Schädliche Auswirkungen des Autoverkehrs reduzieren - durch Tempolimit und Fahrradfahrer-freundliche Infrastruktur

  • Seit einiger Zeit fällt mir auf, dass inzwischen so gut wie jeder Pkw irgend ein Schild mit dem Wortteil "blue" am Heck hat. Auch die tonnenschweren Panzer der einschlägigen Luxusmarken. Die verheerende Gesamteregiebilanz eines Autos ändert sich dadurch aber nicht! Bis ein Durchschnitts-Pkw im Laden steht, hat er bereits, je nach Modell, 20 bis 30 Tonnen Rohstoffe verbraucht. Bei der ganzen Diskussion um Stickoxide und CO2 wird das - natürlich - nicht erwähnt. Auch ist die höhere Besteuerung von älteren Fahrzeugen eine Farce: Die Gesamtenergiebilanz eines Autos ist insgesamt umso besser, je länger es gefahren (also nicht durch einen Neuwagen ersetzt) wird.

    Es gibt so zahlreiche Widersprüche bei der ganzen Thematik Abgasreinigung. Aber diese Darstellung in dem Frontal 21 Beitrag läuft ja im Prinzip darauf hinaus, dass die Abgasreinigung zumindest der Stickoxyde mit der AdBlue-Technik einwandfrei funktioniert, was die Diesel-LKW, die bereits seit 10 Jahren mit der AdBlue-Technik ausgestattet sind, belegen.

    Die Diesel-PKW-Motoren wurden einzig und alleine deshalb manipuliert, weil VW nicht wollte, dass die Kunden selbst dieses AdBlue nachtanken müssen. Denn da könnte ja einer zu rechnen anfangen: Auf 100 l Diesel kommen 5-7 Liter AdBlue. AdBlue kostet zwar nur rund 50-60 Cent pro Liter, aber der günstigere Dieselpreis (Warum ist der eigentlich so günstig???) wäre damit wieder dahin, oder zumindest teilweise dahin.

    100 l Diesel für je 1,20 € = 120,- €
    6 l AdBlue für je -,50 € = 3,- €
    Zusammen: 103,- €

    100 l Benzin für je 1,40 € = 140,- €

    Rein vom Literpreis wäre der Diesel zusammen mit dem AdBlue also immer noch deutlich günstiger. Aber das würde ja bedeuten, dass VW seinen Kunden zutraut rechnen zu können.

    Und möge mir kein Diesel-PKW-Besitzer vormachen, er fahre Diesel, weil das mal als umweltfreundlich galt wegen der niedrigeren CO2-Werte. Die gängigste Ausrede, die ich derzeit zu hören kriege, wenn ich mal einen Diesel-PKW-Besitzer drauf anspreche: "Der ist geerbt! - Was hätte ich denn machen sollen damit?"

  • Warum ist der eigentlich so günstig???

    Soweit ich weiß, ist das historisch begründet.
    Alte Dieselmotoren fahren problemlos auch mit Heizöl*. Das ist aber wesentlich niedriger besteuert. Tankt man das eigene Auto mit Heizöl, ist das zwar billiger, aber Steuerhinterziehung. Und der Gesetzgeber wollte wohl früher den Anreiz dafür nicht zu groß werden lassen. Als Ausgleich wurde die Kfz-Steuer für Diesel-PKW viel höher angesetzt als für PKW mit Otto-Motor.

    Je nach Verwendungszweck werden Heizöl und Diesel unterschiedlich eingefärbt, damit bei einer Polizeikontrolle das Heizöl im Tank zumindest theoretisch entdeckt werden kann.

    Eigentlich müsste es übrigens genau umgekehrt sein: Diesel hat den höheren Energiegehalt und müsste deshalb eigentlich teurer sein. Pro Liter Diesel entstehen ja auch 12% mehr CO2.

    *Keine Ahnung, ob ein moderner Diesel Heizöl verträgt.

