Fundstücke der Woche

  • Meine Meinung:

    (...)

    3. Fahrräder haben nichts, absolut gar nichts mit dem Fußverkehr zu tun

    Von solchen "absolutistischen" Aussagen, halte ich nicht viel.

    Fahrradverkehr und Fußverkehr haben ganz im Gegenteil sehr viel gemeinsam:

    Es sind beides Mobilitätsfomen, die nicht Motor-basiert sind. (Ausnahme Pedelec, was für mich übrigens ein Grund ist, für Pedelecs eine niedrigere eingebaute Tempogrenze einzufordern als die jetzt erlaubten 25 km/h.)

    An vielen Orten ist ein gemeinsamer Verkehr von Fahrrädern mit Geschwindigkeiten bis 20 km/h und Fußverkehr durchaus problemlos möglich. Viele Feldwege zum Beispiel können problemlos von Wanderern und Fahrradfahrern gemeinsam benutzt werden. Wege, die ausgeschildert sind mit [Zeichen 250] + [Zusatzzeichen 1022-10] ermöglichen vielerorts Fußgänger*innen und Radfahrer*innen eine gemeinsame Nutzung. Wichtig ist eine Aussperrung des MIV!

    Die Kombination [Zeichen 239] + [Zusatzzeichen 1022-10] dagegen ist genauso wie [Zeichen 240] oder [Zeichen 241-30] und [Zeichen 237] an vielen Stellen deshalb angebracht worden, um den Verkehrsraum für den MIV zu maximieren und den Fahrrad- und Fußverkehr an den Rand zu drängen. Das geht gar nicht!

  • An vielen Orten ist ein gemeinsamer Verkehr von Fahrrädern mit Geschwindigkeiten bis 20 km/h und Fußverkehr durchaus problemlos möglich.

    Das sehen Verbände von Seh- und Hörgeschädigten und Senioren etc. deutlich anders und auch Fuß eV und die Macher von Standards von Radschnellverbindungen ...

  • Ist ja auch völlig klar, Gehweg sollte ein "Safe-Space" sein, und nicht ein allgemeiner Nutzungsraum, um die Fahrbahn sauber zu halten von unliebsamen Verkehrsteilnehmern.

    Mir ist z. B. völlig schleierhaft, warum Skateboard-, Roller und Rollschuhfahrer auf dem Gehweg fahren sollen. Passt genau so wenig wie Radfahrer auf dem Gehweg.

  • Von solchen "absolutistischen" Aussagen, halte ich nicht viel.

    Fahrradverkehr und Fußverkehr haben ganz im Gegenteil sehr viel gemeinsam:

    Es sind beides Mobilitätsfomen, die nicht Motor-basiert sind. (Ausnahme Pedelec, was für mich übrigens ein Grund ist, für Pedelecs eine niedrigere eingebaute Tempogrenze einzufordern als die jetzt erlaubten 25 km/h.)

    Damit kriegst du aber die offiziell gewünschten "Tausende von Menschen" nicht vom Auto aufs Fahrrad?

    Ich denke: Das Elektromotor-unterstützte 1-Personen-Vehikel ist das Gefährt der Zukunft. Nur eine Frage der Zeit. Wenn auch der letzte Honk murrend eingestehen muss, wie absolut unsinnig es ist, tausende von Kilos an Fahrzeug in Bewegung zu setzen, nur um sich selbst ein paar Kilometer weit zu transportieren.

    Wäre schön, wenn unsere neuen grünen Vertreter-Helden das endlich mal deutlich, laut und unüberhörbar thematisieren würden.

  • Damit kriegst du aber die offiziell gewünschten "Tausende von Menschen" nicht vom Auto aufs Fahrrad?

    Ich denke: Das Elektromotor-unterstützte 1-Personen-Vehikel ist das Gefährt der Zukunft. Nur eine Frage der Zeit. Wenn auch der letzte Honk murrend eingestehen muss, wie absolut unsinnig es ist, tausende von Kilos an Fahrzeug in Bewegung zu setzen, nur um sich selbst ein paar Kilometer weit zu transportieren.

