Als Vorwarnung vorweg: Nein, dieser Beitrag ist weder mit der Firma Weber abgesprochen noch wird er von irgendjemandem bezahlt.
Ich habe mir vor knapp einen Monat einen Weber Monoporter zugelegt und bin seitdem auf der Critical Mass, bei der Fahrradsternfahrt und im Alltag so oft auf den Anhänger angesprochen worden, dass ich mal einen kurzen Beitrag über das Ding tippen will.
Anbau
Angebaut wird der Anhänger mit einer der lustigen Weber-Kupplungen, bei denen ich schon längst den Überblick verloren habe.
Weber hat anscheinend für eine ganze Reihe von Kombinationen aus Schaltung und Ausfallende die passende Kupplung im Angebot, offenbar lässt sich der Monoporter sogar an Fahrrädern anhängen, die so eine Nabenschaltung mit Gehäuse an der einen Seite haben — wie auch immer das funktionieren mag. Zum Anbau der Kupplung wird einer dieser Polygoneinsätze in die Aufnahme des Hinterrades gesteckt, darauf wird dann wiederum die Halterung für diese Kupplung verdrehsicher angebracht. Die ganze Konstruktion wird dann mit einem Schnellspanner wieder zugeknallt.
Bei meinem Bike brauchte ich außerdem noch den extra-langen Schnellspanner:
Zuladung
Weber ist sich nicht so ganz einig, wie es um die maximale Zuladung des Anhängers bestellt ist — mal sind es maximal 20 Kilogramm, mal 22 Kilogramm, mal 25 Kilogramm. Im Gelände, wie auch immer Gelände definiert sein mag, sind es maximal 15 Kilogramm.
Der Nachteil eines einspurigen Anhängers gegenüber eines zweispurigen ist in dieser Hinsicht auch die Gewichtsverteilung. Jede der beiden Kupplungen am Hinterrad des Fahrrades sollen mit maximal 6,5 Kilogramm belastet werden, das Hinterrad nimmt 13 Kilogramm auf — das ergibt wiederum insgesamt 26 Kilogramm und ist damit mehr als maximale Zuladung plus Eigengewicht des Anhängers, aber egal. Während man in einen zweispurigen Anhänger die Ladung einfach so „hineinwerfen“ kann, muss man sich bei der Beladung des Monoporters ein oder zwei zusätzliche Gedanken machen: Schweres Gepäck kommt nach unten, leichtes nach oben.
Damit fangen aber auch die Probleme an: Was ist denn bei einer Fahrradtour und einer maximalen Zuladung von 20 Kilogramm überhaupt schweres Gepäck? Klar, Getränkeflaschen kommen ganz nach unten, Kleidung oben drüber — aber die Kleidung wiegt insgesamt mehr als die Getränkeflaschen darunter. Passt also auch nicht so richtig. Ich habe bislang einfach versucht, den Schwerpunkt möglichst weit nach unten zu drücken — offenbar ist mir das ja einigermaßen gut gelungen, umgekippt ist bislang jedenfalls noch nichts.
Außer der Tasche gibt’s auch noch zwei Spanngurte und so eine lustige Reling, wobei ich mir nicht so richtig vorstellen kann, was man in dieser Reling sinnvoll transportieren können soll.
Fahrverhalten
Das Fahrverhalten von dem Ding ist tatsächlich einwandfrei. Im Vergleich zu teilweise hoppelnden und tanzenden zweispurigen Anhängern macht sich der Monoporter kaum bemerkbar. Im Endeffekt bemerkt man nur, dass die Fahne machmal etwas quietscht und dass jede Unebenheit nicht nur unter Vorder- und Hinterrad rappelt, sondern auch noch ein drittes Mal unter dem Rad des Anhängers. Das Nicht-bemerkbar-machen geht sogar soweit, dass ich bei der Fahrradsternfahrt oder bei der Critical Mass extra daran denken muss, dass mein Fahrrad heute doppelt so lang ist wie sonst und beim Spurwechsel hoffentlich niemanden vom Rad hole.
Ich bin mit dem Ding tatsächlich schon mehrere längere Touren gefahren und kann mich echt nicht beklagen. Reisegeschwindigkeiten von 30 Kilometern pro Stunde gehen vollkommen problemlos, wenngleich man mit der Zeit natürlich schon merkt, dass da ein paar Kilogramm mehr am Rad hängen. Bremsen ist ebenfalls relativ problemlos, man muss halt nur etwas stärker zupacken, weil von hinten bis zu 25 Kilogramm Gewicht nachschieben, aber dank der beidseitigen Aufhängung des Anhängers wird man beim Abbremsen nicht zur Seite gedrückt.
Haltbarkeit
Zum Thema Haltbarkeit kann ich nach gerade mal 400 Kilometern noch nichts sagen. Generell ist der Kram tatsächlich stabil, muss er ja auch sein, und Weber hat offenkundig einige Schwachstellen, an denen frühere Versionen des Monoporters litten, mittlerweile ausgebessert. Negativ fällt mir eigentlich nur auf, dass ein Verschluss der Tasche am Schutzblech scheuert und dort schon deutliche Spuren hinterlassen hat. Das Problem habe ich erstmal mit zwei Lagen Textilklebeband abgestellt.
