• Bin mal wieder überrascht und fühle mich verarscht. Ich suche ja gerade einen Impftermin in Berlin.

    Erste Anlaufstelle: Die Webseite zur Online-Terminbuchung. Ist alles restlos ausgebucht.

    Tja, kann man wohl nichts machen.

    Dann ruft ein Bekannter an: ich soll mal bei der Impfhotline anrufen.

    Dort automatische Ansage: "Wir sind ganz schön überlastet! Bitte buchen Sie Ihren Termin online!"

    Habe ich ignoriert und mich durchstellen lassen.

    Ergebnis: Termin vereinbart in 4 Wochen.

    Versteht jemand, warum die an der Hotline mehr Termine zur Verfügung haben als online?

  • Da mögliche Ursachen sehr vielfältig sind, wird dir das wohl keiner sicher beantworten können. Wenn das schon reicht, dass du 'dich ver*****t fühlst' ...

    Hier in SH ging soeben die Vergabe zu Ende - es waren online ca 1/2 Mio. in der Warteschlange; die Termine waren gemäß Statusnachricht der Seite um ca. 17.38 Uhr vergeben - um die 65000 gab es insgesamt.

    Nein, ich habe keinen erhalten.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

    Einmal editiert, zuletzt von cubernaut (6. Mai 2021 um 20:23)

  • getrennte Kontingente?

  • Studie: Tübinger Modellprojekt hat zu mehr Ansteckungen mit SARS-CoV-2 geführt

    Ärzteblatt vom: 28. April 2021

    "Die Zahl der Infektionen mit SARS-CoV-2 sind in der Universitätsstadt Tübingen nach dem Beginn von „Öffnen mit Sicherheit“ stärker gestiegen als in 2 vergleichbaren Städten sowie 2 Land­kreisen von Baden-Württemberg."

    https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/12…-CoV-2-gefuehrt

    Der Tübinger Oberbürgermeister Palmer hatte sich sehr weit aus dem Fenster gelehnt mit "seinem" Tübinger Modell, das sehr früh, noch am Anfang der 3. Welle am 16. März 2021 zahlreiche Geschäftsöffnungen und Öffnungen der Außengastronomie und anderer Einrichtungen beinhaltete.

    Irgendwie scheinen diese Warnungen in Bezug auf das Tübinger Modell jedoch ungehört zu verhallen.

    WissenschaftlerInnen warnen erneut vor zu frühen Öffnungen:

    NWZ-ONLINE vom 05.05.2021:

    "LOCKERUNGEN IN NIEDERSACHSEN

    Experten fürchten „Jojo-Effekt“ bei Corona-Maßnahmen"

    https://www.nwzonline.de/plus-politik/c…,901969783.html

    Derweil pöbelt Palmer auf facebook und gefällt sich einmal mehr in seiner Rolle des "enfant terrible", um von seinem Politikversagen mit den verfrühten Öffnungen im Tübinger Modell abzulenken.

  • CORONAVIRUS-LIVETICKER der Zeitung "Welt"

    Balearen-Regierung – X/ „Der Mallorca-Urlaub ist absolut sicher“

    Stand: 11.5.2021, 21:46 Uhr

    "Die Regierung der Balearen wirbt mit der guten Corona-Situation um deutsche Urlauber. „Der Mallorca-Urlaub ist absolut sicher“, sagte Ministerpräsidentin Francina Armengol der „Bild“-Zeitung.

    (...)

    Im öffentlichen Raum gelte weitgehend Maskenpflicht.

    (...)

    Wer sich doch wegen einer Ansteckung in Überbrückungshotel oder in ärztliche Behandlung begeben müsse, dem werde die Regierung im Sommer eine kostenlose Versicherung zur Verfügung stellen, kündigte die Regierungschefin an. „Dann werden die Kosten für den verlängerten Aufenthalt und die Rückreise erstattet“."

    Quelle:

    https://www.welt.de/vermischtes/li…f-Mallorca.html

  • Geöffnete Außengastronomie in Lüneburg. Einerseits freue ich mich natürlich darüber, dass wieder Leben in die Innenstadt zurückkehrt und die Gastronomie mal wieder arbeiten kann.

