Woche 31 vom 27. Juli bis zum 2. August 2015

  • Los geht’s mit der neuen Woche. Erstmal den Bingo-Zettel bereithalten!

    Los geht’s mit „Radfahrer zahlen eh keine Steuern!“: Gleiche Bußgelder für alle (dazugehöriger Shitstorm)

    Ja, dann macht doch endlich mal eine Radfahrer-Steuer, die in irgendeiner Form gerecht ist. Das sind dann entweder ungefähr zehn Cent bis fünf Euro pro Fahrrad und Jahr oder, wenn es die von den Kommentatoren geforderten hundert Euro pro Fahrrad und Jahr sein sollen, auf der anderen Seite zehntausend Euro Kraftfahrzeug-Steuer für einen Kleinwagen.

    Dann noch die Berliner Morgenpost: So gefährlich ist das Parken auf dem Fahrradweg

    Auch geil: Ein Berliner Radfahrer kämpft gegen Wissenslücken

    Da steht dann im Artikel sinngemäß drinnen, dass die meisten Verkehrsteilnehmer keinen Überblick haben, wann Radwege befahren werden müssen und wann nicht und unten in den Kommentaren brodelt’s schon wieder langsam und ich wette, es dauert keine drei Stunden mehr, bis der erste schreibt: „Wenn ein Radweg vorhanden ist, so muss dieser, (sic!) verwendet werden!“

    ADAC gegen ADFC: Was Radfahrer im Straßenverkehr dürfen und was nicht

    Auch wieder interessant, wie weit die Interpretation der Verkehrsregeln von ADFC und ADAC auseinander geht. Und vor allem interessant, dass beide Vereine nicht gerne in die Straßenverkehrs-Ordnung gucken und einfach mal nachlesen, was denn dort geschrieben steht. So läuft’s dann halt auf das übliche „Ich habe mal gehört, dass…“ hinaus.

    Und als Absacken noch ein kleiner Shitstorm: Radfahrer fährt mitten auf der Straße und behindert den Verkehr

  • Die Fahrt geht weiter in Richtung Gänsemarkt. Dort muss Dennis Last mit seinem Bus den Fahrradweg zweimal kreuzen, um in die Haltebucht hinein und wieder herauszufahren. Reden kann er im Moment nicht, weil er sich konzentrieren und aufpassen muss, dass er die Radfahrerin, die von rechts kommt, nicht erwischt.
    "In meinen Augen ist das hier nicht optimal gelöst", sagt er. Genau wie auf der Mönckebergstraße, auf der Radfahrer zwischen den vielen Buslinien fahren müssen, ist die Situation am Gänsemarkt sowohl für Rad- als auch für Busfahrer unübersichtlich. Überhaupt die Radfahrer. Die seien die Schlimmsten, sagt Dennis Last. Wenig später – auf dem Rückweg in Richtung Niendorf – fährt ein Rennradfahrer am Rathausmarkt in aller Ruhe auf der Busspur.
    Dennis Last bleibt nichts anderes übrig, als im Schritttempo hinterher zu schleichen.

    Komisch - wieso sind Radfahrer die Schlimmsten, wenn er von schweren Unfällen wegen wendender Autofahrer berichtet?

  • Da steht dann im Artikel sinngemäß drinnen, dass die meisten Verkehrsteilnehmer keinen Überblick haben, wann Radwege befahren werden müssen und wann nicht und unten in den Kommentaren brodelt’s schon wieder langsam und ich wette, es dauert keine drei Stunden mehr, bis der erste schreibt: „Wenn ein Radweg vorhanden ist, so muss dieser, (sic!) verwendet werden!“

    Dauerte ja nur eine halbe Stunde — und sogar inklusive dem falsch gesetzten Komma. Die Trolle, die so ein Artikel anzieht, sind echt leicht durchschaubar. Wobei rh-sh ja schon ein alter Bekannter aus dem MOTOR-TALK-Forum ist, der dort mit einem über hundert Seiten langen Thema die Kraftfahrer auf Trab gehalten hat.

    Die Fahrt geht weiter in Richtung Gänsemarkt. Dort muss Dennis Last mit seinem Bus den Fahrradweg zweimal kreuzen, um in die Haltebucht hinein und wieder herauszufahren. Reden kann er im Moment nicht, weil er sich konzentrieren und aufpassen muss, dass er die Radfahrerin, die von rechts kommt, nicht erwischt.
    "In meinen Augen ist das hier nicht optimal gelöst", sagt er. Genau wie auf der Mönckebergstraße, auf der Radfahrer zwischen den vielen Buslinien fahren müssen, ist die Situation am Gänsemarkt sowohl für Rad- als auch für Busfahrer unübersichtlich. Überhaupt die Radfahrer. Die seien die Schlimmsten, sagt Dennis Last. Wenig später – auf dem Rückweg in Richtung Niendorf – fährt ein Rennradfahrer am Rathausmarkt in aller Ruhe auf der Busspur.
    Dennis Last bleibt nichts anderes übrig, als im Schritttempo hinterher zu schleichen.

