ob es in absehbarer Zeit einen Impfstoff geben wird ist offen, vielleicht wird es auch gar keinen sicheren IS geben die nächsten 2-3 Jahre. Eine Frage ist auch, wie lange das dauern würde, bei den jetzigen Beschränkungen. 5 Jahre, eher 10 Jahre? Momentan sind nicht mal 150.000 registrierte Erkrankungen, das sind läppische 0,2% der Bevölkerung. Selbst wenn es in Wirklichkeit 5x so viel sind, dann halt 1% in 6 Wochen. Macht 300 Wochen um 50% zu erreichen. Mal davon abgesehen, das sich, wenn mal 20-30 Immun wären, das ganze sowieso verlangsamt.

    Ich habe mal gelesen, selbst wenn man alles normal laufen lassen würde, wären bis zu 2 Jahre realistisch, um die 60-70 Prozent zu erreichen und es müsste dazu auch mehrere Wellen geben.

  • Naja, das Problem an der natürlich erreichten Herdenimmunität ist natürlich auch die Sterblichkeit. Egal wie hoch diese ist - derzeit lese ich immer irgendwas zwischen 1 und 4% - müssen eben dann von den 80 Millionen Menschen erst mal 800.000 versterben bis alle immun sind. Wenn bei einem Impfstoff keine tödlichen Nebenwirkungen existieren wäre das in jedem Fall zu bevorzugen. Auch wenn wir dafür ein Jahr warten müssen.

  • Ein Impfstoff in einem Jahr ist momentan ein Einhorn. Das ist ein Wunsch, der nicht besonders realistisch ist. Slebst zwei Jahre wäre schon sportlich

    Normalerweise würde alleine die Test für die Zulassung eines Impfstoffs in Europa deutlich länger dauern.

    Nachdem es aber noch gar keinen Impfstoff gibt ...

    Alleine bis man wirklich greifbare Aussagen machen können wird, ob es eine Immunität gibt, wie hoch die Mortalität wirklich ist, etc. wird es noch eine ganze Zeit brauchen. Dazu bräuchte es zum Beispiel sichere und in großen Stückzahlen verfügbare Antikörper-Tests.

    Schon wenn man 1 Millionen Tests in diesem Land machen würde, bräuchte es 83 Wochen um alle einmal getestet zu haben

  • Aus den unten angegebenen Quellen habe ich dieses Diagramm entwickelt, das zeigt, wie die Corona-Testkapazitäten bisher angestiegen sind. Und welchen Anstieg der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, bis Ende Mai 2020 fordert:

    Das mit den Tests habe ich mal in ein Diagramm übertragen: Aus verschiedenen Quellen habe ich die folgenden Zahlen ermittelt (Jeweils mit Quellenangabe): Spiegel.de berichtet am 5.3.20 von einer Kapazität von 12.000 Tests/pro Tag, das sind 84.000 pro Woche. Titel: So testet Deutschland auf Covid-19 https://www.spiegel.de/wissenschaft/m…2b-8895e4da91e2

    Die Münstersche Zeitung vom 27.3.2020 gibt eine Testkapazität von 300.000 pro Woche an. Titel: Testkapazitäten sollen erweitert werden.

    https://www.muensterschezeitung.de/Specials/Coron…rweitert-werden

    Quarks berichtet am 8.4.2020 von 700.000 Tests pro Woche. Titel: Test: Wie er funktioniert und wer getestet wird. https://www.quarks.de/gesundheit/med…niert-der-test/

    Der Merkur vom 13.4.2020 gibt eine Forderung vom Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg des Deutschen Städte und Gemeindebundes wieder.