    Andererseits dauert es auch nur ein paar Minuten, bis die ersten Gäste die Stühle verrücken und dann doch eng an eng mit fremden Nachbarn sitzen. Und überhaupt ist die Stadt so voll, als ob die Pandemie jetzt schon vorbei wäre. Und eigentlich befinden wir uns hier auch im maskenpflichtigen Bereich, aber wenn man beim Betreten dieses Bereiches schon mit maskenlosen Gästen in der Außengastronomie konfrontiert wird, dann scheint wohl die Bereitschaft zum Maskentragen schlagartig zu fallen.

    Ich weiß nicht, so richtig solide fühlt sich das für mich noch nicht an.

  • Überall das gleiche Bild: Die Pandemie ist vorüber. 🤦🏻

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Das meldete der mdr vor rund einem Monat, am 16.4.2021:

    "Großbritannien ist kein Risikogebiet mehr

    Großbritannien gilt nicht mehr als Corona-Risikogebiet. Wegen der stark gesunkenen Infektionszahlen streicht die Bundesregierung das Land am Sonntag von der Liste der Risikogebiete."

    https://www.mdr.de/nachrichten/de…t-mehr-100.html

    Und das vermeldete das RKI vorgestern, genau einen Monat später:

    "Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland inkl. der Isle of Man sowie aller Kanalinseln und aller britischen Überseegebiete gilt nun als Risikogebiet.

    Hinweis: Die Einstufung erfolgt trotz einer 7-Tagesinzidenz von unter 50/100.000 Einwohner/innen aufgrund des zumindest eingeschränkten Vorkommens der Varianten B.1.617.2 im Vereinigten Königreich. Die Variante B.1.617.2 (zuerst in Indien nachgewiesen) wurde von der WHO mittlerweile als besorgniserregend eingestuft („Variant of Concern“) Bei der Einstufung von Risikogebieten werden regelmäßig, neben den Inzidenzwerten, auch qualitative Kriterien berücksichtigt."

    Quelle: RKI, Informationen zur Ausweisung internationaler Risikogebiete durch das Auswärtige Amt, BMG und BMI

    Stand: 14.5.2021, 17:30 Uhr https://www.rki.de/DE/Content/Inf…ebiete_neu.html

    Der mdr berichtete am 30.4.2021:

    "Mediziner beruhigen in Bezug auf die neue indische Corona-Mutation B.1.617: Erste Daten deuten auf eine gute Wirksamkeit von Impfungen hin. Die aktuelle Infektionswelle in Indien habe andere Ursachen." Allerdings schränkte der mdr bei seiner Berichterstattung ein, dass die dargestellte Studie noch nicht bestätigt sei.

    https://www.mdr.de/wissen/impfung…riante-100.html

    Möglicherweise ist die erneute Einstufung Großbritanniens also möglicherweise doch nicht so besorgniserregend, wie es zuerst aussieht, wenn man die Nachricht liest?

  • ...und auf jedem Tisch steht der Alk....um 14.17 Uhr...

    Es ist nicht verboten, in der Außengastronomie Alkohol zu trinken, wenn die wieder geöffnet hat, wie in Lüneburg.

    Wenn ein Gaststättenbetreiber das Gefühl hat, da läuft an einem seiner Tische was aus dem Ruder, dann kann er von seinem Hausrecht Gebrauch machen.

    In Hannover gilt zur Zeit noch, dass die Außengastronomie nicht öffnen darf. Der Außer-Haus-Verkauf von Gaststätten und Restaurants ist erlaubt, aber Alkohol darf nicht im Außer-Haus-Verkauf angeboten werden.

    Trotzdem zieht es mich jetzt nicht nach Lüneburg und ich halte es auch für problematisch, dass dort die Außengastronomie öffnen darf. Das wird vermutlich Leute aus Landkreisen mit höheren Inzidenzzahlen anziehen. Wenn aber die Einen vernünftigerweise nicht alles dran setzen, um in einem anderen Landkreis, wo die Außengastronomie geöffnet hat, das Biergartenfeeling zu genießen, während die Anderen es genau darauf anlegen, dann kann schnell der Gedanke aufkommen: "Warum soll ich der Dumme sein, der zu hause bleibt?"

