Benutzung Schutzstreifen durch Autos

  • Diese Umfrage hatte ich schon wieder ganz aus den Augen verloren. Deshalb habe ich heute noch mal nachgelesen in der Ausgabe vom 30.6.2017 (Die Umfrage-Ergebnisse werden in der Regel einen Tag später in der Zeitung veröffentlicht.)
    Und ich war einigermaßen überrascht:


    Soll die Benutzungspflicht für Radwege aufgehoben werden?
    Das Ergebnis, veröffentlich in der Ausgabe der HAZ vom 30.6.2017:

    Ja, auf der Straße ist man als Radfahrer deutlich sicherer unterwegs. 67% von insgesamt 3481 Stimmen
    Nein, das gibt doch nur ein gefährliches Durcheinander. 32% von insgesamt 3481 Stimmen
    Ich fahre kein Fahrrad. 1% von insgesamt 3481 Stimmen

    Da habe ich wohl zu früh geschimpft. Die Hannoveranerinnen und Hannoveraner sind anscheinend besser über eine gelungene Radverkehrsführung informiert als ich das vermutet hatte.

  • Wie setzt sich denn die befragte Gruppe zusammen? Das war doch nie und nimmer ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung Hannovers!

    Wie schon gesagt, ich bin selbst außerordentlich überrascht von dem Ergebnis. Es gibt hinreichend Beispiele dafür, wie die HAZ mit Hilfe ihrer täglichen Umfragen schon (leider z. T. erfolgreich) versucht hat, insbesondere die Umweltgruppen und die Grünen in ein schlechtes Licht zu rücken. Und als ich die Fragestellung laß, hatte ich sofort das Gefühl, dass es sich erneut um einen Versuch handelt, an sich vernünftige verkehrspolitische Forderungen so darzustellen, dass sich die autofahrende Klasse mal wieder bestätigt fühlen darf.
    Wie sich die Gruppe der Befragten zusammensetzt, darüber kann ich auch nur spekulieren. Die Umfragen werden täglich in der HAZ-Printausgabe veröffentlicht, verbunden mit dem Hinweis, dass man auf der HAZ-Internetseite abstimmen kann. Abstimmen können alle Besucher der HAZ-Internetseite, egal ob sie Abonnent der Zeitung sind oder nicht. Auf dieser Internetseite stehen die Fragen in der Regel bereits am Vorabend zur Abstimmung. Am Folgetag veröffentlicht die HAZ in der Regel das Abstimmungsergebnis von 18:00 Uhr.

    Um mal so ein eher typisches Beispiel mit typischem Verlauf zu nennen:

    "Das Umweltbundesamt fordert Tempo 30 als Standard in allen Städten – was sagen sie dazu?
    So haben unsere Leser abgestimmt (1230 Stimmen):

    Tempo 30
    Richtig so, das ist längst überfällig. (500)
    41%
    Der Vorschlag ist völliger Quatsch. (710)
    58%
    Mir ist das egal – ich fahre kein Auto. (20)
    2%"


    Oder dieses Beispiel:

    Was halten Sie von Straßensperrungen für saubere Luft in Hannover?
    So haben unsere Leser abgestimmt (2264 Stimmen):

    Straßensperrungen
    Finde ich gut – die Gesundheit der Anwohner muss geschützt werden. (667)
    29%
    Straßensperrungen sind nur sinnvoll, wenn mehr Menschen ihr Auto stehenlassen. (446)
    20%
    Ich finde das völlig überzogen. (1151)
    51%



    Wenn du mal selbst mit abstimmen willst:
    Heute nachmittag wurde folgende Umfrage auf der HAZ-Internetseite veröffentlicht:


    Volvo setzt voll auf den E-Antrieb und verabschiedet sich schrittweise vom Verbrennungsmotor. Ist das der richtige Weg?
    E-Antrieb bei Volvo
    Ja, endlich macht es mal einer. (111 Stimmen um 22:45 Uhr)
    58%
    Nein, für größere Hersteller werden Diesel und Benziner immer eine Option bleiben. (34 Stimmen um 22:45 Uhr)
    18%
    Das ist doch alles nur eine PR-Geschichte. (48 Stimmen um 22:45 Uhr)
    25%
    Wenn du teilnehmen willst, dann gib bei google mit den Anführungsstrichen ein: "Volvo setzt voll auf den E-Antrieb und verabschiedet sich schrittweise vom Verbrennungsmotor. Ist das der richtige Weg?"