  • Denn da könnte ja einer zu rechnen anfangen:

    Dazu kommt noch, dass Kunden dann sehr bewusst regelmäßig Pisse nachtanken müssen, damit die Umwelt nicht so sehr vergiftet wird.
    Das ist dem Image auch nicht gerade zuträglich. Da kann man "AdBlue" draufschreiben, wie man will, es bleibt halt Harnstoff.
    Und nervig ist die Tankerei auch noch. Denn es dauert nach der Einführung naturgemäß etwas, bis man das Zeug bequem an der Zapfsäule bekommt. Bis dahin muss umständlich aus Kanistern getankt werden.
    Das sollen natürlich möglichst die Kunden von anderen Herstellern ausbaden.

    Bitte entschuldigt die direkte Ausdrucksweise.
    Ja, ich weiß, dass AdBlue anders zusammen gesetzt ist. Der Kernbestandteil ist aber nunmal Harnstoff. Und wenn man das Zeug verschüttet, stinkt nach einer Weile sehr eindeutig.

  • Soweit ich weiß, ist das historisch begründet.

    Das schon, meines Wissens nach hat das aber nichts mit dem Heizölpreis zu tun. Viel mehr sollten in der Nachkriegszeit Speditionen und Landwirte (damals fuhren eigentlich nur LKW und Landmaschinen mit Diesel) entlastet und dadurch der Wiederaufbau beschleunigt werden. Das Ziel ist natürlich lange erreicht, der Rest dürfe Lobbyarbeit sein.

  • 100 l Diesel für je 1,20 € = 120,- €
    100 l Benzin für je 1,40 € = 140,- €

    Der Vergleich auf Volumenbasis hinkt, da der Energiegehalt von Diesel höher ist, also selbst ein etwas höherer Preis von Diesel ggü. Benzin rechnerisch noch ein Vorteil beim Verbraucher sein könnte.


    *Keine Ahnung, ob ein moderner Diesel Heizöl verträgt.

    IMHO ist Diesel und Heizöl chemisch identisch - gewesen. Modernem Diesel muss ja ein gewisser Mindestanteil an "Bio-Diesel" (pflanzliche Öle) zugesetzt werden. Bei einem Dieselmotor stellt sich dann eher die Frage, ob er auch mit Diesel fahren kann oder nur mit Heizöl. :whistling:

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Warum wird die Kfz-Steuer in ihrer bestehenden Form nicht abgeschafft und auf den Literpreis aufgeschlagen? Wer viel fährt zahlt proportional mehr. Automatisch würden so auch Spritschlucker teurer. Das wäre gerechter, als das, natürlich bewusst so praktizierte, gegenwärtige Modell. Besonders deutlich wird der staatlich betriebene Schwachsinn bei den "Schadstoffklassen": Als ob es die Natur (und die menschlichen Lungen) interessiert, dass ein hoher Spritverbrauch "nicht so schlimm" ist, weil es sich ja um einen Panzer Cayenne handelt und damit "fahrzeufspezifisch" relativ gering ist?


    Da gibt es nur ein kleines Problem, die Gebiete in Grenznähe. Da müssten dann alle Länder mit ziehen, sonst entsteht sogar noch mehr PKW Verkehr, weil die Leute viele km zur Grenze fahren um dahinter zu tanken.

    Dazu kommt noch das Problem, dass der Ausstoß an Giftstoffen sehr vom Motor abhängt und nicht nur vom Verbrauch. So kann ein kleiner PKW durchaus mehr Giftstoffe ausstoßen als ein 40 Tonnen LKW. Der LKW wird aber um ein vielfaches mehr verbrauchen.

    Besser wäre es die Grenzwerte an Menschen an zu passen. Und danach zu gucken, was ist technisch noch an PKW möglich und nicht anders herum. Dazu den Bestandsschutz für alte Fahrzeuge begrenzen.