    Wäre schön, wenn unsere neuen grünen Vertreter-Helden das endlich mal deutlich, laut und unüberhörbar thematisieren würden.

    Was genau sollen die "grünen Vertreter-Helden" denn nun genau thematisieren?

    "Gerade Radschnellwege und Fahrradstraßen sind dafür konzipiert, um mit dem Fahrrad über längere Distanzen schnell von A nach B zu kommen und damit prädestiniert für S‑Pedelecs in der alltäglichen Anwendung, sagt Markus Riese vom E-Pedelec-Hersteller Riese & Müller, der selbst leidenschaftlich gerne mit dem S‑Pedelec unterwegs ist. Besonders drastisch ist die Regelung an Landstraßen, denn hier ist die nominelle Differenzgeschwindigkeit zwischen S‑Pedelecs und Autos deutlich höher als innerorts. Wie es anders gehen kann, zeigt die Schweiz: Dort sind die Radwege für S‑Pedelecs freigegeben und der Verkaufsanteil der Räder liegt bei ca. 20 Prozent des gesamten E‑Bike-Marktes. Anja Knaus vom schweizerischen E‑Bike-Hersteller Flyer kritisiert deshalb die deutsche Rechtslage: „Solange Themen wie die Radwegenutzung nicht gelöst sind, wird sich das S‑Pedelec nicht durchsetzen können.“

    S‑Pedelecs: Änderungen der StVO für Mobilitätswende gefordert
    Die deutsche Straßenverkehrsordnung bremst S‑Pedelecs aus und verhindert die Mobilitätswende. So lautet seit langem ein... mehr
    www.pd-f.de

    Soll Radwege-Infrastruktur also so gebaut und konzeptioniert werden, wie das die Hersteller von S-Pedelecs fordern? In einigen Fällen mag das funktionieren. Aber nicht zu den Bedingungen, wie das zum Beispiel Herr Riese gerne hätte. Fahrradstraßen zum Beispiel sind ohnehin häufig für den KFZ-Verkehr freigegeben, zu denen auch die Speed-Pedelecs mit motorgestützten Geschwindigkeiten bis 45 km/h zählen. Allerdings dürfen die in einer Fahrradstraße oder Zone mit KFZ-Freigabe auch nur max. 30 km/h fahren.

    Und auf Fahrradwegen, auch auf breiten und gut ausgebauten, haben Speed-Pedelecs einfach nichts verloren. Das ist ein Terrain für Muskelkraft-Mobilität. Und ist der Fahrradweg breit genug und sowohl der Fußgänger-Anteil als auch der Radverkehr-Anteil nicht allzu hoch, dann spricht auch nichts gegen [Zeichen 240]. Ist der Fußverkehr und/oder der Radverkehrsanteil höher oder soll ein höherer Anteil angestrebt werden, dann gibt es auch noch diese Möglichkeit: [Zeichen 241-30]

    Aber das eigentliche Ziel muss es sein, den Radverkehr an Stelle des Fahrzeugverkehrs auf die Fahrbahn zu bringen. Und damit meine ich den Muskel-betriebenen Fahrradverkehr, nicht den, bei dem überwiegend ein Hilfsmotor die Kraft erzeugt, um hohe Geschwindigkeiten zu erreichen, die jenseits von den natürlichen Grenzen liegen, die eine Person mit geringer oder mittlerer Konstitution mit einem konventionellen Rad erreicht. Nur so kann Radverkehr massentauglich werden. Auch dann, wenn dabei nicht die Distanzen erreicht werden, die bei stärkerer Motor-Unterstützung oder besonders gutem Training möglich sind.

    Der bekannte Verkehrswissenschaftler Knoflacher warnt immer wieder, zum Beispiel in diesem Zeit-Interview vom 13.9.2007:

    Frage der Zeitung: Ist Autofahren eine Sucht?

    Antwort Knoflacher: "Auf jeden Fall! Das Auto ergreift vom Menschen Besitz. (...)"