    Einen direkten Link kann ich dir nicht bieten, denn dann landest du nur auf der Seite, dass du schon abgestimmt hast.


    Diese Umfrage wird morgen in der HAZ-Print-Ausgabe erscheinen und das Ergebnis von morgen um 18:00 Uhr wird übermorgen ebenfalls in der Print-Ausgabe veröffentlicht.
    Wenn du zweimal abstimmst, dann erscheint beim zweiten mal die Anzeige, dass du bereits abgestimmt hast. Welche Maßnahmen die HAZ darüber hinaus ergreift, um Manipulationen der Umfragen zu unterbinden weiß ich nicht, bin auch kein Spezialist für so was. Allerdings wurde verschiedentlich schon darüber spekuliert, dass Umfragen von Leuten, die sich mit so was auskennen, manipuliert wurden.

  • Ich hab es gerade ausprobiert. Es genügt schon, den Browserverlauf zu löschen, damit man erneut abstimmen kann.

    Ich habe viermal abgestimmt. Einmal meine Meinung und noch je einmal alle drei Antwortmöglichkeiten. Alle Stimmen wurden gezählt. Somit in keinster Weise aussagekräftig.

  • Ich hab es gerade ausprobiert. Es genügt schon, den Browserverlauf zu löschen, damit man erneut abstimmen kann.

    Ich habe viermal abgestimmt. Einmal meine Meinung und noch je einmal alle drei Antwortmöglichkeiten. Alle Stimmen wurden gezählt. Somit in keinster Weise aussagekräftig.

    Hallo Julius,

    was heißt hier "aussagekräftig"? Im vorliegenden Fall, bei der Frage nach der Einschätzung zur Dieselabsage von Volvo, wird ja alleine schon durch die Aufnahme dieser Frage in die tägliche HAZ-Umfrage eine Aussage von der Redaktion getroffen.

    Und wenn man sich dann die Antwortmöglichkeiten so anschaut, dann frage ich mich, was wohl jemand ankreuzt, der dem Autoverkehr als Mobilitätssystem ohnehin sehr skeptisch gegenübersteht.
    Volvo setzt voll auf den E-Antrieb und verabschiedet sich schrittweise vom Verbrennungsmotor. Ist das der richtige Weg?

    E-Antrieb bei Volvo

    1. Ja, endlich macht es mal einer.
    2. Nein, für größere Hersteller werden Diesel und Benziner immer eine Option bleiben.
    3. Das ist doch alles nur eine PR-Geschichte.

    Da fehlt mir doch eindeutig die Antwortmöglichkeit:

    4. "Das Auto hat als Massenverkehrsmittel ohnehin ausgedient. Egal ob mit Elektro- oder Verbrennermotor. Volvo sollte lieber mehr Omnibusse bauen."

    Ist ja nicht so, dass Volvo ausschließlich nur Autos baut: Hier einer mit Dieselmotor, der im Rhein-Main-Verkehrsverbund eingesetzt wird:

    Und Volvo verkauft auch Elektrobusse:
    "Volvo hat weltweit bereits 3000 Elektro- und Hybridbusse verkauft."
    aus: "Pro Elektrobusse: Wer ein Zeichen setzen will, steigt jetzt um", SZ vom 15.4.2017,
    Ob Volvo auch Fahrräder baut ist mir leider nicht bekannt. Aber es könnte ja auch als Antwortmöglichkeit dazukommen:


    5. Volvo sollte lieber Fahrräder mit Elektromotor bauen.

    Die HAZ trifft also mit ihrer Umfrage indirekt die Aussage, dass sie den Massen-MIV mit Autos für ein unverzichtbares Mobilitätssystem hält, das notfalls im Elektrobetrieb fortgesetzt wird. Sonst würden ja auch die 4. und 5. Antwortmöglichkeit angeboten.

    Eine andere Aussage wird durch die HAZ-Umfrage ebenfalls getroffen: Wenn man den Verdacht hegt, dass eine HAZ-Umfrage manipuliert wird, dann stellt sich ja auch die Frage, wer so was macht.