    Landsberg fordert eine Testkapazität von 500.000 Tests pro Tag, die bis Ende Mai erreicht werden soll. Das heißt, die aktuellen Testkapazitäten (Stand Anfang April 2020) müssten versiebenfacht werden. Es wäre dann möglich (83 Mil. / 0,5 Mil. = 166 Tage) innerhalb eines halben Jahres alle Bundesbürger zu testen. (Angenommen ein Test pro Person würde ausreichen.) Merkur vom 13.4.2020: Coronavirus: Laschet dämpft Hoffnung auf Lockerungen - „Nichts wird, wie es war“ https://www.merkur.de/politik/corona…r-13642268.html

  • Es wäre dann möglich (83 Mil. / 0,5 Mil. = 166 Tage) innerhalb eines halben Jahres alle Bundesbürger zu testen. (Angenommen ein Test pro Person würde ausreichen.)

    Es geht um die PCR-Tests, also den Nachweis von Viren? Wenn ich mich heute anstecke ist der Test die nächsten zwei Wochen oder so positiv. Davor und danach nicht. Man kann Verdachtsfälle testen, damit man weiß, wen man gerade in Quarantäne schicken muss bzw. wie man die Patienten behandeln muss, oder man kann zufällig ausgewählte Leute prüfen, um eine Ahnung zu kriegen, wie viele Menschen zu einem Zeitpunkt zeitgleich infiziert sind.

    Es macht keinen Sinn, jeden Menschen irgendwann einmal zu testen. Das sagt nichts aus. Ich glaube auch nicht, dass man hier wirklich enorme Testkapazitäten braucht.

    Mit einem Antikörpertest kann man schauen, wie viele Menschen schon immun sind. Oder auch einzelne Personen prüfen, die man bei durchgestandener Infektion wieder an Arbeitsplätze lässt, die ein hohes Infektionsrisiko haben, also Arbeit am Menschen.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Genau, der Nachweis des Virus, PCR-Tests, ist etwas anderes wie der Antikörpertest.

    Die Testkapazitäten für den Nachweis müssen auch hochgefahren werden, dringend. Eigentlich müsste jeder, der in den Krankenpflege und in der Altenpflege bzw. andern Risikogruppen arbeitet, ständig getestet werden. Wenn die Schulen wieder geöffnet werden, z. B. auch die Lehrer.

    Passiert momentan nicht, weil eben nicht genug Kapazität. Da bleibt von den 3,5 Mio pro Woche gar nicht viel übrig.

    Das andere wären eben zuverlässige Antikörper-Tests, sind die jetzigen offensichtlich nicht. Auch die bräuchte man, sofern die Immunität überhaupt Realität ist.

  • Es geht um die PCR-Tests, also den Nachweis von Viren? Wenn ich mich heute anstecke ist der Test die nächsten zwei Wochen oder so positiv. Davor und danach nicht. Man kann Verdachtsfälle testen, damit man weiß, wen man gerade in Quarantäne schicken muss bzw. wie man die Patienten behandeln muss, oder man kann zufällig ausgewählte Leute prüfen, um eine Ahnung zu kriegen, wie viele Menschen zu einem Zeitpunkt zeitgleich infiziert sind.

    Ob es Landsberg um PCR-Tests geht wird nicht ganz klar. Ich vermute es aber, denn in der zitierten Quelle, die ich hier noch mal ausführlicher zitiere, steht:

    "Update vom 12. April, 11.38 Uhr:Der Städte- und Gemeindebund hat flächendeckende Corona-Tests als Voraussetzung für eine Lockerung der Schutzmaßnahmen genannt. Dazu gehöre der Aufbau eines bundesweit einheitlichen Test- und Meldesystems, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstagsausgaben). Zudem müssten die Testkapazitäten deutlich ausgebaut werden, damit 80 bis 100 Prozent der Kontaktpersonen von Infizierten innerhalb eines Tages gefunden und getestet werden könnten.

    Bis Ende Mai müssten die Tests von derzeit 60.000 auf 500.000 pro Tag hochgefahren werden, forderte Landsberg."

    Da ist nicht von anderen Tests oder Antikörper-Tests die Rede, sondern nur von einer höheren Anzahl.