    »Das Auto macht uns total verrückt«
    Wir legen immer größere Distanzen zurück, um dieselben Bedürfnisse zu befriedigen. Ein Gespräch mit dem Verkehrswissenschaftler Hermann Knoflacher
    www.zeit.de

    Und ich befürchte, dass das bei Motor-unterstützten Fahrrädern ganz genau so der Fall ist, solche Verkehrsmittel beinhalten eine immense Suchtgefahr, wenn nicht ganz deutlich die maximale Motor-Unterstützung auf eine sehr niedrige Geschwindigkeit limitiert ist. Nach mehreren Selbstversuchen mit Pedelecs plädiere ich für ein Limit von 20 km/h (anstatt der bisher üblichen 25 km/h). Wobei mir aufgefallen ist, dass unterschiedliche "Kennlinien" voreingestellt sind oder eingestellt werden können. Nicht gefallen hat mir ein Pedelec-Fahrrad, bei dem erst bei 25 km/h die Unterstützung abbricht, und zwar sehr abrupt abbricht. Angenehmer fand ich Modelle, beziehungsweise Einstellungen, bei denen schon deutlich früher die Motor-Zusatzleistung langsam abnimmt. Und überhaupt sollte das Pedelec eher als Hilfsmittel für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung genutzt werden.

    Deshalb sehe ich das auch eher kritisch, wenn "grüne Vertreter-Helden", die gerne die Vorreiter-Rolle spielen, Publicity-trächtig Radverkehrsinfrastruktur für KFZ wie Speed-Pedelecs (S-Pedelecs) öffnen:

    "Als bundesweit möglicherweise erste Kommune hat Tübingen einen ersten Radweg für S-Pedelecs freigegeben. Dort darf man maximal 30 km/h schnell fahren. Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) will weitere Radwege freigeben."

    Boris Palmer gibt den ersten Radweg in Tübingen für S-Pedelecs frei
    Als bundesweit möglicherweise erste Kommune hat Tübingen einen ersten Radweg für S-Pedelecs freigegeben. Dort darf man maximal 30 km/h schnell fahren.…
    www.sazbike.de

    Immerhin wurde für den frei gegebenen Radweg ein Tempolimit von 30 km/h verhängt. Aber so richtig Sinn macht es meines Erachtens nicht, dann dort Fahrräder mit einer Motorunterstützung bis 45 km/h zuzulassen. Allerdings handelt es sich um einen Tunnel, der eine beliebte Abkürzung für Fahrradfahrer ist, und in dem es eine eigene Fußverkehr-Spur gibt:

    Fahr mit bei mapillary:

    Mapillary cookie policy use

    Damit will ich keinesfalls gut trainierte Radsportler ausbremsen. Aber für die sind ja genug Fahrbahnen vorhanden, wo sie mit hohen Geschwindigkeiten fahren können. Und wenn auf einem Radweg oder einem Radschnellweg freie Sicht ist und wenig los ist, dann kann dort bitte, wer das schafft, auch mit 40 km/h pedalieren. Sehr viele Alltagsradler allerdings werden das nicht schaffen. Und es sollen ja auch noch deutlich mehr Alltagsradler werden, im Sinne einer echten Verkehrswende.

  • Zitat

    Nach mehreren Selbstversuchen mit Pedelecs plädiere ich für ein Limit von 20 km/h (anstatt der bisher üblichen 25 km/h).

    Nach mehreren Selbstversuchen mit Lastenpedelecs plädiere ich für ein Limit von 30km/h. Würde dann auch besser zu flächendeckend 30km/h für Kfz in geschlossenen Ortschaften passen.

    Und überhaupt sollte das Pedelec eher als Hilfsmittel für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung genutzt werden.

    Und Lastenräder sollen dann auch nur noch mit Motor genutzt werden, wenn jemand mit Beeinträchtigung draufsitzt?

  • Was genau sollen die "grünen Vertreter-Helden" denn nun genau thematisieren?

    Kann ich dir sagen: Wo bleibt die angekündigte "Zeitenwende" in der Klimapolitik, wo bleibt das 100 Milliarden Sofortprogramm, wo bleibt wenigstens das gesetzlich vorgeschriebene "Klimaschutzsofortprogramm bei der Verfehlung sektorspezifischer Treibhausgasziele"?