    Die Zeitung selbst?
    Julius? - Ullie?
    Oder sonst jemand, der genug Zeit hat, sich immer wieder bei der HAZ-Internetseite einzuloggen und abzustimmen, anschließend den Browswerverlauf zu löschen und sich erneut einzuloggen?
    Oder jemand, der dafür nicht die Zeit hat, dafür aber ein Programm, dass die viele Handarbeit ersetzt?
    Und wenn da so wäre, macht das dann diejenige oder derjenige auf eigene Rechnung oder im Auftrag von wem?

    Wenn sich also viele an der Umfrage beteiligen, dann dokumentiert das Interesse an dem Thema, wenn auch im Einzelfall ungeklärt ist, wer da Interessen hat. Ich weiß da technisch darüber zu wenig, aber würde das nicht auffallen, bzw. kann man das nachprüfen, ob alle oder eine große Zahl von Abstimmungen vom selben Computer aus gemacht werden? Und möglicherweise zieht die HAZ daraus ihre ganz eigenen Schlüsse?

    Vielen Dank für den kleinen Abstimmungstest Julius und viele Grüße,

    Ullie

  • Oder sonst jemand, der genug Zeit hat, sich immer wieder bei der HAZ-Internetseite einzuloggen und abzustimmen, anschließend den Browswerverlauf zu löschen und sich erneut einzuloggen?
    Oder jemand, der dafür nicht die Zeit hat, dafür aber ein Programm, dass die viele Handarbeit ersetzt?
    Und wenn da so wäre, macht das dann diejenige oder derjenige auf eigene Rechnung oder im Auftrag von wem?

    Wenn sich also viele an der Umfrage beteiligen, dann dokumentiert das Interesse an dem Thema, wenn auch im Einzelfall ungeklärt ist, wer da Interessen hat. Ich weiß da technisch darüber zu wenig, aber würde das nicht auffallen, bzw. kann man das nachprüfen, ob alle oder eine große Zahl von Abstimmungen vom selben Computer aus gemacht werden? Und möglicherweise zieht die HAZ daraus ihre ganz eigenen Schlüsse?

    Die Nicht-ganz-doofen machen sowas nicht von Hand. Und wenn die HAZ ihre Umfrage nichtmal so absichert, dass das einfache Löschen von Cookies oder History nicht genügt, werden weitere wirksamere Schritte, Mißbrauch zu unterbinden, bestimmt erst recht nicht gegangen. Das ist aber nur ein Nebenkriegsschauplatz. Es sollte gezeigt werden, dass solche Umfragen keine (überhaupt gar keine) sinnvolle statistische Aussage erlauben.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Hallo @Ullie

    Mit "nicht aussagekräftig" meinte ich eigentlich nur, dass die Abstimmung nicht mehr als ein kleiner Zeitvertreib für die User ist.

    Dass solche Umfragen nicht repräsentativ, d.h. großer Kreis zufällig und unvorbereitet befragter Teilnehmer, sind, war mir klar. Eigentlich wollte ich die relativ einfache Möglichkeit testen, mit verschiedenen IP-Adresssen abzustimmen. Aber als ich meinen Nicht-Standardbrowser öffnete, wurde ich schon nicht mehr als "bereits abgestimmt" erkannt. Dieser Browser löscht seinen Verlauf automatisch beim Schließen. D.H. ich habe sensationelle drei mal den Browser geöffnet HAZ.de eingetippt und mit zwei Klicks abgestimmt. Dauert keine Minute. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand das händisch macht, ist also nicht wirklich gering. Deshalb sollte man nicht repräsentative Umfragen auf keinen Fall überbewerten.

    Ich habe für etwas Neutralität bewusst einmal alle Möglichkieten angekreuzt. Zur absoluten Zahl der Stimmen wurden meine vier natürlich alle gezählt. Hätte ich also vier mal dasselbe geklickt, wäre das prozentuale Umfrageergebnis bereits objektiv falsch.

    Selbst ganz ohne Manipulation stimmen nur die Leute ab, die das Thema eh interessiert. Richtige Meinungsbilder machen halt mehr Arbeit als eine Redaktion leisten kann.

    Btw. Zur Frage, "wer macht denn sowas?" Wir sind hier im Internet. ;)

    Meine ernsthafte Antwort war "1. Endlich macht es mal jemand". Ich halte Kraftfahrzeuge nicht für grundsätzlich überholt, denn nicht jeder wohnt in der Innenstadt und nicht jeder Verbrennungsmotor lässt sich durch Muskelkraft ersetzen. ÖPNV wäre das eine Beispiel. Landwirtschaft ein anderes von vielen.