    Auf keinen Fall aber die Grenzwerte ständig nachbessern. Warum das wohl gerade so läuft? Bei den Leuten die durch den Verkauf von PKW profitieren knallen doch jedesmal die Sektkorken, wenn die Grenzwerte wieder ein bisschen angezogen wurden. So ziehen die in kleinen Schritten mit und verkaufen jedes mal. Das Recht auf Leben und Gesundheit hat man aber sofort und nicht erst nach zig PKW Generationen in kleinen Schritten.

    Doomsday: It's nature's revenge for what we've done (Chris Pohl)

  • IMHO ist Diesel und Heizöl chemisch identisch - gewesen.

    Jetzt bin ich doch neugierig geworden und habe Google angeworfen:

    Diesel und Heizöl waren lange Jahre chemisch nahezu identisch. Seit rund zwei Jahrzehnten wachsen jedoch die Qualitätsunterschiede – so hat Heizöl beispielsweise einen deutlich höheren Schwefelanteil. Moderne Motoren mit ihren aufwändigen Abgasreinigungssystemen vertragen den Stoff nicht und würden Schaden leiden. Zudem gibt es für Heizöl keine Mindestanforderungen bzgl. der Cetanzahl (beschreibt die Zündwilligkeit des Kraftstoffs), wodurch es zu starkem Nageln und Rußausstoß kommen könnte.

    Ist also anscheinend keine gute Idee mehr.

  • Auf keinen Fall aber die Grenzwerte ständig nachbessern. Warum das wohl gerade so läuft?

    Läuft es denn gerade so?
    Eigentlich gibt es seit Jahrzehnten Abgasvorschriften nur für Neufahrzeuge. Altfahrzeuge genießen Bestandsschutz.
    Die einzige mir bekannte Ausnahme war die Einführung der Umweltzonen. Das fand und finde ich durchaus kritisch. Allerdings war damals für die meisten Fahrzeuge eine Nachrüstung mit überschaubarem Aufwand möglich, was die Auswirkungen abgemildert hat.
    Das war es aber auch schon mit rückwirkenden Änderungen, die tatsächlich umgesetzt wurden.

    Ich bin gespannt, was als Ergebnis der aktuellen Diskussion rauskommt. Irgendwie sind viele Ansätze problematisch:
    Die blaue Plakette ist eine Quasi-Enteignung von Autobesitzern, da eine Nachrüstung nicht möglich ist.
    Überhaupt nicht diskutiert wird die Möglichkeit, die blaue Plakette allen Autos mit grüner Plakette zu geben, deren Abgasreinigung auch im Alltagsbetrieb nachgewiesen wurde. Das wäre mMn fair, würde aber vermutlich die Autohersteller überlasten. Die sind zwar selber schuld, aber in die Pleite treiben sollte man sie trotzdem nicht.

    Am gerechtesten sind wahrscheinlich noch allgemeine Fahrverbote bei entsprechenden Wetterlagen. Ganz so wie der Smog-Alarm in den 80ern. Wenn mich nicht alles täuscht, haben solche Ansätze gerade die größten Chancen, umgesetzt zu werden.

  • Der Vergleich auf Volumenbasis hinkt, da der Energiegehalt von Diesel höher ist, also selbst ein etwas höherer Preis von Diesel ggü. Benzin rechnerisch noch ein Vorteil beim Verbraucher sein könnte.

    Wo wir schon bei den Merkwürdigkeiten der Kraftstoffpreis-Gestaltung angelangt sind: Warum eigentlich ist Autogas (meines Wissens ist das Propangas bzw. Butangas, also in etwa das, was in einem Gasfeuerzeug oder Campingkocher drin ist, so viel günstiger als Benzin und auch deutlich günstiger als Diesel. (Autogas kostet so um die 50 Cent der Liter, siehe hier: )
    Und was mich auch schon immer wunderte, warum jammern Autofahrer eigentlich immer über zu hohe Benzinpreise, obwohl doch schon seit Jahren Autogas eine kostengünstige Alternative darstellt. Ich hab' zwar mal gehört, dass Autogas irgendwann auch mal höher besteuert werden soll, aber selbst wenn, das Zeug gibt's schon so lange, mindestens ein bis zwei "Auto-Leben" lang. Wer sich damals also ein entsprechendes Fahrzeug kaufte, hatte keinen Grund zu meckern über zu hohe Kraftstoffpreise.