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (16. Mai 2021 um 14:58) aus folgendem Grund: Rechtschreibkorrektur

  • Das war gleichzeitig der Zeitpunkt, zu dem meine Unzufriedenheit mit der Pandemiebekämpfung in eine ganz neue Dimension eintrat.

    Zwei Wochen später hat sich die Lage nicht wesentlich geändert.

    Vorab noch mal der obligatorische Disclaimer: Als gesunder Angehöriger der Gruppe, der als Software-Entwickler den Rest seines Lebens von zu Hause arbeiten könnte, habe ich nunmal keine besonders hohe Priorität für eine Impfung. Das ist okay.

    Und ich bin auch nach wie vor der Meinung, dass es eine ganze Menge Menschen gibt, die vor mir an der Reihe sein sollen. Nur: Irgendwann wäre ich auch gerne mal versorgt, denn auch ich möchte durchaus hin und wieder mal ein Restaurant besuchen, mit der Bahn fahren oder vielleicht sogar mal Urlaub machen. Bei den ganzen Helden, die jetzt während der Lockerungsübungen schon ohne Maske durch die vollgestopfte Innenstadt stapfen, weil verständlicherweise nicht mehr klar ist, bei welchen Inzidenzwerten über welchen Zeitraum in welchen Straßen eine Maske getragen werden muss, ob das auch für einmalig oder komplett Geimpfte gilt und die Gastronomie schreibt auf ihre Kundenstopper geradezu gegenteilige Regelungen: Bei dem einen darf man nur mit Maske sitzen, außer wenn gegessen wird, beim anderen läuft schon das Personal maskenlos zwischen den Tischen herum. Da habe ich ja so richtig Bock drauf.

    Bei mir sieht es immer noch so aus, dass ich mittlerweile auf der Warteliste für neue Patienten bei einem Hausarzt stehe, vielleicht sogar schon in ein paar Wochen aufgenommen werde und so es Gott will dann auf eine Warteliste für eine Impfung rutsche. Wenn ich mich bei anderen Menschen in meinem Alter mit meinem Gesundheitszustand umhöre, sind die Wartelisten für Impfungen mehrere Kilometer lang und es wird in Aussicht gestellt, dass Angehörige der Gruppe 4 realistisch gesehen im Herbst oder im Winter dran sind. Der kalendarische Winter beginnt übrigens am 21. Dezember, das heißt, gemeint ist dann schon das Jahr 2022.

    Selbst wenn ich die Fast-Lane-Karte spiele und aus irgendeinem Grunde als unabkömmlicher Mitarbeiter der Telekommunikationsbranche in Gruppe 3 rutschen sollte, kann ich mir hier in Niedersachsen erst ab dem 31. Mai über ein kompliziertes Verfahren einen Termin besorgen. Momentan sind schon andere Untergruppen der Gruppe 3 freigeschaltet, seit gestern zusätzlich Angestellte aus Supermärkten und Termine werden wohl gerade für den August vergeben. Selbst wenn ich mich ab dem 31. Mai bewerben könnte, wäre ich dann wohl realistisch gesehen im September an der Reihe. Dann noch ein paar Wochen warten bis zur eventuellen Zweitimpfung, dann noch ein paar Tage bis zum vollständigen Impfschutz, und schon ist Weihnachten, so schnell kann’s gehen. Wiederum andere Mitglieder der Gruppe 3 erklären, das stimme gar nicht, es würden momentan nur Termine bis Ende Juni angeboten, die aber schon alle vergeben sind, und man müsse sich gedulden bis der nächste Schwung an Terminen freigegeben wird. Ob das nun an unterschiedlichen Bundesländern liegt oder an was auch immer, kann ich nicht nachvollziehen. Nichts genaues weiß man nicht.

    Vielleicht werden aber auch die Impfzentren zwischendurch geschlossen; darüber flattern quasi jeden Tag unterschiedliche Meldungen an mir vorbei. Und mir ist vollkommen unklar, was das bedeutet: Wird mein Termin im Impfzentrum dann storniert und ich darf mich beim Hausarzt ganz hinten anstellen? Das passt für mich alles einfach gar nicht mehr zusammen: Einerseits werden Termine für Impfzentren im Juni vergeben, andererseits wird mal so, mal anders darüber spekuliert, ob nicht aufgrund der hohen Kosten die Impfzentren schon im Juni geschlossen werden können. Kapiere ich nicht.