    Viele Grüße zurück.

  • Wie setzt sich denn die befragte Gruppe zusammen? Das war doch nie und nimmer ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung Hannovers!

    Hallo Spkr,
    das Ergebnis der Umfrage sah ja so aus:
    Soll die Benutzungspflicht für Radwege aufgehoben werden?
    Das Ergebnis, veröffentlich in der Ausgabe der HAZ vom 30.6.2017:
    1. Ja, auf der Straße ist man als Radfahrer deutlich sicherer unterwegs. 67% von insgesamt 3481 Stimmen
    2. Nein, das gibt doch nur ein gefährliches Durcheinander. 32% von insgesamt 3481 Stimmen
    3. Ich fahre kein Fahrrad. 1% von insgesamt 3481 Stimmen

    Wie würde denn deiner Meinung nach ein Abstimmungsergebnis aussehen, dass einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung Hannovers präsentiert?
    Ich war wie schon gesagt überrascht, dass sich nicht deutlich mehr für die 2. Antwortmöglichkeit entschieden haben, zumal nach meiner Einschätzung die Anzahl der Autofahrer unter den HAZ-Abonennten deutlich überepräsentiert ist im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt. Und den Autofahrern habe ich bislang immer unterstellt, dass sie nichts davon wissen wollen, dass sie den Verkehrsraum, den sie als ihr unbedingtes Alleineigentum betrachten, einfach so für Radfahrer öffnen wollen (wie es das Umfragergebnis nahelegt). Und selbst innerhalb der Radfahrerschaft gibt es ja zum Teil deutliche Vorbehalte gegen den Radverkehr auf der Straße.

    Wenn man mal von der von der Möglichkeit der Manipulation absieht, auf die ja auch Julius hingewiesen hat, und wenn man davon ausgeht, dass nur wenige Nicht-Autofahrer abgestimmt haben, dann nehme ich einfach mal an, dass in der Autofahrerschaft ein Umdenken stattfindet. Vielleicht haben es viele Autofahrer ja satt, dass sie immerzu und von überall her damit rechnen müssen, dass Radfahrer angeschossen kommen und sie wollen sie lieber auf Radfahrstreifen auf der Straße sehen können?

    Hier ein Radfahrer, der auf einem Radfahrstreifen fährt, der in Marburg an einer längeren Omnibushaltestelle (für drei bis vier Busse) entlang angelegt ist.

    Viele Grüße Ullie

  • Wie würde denn deiner Meinung nach ein Abstimmungsergebnis aussehen, dass einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung Hannovers präsentiert?

    Du bist ja echt lustig! Wenn ich mir die korrekten Ergebnisse repräsentativer Befragungen einfach so aus dem Ärmel schütteln könnte, dann würde ich hier in Nürnberg bei der GfK anheuern und ein Vermögen verdienen, weil die sich den Großteil ihres Aufwandes einfach sparen könnten. :D
    Ich habe natürlich keine Ahnung, was da herauskäme. Es interessiert mich auch nicht besonders.
    Meine Kritik geht eher in die Richtung, Ergebnisse solcher Befragungen als Argumente aufzuführen, wo schon die Befragung selbst einfachsten Ansprüchen nicht genügt.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Hallo Julius,

    und was meinst du, hat da auch jemand manipuliert beim Umfrageergebnis? Ich gehe mal von keiner Manipulation aus und mich hat es jetzt nicht wirklich überrascht, dass so viele den Elektromotor-Auto-Plänen von Volvo zugestimmt hatten. Aber das hat vermutlich vor allem mit dem Aufruf des ADAC von letzter Woche zu tun, vorerst keine Diesel-Autos mehr zu kaufen. Eigentlich hatte der ADAC ja nur dazu aufgefordert, vorerst keine Diesel-PKW mehr zu kaufen. Aber viele sehen darin wohl einen endgültigen Abgesang auf die Diesel-PKW-Technik.

    "Wer mit dem Gedanken eines Dieselauto-Kaufs spielt, sollte nach Empfehlung des ADAC noch warten. Der Automobilclub erwartet den Start der Modelle mit neuem Abgasstandard. Dieser erfolgt zeitnah."
    Handelsblatt vom 28.6.2017


    Und natürlich hast du recht, wenn du schreibst, dass man nichtrepräsentative Umfragen auf keinen Fall überbewerten sollte. Was den von dir angesprochenen Unterhaltungswert angeht: Der steckt ja auch in der Form darin, dass sich der Leser die Frage stellt, wie würde denn wohl das Ergebnis einer wirklich repräsentativen Umfrage wohl aussehen.

