So. Kapiere ich ja alles wieder nicht.
Nachdem mein geplanter 150-Kilometer-Gran-Fondo wegen eines defekten Schlauches im Vorderreifen, für den ich sinnvollerweise auch keinen Ersatz dabei hatte und kein Loch feststellen konnte, schon am Itzehoer Bahnhof endete, musste ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause. Und das war gar nicht so ganz einfach.
In der Nord-Ostsee-Bahn mussten in dem Wagen, in den ich eingestiegen bin, zwei Fahrgäste mit jeweils zwei Sitzen Abstand die noch leere Seite im Fahrradabteil in Beschlag nehmen. Meine (hoffentlich doch recht freundliche) nachfrage, ob die beiden entweder noch weiter auseinander- oder zusammen an eine Seite rücken könnten, wurde abschlägig beschieden: Man tat so, als hätte man mich gar nicht bemerkt. So passierte, was passieren musste: Ich stand eine ganze Weile blöd im Wagen herum, als einer der beiden merkt, dass er ja doch schon in Elmshorn aussteigen wollte, plötzlich aufspringt, mein Fahrrad herumreißt, um zur Tür zu hechten, sich das Hosenbein an der fettigen Fahrradkette beschmiert und dann erstmal das volle #ScheißRadfahrer-Programm abzieht. Dafür ist er dann leider noch weiter bis Hamburg-Altona gefahren.
So. In Hamburg-Altona wollte ich dann mit dem Bus 183 oder 283 weiter zum Eidelstedter Platz, das ist nämlich quasi direkt vor meiner Haustür. Beide fahren ja ungefähr den gleichen Linienweg und beide haben natürlich die Gemeinsamkeit, dass am Samstagabend nicht mehr so ganz viele Fahrten stattfinden. Jede Linie fährt alle vierzig Minuten, so dass man alle zwanzig Minuten irgendwie von Altona zum Eidelstedter Platz kommt.
Ein Bus der Linie 183 fährt vor, ich schicke mich an, dort einzusteigen, als sich eine Dame mit Kinderwagen noch reindrängelt. Die hatte ich vorher gar nicht gesehen und ich vermute, dass sie aus dem gegenüberliegenden Fahrstuhl gerade von der S-Bahn hochgefahren kam. Na gut, dachte ich mir, jetzt bloß keinen Ärger machen und schob mein Rad in den hinteren Türraum hinein. Dort ist übrigens tatsächlich massig viel Platz, dort können bestimmt vier Fahrräder oder zwei Fahrräder und zwei Kinderwagen oder zwei Fahrräder und zwei Rollstühle mitfahren.
Nun war ich aber drin und der Lautsprecher krächzte: Das hatte ich tatsächlich zuerst verstanden, aber natürlich sagte er eigentlich „Radfahrer aussteigen!“ „Ich?“, fragte ich etwas verwundert nach, „Radfahrer aussteigen!“ krächzte es zum dritten Mal, „Na gut, dann gehe ich halt wieder“, sagte ich und schob mein Rad wieder hinaus. Die Türen schlossen, der Bus fuhr einen halben Meter nach vorne, dann öffnete der Busfahrer die vordere Tür, lief zu mir und erklärte mir, er könne auch nichts dafür, das wären nunmal die Regeln. Ich entgegnete, dass ich erst vor drei Tagen ein leider ebenfalls defektes Rad im Bus transportiert hätte, woraufhin er meinte, es gäbe seit ein paar Tagen neue Sicherheitsregeln: Wenn ein Kinderwagen oder ein Rollstuhlfahrer transportiert werden sollen, dann müssen Fahrräder sofort den Bus verlassen. Bei einem Unfall wäre das Verletzungsrisiko zu groß.
So ganz verstand ich das nicht, wollte ihn aber auch nicht weiter aufhalten. Im Bus saßen mehrere Gäste des Wacken-Festivals, die offenbar schon am Sonnabend abgereist waren und ausgesprochen viel Gepäck mit sich führen, im Bus gegenüber lud gerade jemand ein Surfbrett ein und vor ein paar Minuten verschwanden gleich drei Kinderwagen in einem Bus der Linie 15. Aber ausgerechnet ein Fahrrad stellt nun so ein erhebliches Verletzungsrisiko dar? Halt: Ausgerechnet ein Fahrrad in Kombination mit einem Rollstuhl oder einem Kinderwagen?
Wie auch immer. Zwanzig Minuten später fuhr ein Wagen der Linie 283 vor, in dem ich schon vor dem Betreten des hinteren Türraumes per Lautsprecher des Wagens verwiesen wurde. Eine kurze Nachfrage beim Fahrer vorne, dass sich ja gar kein Kinderwagen oder Rollstuhl im Bus befände, ergab: Fahrräder dürfen seit ein paar Tagen generell nicht mehr im Bus transportiert werden. In gar keinem Bus. In überhaupt gar keinen Bus des HVV. Aus Sicherheitsgründen und so.
Ein Fahrgast reklamierte, ich solle nun nicht das Diskutieren anfangen, obwohl ich gar nicht diskutieren wollte, obwohl ich ja eigentlich schon gerne verstehen möchte, was denn nun an Fahrrädern so gefährlich ist, dass sie im Gegensatz zu Rollstühlen, Kinderwagen und Sperrgepäck nicht mehr im Bus transportiert werden dürfen. Meine Idee ist ja, dass Fahrräder in Bussen ohnehin nur geduldet wurden und quasi eher so eine Art Luxus-Gepäckstück darstellten: Mit genügend Luft im Reifen kann ein Radfahrer die Strecke ja selbst in Angriff nehmen, was einem Rollstuhlfahrer oder einem Fahrgast mit Kinderwagen eher schwerfällt. Warum nun allerdings ein relativ unhandliches Surfbrett dann nicht mit dem Taxi transportiert werden muss…?
Nun gibt es ja vom HVV eine mittlerweile recht übersichtliche Seite, in welchen Buslinien eine Fahrradmitnahme möglich ist. Ich bilde mir ein, dass es bei meinem letzten Besuch auf der Seite noch nicht diese recht komfortable Tabelle dort unten gab oder ich sie einfach nicht gesehen hatte. Nun stelle ich fest, dass ich in den letzten fünf Jahren ungefähr zwölf Mal von der Möglichkeit der Fahrradmitnahme im Bus Gebrauch gemacht habe, aber abgesehen von einer einzigen Fahrt in der Linie 189 bislang nur Buslinien getroffen habe, in denen die Mitnahme überhaupt nicht gestattet war. Das hat ja bislang alles nicht so gut geklappt, obwohl sich bis gestern noch nie ein Fahrer beschwert hatte.
Was ich dann doch noch nicht verstehe: Was spricht denn dagegen, zum Beispiel jetzt im Nachtverkehr, in dem in den Metrobuslinien 4 und 5 beispielsweise eher weniger los ist, ein Fahrrad mitzunehmen? Dass man tagsüber beim Metrobus 5 Glück haben muss, überhaupt als Fahrgast einsteigen zu können, klar, da versteht es sich von selbst, das man da kein Fahrrad reindrückt, aber nach welchen Kriterien wird denn eine Fahrradmitnahme gestattet oder nicht gestattet?
Und: Gibt es nun „seit einigen Tagen“ ein generelles Verbot der Fahrradmitnahme in den Buslinien innerhalb des HVV?