    Dann gibt es diese Seite von ZEIT ONLINE, die täglich aktualisiert den Status der Impfkampagne aufschlüsselt: So viele Menschen wurden bereits geimpft

    Dort lese ich Stand heute, dass bis Ende August 100 % der Bevölkerung vollständig geimpft sein soll. Das halte ich in dieser Form für eine gewagte Beschriftung der y-Achse des Graphen unter der Überschrift „Prognose“, denn einerseits zähle ich zur Bevölkerung auch Jugendliche und Kinder unter 16 Jahren, für die nach meiner Kenntnis heute noch keine Zulassung für Impfstoffe vorliegt und zur Bevölkerung zählt ja auch der konstante Anteil an Menschen, die sich einer Impfung verweigern oder aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können. Aber nehmen wir mal an, es handelt sich um den Anteil der impfwilligen Bevölkerung über 16 Jahre und der Begriff „vollständig geimpft“ bedeutet, dass eine eventuell notwendige Zweitimpfung erfolgt ist und seitdem auch die obligatorischen 15 Tage bis zum vollständigen Impfschutz verstrichen sind.

    Gehe ich davon aus, dass ich AstraZeneca bekomme, was für mich mit meinen zarten 32 Jahren zwar nicht empfohlen wird, aber da die Generation ab 60 Jahren den Impfstoff angesichts seines schlechten Rufs ablehnt und ein Vorgriffsrecht auf Biontech und andere hat, könnte es ja so laufen. Ich muss dann also spätestens am 16. August meinen Termin zur Zweitimpfung bekommen, um bis Ende August einen vollständigen Impfschutz auszubilden. Daraus folgt, weil ich kein Blödmann bin und es nicht eilig habe, in den Sommerurlaub nach Malle zu starten, dass meine Erstimpfung zwölf Wochen vorher erfolgen muss, nämlich… am 24. Mai, also in sechs Tagen. Das ist sowohl für mich als auch für alle anderen der Gruppe 4 vollkommen unrealistisch und bedeutet, dass entweder der Graph etwas anderes meint oder aber die Zweitimpfung nicht eingerechnet ist. Oder vielleicht kapiere ich da auch irgendwas nicht.

    Ich kann aber auch das Szenario „weiter wie bisher“ aufrufen, das die Zielmarke von Ende August anderthalb Monate nach hinten verschiebt. Dann müsste ich am 8. Juli geimpft werden, was zwar schon irgendwie wahrscheinlicher klingt, was ich aber dennoch nicht so richtig glauben möchte.

    Und ich kann mittlerweile auch gar nichts mehr mit diesem „Impfangebot für alle im Juni/Juni/Sommer/Q3“ anfangen. Klar, dass niemals gemeint war, alle Menschen im Juni impfen zu können, aber ist dieses Freigabe der Priorisierung ab dem 7. Juni jetzt ernsthaft die Konsequenz aus dem „Impfangebot für alle“? Es gibt also keine Priorisierung mehr, aber ich darf mich als gesunder 32-Jähriger im Home-Office mit Eltern, mit Menschen der Gruppe 3 mit gewissen Vorerkrankungen und mit all jenen Über-60-Jährigen, die beim wöchentlichen Impfterminroulette nicht zum Zug Schuss gekommen sind, um eine begrenzte Anzahl von Impfterminen prügeln?

    Das finde ich unanständig.

    Vor allem irritiert mich dieser seltsame Geist von „Leistung muss sich wieder lohnen“, der momentan durch meine Filterblase auf Twitter weht: Wer als Angehöriger der Gruppe 4 noch keine Impfung bekommen hat, der hat sich einfach nicht genug angestrengt.