    "Geeignete Radinfrastruktur" kannst du knicken, bis dahin haben wir locker 5°C (das ist der Unterschied zur letzten Eiszeit). Und die Vorstellung, in Zukunft hüpfen alle singend im Hopserlauf zur Arbeit und pflücken nebenbei einen Blumenstrauß, ist m.E. sehr - romantisch. :)

  • Nach mehreren Selbstversuchen mit Lastenpedelecs plädiere ich für ein Limit von 30km/h. Würde dann auch besser zu flächendeckend 30km/h für Kfz in geschlossenen Ortschaften passen.

    Was bist du denn für eines gefahren?

    Das ist eine gute Idee, die ja auch schon heute möglich ist, wenn ein solches Fahrzeug wie ein speed-Pedelec zugelassen ist: "Als Fahrer musst du im Besitz einer Betriebserlaubnis, eines Versicherungskennzeichens sowie eines Führerscheins der Klasse AM oder höher sein. (...) Das Mindestalter zum Fahren eines S-Pedelecs liegt je nach Bundesland bei 15 oder 16 Jahren."

    https://www.kalkhoff-bikes.com/de_de/lexikon/…ine%20Zulassung.

    (Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob das zum Beispiel auch für ein Motor-unterstütztes Bakfiets wie auf dem Foto gilt.)

    Gerade das Tempolimit 30 km/h, dass du vorschlägst, ist interessant, denn S-Pedelecs dürfen ja bis zu 45 km/h Motorunterstützung leisten. Man braucht dafür den Führerschein der Klasse AM. Mofas bis 25 km/h dagegen dürfen mit einer Mofa-Prüfbescheinigung (Mindestalter bundesweit 15 J.) gefahren werden.

    Ich fand das immer schon absurd, dass es solche Tempolimits wie 30 für Wohngebiete und 50 innerorts gibt, aber Mofas bis zu 25 km/h und Mopeds bis 45 km/h fahren dürfen. Es hätte doch mehr Sinn gemacht, das aufeinander abzustimmen.

    Ich bin mir jetzt nicht sicher, wie viel davon auf nationaler Ebene geändert werden kann und wie es EU-weit aussieht. Aber so grob gesprochen wären es doch sinnvoll, so wie du es vorschlägst, für schnelle E-Bikes und Cargo-E-Bikes eine Tretunterstützung bis max. 30 km/h festzulegen. Und, das ist meine Ergänzung, eine entsprechende Mofaprüfbescheinigung und Versicherungspflicht für diese Fahrzeuge vorzuschreiben.

    Zumal diese Fahrzeuge ganz schön "monumental" ausfallen können:

    So oder so, muss man wohl genau beobachten, wie sich der Einsatz solcher Cargo-Pedelecs entwickelt und ob es ggf. Sinn macht, eine Versicherungspflicht einzuführen, möglicherweise abhängig davon, ob die Motorunterstützung über 20 km/h liegt. Und das könnte dann auch für übliche Zweirad-Pedelecs gelten, dass sie nur bis 20 km/h Motorunterstützung haben dürfen.

    Für schnellere Fahrzeuge mit Tretantrieb in Kombination mit Motorunterstützung für noch höhere Geschwindigkeiten, müsste man dann nochmal extra gucken, was es an Verbesserungsmöglichkeiten gibt.

    Auf jeden Fall konnte ich schon bei meiner Testfahrt mit einem normalen Pedelec feststellen, dass das Zuschalten der größten Unterstützerstufe ein Gefühl erzeugt, als würde man gar nicht mehr treten, um damit vorwärtszukommen. Vielmehr fühlte sich das Treten so ähnlich an, als würde es nur zur Steuerung der Motorkraft dienen. So ähnlich wie das Drehen am Gasgriff bei einem Mofa oder Motorrad.

    Und ich vermute, das ist bei einem S-Pedelec noch mehr der Fall. Kann das jemand bestätigen, der es mal ausprobiert hat? Jedenfalls wäre das dann keine Mobilitätsform mehr, die vollständig oder überwiegend auf Muskelkraft basiert. Deshalb ist es gut, dass für Fahrzeuge, die nicht vollständig oder überwiegend auf Muskelantrieb angewiesen sind, Hürden wie zum Beispiel eine Versicherungspflicht gelten.