    Komisch - wieso sind Radfahrer die Schlimmsten, wenn er von schweren Unfällen wegen wendender Autofahrer berichtet?

    Ja, schon seltsam: Mit Kraftfahrzeugen gibt’s fast täglich einen Unfall, aber die bösen sind trotzdem die Radfahrer. Da kann man sich nur wundern.

    Mir ist auch nicht ganz klar, auf welchem Bussonderfahrstreifen der blöde Radfahrer am Rathausmarkt Richtung Niendorf fährt.

  • Mir ist auch nicht ganz klar, auf welchem Bussonderfahrstreifen der blöde Radfahrer am Rathausmarkt Richtung Niendorf fährt.

    Wird wohl die betonierte "Busbucht" am Fahrbahnrand sein, denn auf dem hoppeligen Pflaster fährt es sich mit Rennradreifen nicht so gut. Aber warum sollte der Radler dort "Schrittgeschwindigkeit" fahren? Ist ja keine Fußgängerzone. Zudem muss auch der Bus dort langsam fahren, wenn er gleich um die Ecke nach rechts abbiegt.


  • Wird wohl die betonierte "Busbucht" am Fahrbahnrand sein, denn auf dem hoppeligen Pflaster fährt es sich mit Rennradreifen nicht so gut. Aber warum sollte der Radler dort "Schrittgeschwindigkeit" fahren? Ist ja keine Fußgängerzone. Zudem muss auch der Bus dort langsam fahren, wenn er gleich um die Ecke nach rechts abbiegt.

    Also dieses Ding, auf dem gerade der Bus hält? Ich sehe nicht, warum man dort nicht mit dem Rad fahren sollte. Und ob der Rennradfahrer dort wirklich nur mit Schritttempo gefahren ist? Naja… :rolleyes:

  • ich finde die Ankündigungen von (potentiellen) Straftaten beängstigend.
    Klar, im Netz schreibt man viel, wenn der Tag lang ist.
    Aber das geradezu menschenverachtende "vom Fahrrad treten, ins Gesicht spucken und weiterfahren" ist so unfassbar aggressiv - ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese Person im Auto lammfromm hinterm Lenkrad sitzt und geduldig durch die Gegend kurvt.

  • Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) wird den
    zuständigen Straßenverkehrsbehörden durch eine Änderung der StVO die Freigabe
    von Radwegen für E-Bikes durch Einführung eines Zusatzzeichens
    „E-Bikes frei“ ermöglichen. Darüber hinaus wird eine Ergänzung des § 2
    Absatz 4 Satz 6 StVO um E-Bikes erfolgen. Durch eine begleitende Verwaltungsvorschrift
    in der VwV-StVO wird ein bundeseinheitlicher Verwaltungsvollzug
    bei Anordnung der Verkehrszeichen sichergestellt werden. Ferner soll
    § 2 Absatz 5 StVO geändert werden, um der Aufsichtsperson künftig die Begleitung
    junger radfahrender Kinder mit dem Fahrrad auf dem Gehweg zu ermöglichen.


    5. Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus der Tatsache, dass
    dem Radverkehr in Deutschland im Allgemeinen sehr viel weniger Fläche
    eingeräumt wird, als es seinem Verkehrsanteil entspricht (z. B. in Berlin nur
    ca. 3 Prozent der Verkehrsfläche bei 15 Prozent Verkehrsanteil; vgl. www.
    http://clevere-staedte.de/sites/default/…Gerechtigkeits-
    Report.pdf)?


    Diese Frage lässt außer Acht, dass vor allem im innerörtlichen Bereich die Führung
    des Radverkehrs im Mischverkehr mit dem Kfz-Verkehr auf der Fahrbahn
    die Regel ist. Insofern ist der in der angeführten Studie angestellte Vergleich
    nicht zielführend.

  • Dazu der Wortschwall auf "Spiegel online":

    Zitat

    Touren mit einem E-Bike können derzeit ein rasches Ende finden: Die Fahrräder mit einem mehr als 250 Watt starken Elektromotor sind von vielen Radwegen verbannt


    ?(

    Der Typ da im Artikel sagt ja selbst, dass solche schnellen Flitzer eher nichts auf Radwegen zu suchen haben. Hoffentlich hält man dann irgendwie die Leute davon ab, mit den maximal möglichen 45 Kilometern pro stunde dort entlangzufahren — obwohl, das tun die Leute wahrscheinlich auch ohne Radweg-Freigabe bereits. Die Kraftfahrer werden schon dafür Sorgen, dass sich die normale E-Bike-Kundschaft auf der Fahrbahn nicht wohl fühlt.

  • Das wird bestimmt viele Eintragungen für die Rubrik "lustige Schilder" geben, wenn das Haus Dobrindt die S-Pedelecs auf Radwegen freigeben will.