    Quelle: https://www.merkur.de/politik/corona…r-13642268.html

  • Die Anzahl der PCR-Tests lässt sich nicht beliebig erhöhen. Hat Drosten neulich erklärt, dass man für die Tests Substanzen braucht, die nicht in beliebiger Menge auf dem Weltmarkt verfügbar sind und die natürlich auch in anderen Ländern heiß begehrt sind. Wenn Deutschland noch mehr testen würde, dann bedeutete das automatisch, dass in anderen Ländern weniger getestet werden kann.

    Wichtig ist es also, die Tests gezielt einzusetzen. Es macht überhaupt keinen Sinn, alle zu testen, wie Gerhart schon geschrieben hat. Vielmehr müssen die Tests gezielter eingesetzt werden, um die verfügbaren Kapazitäten sinnvoll zu nutzen.

  • Mit einem Antikörpertest sollen 15.000 Deutsche in einer Studie des RKI getestet werden: "Durch die Bestimmung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 in einer bundesweit repräsentativen Stichprobe soll die tatsächliche Verbreitung, Immunität, der Anteil asymptomatische Infektionen, die tatsächliche Sterberate und Risikofaktoren für einen schweren Verlauf in der Bevölkerung in Deutschland besser abgeschätzt werden. Untersucht werden sollen 15.000 Personen ab 18 Jahre an 150 Studienorten, "

    RKI-Pressemitteilung vom 9.4.2020 https://www.rki.de/DE/Content/Ser…20/05_2020.html

    Leider erfährt man nichts über die Kosten und die Möglichkeiten damit im größeren Umfang Tests durchzuführen.

    Yeti hat ja erläutert, warum die PCR-Tests sich nicht beliebig erhöhen lassen. Und die Antikörpertests, so mein Eindruck stehen ebenfalls nicht sehr bald in großer Anzahl zur Verfügung, so dass die oben bereits zitierte Forderung vom Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, nach einer Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen nicht so bald erfüllt werden kann. Denn Landsberg nannte ja den Aufbau eines bundesweit einheitlichen Test- und Meldesystems mit 500.000 Tests pro Tag als Voraussetzung dafür, die Schutzmaßnahmen zu lockern.

    Ich befürchte, dass sich ein Teil der Politik zunehmend in die Richtung bewegt, der Bevölkerung das Tragen von Schutzmasken als Alternative zum Abstandsgebot anzubieten, verbunden mit der Versprechung, solche Schutzmaßnahmen wie Geschäftsschließungen oder Beschränkung von Kundenzahlen zu lockern.

  • Bei der Antikörpertest-Studie geht es darum, stichprobenartig einen Überblick über den derzeitigen Stand zu erhalten. Diese Stichproben sollen künftig wiederholt werden, damit man eine Vorstellung bekommt, wie weit die Infektion der Bevölkerung fortgeschritten ist. Dafür muss man auch nicht jeden testen.

    Die Antikörpertests könnten eine Bedeutung bekommen, wenn es darum geht, wer in direktem Kontakt mit Personen kommen darf/kann, die ein besonders hohes Risiko haben, z.B. in der Altenpflege oder in Krankenhäusern.

    Die Forderung von Landsberg halte ich für Blödsinn. Eine Lockerung der derzeitigen Einschränkungen wird an Bedingungen geknüpft sein und da glaube ich, dass das Tragen von Gesichtsmasken in der Öffentlichkeit bald vorgeschrieben wird. Eine Alternative zum Abstandsgebot wird das aber nicht sein, sondern allenfalls eine Ergänzung. Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Einzelhandel unter bestimmten Voraussetzungen demnächst wieder öffnen darf, z.B. bei Beschränkung der Kundenzahl, die sich gleichzeitig im Geschäft aufhält und weiteren Vorkehrungen zur Gewährleistung des Einhaltens der Abstände zwischen den Kunden untereinander und dem Personal (z.B. ausreichende Gangbreiten, Kennzeichnung von Bereichen, in denen sich immer nur ein Kunde aufhalten darf, etc.).

  • Die Forderung von Landsberg halte ich für Blödsinn. Eine Lockerung der derzeitigen Einschränkungen wird an Bedingungen geknüpft sein und da glaube ich, dass das Tragen von Gesichtsmasken in der Öffentlichkeit bald vorgeschrieben wird. Eine Alternative zum Abstandsgebot wird das aber nicht sein, sondern allenfalls eine Ergänzung.

    Das mit dem Abstand halten ist so "für eine Sache":

    GABOT, das Internet-Portal für den Erwerbsgartenbau wirbt für 3m Abstand in Gartencentern und Baumärkten mit diesem Plakat:

    https://www.gabot.de/fileadmin/_pro…_9fc09cd7bf.jpg

    Die Stadt Dillingen an der Donau (Bayern) propagiert: 1,5m bis 3 m Abstand halten:

    https://www.augsburger-allgemeine.de/img/bilder/cro…w460/Corona.jpg

    Im Supermarkt gilt in Halle: 2 m Abstand halten:

    https://www.haller-kreisblatt.de/_em_daten/_cac…1-279307877.jpg

    Und in Graz in Österreich gilt: 1 m Abstand halten:

    https://www.graz.at/cms/dokumente/…05/Abstand.jpeg

    Unabhängig von den genauen Distanzangaben, die um bis zu 300% schwanken, gilt: Abstand halten ist wichtig. Aber wenn dann noch der Mundschutz ins Spiel kommt, dann möchte der eine oder andere gerne, dass noch mal neu gerechnet wird: So bezeichnet die Bundeswehruniversität München aufgrund eigener Untersuchungen eine Distanz von mind. 1,5 m ohne Mundschutz und einen Distanz von mind. 0,75 m mit Mundschutz als ausreichend.

    "Schon ohne Mundschutz reicht in der Regel ein Abstand von eineinhalb Metern zu anderen Personen, um eine Tröpfcheninfektion mit dem Coronavirus zu verhindern. Das ist eines der Ergebnisse von Strömungsexperimenten, die Forscher der Bundeswehruniversität München durchgeführt haben. " Und weiter heißt es:

    BR vom 8.4.2020 https://www.br.de/nachrichten/ba…beuteln,RvZWnQq

    Zum Vergleich: Im ÖPNV rechnet man mit 4 Personen pro Quadratmeter auf den Stehplatzflächen im Normalbetrieb (ohne Corona).

    Zur Zeit sind nach meiner Beobachtung viele Busse und Bahnen nur schwach ausgelastet. Aber es gibt auch Stoßzeiten, wo es so voll wird, dass der Mindestabstand 1,5 m (ohne Maske) unterschritten wird und auch mit Maske kann man unmöglich 4 Personen auf einen Quadratmeter abstellen.

    Und ich vermute mal, dass dieses Zahlenwerk heiß umkämpft ist, denn je mehr Kunden pro 100 Quadratmeter Verkaufsfläche, um so höher der Profit. Und spätestens da hört "der Spaß" auf.

    Ein Beispiel aus Hannover: Im Bäckerladen Henri galt anfangs, dass max. 2 Personen den Laden betreten dürfen.

    Später wurde diese Zahl auf maximal 1 Person nach unten korrigiert:

    Ein paar Tage später hießes dann:

    Mein Verdacht ist, dass jetzt besonders die Interessensvertreter der Händler damit argumentieren werden, dass eine Maskenpflicht es erlaubt, die Mindestabstände wieder zu reduzieren, bzw, die Anzahl der Personen im Laden wieder zu erhöhen. Dann wird die Maske eben doch zur Alternative zum Abstandsgebot, das eigentlich ausreichen würde, um die Ansteckungsgefahr genügend stark zu reduzieren.

  • OMG! Was für ein sensationsgeiler Blödsinn. Von der ersten bis zur letzten Zeile.

    Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Also lasse ich es.

    Es ist der übliche Ausbau aus wahren Fakten, Verzerrungen, Übertreibungen und Vergleichen von Äpfeln mit Birnen.

    Kurz: totaler Blödsinn.

  • OMG! Was für ein sensationsgeiler Blödsinn. Von der ersten bis zur letzten Zeile.

    Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Also lasse ich es.

    Es ist der übliche Ausbau aus wahren Fakten, Verzerrungen, Übertreibungen und Vergleichen von Äpfeln mit Birnen.

    Kurz: totaler Blödsinn.

    Wenn Ihnen der Artikel, den Fahrbahnradler verlinkt hat, nicht gefällt, dann versuchen Sie's doch mal damit: https://verfassungsblog.de/vom-niedergang…orona-pandemie/

    Dieser Diskussions-Beitrag, Vom Niedergang grundrechtlicher Denkkategorien in der Corona-Pandemie, stammt von genau dem Professor Lepsius, der in dem von Fahrbahradler verlinkten Artikel zitiert wird.

    In Lepsius' Beitrag heißt es:

    "Welches sind Räume, deren Nutzung so organisiert werden kann, dass eine Ansteckungsgefahr gering ist? Auf diese Weise gewinnen wir unsere Freiheiten wieder – wenn wir sie über mildere Mittel einfordern. Und warum sollte sich nicht ein Gottesdienst auch so organisieren lassen: jede zweite Reihe frei und mit Sitzabstand. Die Kirchen sollten jetzt vor allem eins tun: Eine Ausnahme fordern für Gottesdienste an den höchsten christlichen Feiertagen. Wenn sie ihre Grundrechte nicht einfordern, verlieren sie als Institution auch die religiöse Autorität. Die Religionsfreiheit ist dann jedenfalls beliebig abwägbar. Das droht allen Freiheitsrechten, wenn wir als Träger dieser Freiheit nichts dagegen tun, sondern uns mit einem diffusen Regelungsziel „Kampf gegen das Virus“ zufrieden geben und Rechtsgüter nach einer „Systemrelevanz“ differenzieren."

    Es ist wirklich nicht einzusehen, warum Geschäfte bis 800 Quadratmeter nun wieder öffnen dürfen können sollen, während die Kirchen geschlossen bleiben müssen. Die Kirche meiner Gemeinde hat ziemlich genau eine Grundfläche von 800 Quadratmetern. Ein Gottesdienst mit rund 50 Besuchern mit Corona-Sicherheitsabstand wäre möglich. Auf Kreuzzeichen mit Weihwasser, Kommunionausteilung und Friedensgruß mit Händeschütteln wurde sowieso schon bereits zwei Wochen vor Beginn der Kontaktbeschränkungen verzichtet. Und würde man statt eines Gottesdienstes drei veranstalten, einen für Frühaufsteher, einen zur üblichen Uhrzeit, um 10:00 Uhr und einen für Spätaufsteher, dann ließen sich die Sicherheitsabstände locker einhalten. Man könnte zusätzlich noch einen Vorabendgottesdienst anbieten. Und wenn es für alle Gottesdienste nicht genug Pfarrer gibt, dann können auch Laien einspringen.

    Immerhin hat vergangenen Sonntag, am Ostersonntag die Marktkirche offen gestanden und die Gläubigen konnten abgezählt und im ausreichenden Abstand zueinander zum ruhigen Verweilen einkehren. Siehe auch diesen HAZ-Artikel mit Bild vom Inneren der Marktkirche:

    "Gottesdienste dürfen aktuell nicht stattfinden, doch eine kleine Zahl von Betenden darf in den Kirchen eingelassen werden. Ein Besuch in der Marktkirche am Ostersonntag." HAZ vom 12.4.2020 https://www.haz.de/Hannover/Aus-d…der-Marktkirche

  • Das ist ein ganz anderes Kaliber. Der von den Nachdenkseiten ist eine ziemlich üble Polemik, die (wie auf dieser Seite durchaus üblich) vielen anderen Menschen Dummheit und/oder eine Verschwörung unterstellt und Fakten verdreht. Auf eine Art und Weise, bei der man stundenlang damit beschäftigt ist, den ganzen Quatsch aufzudröseln und zu widerlegen, bevor am Ende praktisch nichts von den Kernaussagen und wesentlichen Schlussfolgerungen des Artikels übrig bleibt.