    In jedem Fall ist es meines Erachtens nicht wünschenswert, wenn Fahrradwege mit S-Pedelecs befahren werden dürfen. S-Pedelecs gehören wie konventionelle Fahrräder auf die Fahrbahn. Für konventionelle Fahrräder jedoch soll es weiter möglich sein, Fahrradwege zu bauen und zu benutzen. Ein flächendeckendes Tempo 30 innerorts wird meines Erachtens nicht automatisch dazu führen, dass dadurch das Fahrradfahren auf stark vom Autoverkehr dominierten Fahrbahnen automatisch so attraktiv wird, dass keiner mehr Radwege benutzen will.

    Würde man Fahrradwege für S-Pedelecs freigeben, dann müssten voraussichtlich die Mindestbreiten nach oben korrigiert werden. Das führt dann entweder zu noch mehr Flächenversiegelung :(. Im Idealfall könnte es dazu führen, dass die Fahrbahnen schmaler gemacht werden oder eine von zwei Fahrspuren oder der Park-Streifen zum Fahrradweg wird :). Aber dazu müsste man nicht unbedingt die S-Pedelecs auf die Fahrradwege holen. Und die normalen Pedelecs muss man dafür nicht auf 30 km/h Motorunterstützung aufrüsten.

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (24. August 2022 um 09:30) aus folgendem Grund: Bakfiets-Foto zugefügt und Text ergänzt

  • Was bist du denn für eines gefahren?

    • Radkutsche Rapid
    • Butchers & Bicycles MK1-E
    • Larry vs. Harry Bullitt

    Ich denke bei 30km/h braucht man noch keine Pflichtversicherung und Mofa-Berechtigung. Alles viel zu viel Bürokratie, die die Menschen davon abhält Fahrrad zu fahren.

    30km/h sind sind auch für normal fitte Menschen auf nicht-unterstützten Rädern keine große Schwierigkeit.

    Weiterhin denke ich, dass nur weil S-Pedelecs bis 45km/h fahren können, man sie nict grundsätzlich von Radwegen fernhalten muss. Man darf ja auch mit Kfz die 300km/h fahren können, in [Zeichen 274.1] und sogar in [Zeichen 325.1].

    Es muss halt in die Köpfe der Fahrer, dass sie angepasst zu fahren haben. Und man müsste immer und überall befürchten, dass man erwischt wird, sollte man dies nicht tun. An Letzterem mangelt es ja leider, und darum klappt das mit Ersterem nicht.

    Mehr Bürokratie und Hürden helfen dabei aber nicht.

    • Radkutsche Rapid
    • Butchers & Bicycles MK1-E
    • Larry vs. Harry Bullitt

    Ich denke bei 30km/h braucht man noch keine Pflichtversicherung und Mofa-Berechtigung. Alles viel zu viel Bürokratie, die die Menschen davon abhält Fahrrad zu fahren.

    30km/h sind sind auch für normal fitte Menschen auf nicht-unterstützten Rädern keine große Schwierigkeit.

    Es muss halt in die Köpfe der Fahrer, dass sie angepasst zu fahren haben. Und man müsste immer und überall befürchten, dass man erwischt wird, sollte man dies nicht tun. An Letzterem mangelt es ja leider, und darum klappt das mit Ersterem nicht.

    Mehr Bürokratie und Hürden helfen dabei aber nicht.

    Das sind Pedelec-Transport-Zweiräder und ein Dreirad mit Neigetechnik, die du gefahren hast. Mit einem Pedelec-Transport-Zweirad habe ich auch schon mal eine ganz kleine Probefahrt gemacht. Ohne Zuladung außer meinen eigenen Pfunden.

    Die gehen ab wie "Schmidts Katze", ohne dass man sich beim Pedalieren irgendwie anstrengen müsste. Selbst bei einer leichten Steigung hatte ich das Gefühl, dass das Fahrrad sehr kraftvoll beschleunigt, obwohl ich dazu kaum einen Eigenbeitrag geleistet habe.