    Auch repräsentativere Umfragen, die mit einem größeren Aufwand erstellt werden, sollte man nicht überbewerten, denn die Meinungsbilder und ihre Verbreitung in der Bevölkerung zu einem Thema können sich u. U. schnell ändern. Ich denke das geschieht gerade in der Frage der Diesel-PKW.

    Und auch was die Benutzung des Autos als Mobilitätssystem in der Stadt angeht, hat sich bereits seit Jahren ein Wandel vollzogen, der jetzt nochmal durch den Dieselskandal verstärkt wurde.
    "In einerAbstimmung mit den Füßen vollzieht unsere Gesellschaft schon heute dieVerkehrswende: Viele Menschen steigen aufs Fahrrad und öffentlicheVerkehrsmittel um." aus Zeit.de vom 28.6.2017

    Allerdings vernachlässigt auch dieser Zeit-Artikel den Aspekt, dass sich immer mehr Radfahrer und Benutzer des ÖPNV sich nicht mehr mit Hinhalteparolen ruhig stellen lassen, sondern von dieser Seite ganz offensiv einen Rückbau der MIV-Infrastruktur gefordert wird, damit besser umweltverträgliche Verkehrsmittel den Platz bekommen (breite Radfahrstreifen statt schmale Schutzstreifen auch wenn dafür eine Autospur oder Parkplätze wegfallen / deutliche Ampelvorrangschaltung für den ÖPNV usw.), der ihnen zu Recht zu gewähren ist.

    Viele Grüße, Ullie

  • Nur mal so:
    Hannoversche Allgemeine Zeitung = Madsack Verlagsgesellschaft
    Deren Redaktion: "Redaktionsnetzwerk Deutschland"
    Dessen größter Gesellschafter: Die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft = Medienbeteiligungsunternehmen der SPD
    SPD = durchweg automobilfreundlich

    Aber das ist sicher nur Teil einer Verschwörungstheorie...

    Na da lagen wir beide ja ganz schön daneben mit unserer skeptischen Einschätzung. In Anbetracht der jetzigen Umfragergebnisse, die darauf hindeuten, dass sehr viele HAZ-Leser (unter denen ein hoher Anteil mit dem Auto mobil ist) mehr Radverkehr auf der Straße fordern, hat die HAZ-Umfrage es tatsächlich an den Tag gebracht, dass mehr Radverkehr auf der Straße gefordert wird. Da hegten wir den Verdacht einer "Verschwörung" der HAZ mit der Autofahrerschaft gegen die Radfahrerschaft und dann kommt so was bei raus: "Ja, auf der Straße ist man als Radfahrer deutlich sicherer unterwegs. 67% von insgesamt 3481 Stimmen"

  • Ich wollte nur darauf hinweisen, dass die deutsche Presselandschaft fast mit einer "Mainstream-Stimme" spricht - von einzelnen Artikeln abgesehen. Solche Umfragen halte ich prinzipiell nicht für besonders aussagekräftig. Obwohl die 67% ja ganz positiv stimmen... ;)

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • "Viel Spott hat es am Donnerstag für den schmalsten Radfahrerstreifen* der Stadt gegeben: Nur etwa 45 Zentimeter misst die rote Markierung einer Einfädelspur auf der Schlägerstraße, die Radfahrer schützen soll und doch von vielen als viel zu schmal empfunden wird.", berichtete die HAZ vom 11.1.2018.

    http://www.haz.de/Hannover/Aus-d…-ist-Einzelfall

    Ob dieser sehr schmale "Radfahrstreifen" (eigentlich ist es ein "Schutzstreifen") tatsächlich eine so ausgesprochen negative Berichterstattung rechtfertigt? Bislang konnte ich mir das noch nicht vor Ort ansehen.

    Besonders krass ist dieses Bild, das in der HAZ-Bildergalerie zu finden ist: http://www.haz.de/Mehr/Bilder/Ga…se#n27790201-p5

    Wie ist das eigentlich mit der Benutzungspflicht des Schutzstreifens geregelt? Autofahrer dürfen ja in Ausnahmefällen die Radspur mit benutzen. Dürfen umgekehrt Radfahrer die übrige Fahrbahn mitbenutzen? Der oben gezeigte Mini-Radfahrschutzstreifen stellt ja wohl den Ausnahmefall dar, der es rechtfertigt, dass ein Radfahrer die übrige Fahrbahn mitbenutzt.