    Um nicht missverstanden zu werden, ich weiß das ist ein Radforum, und eigentlich sind mir solche Diskussionen über Kraftstoffpreise keine "Herzensangelegenheiten". Aber das ein oder andere bei passender Gelegenheit in Gesprächen mit Autofahrern (und davon gibt's nun mal leider reichlich) einbringen zu können, führt bisweilen zu einem interessanten Gesprächsverlauf.

    Und um nochmal den Bezug zu den Stickstoff-Dioxid-Abgasen und den sonstigen Giftstoffen in Abgasen herzustellen: Welches ist eigentlich der "sauberste" Kraftstoff für PKW? Entstehen bei Autogas-Betankung genau so viele Schadstoffe wie bei Benzin oder gar Diesel?

  • Merkwürdigkeiten der Kraftstoffpreis-Gestaltung [...] Autogas [...] so viel günstiger als Benzin und auch deutlich günstiger als Diesel?

    Abgesehen von tatsächlichen Gründen wie Steuersätzen, Subventionen und wasweißichnochalles, die solche Preise beeinflussen, finde ich es am merkwürdigsten, dass Du Dich abermals auf den Liter als Bezugsgröße festlegst. Das ist schlicht Unsinn.
    Wenn Du die Preise für den Endverbraucher vergleichen willst, musst Du mindestens die verschiedene Energiedichte der Stoffe berücksichtigen. Am einfachsten nimmt man Verbrauchswerte gängiger Fahrzeuge und berechnet die Preise in Spritkosten je 1000 km.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Warum Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen nicht nur wegen des geringeren Schadstoffausstoßes sondern auch für díe Förderung des Radverkehrs günstig ist, möcht' ich hier noch mal mit zwei Beispielen aus Hannover zeigen:

    radverkehraufderfahrb2zppv.jpg

    Das Bild zeigt die Fössestraße stadtauswärts. Bis zur gezeigten Stelle gibt es einen ausreichend breiten Hochbordradweg. Früher musste weiter Hochbordradweg gefahren werden. Inzwischen sind die Radwegschilder abgebaut. Der noch erkennbare Hochbordradweg gilt als Option, vor allem für die Radler, die sich nicht auf die Straße trauen. Die Fahrbahnmarkierungen zeigen deutlich, dass es darüberhinaus die Option gibt, die Fahrbahn zu benutzen.

    Und dann noch diese Stelle auf der Davenstedter Straße stadteinwärts: Zunächst macht ein großes Schild die Autofahrer (aber auch die Fahrradfahrer) drauf aufmerksam, dass Radverkehr auf der Fahrbahn zulässig ist. Dieses Schild ist übrigens ein "Wanderschild", d. h. es steht nur ein bis zwei Jahre an der selben Stelle und wird dann versetzt an eine andere Stelle, um dort ebenfalls Autofahrer (und Radfahrer) darauf aufmerksam zu machen, was möglich ist.

    radverkehraufderfahrboap3r.jpg


    Die Fotomontage in der rechten Bildhälfte soll zeigen, dass es mit Höchstgeschwindigkeit Tempo 30 auf der Hauptverkehrsstraße noch ruhiger zugehen könnte. Vielleicht würden sich dann auch mehr Radfahrer trauen, der im folgenden Bild gezeigten Bodenmarkierung nach links zu folgen? Diese Bodenmarkierung ist dort aufgebracht, wo der verpflichtende Hochbordradweg endet und der Radfahrer zwei Optionen hat. Entweder dem Angebotsradweg auf dem Bürgersteig folgen, oder auf der Fahrbahn weiterfahren.


    radverkehraufderfahrbdep4e.jpg


    Ich bin sicher mit Tempo 30 Höchstgeschwindigkeit auf den gezeigten Straßen würden mehr Radler die Fahrbahn benutzen!