    Der Motor bei einem solchen Transport-Pedelec ist noch mal kräftiger ausgelegt als bei dem Pedelec, das ich für eine längere Probefahrt benutzte. Das war ein Lehmkuhl P2.2:

    Die Transport Pedelecs haben ja deshalb einen stärkeren Motor, damit sie auch schwere Lasten bewegen können. Aber ohne Transportlast gefahren beschleunigen sie auch sehr stark. Ich finde, solche Fahrräder problematisch auf den herkömmlichen Fahrradwegen, auch dann, wenn diese Fahrradwege den aktuellen Breiten-Vorgaben entsprechen. Mit Tempo 25 max. geht vielleicht grade noch so. Lieber wäre mir Tempo 20 max. Dann aber so, dass die maximale Tretunterstützung schon beim Annähern an die 20 km/h nachlässt.

    Ich glaube auch nicht, dass "normal-fitte" Menschen keine großen Schwierigkeiten haben, auf nicht unterstützten Rädern Tempo 30 zu fahren. Allerdings ist das auch eine Frage, wie du "normal fit" definierst.

    Aus Sicht eines Radsportlers oder Sportmediziners ist "normal fit" etwas ganz anderes als wenn du den Fitness-Durchschnitt der Bevölkerung zugrunde legst. Und deine Aussage würde sehr viele Menschen davon abhalten, mit dem Fahrrad zu fahren, wenn man ihnen ständig unter die Nase reiben würde: "Ein "normal fitter Mensch" schafft mit dem Fahrrad Tempo 30 ohne große Schwierigkeit."

    Zunächst mal die gute Nachricht:

    "Eine große Mehrheit der Bevölkerung erfreut sich guter Gesundheit. 69 Prozent der Frauen und 72

    Prozent der Männer bewerten ihre Gesundheit als sehr gut oder gut."

    Allerdings:

    "Bei den ab 65-Jährigen geht es noch knapp 50 Prozent der Frauen und 54 Prozent

    der Männer sehr gut oder gut."

    Und:

    "Aber auch chronische Krankheiten treten häufig in der Bevölkerung auf. Etwa 20 Prozent der unter

    30-jährigen Frauen und 18 Prozent der gleichaltrigen Männer geben an, von mindestens einer

    chronischen Krankheit betroffen zu sein. Bei den ab 65-Jährigen sind es 58 Prozent der Frauen und

    55 Prozent der Männer.

    Gut ein Zehntel der Befragten ist gesundheitlich erheblich eingeschränkt."

    RKI von 2014

    https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/GEDA12.pdf?__blob=publicationFile

    An den Daten sieht man, dass besonders die älteren Menschen häufig von Fitness-Einschränkungen betroffen sind. Aber auch bei jüngeren Menschen sind rund ein Drittel nicht so richtig fit. Sollen die jetzt alle aufs 30 km/h E-Bike steigen, um mit denen mithalten zu können, die du als "normal fit" bezeichnest? Da bin ich aber entschieden dagegen. Denn das würde erst recht Hürden schaffen. Dann lieber bürokratische Hürden für jene, die gerne mit Tretunterstützung fahren, die mehr unterstützt als Tempo 25 km/h (ich selbst würde bei Pedelecs schon bei 18 - 20 km/h abriegeln).

    Leider habe ich aus der Studie nicht heraus lesen können, ob die rund zwei Drittel der Menschen, die ihre Gesundheit mit Gut bewerten, tatsächlich keine großen Schwierigkeiten haben, mit einem Fahrrad ohne Hilfsmotor Tempo 30 (über einen längeren Zeitraum als 5 Minuten) zu schaffen. Ich vermute, dass das nicht der Fall ist. Es sei denn mit kräftigem natürlichem Rückenwind.

    Automobilität grenzt aus, nämlich die Menschen, die kein Auto zur Verfügung haben oder bewusst kein Auto fahren wollen. Fahrradmobilität darf nicht ausgrenzen, besonders die nicht, die langsam Rad fahren. Und das ist die große Mehrheit der Bevölkerung.

