Woche 35 vom 26. August bis 01. September 2019

  • Soll ich deshalb meinen Führerschein abgeben?


    Das habe ich mich auch grad gefragt. Evtl. war es anders gemeint im Sinne von, dass Leute schon keinen Führerschein mehr machen wollen, weil es attraktiv ist, keinen zu haben?

    Ich denke, dass die Frage einen Führerschein zu haben oder nicht gar nicht das relevante Kriterium ist, sondern nur ein messbarer Effekt. Leute machen keinen Führerschein, um einen zu haben, sondern um ihn zu nutzen. Vereinfacht gesagt: Wenn man Auto fahren möchte, macht man einen Führerschein. Wenn man nicht Auto fahren möchte, macht man keinen Führerschein. Es muss also nicht der Nicht-Besitz einer Fahrerlaubnis attraktiv sein, sondern das ohne mobil zu sein muss gut funktionieren.

  • Tagesschau.de - Punkte in Flensburg für Falschparker

    Mit 8 Punkten ist man den Führerschein los. Heißt: Verfolgt man mal einen Paketdienstfahrer eine Stunde lang muss der den Führerschein abgeben?

    Das ist jetzt hoffentlich nur ein theoretisches Gedankenexperiment (einzelne Fahrer so lange zu verfolgen bis sie ihren Führerschein los sind). Ich wünsche mir ja seit Langem, dass sich endlich mal eine Lobby formt, die sich für flächendeckende Kurzzeitparkplätze einsetzt. Es wäre schön, wenn man Paketdiensten & Co. das Thema "schmackhaft" machen kann ohne dass es auf dem Rücken einzelner Leute ausgetragen wird.

  • Heißt: Verfolgt man mal einen Paketdienstfahrer eine Stunde lang muss der den Führerschein abgeben?

    Irgendwo ganz weit im Hinterkopf habe ich die Regel, dass Punkte nicht "zu schnell" aufgebaut werden können. Dem Fahrer muss zwischendurch die Nachschulung zur Reduzierung des Punktekontos angeboten werden.

  • Puh, Leute, die aus kommerziellen Interessen im 5-Minuten-Takt gegen Vorschriften verstossen und dabei potentiell das Leben von Menschen riskieren (auch wenn es nur die fehlende Sichtbeziehung ist), sollen also ungetraft davon kommen? Niemand wird gezwungen dort zu arbeiten und die, die bereits dort arbeiten, können sich jederzeit dazu entscheiden, die StVO einzuhalten. Das System funktioniert auch nur (aus Paketdienstleistersicht) so lange sich genügend Leute finden, die gegen Geld das Risiko auf sich nehmen. Wenn das System nicht mehr funktioniert, müssen sich die Firmen eben etwas anderes einfallen lassen. Zur Not wird es für den Verbraucher eben teurer. (Oder ist das für die sozial schwache Familie auch nicht tolerierbar, wenn die Amazon-Lieferung nicht mehr gratis ist?)

    Siehst du das bei Pizzalieferdiensten, die grundsätzlich deutlich zu schnell fahren, damit die Ware noch heiß ankommt, genauso? Oder bei unter Druck gesetzten LKW-Fahrern, die lieber mit 20 km/h abbiegen, anstatt richtig zu schauen? Es ist schwer da eine Grenze zu ziehen, sobald man damit anfängt Verstöße gegen die StVO zu tolerieren.

  • Puh, Leute, die aus kommerziellen Interessen im 5-Minuten-Takt gegen Vorschriften verstossen und dabei potentiell das Leben von Menschen riskieren (auch wenn es nur die fehlende Sichtbeziehung ist), sollen also ungetraft davon kommen? Niemand wird gezwungen dort zu arbeiten und die, die bereits dort arbeiten, können sich jederzeit dazu entscheiden, die StVO einzuhalten. Das System funktioniert auch nur (aus Paketdienstleistersicht) so lange sich genügend Leute finden, die gegen Geld das Risiko auf sich nehmen. Wenn das System nicht mehr funktioniert, müssen sich die Firmen eben etwas anderes einfallen lassen. Zur Not wird es für den Verbraucher eben teurer. (Oder ist das für die sozial schwache Familie auch nicht tolerierbar, wenn die Amazon-Lieferung nicht mehr gratis ist?)

    Siehst du das bei Pizzalieferdiensten, die grundsätzlich deutlich zu schnell fahren, damit die Ware noch heiß ankommt, genauso? Oder bei unter Druck gesetzten LKW-Fahrern, die lieber mit 20 km/h abbiegen, anstatt richtig zu schauen? Es ist schwer da eine Grenze zu ziehen, sobald man damit anfängt Verstöße gegen die StVO zu tolerieren.

    Meinst du mich? Schön, zu sehen, in welchen Topf du mich schmeißt.

    Wenn ein Paketlieferant wegen Führerscheinentzug nicht mehr fahren darf, kommt halt der nächste, solange die Rahmenbedingungen so bleiben wie sie sind.

    Edit: Ich begrüße eine Bepunktung von Falschparken. Ich denke aber, dass man "das System" nicht durch die Verfolgung einzelner (also um mehrere Delikte auf einmal zu sammeln) ändern kann und auch nicht so ändern sollte. Ich denke auch, dass eine Verfolgung eines einzelnen Zustellers unzulässig ist. Das ist ja noch eine Spur krasser als das Herumgehen allein aus dem Grund, um Falschparker anzuzeigen. Zu glauben, dass das System zusammenbricht, weil einzelne Zusteller dem System entzogen wurden, halte ich für unrealistisch. Ich würde es begrüßen, wenn Paketzustellung teurer wird (bzw ganz allgemein: wenn Kosten für Dinge ehrlich sind) und die genannten Kurzzeitparkplätze von dem allgemeinen Pool an Parkplätzen abgezweigt werden, wo es nötig ist.

  • Natürlich würde ich niemanden verfolgen. Man muss schon Gelegenheit haben, sich zu "bessern". Und ja, ein wenig tun mir die Paketdienstfahrer auch Leid. Man müsste erreichen, dass niemand den Job mehr machen möchte so dass mal andere Lösungen ernsthaft verfolgt werden.

    Dazu müssen die Ladezonen auch frei gehalten werden. Sehr oft sehe ich zugePARKTe Parkverbotsbereiche.

    Dort wo Verstöße jetzt schon gelegentlich geahndet werden hoffe ich mit Einführung der Änderung auf eine deutliche Verbesserung der Situation.

  • Ich finde Punkte fürs Falschparken übertrieben. Die Punkte dienen dazu, die gefährlichen Leute aus dem Auto zu holen, ohne es im Vorfeld mit angreifbaren und damit hinauszögerbaren Verwaltungsakte zu tun zu haben. Und ja, man kann die Punkte nich am Stück sammeln. Es gibt immer (mindestens) eine Aufforderung, sein Verhalten zu ändern. Erst, wenn das nicht geschieht, ...

    Eher störende als gefährdende notorische Verkehrssünder bekommt bekäme man auch auf dem normalen Verwaltungsweg in den Griff.


    Mich stört auch die publikumswirksame Erhöhung der Bußgelder für einzelne Delikte massiv. In Deutschland sind die Bußgelder durch die Bank zu gering und sollten erhöht werden aber alle. Sie sind aber grob an der Gefährlichkeit ausgerichtet, je gefährlicher um so teurer. Ich schrieb grob. Was jetzt auf dem Tisch liegt, stellt Falschparken auf eine Stufe mit der doppelten Geschwindigkeit in 30er-Zonen. Das sollte dann beispielsweise auf 200-300 € angehoben werden.

  • Ich finde Punkte fürs Falschparken übertrieben.

    Warum eigentlich?

    Falschparken ist praktisch immer ein vorsätzlicher Verstoß. Und wenn sich jemand hartnäckig weigert, Verkehrsregeln einzuhalten, wir ihm das halt das Privileg "Autofahren" vorübergehend entzogen.