    Und das ist richtig: Ich habe mich nicht genug angestrengt. Einerseits bin ich der Meinung, dass viele Menschen vor mir eher auf eine Impfung angewiesen sind als ich, andererseits weigere ich mich, täglich bei einem Dutzend Ärzten anzurufen, ob vielleicht noch irgendwo eine Dosis übrig ist. Da gehe ich doch den Angestellten am Telefon so schnell auf die Nerven, das halte ich für mich und vor allem für meine Gesprächspartner für eine Zumutung. Es gibt ja auch schon genügend Ärzte, die auf ihre Homepage schreiben, dass sie keine weiteren Patienten aufnehmen, Impfungen nur mit AstraZeneca an Über-60-Jährigen durchführen und man bitte von Anrufen um Restdosen absehen möge. Aber „Leistung muss sich wieder lohnen“ wohnt eben auch immer eine egoistische Komponente inne, so dass man dann wohl wider besseren Wissens anruft.

    Und dann gibt es vereinzelte Aktionen, bei denen Ärzte, in der Regel größere Gemeinschaftspraxen, über mehrere Tage mehrere hundert Impfungen ohne Termin an alle durchführen. Unweit meiner Heimatstadt wird beispielsweise am Pfingstwochenende geimpft — wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ob es nun sinnvoll ist, dass ich dort ohne Garantie auf eine Impfung an mehreren Tagen ab 5 Uhr morgens im Regen vor der Praxis warte? Vor allem gibt es ja gar keine Garantie, dass ich drankomme, denn nach Auskunft der niedersächsischen Impfhotline darf ich als Niedersachse nicht in Schleswig-Holstein geimpft werden. Aber vielleicht hat sich das auch schon wieder geändert und vielleicht hat Schleswig-Holstein eine andere Regelung und vielleicht ist der Gemeinschaftspraxis das auch sowas von egal und vielleicht war das auch einfach eine Falschinformation, die sich aber perfekt ins Gesamtbild einreiht:

    Nichts genaues weiß man nicht.

    Bleibt also nur eines: abwarten. Und ja, das ist okay, ich hab’s ja nicht eilig. Aber ich komme mir ziemlich blöd vor, etwas von einem Impfangebot für alle zu hören, wenn ich auf einer Warteliste für eine Warteliste stehe, die so lang ist, dass der Arzt seine Praxis drei Mal einwickeln könnte.

  • Vor allem irritiert mich dieser seltsame Geist von „Leistung muss sich wieder lohnen“, der momentan durch meine Filterblase auf Twitter weht: Wer als Angehöriger der Gruppe 4 noch keine Impfung bekommen hat, der hat sich einfach nicht genug angestrengt.

    Diese Aussage, Leistung müsse sich wieder lohnen, wurde ursprünglich von FDP und CDU Anfang der 80er-Jahre geprägt und sollte suggerieren, dass die von ihnen sogenannten "Leistungsträger" nach einer langen Periode sozialdemokratischer Regierungspolitik angeblich die eigentlich "Ausgebeuteten" seien, während die tatsächlich sozial und ökonomisch Benachteiligten sich angeblich in der "sozialen Hängematte" räkelten.

    Das war jedoch nie so gewesen, auch eine sozialdemokratisch geführte Regierung fühlt sich in der Regel einem strengen Leistungsprinzip verpflichtet.

    Wer dagegen bis heute aufbegehrt ist Paul Lafargue, mit seinem Werk, Das Recht auf Faulheit, einer nachhaltigen Rede gegen das verdammenswerte Leistungsprinzip, eine Ansprache, die auch heute noch, lange nach Lafargues Tod, Verbreitung findet und unter anderem als kostenfrei zugängliches Dokument auf wildcat-http://www.de gespeichert ist: https://www.wildcat-www.de/material/m003lafa.htm

    Darin heißt es unter anderem:

    "Eine seltsame Sucht beherrscht die Arbeiterklasse aller Länder, in denen die kapitalistische Zivilisation herrscht. Diese Sucht, die Einzel- und Massenelend zur Folge hat, quält die traurige Menschheit seit zwei Jahrhunderten. Diese Sucht ist die Liebe zur Arbeit, die rasende Arbeitssucht, getrieben bis zur Erschöpfung der Lebensenergie des Einzelnen und seiner Nachkommen."

    Tut ganz gut da drin hin und wieder zu lesen. Gerade auch in Corona-Zeiten!