  • Und der Unterschied zum normalen Fahrrad besteht jetzt genau worin?

    Das kann ich dir sagen:

    Bei einem normalen Fahrrad ist die gefahrene Geschwindigkeit bei den meisten Menschen deutlich niedriger als bei einem Pedelec. Und würde es eine deutlich bessere Radfahrinfrastruktur geben, die auch langsame potenzielle Fahrradfahrer*innen anlockt, dann wären noch mehr Fahrräder langsamer unterwegs.

    Fahrradfahrer*innen, die in einem verkehrsberuhigten Bereich oder in einer Fußgängerzone mit Fahrradfreigabe zu schnell fahren, würden vermutlich mit einem Pedelec noch deutlicher zu schnell fahren.

    Den Einzelfall betrachtet ist es natürlich gleich, ob jemand mit einem Pedelec mit 25 km/h durch den verkehrsberuhigten Bereich fährt oder ob das jemand ohne E-Motor-Unterstützung macht. Aber in der Summe macht sich das in jedem Fall negativ bemerkbar, wenn immer mehr Fahrradfahrer*innen in einem verkehrsberuhigten Bereich mit 25 statt 15 km/h durchfahren.

  • Die gehen ab wie "Schmidts Katze", ohne dass man sich beim Pedalieren irgendwie anstrengen müsste.

    Das ist doch allein dein subjektives Empfinden.

    Die Transport Pedelecs haben ja deshalb einen stärkeren Motor, damit sie auch schwere Lasten bewegen können.

    Das ist eine bloße Behauptung. An meinem Bullitt ist ein stink normaler Shimano Steps E6100. Wie er auch an normalen Pedelecs verbaut wird.

    Lieber wäre mir Tempo 20 max. Dann aber so, dass die maximale Tretunterstützung schon beim Annähern an die 20 km/h nachlässt.

    Und weil dir das lieber wäre soll es Standard für alle werden?

    Dann lieber bürokratische Hürden für jene, die gerne mit Tretunterstützung fahren, die mehr unterstützt als Tempo 25 km/h

    Hast du das nicht weiter oben schon für über 20km/h gefordert?

  • Das kann ich dir sagen:

    Bei einem normalen Fahrrad ist die gefahrene Geschwindigkeit bei den meisten Menschen deutlich niedriger als bei einem Pedelec. Und würde es eine deutlich bessere Radfahrinfrastruktur geben, die auch langsame potenzielle Fahrradfahrer*innen anlockt, dann wären noch mehr Fahrräder langsamer unterwegs.

    Noch so eine bloße Behauptung. Ich kann im Alltag nicht feststellen, dass Pedelecs ständig an der 25km/h-Grenze betrieben werden.

  • Fahrradfahrer*innen, die in einem verkehrsberuhigten Bereich oder in einer Fußgängerzone mit Fahrradfreigabe zu schnell fahren, würden vermutlich mit einem Pedelec noch deutlicher zu schnell fahren.

    Pedelecs haben die hervorragende Eigenschaft, dass sie das Straßenniveau egalisieren: Du musst nicht wegen jeder kleinen Steigung runterschalten oder aus dem Sattel gehen. Auf ebener Strecke fahre ich mit dem "Analogbike" genauso schnell oder vermutlich sogar schneller, weil ich die 25km/h-Grenze gar nicht bemerke.

    Deine Vorschläge sind m.E. absolut kontrapoduktiv. Verkehrswende heißt nicht, die Menschen besser zu machen, sondern die Kack-Autos wegzukriegen. Und wenn die weg sind, gibts auch keinen Grund für "fußgänger-kompatible Fahrradgeschwindigkeiten".

    Ich bin absolut unsportlich und fahre nur deswegen mit dem Pedelec, weil es m.E. vernünftiger ist als mit dem Auto zu fahren. Jede Form von missionarischem Eifer, man möge mit Fahrrädern doch bitte wie die Mormonen mit Pferdekutschen im Schritttempo rumfahren, ist m.E. schädlich für eine Verkehrswende und treibt mich lediglich dazu, wieder aufs Auto zurückzukehren.