    Fände ich grundsätzlich sehr sinnvoll: sämtliche praktisch nur vorsätzlich begehbaren Verstöße sorgen für einen Punkt:

    • über 100 auf Landstraßen ("Schild übersehen" zählt da nicht)
    • über 50 innerhalb von Ortschaften (dito)
    • Falschparken

    Die heutigen Punkte für sicherheitsrelevante Verstöße werden beibehalten. Dann könnte es noch etwas werden mit der Verkehrsdisziplin.

    Eigentlich müsste es auch einen Punkt für diverse Verstöße von Radfahrern geben (Gehwegradeln, Geisterradeln, etc.). Keine Ahnung, ob das machbar ist.

  • Ich wollte hier Hane zitieren, aber der Editor war dann nicht mehr richtig bedienbar.

    Ich geb dir recht, was die zu niedrigen Bußgelder angeht und dass das ganze nicht ausbalanciert ist.

    Ich erhoffe mir von der Punkteregelung, dass man gefährdendes Falschparken nicht mehr schier endlos wiederholen und mit Geld lösen kann.

    Ob ich im Allgemeinen Punkte auch für "nur störendes" Falschparken auch gut finde, muss ich noch überlegen - ich denke nicht.

    Konkret geht es ja um diese Fälle:

    unzulässig in "zweiter Reihe" halten (bis zu 100 Euro Geldbuße), auf Geh- und Radwegen parken (bis zu 100 Euro Geldbuße) sowie Halten auf Schutzstreifen für den Radverkehr (bis zu 100 Euro Geldbuße)


    Ist das jeweils nun nur eine Behinderung oder eine Gefährdung? Kommt wohl auf die Einzelsituation drauf an und darauf, wen man fragt.

  • Eigentlich müsste es auch einen Punkt für diverse Verstöße von Radfahrern geben (Gehwegradeln, Geisterradeln, etc.). Keine Ahnung, ob das machbar ist.

    Was erhoffst du dir davon?

    Und was soll dann passieren? Wer einen Führerschein hat, gibt ihn ab und die anderen ...?

    Gerade gegen Gehwegradeln stärker vorzugehen, halte ich für ähnlich sinnlos wie eine Helmpflicht. Die Leute sollten nicht mit Angst vor Strafe motiviert werden, sich woanders fortzubewegen.

  • Was erhoffst du dir davon?

    Das Punktesystem dient dazu, die Eignung eines Menschen zum Führen eines Kraftfahrzeugs zu ermitteln. Sie sind also eigentlich keine Strafe, sondern dienen dem Schutz der Allgemeinheit.

    Eigentlich müsste es bei wiederholten Verstößen ein Radfahrverbot geben. Sowas gibt es aber nicht.

    Wenn aber jemand nachweist, dass ihm Verkehrsregeln relativ schnurz sind, kann man ihm zumindest die Erlaubnis zum Führen eines viel gefährlicheren Verkehrsmittels entziehen.

    Die Leute sollten nicht mit Angst vor Strafe motiviert werden, sich woanders fortzubewegen.

    Wie denn sonst?

    Es gibt nunmal einen Anteil von Menschen, die die eigenen Bedürfnisse weit über die von anderen stellen. Da helfen nur Strafen. So wie bei Falschparkern ja auch.

  • Ob ich im Allgemeinen Punkte auch für "nur störendes" Falschparken auch gut finde, muss ich noch überlegen - ich denke nicht.

    Meine Erfahrung mit Ordnungskräften ist, dass sie praktisch nie eine Behinderung durch Falschparker sehen. Selbst bei Autos, die auf Radwegen parken, ist meistens nur das einfache 20€-Knöllchen dran. Nicht die Qualifizierung "mit Behinderung" und 30€.

    Aus rein praktischer Sicht sollte es den Punkt also einfach immer geben. Sonst kann man ihn sich gleich sparen, weil die Ordnungskräfte ihn nicht verhängen. In Zukunft dann sogar noch seltener als heute. Einfach weil noch mehr Mitleid mit dem Fahrer besteht.

  • Was erhoffst du dir davon?

    Und was soll dann passieren? Wer einen Führerschein hat, gibt ihn ab und die anderen ...?

    Gerade gegen Gehwegradeln stärker vorzugehen, halte ich für ähnlich sinnlos wie eine Helmpflicht. Die Leute sollten nicht mit Angst vor Strafe motiviert werden, sich woanders fortzubewegen.

    Auch führerscheinlosen Menschen kann die Nutzung eines Fahrzeugs für einen bestimmten Zeitraum untersagt werden.

  • Warum eigentlich?

    Ich unterteile Verstöße in zwei Gruppen. Die erste enthält die Verstöße, die allein ausreichen einen Unfall zu verursachen. In der zweiten sind die Verstöße, die Unfälle nur wahrscheinlicher machen, eines weiteren Verstoßes bedürfen. Falschparken gehört in die zweite, die ich nicht für Punkte prädestiniert sehe.

    Man muss bedenken, dass die Punkte aus prädigitaler Zeit stammt und zur Reduzierung der Verwaltungsaufwands auf wirklich gefährlicher Verstöße begrenzt wurden. Sicherlich kann man mit modernen Mitteln viel mehr machen. Dazu muss man aber nicht die Punkteregelung nehmen, die ich nach wie vor für schnelles, nachvollziehbares und damit nicht so gerichtsträchtiges Handeln sehe. Wenn wir das ändern, werden sich unsere Gerichte bedanken, wenn auf einmal jedes Parkvergehen dort landet.

  • Wie denn sonst?

    Es gibt nunmal einen Anteil von Menschen, die die eigenen Bedürfnisse weit über die von anderen stellen. Da helfen nur Strafen. So wie bei Falschparkern ja auch.

    Offensichtlich sehen wir unterschiedliche Motivationen fürs Gehwegradeln. Du siehst die gleiche wie fürs Falschparken - ich nicht bzw. nicht überwiegend. Strafe ist nicht das einzige Mittel, um Verhaltensänderungen herbeizuführen (soll ich das weiter ausführen?!). Die Frage ist doch, warum es Gehwegradler gibt. Du sagst: Weil sie ihre Bedürfnisse über die von anderen stellen. Wenn das der einzige Grund wäre, würde ich dir zustimmen, aber das denke ich nicht.

    Ich übertrage jetzt mal weitere Motivationen, die ich fürs Gehwegradeln sehe, aufs Falschparken:

    • Leute parken ihr Auto falsch, weil sie Angst haben, es woanders zu parken, beispielsweise weil das letzte Mal, als sie ihr Auto richtig geparkt haben, jemand damit gedroht hat, sie zu töten
    • Leute parken ihr Auto falsch, weil es sie stresst und anstrengt, es richtig zu parken, denn auf dem richtigen Parkplatz übt jemand mit einer Schreckschusspistole, aber aufgrund der Nachlässigkeit dieser Person kann man nicht sicher davon ausgehen, dass man nicht getroffen wird und dass es keine scharfe Munition ist
    • Leute parken ihr Auto falsch, weil sie nicht wissen, dass sie es dort nicht parken dürfen
    • Leute parken ihr Auto falsch, weil der Parkplatz daneben, auf dem sie parken müssen, nicht zum Parken geeignet ist
    • Leute parken ihr Auto falsch, weil sie nicht einsehen, dass die Infrastruktur sie diskriminiert und sie als Autofahrer beispielsweise 10 min zu einem Autoparkplatz gehen sollen, obwohl die Piloten jeden Flugzeugparkplatz in 1 min erreichen können.

    Das hier ist kein Plädoyer fürs Gehwegradeln und ich bin auch kein Gehwegradler. Ich finde nur die hier vorgeschlagenen pauschalen Bestrafungen unangemessen. Sofern Gehwegradler dies nur noch aus Bequemlichkeit tun, gern.