Außerdem sollte man den Anhänger regelmäßig reinigen. Das Hinterrad des Fahrrades schmeißt, ob mit Schutzblech oder ohne, ständig Dreck in den Anhänger, bei staubiger Streckenoberfläche wird ohnehin alles dreckig und wenn man den Dreck dann im Faltmechanismus klemmen hat, knarzt und quietscht es beim Fahren ganz fürchterlich.
Nachteile
Der allergrößte Nachteil, der mir echt die Lust verdirbt, ist die Kombination aus meinem Fahrrad ohne Fahrradständer und dem Monoporter. Den Anhänger an- und abzubauen ist jedes Mal wieder ein Krampf: Ich muss eine Stelle finden, an der ich mein Rad anlehnen kann, bei der vor dem Rad noch anderthalb Meter Platz zum Losfahren bleiben und hinter dem Rad noch zwei Meter Platz zum Hantieren mit dem Anhänger sind. Das ginge mit einem stabilen Fahrradständer sehr viel einfacher.
Auf diese Weise ist auch das Parken zwischendurch immer wieder ein Erlebnis. Kurz mal einen Schluck Wasser aus der Trinkflasche im Anhänger nehmen ist gleich wieder ein kompliziertes Manöver. Am besten bieten sich dazu Verkehrsschilder oder Bäume am Straßenrand an, gegen die man den Sattel des Fahrrades lehnen kann.
Und so wendig das Ding auch ist: Allzu enge Kurven sollte man mit dem Teil nicht fahren; sowas wie diese Hamburger Aufstellflächen zum indirekten Linksabbiegen sind eher tabu. Wenn man das Fahrrad nicht total senkrecht hält, neigt der Anhänger in solchen engen Kurven zum Kippen und schrammt dann mit dem Hartplastik auf der Straße. Der Kunststoff steckt das zwar spurlos weg, aber lästig ist das trotzdem.
Ah, und bezüglich der Hamburger Aufstellflächen sei noch erwähnt, dass man mit dem Anhänger hinten dran eben locker doppelt so lang ist wie sonst und das bei der tollen hanseatischen Infrastruktur zu Problemen führen kann. Hier hätte beispielsweise ein Lastkraftwagen-Fahrer am liebsten meinen Anhänger plattgefahren:
Da war ich nun mal ein bisschen schusselig: Ich stand in der Aufstellfläche, mein Anhänger ragte hinten raus, ich hatte aber nicht bedacht, dass je nach Uhrzeit an der Stelle konfliktfreies Rechtsabbiegen signalisiert wird; der Lastkraftwagen-Fahrer hatte also einen grünen Pfeil, konnte aber nicht abbiegen, weil mein Anhänger im Weg stand (überhaupt ist dieser Moment, wenn größere Kraftfahrzeuge dort rechts abbiegen, während Radfahrer in der Schleppkurve in diesem Kasten warten müssen, immer ganz besonders spannend, aber… lassen wir das).
Ansonsten kann ich momentan eigentlich nur bemängeln, dass ich gerne ein Rücklicht am Anhänger anbringen können möchte. Weber hatte mal ein Rücklicht namens m-lite zum Anklemmen an die Fahnenstange im Angebot, aber aus mir nicht bekannten Gründen den Vertrieb eingestellt. Mal gucken, ob ich noch irgendwas anderes finde, was sich dort anklemmen lässt.
Sonst noch?
Man kann den Anhänger auf eine recht handliche Größe zusammenklappen. Das hielt ich erst für so ein „Nice-to-have“-Feature, ist aber echt total praktisch, weil das Ding dann weder im Keller noch im WG-Zimmer der Freundin allzu viel Platz wegnimmt. Dazu muss man zwei Verriegelungen lösen, die akustisch den Eindruck hinterlassen, gleich zu zerbrechen, dann aber doch irgendwie heil bleiben, und das Ding dann eben geschickt zusammenlegen. Superpraktisch.
Die einseitige Aufhängung des Anhänger-Hinterrades ist zwar cool und zum Zusammenklappen total praktisch, aber leider kann man keinen Nabendynamo anbauen. Wie geil wäre es denn, wenn man dort einen Nabendynamo einbauen könnte, um auf längeren Touren (Nordkap?) dort das Smartphone aufladen zu können? Dann könnte man den Nabendynamo im Vorderrad komplett als Lichtmaschine nutzen und gleichzeitig am Anhänger seinen Kram aufladen.
Ich sehe da eigentlich nur die Möglichkeit, einen passenden Dynamo aus dem Liegeradbereich einzubauen — aber die sind offenbar immer ganz speziell für ein Modell konstruiert und passen sicherlich nicht einfach so an dieses winzige Rad.
Außerdem ist es ziemlich witzlos, dass man den Monoporter an der Kupplung abschließen kann, ein Dieb aber nur den Schnellspanner öffnen muss, um dann halt den Anhänger samt Kupplung zu klauen.