  • Vor allem irritiert mich dieser seltsame Geist von „Leistung muss sich wieder lohnen“, der momentan durch meine Filterblase auf Twitter weht: Wer als Angehöriger der Gruppe 4 noch keine Impfung bekommen hat, der hat sich einfach nicht genug angestrengt.

    Scheint bei Euch kompliziert zu sein.In Bayern registriert man sich Online und bekommt irgendwann einen Impftermin-Vorschlag.

    Gleichzeitig kann man auch bei einem Hausarzt anfragen.

    Bei meinem Hausarzt ist momentan auch Aufnahmesperre für die Warteliste. Die Praxis gibts aber schon lange und dementsprechend ist sicher auch das Alter der Kunden.

    Ich dachte der Unterschied zwischen Impfzentrum und Hausarzt wäre, das letzterer aktiv auf die Patienten zugeht, die seiner Meinung nach Priorität haben.

    Und dann die impft, die Interesse haben.

    Zu deiner Beruhigung, bin Prio3 und weit und breit kein Termin in Sicht. Weder beim Arzt noch im Bayrischen Impfregister. Offiziell haben sie im Landkreis letzte Woche noch Reste der Prio2 weggeimpft.

    Inoffiziell scheint es aber so zu sein, das vor allem über HA-Praxen Leute mit Beziehungen relativ zügig geimpft werden können. Kenne inzwischen 4 Leute in meinem Alter oder jünger, die laut eigener Aussage pumperlgesund und Prio4 sind, dafür auch noch genug >60, die nicht geimpft sind. Wobei da sicher einige auch gar nicht wollen. Nur einer davon in einer AZ-Freigegeben-Veranstaltung.

    Und da muss ich schon alle Augen zudrücken, denn bei den Feuerwehr-Impfungen z. B. sind auf dem Dorf auch einiges an ähh, Beifang mitgeimpft worden.

    Momentan gehe ich davon aus, dass die Priorisierung fällt, bevor ich einen Termin bekomme, ist ja bald Wahl und Ferien.

    Trotzdem sehe ich das gelassen und in der Annahme, das maximal 70% überhaupt geimpft werden (wollen) und bis Herbst ja auch noch einiges an Kleinkindern nicht geimpft werde darf, werden die insgesamt verbleibenden 54-55 Mio bis August schon die erste Impfung gesehen haben. Sind ja schon bei 30 Mio, bleiben also nur noch 25 Mio für die Ersimpfung.

  • es wird in Aussicht gestellt, dass Angehörige der Gruppe 4 realistisch gesehen im Herbst oder im Winter dran sind

    (3/4 * 83.2e6 * 2 - 40.6e6) / 708e3 / 30.5 = 3.9 Monate, bis alle impfwilligen Einwohner Deutschlands zweifach geimpft sind, bei aktuellem Impftempo.

    3/4: Gut ¾ der Einwohner wollen sich impfen lassen: https://de.statista.com/statistik/date…in-deutschland/

    83.2e6: Bevölkerungszahl: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gese…gkeit-2020.html

    2: Zwei Dosen pro Impfling

    40.6e6: Bereits verabreichte Dosen: https://www.rki.de/DE/Content/Inf…publicationFile

    708e3: 14-Tage-Durchschnitte an verabreichten Dosen pro Tag. Selbes Dokument.

    30.5: Tage pro Monat

    Wenn man die 12mio Kinder+Jugendlichen bis 16 Jahren abzieht, sind's noch knapp 3 Monate.

    Das heißt bis zur Bundestagswahl im September sind wir doppelt durchgeimpft. Und mit Glück ist man nicht letzter auf der Liste und ist dann schon im Juli oder August durch. Die Zahlen können sich natürlich noch verschieben.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Gerhart (18. Mai 2021 um 15:50) aus folgendem Grund: s/Deutsche/Einwohner/ Von den 83mio EInwohnern sind knapp 10mio keine Deutsche.

  • Scheint bei Euch kompliziert zu sein.In Bayern registriert man sich Online und bekommt irgendwann einen Impftermin-Vorschlag.

    Gleichzeitig kann man auch bei einem Hausarzt anfragen.

    Aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen ist mir bekannt, dass man sich regelmäßig erneut um einen Impftermin bemühen muss, sobald mal neue Termine freigegeben wurden. Und wenn man nicht zum Zuge kam, weil auf 6.500 Termine über 80.000 Interessenten kamen, versucht man es eine Woche später eben noch mal und dann eine Woche später noch mal und naja.

    Das ist natürlich insbesondere für wenig computeraffine, aber mit hohem Risiko lebenden Senioren eine Zumutung sondergleichen.

    Und parallel dazu kann man sich seit einiger Zeit eben beim Hausarzt registrieren lassen mit der bekannten Länge der Wartelisten.

    Die Zahlen können sich natürlich noch verschieben.

    Und das passiert ja heute schon jeden Tag. Da kriegt eine Arztpraxis statt 42 Dosen für eine ganze Woche nur sechs. Oder es müssen Termine für jüngere Patienten mit BioNTech abgesagt werden, weil Über-60-Jährige AstraZeneca ablehnen und von ihrem Vorgriffsrecht Gebrauch machen.

    Diese Impfterminvergabe gleicht einer Lotterie, als würden hier Eintrittskarten für Eurodisney verlost und nicht Termine für einen Impfstoff, der uns die Rückkehr in die Normalität sichern und vor schweren Erkrankungen bewahren soll.

  • Und das passiert ja heute schon jeden Tag. Da kriegt eine Arztpraxis statt 42 Dosen für eine ganze Woche nur sechs. Oder es müssen Termine für jüngere Patienten mit BioNTech abgesagt werden, weil Über-60-Jährige AstraZeneca ablehnen und von ihrem Vorgriffsrecht Gebrauch machen.

    Genau deshalb betrachte ich das nicht so kleinteilig sondern einfach nur die groben Zahlen. Siehst du Fehler in meinen Zahlen oder der Formel? Wenn nein, musst du die Schlussfolgerung akzeptieren ;)

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Die Vergabekriterien sind wirklich von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Von Bekannten meiner Eltern aus SH hören wir, dass dort die Gruppe 60+ derzeit versucht in einer Art Impfdosislotterie an eine Impfung zu kommen. Dazu werden von allen bekannten Computern aus Anmeldungen versucht - Kinder, Verwandte, Nachbarn, alle eingeschlossen.

    Natürlich führt dies auch zu einer übergroßen Anzahl an Anfragen, die die Situation nur verschlechtern.

    Das bayrische System mit einmaliger Impfanmeldung und dann Terminvergabe nach Priogruppe von Ende letztem Jahr bis diese Woche ist da wirklich besser - wie es jetzt mit der Freigabe anderer Impfwege aussieht bleibt noch abzuwarten.

    Anmerkung am Rande: aus unserer Klinik höre ich immer wieder, dass AstraZeneca vorwiegend derzeit an "gebildet, älter, aber nicht Risikogruppe" verimpft wird - die Ärtze gehen davon aus, dass die Anti-AstraZeneca Propaganda dort nicht so gut gewirkt hat.

  • Das würde ich auch für unzumutbar halten.

    Meine Eltern haben sich über Wochen regelmäßig das hier angesehen und wurden dann vor Kurzem endlich beim Hausarzt geimpft:

    Andere hatten bei der Lotterie mehr Glück, konnten sich dann einen Termin in ihrer Nähe sichern… und waren dann doch nicht schnell genug:

    Und so ging das dann teilweise über mehrere Wochen in unterschiedlichen Intervallen, je nachdem, wann und wie viele Termine auf den Markt geworfen wurden. Aber dann erkläre mal Verwandten mit teilweise über 80 Jahren, für die sich mitunter schon eine Grippe in ein Todesurteil verwandeln könnte, warum hier mit der Gesundheit Lotto gespielt wird.

  • Das würde ich auch für unzumutbar halten.

    Das ist es auch.

    Meine Kollegin (Asthmatikern, "ausgeheilter" Krebs, Prio 3) hat sich gerade wieder vergeblich bemüht. Ich dagegen hatte vor kurzem Glück. Ich kann Maltes Bestandsaufnahme zu 100 Prozent zustimmen. Das "Leistung muss sich wieder lohnen" habe ich bereits vor Wochen etwas anders benannt, was aber auf dasselbe hinausläuft: Sozialdarwinismus.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)