  • Das ist doch mal eine anständige Variante, um auf Radfahrer auf der Fahrbahn hinzuweisen.
    Bisher kannte ich nur diese Variante.
    Bei 50km/h (oder mehr) kann man den Text eh nicht lesen und ein durchgestrichenes Rad bedeutet intuitiv halt leider "Fahrräder verboten".
    Da ist das warnende Dreieck viel sinnvoller.

  • Was schwebt dir denn als Alternative vor Spkr?
    Die Gefahr gegen eine unachtsam geöffnete Tür zu fahren besteht jedenfalls sowohl für die/den Radfahrer*in auf der Bürgersteigseute, als auch für die/den Radfahrer*in, der die Fahrbahn benutzt.
    Was mir eher Kopfzerbrechen bereitet, ist die Tatsache, dass das Radfahreraufkommen gesplittet wird. Die einen fahren links an den parkenden Autos vorbei, die anderen fahren rechts dran vorbei. Dabei wäre es wünschenswert, wenn möglichst viele Radfahrer die Straße benutzten, damit der Radverkehr stärker als Teil des Straßenverkehrs wahrgenommen werden.

  • Was schwebt dir denn als Alternative vor Spkr?

    Die Alternative liegt doch auf der Hand: Markierung der linken Verschwenkung 1,5 weiter links, d. h. am Rande bzw. ganz außerhalb der Dooring-Zone. Weiterführung oder Wiederholung neben den Parkflächen, damit auch der letzte Egal-was-Fahrer kapiert, dass Radfahrer ausreichenden Seitenabstand zu parkenden Fahrzeugen halten müssen.
    Das könnte dann so aussehen:

    CKk2RXNVAAA3LLu.jpg

    Quelle:

  • Was schwebt dir denn als Alternative vor Spkr?

    Die Linie muss viel weiter nach links ausholen, damit der Radfahrer bei wenigstens 1 m Seitenabstand zu den geparkten KFZ ankommt. Nur dann signalisiert sie nicht implizit, dass der Radfahrer sich gefälligst eng an den geparkten Fahrzeugen aufhalten möge.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • @foobar, @Spkr
    Die Alternative liegt doch auf der Hand: Markierung der linken Verschwenkung 1,5 weiter links, d. h. am Rande bzw. ganz außerhalb der Dooring-Zone. Weiterführung oder Wiederholung neben den Parkflächen, damit auch der letzte Egal-was-Fahrer kapiert, dass Radfahrer ausreichenden Seitenabstand zu parkenden Fahrzeugen halten müssen.Das könnte dann so aussehen:

    CKk2RXNVAAA3LLu.jpg

    Quelle:

    Die Markierung gefällt mir und ich denke, das sie dazu beiträgt, den Radverkehr voranzubringen. Ich hab' mal versucht sie auf die Situation in der Fössestraße zu übetragen:
    Foto oben jetzige Markierung, Foto darunter alternative Markierung entsprechend deinem Beispiel.
    radverkehraufderfahrb2zppv.jpg

    radverkehraufderfahrbdsye2.jpg
    Die jetzt vorhandene Markierung in der Fössestraße muss schließlich nicht das Ende der Suche nach der richtigen Markierung darstellen.
    Weißt du mehr über das von dir gezeigte Beispiel?
    - Ist das eine Hauptverkehrsstraße mit viel Autoverkehr oder eher eine Nebenstraße?
    - Gilt dort ein Geschwindigkeitslimit, das auch eingehalten wird?
    - Ist der Bürgersteig für Radler freigegeben, die sich nicht auf die Straße trauen?
    Besonders der letzte Punkt ist nach meiner Erfahrung immer sehr heikel, wenn er in Hannover diskutiert wird. Leider versuchen einerseits die autoaffinen Politikvertreter das Radeln auf der Fahrbahn madig zu machen. Und leider gibt es auch wirkliche Radverkehrsaktivisten, denen das missfällt, wenn der Radverkehr auf der Straße stattfindet. Die argumentieren vor allem damit, dass man das subjektive Sicherheitsgefühl der Radfahrer*innen nicht vernachlässigen dürfe, wenn man den Radverkehr fördern möchte.
    Ich finde im vorliegenden Fall in der Fössestraße ist zumindest eine gute Zwischenlösung gefunden worden. Verbesserungsspielraum nach oben (gelbe Markierung als Beispiel) ist aber sicher gegeben.

    Eine entscheidende Rolle spielt dabei m. E., dass auf der Fahrbahn, die von Radverkehr und Autoverkehr gemeinsam benutzt wird, die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h auf 30km/h reduziert gehört! Wie schätzt du das ein?

  • Parkplätze wegnehmen, den Radweg zurückbauen. Bordstein um 50cm an die Häuser ransetzen. Radfahrstreifen hinmalen, für die Separierungsbefürworter gerne noch alle 3m plastikpoller auf den Trennstrich zur Fahrbahn und fertig ist der Lack.

    Aber vermutlich muss man Verantwortlichen wirklich erst mal die Dimensionen einer halbwegs fahrbaren Mischverkehrseinfädelung präsentieren, damit diese dann als "überhaupt nicht machbar!!!" vom Tisch gewischt wird. Um dann die richtig gute Lösung zu präsentieren.

    ... die dann auch weggewischt wird.

  • Stickstoffdioxidbelastung in Hannover senken! Jetzt!

    Wie kommt es zu dieser Petition?

    Seit in den 70er Jahren die schädlichen Auswirkungen der Autoverkehr-Abgase immer stärker in den Fokus rücken, wehren sich die Automobil-Industrie und die Autofahrer, sowie ihre Lobbyverbände dagegen, als Verursacher gebrandmarkt zu werden. Einen ersten Durchbruch, seitdem die Autoindustrie sich nicht mehr darauf beschränkt, die Umweltverschmutzung durch KFZ-Abgase einfach nur klein zu reden, gab es Anfang der 80er-Jahre:

    "Der Patient Wald ist krank", sagte der damalige CSU-Innenminister Zimmermann, "wir müssen mit der Behandlung beginnen, ohne die Ursachen genau zu kennen." Obwohl es noch Forschung brauche, sei eine Ursache doch schon offensichtlich: Die Autoabgase verschmutzten die Luft.“ Quelle: t-online Aktuelles, 6.11.2013: Vor 30 Jahres gab es erstmals "bleifrei"“

    Der „Deutsche Wald“ war in Gefahr und ihn zu schützen plötzlich nicht mehr nur ein Anliegen von „irgendwelchen Umweltschützern“ und sonstigen „notorischen Weltverbesserern“, sondern eine höchststaatliche Angelegenheit auch von konservativen Politikern. Hintergrund war der „saure Regen“, der durch schwefelhaltige Abgase, insbesondere Autoabgase entsteht. In der Folge wurde der Treibstoff von Blei befreit, um eine Nachbehandlung im Fahrzeug-Katalysator zu ermöglichen, der die Schwefel-haltigen und Stickoxyd-haltigen Abgasprodukte reduziert. „Die Bundesregierung beschloss im September 1984 die Einführung des Katalysators für alle Benziner“ Quelle: Auto, Motor, Sport, 14.6.2011, Die Geschichte des Kats,

    Seitdem hat sich im Prinzip nicht viel geändert. Die Auto-Abgasreinigungsanlagen sowie die gesetzlichen Vorgaben dafür wurden fortlaufend ein bisschen verbessert und die Autoindustrie ist zwar einerseits nach wie vor bemüht, „den Ball flach zu halten“, wenn es um das Thema schädliche Autoabgase geht, andererseits ist die Autoindustrie aber auch bereit, den einen oder anderen Beitrag zu leisten, um Autoabgase ein bisschen weniger schädlich zu machen.