    Um auch mal was positives zu sagen: Immerhin sieht es so aus, dass der Schutzstreifen nicht an parkenden Autos vorbeiführt.

    * Müsste es nicht eigentlich richtig "Schutzstreifen" heißen? Ein Radfahrstreifen ist doch vergleichbar mit einem Radweg und ist mit einer durchgezogenen Linie von der Fahrbahn abgetrennt.

    Auf google street view kann man sehen, das früher an der Stelle ein Hochbordradweg angelegt war. https://www.google.de/maps/@52.36530…!7i13312!8i6656

    Zum Vergleich dieses Foto aus der HAZ-Bildergalerie, dass in etwa aus der selben Perspektive aufgenommen wurde wie das google street view-Bild: http://www.haz.de/Mehr/Bilder/Ga…se#n27790201-p6

    Das googlemaps Satellitenbild zeigt die umgebaute Situation. Der Hochbordradweg wurde verkürzt und das Einfädeln auf die Straße erfolgt jetzt früher in dem Bereich einer neu errichteten Fußgängerschutzinsel. Aus dieser Perspektive stellt sich das Ganze schon wieder sehr viel anders dar als auf dem Zeitungsbild:

    https://www.google.de/maps/@52.36576…t/data=!3m1!1e3Allerdings ist auf dem Satellitenbild der Schutzstreifen, bzw. Einfädelstreifen noch nicht rot markiert. Viel ausschlaggebender ist rechtlich gesehen jedoch die Strichlinie. Die es offensichtlich schon länger gibt als die rote Farbe auf dem Schutzstreifen. Es sieht so aus, dass sich die HAZ erst einschaltete, als die rote Farbe dazukam.

    Mein Eindruck ist, da wird von der HAZ versucht, eine eigentlich gar nicht so schlechte Radverkehrslösung lächerlich zu machen. Besonders die Fotos aus der Fotogalerie erwecken einen ganz anderen Eindruck von der Situation vor Ort, als es sich auf dem Satellitenbild darstellt. Zeit für einen Ortsbesuch!

    5 Mal editiert, zuletzt von Ullie (18. Januar 2018 um 09:33)

  • Diese "Einfädelspur" ist auf jeden Fall irreführend, wie auch die Reaktionen der zitierten Radfahrerin zeigt, die angibt, lieber auf den Gehweg auszuweichen als links neben dem Streifen auf der Fahrbahn zu fahren. Schutzstreifen sind nicht benutzungspflichtig, ihre Benutzung kann allenfalls durch das Rechtsfahrgebot nötig werden. Aber es muss natürlich niemand so weit rechts fahren, dass er sich damit selbst in Gefahr bringt. Die rote Farbe suggeriert allerdings, dass dieser Streifen der alleinige Platz für Radfahrer ist. Wenn der Streifen nur zum Einfädeln dient, könnte man das vielleicht durch Pfeile deutlich machen, die in Richtung der Fahrbahn weisen.

    Doof ist, dass die Einfädelung genau im Bereich der Mittelinsel liegt und die rote Farbe auch den Autofahrern den Eindruck vermittelt, als gehöre ihnen die gesamte Fläche, die nicht rot markiert ist, alleine.

  • Ob dieser sehr schmale "Radfahrstreifen" (eigentlich ist es ein "Schutzstreifen") tatsächlich eine so ausgesprochen negative Berichterstattung rechtfertigt?

    Wer sowas als "Radverkehrsanlage" interpretiert, hat gewaltig einen an der Klatsche. Oder er ist Mitglied der BDSM-Szene.

  • Die Markierung suggeriert etwas, was nicht da ist. Radfahrer, die vom Hochbord kommen, müssen den Verkehr auf der Fahrbahn vorbeilassen.

    Nicht so ganz: Verkehrsregelungen durch Verkehrszeichen (und Zeichen 340 ist ein solches) gehen den allgemeinen Regeln vor. Wenn man vom Hochborg auf einen Schmutzstreifen oder so auffährt, muss dem Verkehr auf dem Schmutzstreifen beachten, den Rest nicht. Sollte man aber.