    Der zweite Artikel ist da viel konstruktiver: er erkennt die Notwendigkeit von den aktuellen durchaus hektischen Maßnahmen an und fordert wohl begründet eine zügige Rückkehr zu geordnetem Vorgehen.

    Kann man so unterschreiben. Ich hielt es für eine Selbstverständlichkeit.

  • Es ist wirklich nicht einzusehen, warum Geschäfte bis 800 Quadratmeter nun wieder öffnen dürfen können sollen, während die Kirchen geschlossen bleiben müssen.

    Um es mal auf den Punkt zu bringen: Die Kirchen gehen von der aktuellen Situation nicht so schnell pleite (und sind in meinen Augen auch nicht systemrelevant), die kleinen Läden in der Stadt schon. Und dann bleibt am Ende fast nur noch der Online Handel und damit zig Pakete mehr die verschickt werden, mit entsprechend verstärktem Lieferverkehr. Ich glaube nicht dass das ihre Wunschvorstellung für die Zukunft ist. Also muss die Wirtschaft jetzt wieder Schritt für Schritt hochgefahren werden.

  • Auch, wenn ich selbst mit Religion nichts am Hut habe, halte ich es für bedenklich, wenn der wirtschaftliche Schaden das wichtigste, bzw. einzige Kriterium darstellt, ob Maßnahmen gelockert werden oder nicht.

    Damit will ich nicht sagen, dass das ein sehr wichtiges Kriterium darstellt, aber es muss eben auch mit Augenmaß entschieden werden, welches Risiko auf der anderen Seite steht und in welchen Bereichen mit geeigneten Maßnahmen ein geringes Risiko erzielt werden kann, auch wenn die Beschränkungen keinen großen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Immerhin ist das Recht zur freien Religionsausübung ein Grundrecht, das man nicht einfach so über Bord wirft.

    Das gilt übrigens auch für andere Grundrechte.

  • Um es mal auf den Punkt zu bringen: Die Kirchen gehen von der aktuellen Situation nicht so schnell pleite (und sind in meinen Augen auch nicht systemrelevant), die kleinen Läden in der Stadt schon. Und dann bleibt am Ende fast nur noch der Online Handel und damit zig Pakete mehr die verschickt werden, mit entsprechend verstärktem Lieferverkehr. Ich glaube nicht dass das ihre Wunschvorstellung für die Zukunft ist. Also muss die Wirtschaft jetzt wieder Schritt für Schritt hochgefahren werden.

    Aber selbstverständlich gehen die Kirchen und andere Religionsgemeinschaften und auch nichtreligiöse Weltanschauungsgemeinschaften "pleite", wenn keine Gottesdienste mehr stattfinden und alle kirchlichen nicht virtuellen Gemeinschaftsaktivitäten eingestellt werden. Wobei "pleite gehen" das falsche Wort ist. Aber nimm zum Beipiel mal eine Konfirmationsfeier, für viele Heranwachsende ein wichtiges Ereignis in ihrem Leben. Diese fallen jetzt erst mal aus, bzw. werden verschoben. Und wenn sie dann wieder möglich sind, dann ist das Interesse daran bei dem einen oder anderen möglicherweise nicht mehr da. So was macht sich natürlich bemerkbar, weil eine solche Konfirmationsfeier ja auch eine gewisse Identifikationswirkung hat. Und die "harte Währung" der Kirchen sind Mitglieder!

    Und für mein Gefühl werden wir ohnehin schon viel zu sehr von einer Autorität regiert, die man mit Massenkonsum bezeichnen kann. Weil es der Nachbar hat, muss ich es auch haben oder werde eben entsprechend geschnitten, wenn ich es nicht habe. Klar kann man sich dagegen zu Wehr setzen, aber dafür braucht man Verbündete, die findet man zum Beispiel in den Kirchen oder anderen Weltanschauungsgemeinschaften. Und die sollen jetzt weiter geschlossen bleiben, während die "Konsumtempel" wieder betreten werden dürfen.