    Nachdem jedoch ausgerechnet in den Vereinigten Staaten, die für viele nicht als vorbildhaft in Sachen Umweltschutz gelten, im Spätsommer 2015 der VW-Abgasskandal verdeutlicht hat, dass mit betrügerischen Machenschaften eine Abgasreinigung bei Diesel-PKW nur vorgetäuscht wurde, ist das kritische Bewusstsein gegenüber Autoabgasen in breiten Teilen der Bevölkerung wieder deutlich gewachsen.

    Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass in Deutschland in den 70er-Jahren, und wiedervereinigungsbedingt nochmal in den 90er Jahren), zwar jeweils ein Höhepunkt bei den Zuwachsraten für Autoneuzulassungen erreicht war. Aber die Zunahme des Autoverkehrs findet, wenn auch in einer flacheren Kurve, immer noch statt. Besonders in den Städten sind jedoch die Möglichkeiten zusätzliche Verkehrsflächen für den Autoverkehr auszuweisen längst erschöpft. Gleichzeitig steigen zusätzlich zu den Zahlen der Autoneuzulassungen auch die Zahlen der Verkehrsteilnehmer an, die umweltfreundlich und verkehrsflächenentlastend mit dem ÖPNV und/oder mit dem Fahrrad mobil sind.

    ÖPNV-Nutzer und Fahrradfahrer aber sind längst nicht mehr bereit sich einfach unter die Erde (U-Bahnen) oder an den Rand (handtuchschmale Hochbordradwege) verdrängen zu lassen. Und sie wollen als ÖPNV-Teilnehmer nicht im Autostau stecken bleiben, oder als Radfahrer von Autofahrern gefährdet werden. Die Automobilindustrie hat darauf nur zum Schein reagiert, etwa mit der Einführung des Smart, um die Jahrtausendwende. Der wurde stets als Kleinstwagen und damit als Alternative für den Stadtverkehr angepriesen. Tatsächlich jedoch wurde er vor allem als Zweitwagen angeschafft, ohne den Absatz hochpreisiger, immer schwererer und größerer PKW mit immer mehr PS je zu gefährden.

    In diesem Zusammenhang steht die aktuelle Initiative für die Petition „Stickstoffdioxidbelastung in Hannover senken! Jetzt!“ mit den folgenden Forderungen:

    • Einführung von Tempo 30 innerhalb des Cityrings und an den hochbelasteten Hauptverkehrsstraßen, sofort - durch Temporeduzierung den Giftausstoß senken
    • mit Fahrverboten für den Autoverkehr den Radverkehr fördern: weniger Autoverkehr in der City, mehr Fußgängerzonen und Fahrradstraßen
    • nur Straßen mit 2 Fahrbahnen dort, wo Menschen wohnen - keine 4 oder noch mehr Fahrbahnen

    Die Initiatoren, Gerd Reincke und Gregor Bischoff sind Radverkehr-Aktivisten aus Hannover, die mit der Petition erstens einen Beitrag zur Verbesserung des Radverkehrs leisten, und zweitens wichtige Voraussetzungen für eine Verbesserung des ÖPNVs schaffen.

    Dieser Beitrag stellt den Versuch dar, die Petition
    Stickstoffdioxidbelastung in Hannover senken! Jetzt!
    in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Der Text stellt auch den Versuch dar, die bisherigen Diskussionsbeiträge in diesem Thread zusammenzufassen. Kritik unbedingt erwünscht!