    An benutzungspflichtigen Radwegen hängt dann:
    [Zeichen 237] + [Zusatzzeichen 1060-11] oder [Zeichen 241-30] + [Zusatzzeichen 1060-11] oder [Zeichen 240] + [Zusatzzeichen 1060-11]

    An Fußwegen mit Freigabe hängt dann entweder
    [Zeichen 239] + [Zusatzzeichen 1060-11] (dann darf da kein normales Fahrrad und kein Pedelec, sondern nur ein S-Pedelec fahren) oder aber [Zeichen 239] + [Zusatzzeichen 1022-10] + [Zusatzzeichen 1060-11]

    Und was hängt an einem nicht benutzungspflichtigen Radweg, der für S-Pedelecs freigegeben werden soll?
    [Zusatzzeichen 1060-11] geht ja nicht. Vielleicht ein neues Schild "S-Pedelecs frei"? (Dann werde ich grinsen und sagen: "Ich darf da nicht fahren, denn für mich auf meinem normalen Fahrrad ist der Weg nicht freigebeben ...")

    Was ist mit [Zeichen 254] + "S-Pedelecs frei"?

  • Als zügiger Radfahrer, der locker mit 25-30 Sachen unterwegs ist, bin ich je nach Richterlaune doch jetzt schon der Depp, wenn es mal irgendwo kracht.
    "Hat ja keiner damit rechnen können, dass ein Fahrrad so schnell unterwegs ist." Und jetzt sollen da problemlos noch höhere Geschwindigkeiten gefahren werden?

    Und dann noch das Problem, dass es eh kaum Radwege gibt, wo ein gegenseitiges Überholen der Radfahrer möglich ist. Theoretisch zumindest. Praktisch wird natürlich einfach der Gehweg dafür (meist rücksichtslos) mitbenutzt. Aber wen wundert's. Das wird einem (in WÜ zumindest) ja sogar von offizieller Stelle so empfohlen.

    Und jetzt wurschteln wir da noch ein paar E-Bikes mit rein. boewu19.gif

  • Diese Frage lässt außer Acht, dass vor allem im innerörtlichen Bereich die Führung
    des Radverkehrs im Mischverkehr mit dem Kfz-Verkehr auf der Fahrbahn
    die Regel ist.

    Für weite Teile Berlins stimmt das.

    45 km/h auf Radwegen in D? Das wird Irrsinn. Das macht sie noch gefährlicher, als sie ohnehin schon sind. Allerdings sehe ich dann langfristig noch bessere Klagemöglichkeiten gegen Benutzungspflichten. Denn man muß sich ja auf die Fahrbahn "retten", damit Überholabstände eingehalten werden können. Daß dies auf Radwegen keiner macht (machen kann), erlebt man ja täglich.

    ebayForumKopfverkl.jpg
    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Hi
    wer sagt denn, dass 45 km/h die einzige Geschwindigkeit ist, mit der die S-Pedelecs bewegt werden können?
    Angepasste Geschwindigkeit ist auch hier das Zauberwort und das, was im Zweifelsfall der S-Pedelec-Raser vom Richter zu hören bekommt, wenn er zu schnell für die Situation war und einen Fußling geplättet hat.

    Ich find es aber auch daneben, die S-Pedelecs einmal wie Mofas und Roller zu behandeln mit Helm- und Versicherungspflicht und andererseits auf die Radwege schieben zu wollen. Wer nicht auf der Fahrbahn fahren will, soll sich ein langsameres Pedelec bis 25 holen, fertig.
    Wenn ich mit 20-25 km/h unterwegs bin und überholt werde, dann ist dieser Überholer bisher meist ein versierter Radfahrer, der sein Gefährt beherrscht. In Zukunft wird das dann anders sein.

    bye
    Explosiv smilie_be_131.gif

  • Noch ein Betrag dazu:

    Man beachte besonders die Überschriften. Das 1,5m enge Wege nun auch noch mit kleinen Elektromotorrädern geteilt werden dürfen ist also ein mehr an Rechten.

    Das hier könnte allerdings mal eine gute Nachricht sein:
    "Außerdem will das Bundesverkehrsministerium Ländern und Kommunen einen Katalog vorlegen, aus dem die konkreten Gefährdungslagen hervorgehen, bei denen die Straßenverkehrsbehörden eine Nutzung der Radwege zur Pflicht machen dürfen."

    Gibt es diese Liste irgendwo schon? Wenn ja könnte es die Vorhersagbarkeit von Klageerfolgen verbessern. Natürlich kann es auch ein Problem werden wenn da diese Liste zu viele Punkte enthält, besonders wenn es keine realistische Abwägung darin zu den Radweggefahren gibt.

    Doomsday: It's nature's revenge for what we've done (Chris Pohl)

  • Erstmal abwarten, worauf diese Liste basiert. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass dieser Katalog die Folge dessen ist, dass die Straßenverkehrsbehörden per Gerichtsbeschluss eine RWBP nach der anderen aufheben müssen und das nicht länger einsehen, weil "der Verkehr" sonst durch Radler "behindert" wird...

    "Freie fahrt für freie Autofahrer Bürger" gilt unverändert.

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov