• Heute sind wir mal wieder Metronom gefahren. Die Hinfahrt war gar kein Problem, alles superduper und geräumig und entspannt.

    Die Rückfahrt war, naja, „speziell“.

    Das ging schon damit los, dass wir unterwegs zustiegen und das Fahrradabteil mit ungefähr acht Fahrrädern quasi komplett belegt war. Das ist ja auch so ein Ding, was ich einfach nicht verstehe: Man hat das komplette Untergeschoss eines Doppelstockwagens für Fahrräder reserviert, aber wenn acht Spezialisten nicht wissen, wie man eine Fahrradhalterung benutzt, sondern ihr Fahrrad quer zur Fahrradhalterung an die Wand tüddeln, dann ist das Fahrradabteil ratzfatz voll. Immerhin bekamen wir dann noch zwei Fahrradhalterungen freigeräumt und mussten nicht die nächste halbe Stunde stehen.

    Der Ausstieg war dann wieder total kompliziert. Ich stand mit zwei anderen Radlingen am „hinteren Ausgang“ und ließ erstmal den Strom der Fahrgäste vom Oberdeck hinunter. Warum denn zusammen durch die Tür quetschen, wenn ich alle Zeit der Welt habe? Zwei Dinge habe ich dabei nicht bedacht: Erstens reißt der Strom der Fahrgäste vom Oberdeck irgendwann ab, so dass nur noch dann und wann jemand die Treppe herunterkommt, zweitens macht ein Fahrgast mit Fahrrad, der im Türraum steht, auf außenstehende Fahrgäste nicht den Eindruck von wegen „Oh, der wartet in Ruhe ab, dass er aussteigen kann“, sondern „Der steht da irgendwie rum und will wohl noch weiterfahren“.

    Es passierte, was passieren musste: Obwohl hin und wieder noch jemand vom Oberdeck herunterkam, sprudelten die Fahrgäste für die Rückfahrt durch die Tür. Der Radling hinter mir bekam es mit der Angst zu tun und trat unter lautem Protest der übrigen Fahrgäste die Flucht nach vorne an. Und das war der Zeitpunkt, ab dem die Stimmung eher beschissen wurde.

    Ich versuchte mich anschließend hinter ihm durch die Tür nach außen zu schieben, hing aber an einer älteren Dame fest, die sich mit Arm und Koffer an meinem Rennradlenker verhakt hatte. So. Das ist natürlich schon problematisch, denn man kann die Dame ja nicht einfach durch die Gegend wirbeln, sonst stürzt sie oder der Koffer auf die Gleise oder sie bricht sich was oder wird wütend, also versuchte ich vorsichtig die Balance zu halten — Oma schob von vorne, ich wich langsam zurück — ohne komplett eingekeilt zu werden.

    Dann rief ein anderer Fahrgast von außen, dass man im Alter der Dame wohl wissen sollte, dass man erst die Fahrgäste aussteigen lässt, bevor man einen Bus oder eine Bahn betritt, aber das war schon wieder vergebens. Dann fettete sich die alte Dame ihre Hose an meiner Fahrradkette ein, als der Koffer an meinem Schaltwerk entlangschrammte. Tja. Ich kann nun nicht so ganz behaupten, dass es mir sehr leid täte, aber ich habe tatsächlich ein gutes Händchen für solche Diskussionen. Immerhin stand ich nun auf dem Bahnsteig — und beim nächsten Mal werde ich mich einfach frech in die Reihe der Fahrgäste vom Oberdeck einschmuggeln, anstatt brav jedem den Vortritt zu lassen.

  • Tja, die (fehlenden) eindeutigen Signale an die anderen Verkehrsteilnehmer ...

    Der Klassiker:

    "Aber Leid laßt's doch'd Leid naus, ne?"
    "??? Laßt'ses halt naus!"
    "Geh halt weg, Du oida Depp!"
    "Dir gib I da scho an oidn Deppn,
    Du Rotzlööfe, Du rotziger!
    A so a schwindsüchtiges Zigarettenbürschal,
    a scho as Mei aufreißn
    ...
    Auf'd Seitn, Himma Sapparament no amoi!!!"
    "A so a narrischer Kampe, a narrischer"
    ...
    So, bitte aussteigen lassen!
    Erst die Plattform frei machen!
    Bisl rascher aussteign!
    Herrschaft, alte Rutschn!
    Schau halt amoi, daß'd ausse kimmst!
    Sonst tritt i da ins Kreiz nei!"
    ...
    "Jetzt drucka de scho wieder rei
    laßt's doch uns zuerst naus
    Himma Sapparament no amoi!!!"

  • Heute Abend auf dem Hamburger Hauptbahnhof habe ich auch mal erlebt, wie unpraktisch manche beim Einsteigen sind.
    Gegeben ist ein Liegewagen dieses Typs:

    Die Tür ist anderthalb Meter breit, schiebt sich zur Seite, so dass das Einsteigen ein Vergnügen ist und schnell vonstatten gehen könnte - wenn nicht auch hier die Spezialisten noch im Eingang das Rad querstellen und die Packtaschen abnehmen würden, obwohl draußen noch drei Leute mit Fahrrad warten.
    Anstatt dass die erstmal nach links, rechts oder hinten durchgehen und sich innen in aller Ruhe sortieren - Zeit wäre genug, und hilfreiche Foristen sind manchmal auch an Bord ...

  • Am Sonntag im Metronom von Bremen nach Hamburg gesessen. Der Zug hält planmäßig in Buchholz in der Nordheide.
    Parallel am selben Bahnsteig fährt so ein kleiner "Heidesprinter" des Unternehmens "erixx" ein.
    Und zwar völlig überfüllt.
    Dazu auch noch viele Fahrräder.
    Unfassbar, was da wieder abging an drängeln und schubsen. Und was für Menschenmassen in diesem kleinen Zügelchen reingepfercht wurden...

    Zum Glück musste ich mir das nur aus der oberen Etage des Metronoms angucken und war heilfroh, kein Fahrrad unten stehen zu haben.
    Immerhin hat der Metronom gewartet, bis alle Passagiere vom erixx aus- und in den Zug nach Hamburg eingestiegen waren. :thumbup:

    Ich meine auch, bekannte Radfahrergesichter dort in der Masse gesehen zu haben.
    @Panke? Warst du das?

  • Die Bahn verrät über Umwege doch schon einmal ein wenig der schönen neuen Fahrradwelt im ICE (4). Schön kuschelig wirds werden. Mit etwas Glück gibt es wenigstens den selben Abstand, wie im IC-Steuerwagen. Da auch noch IC-Linien an die Ostsee (Hamburg -> Stralsund -> Binz/Greifswald) auf den ICE4 umgestellt werden sollen, wird das doppelt lustig. Obwohl man hier eher noch die Radkapazitäten ausbauen müsste, halbiert man halt einfach die Kapazitäten. Die Jetzigen IC-Steuerwagen müssten Platz für 16 Räder haben.

  • Bei dem ganzen Gemaule über die Fahrradmitnahme in der Bahn darf man nicht vergessen: Als Radfahrer tut man sich den Kram ja einigermaßen freiwillig an. Ich könnte meine Fahrt auch ohne Fahrrad antreten, wäre dann am Ziel vielleicht nicht wie gewohnt mobil, aber ich käme schon irgendwie zurecht.

    Heute wurde mir dann wieder einmal deutlich, dass man als Rollstuhlfahrer diesen Komfort nicht hat.

    Los ging’s unten an der Stadthausbrücke, wo ein Rollstuhlfahrer recht hilflos vor dem defekten Aufzug stand. Offenbar konnte er auch nicht besonders gut sehen, jedenfalls war ihm die Lampe, die den Defekt signalisierte, nicht aufgefallen. Er war Tourist, wollte zum Michel, hing aber nun im Tiefbahnhof fest.

    Nun kann man dem HVV vieles vorwerfen, aber er hat eine für meine Begriffe sehr genaue Anzeige, welche Aufzüge gerade in Betrieb sind:

    Dort wird sogar aufgelistet, ob die Tasten in tastbarer Blindschrift dargestellt sind — das macht auf mich als Sehenden durchaus Eindruck, ob das den Ansprüchen eines Blinden genügt vermag ich natürlich nicht zu beurteilen. Jedenfalls war der Aufzug an der Stadthausbrücke — Überraschung! — als defekt gekennzeichnet, während der an den Landungsbrücken funktionieren sollte.

    Ich wusste bis dahin noch gar nicht, dass die Landungsbrücken mittlerweile mit einem Aufzug ausgestattet war, aber wenn die App das sagt, dann wird das wohl stimmen. „Just take the next train in this direction“, flötete ich in meinem schönsten Englisch, bis mir auffiel, dass der Mann anschließend gefühlte fünfhundert Meter den Berg hochrollen müsste. Das war sicherlich nicht in seinem Sinne.

    Und nun? Zurück zum Jungfernstieg und von dort zurück zum Michel rollen dürfte ungefähr genauso anstrengend sein… äääh, ach, am Jungfernstieg ist nur die U2 per Aufzug erreichbar, aber nicht die S-Bahn? Meine Fresse. Zurück zum Hauptbahnhof und von dort rollen? Nee, bestimmt nicht. Aber am Hauptbahnhof könnte er in die U3 umsteigen und bis St. Pauli fahren. Das ganze Hin und Her nähme etwa anderthalb Stunden in Anspruch, aber dann wäre er am Michel, der hat übrigens einen Aufzug und zwar schon ziemlich lange.

    Die Rettung kam dann in Gestalt zweier kräftiger Männer, die anboten, ihn die Rolltreppe hochzukarren und oben die letzten beiden Treppen von der Verteilerebene zur Straße zu tragen. Puh, gerade noch gutgegangen. Im Ernst: Sonst hätte ich ihn von den Landungsbrücken bis zum Michel den Hügel hochgeschoben. So viel Nächstenliebe muss sein.

    So. Einige Stunden später stand ich mit meinem Rad am Gleis 6 im Hauptbahnhof und wartete auf den RE 70 nach Kiel. Zuvor bummelte da aber die RB 81 nach Bargteheide herum und ein weiterer Rollstuhlfahrer sprach mich an, ob ich für ihn die „Hilfe-Taste“ am Zug drücken könnte. Bei den Doppelstockwagen gibt’s vorne im Steuerwagen ausfahrbare Rampen neben dem Mehrzweckabteil und mit Drucktastern neben der Tür kann man sich Hilfe anfordern, damit jemand diese Rampe bedient. Dumm nur, dass zwischen Wagen und Bahnsteig ein recht breiter Spalt war und der Rollstuhlfahrer nicht an die Taste kam.

    Kein Problem, das mache ich für ihn und damit nahm das Drama seinen Lauf: In Bargteheide hält die RB 81 am Gleis 1 (oder nicht am Gleis 1?), dort stünde die Rampe aufgrund des niedrigen Bahnsteiges so steil, dass sie aufgrund der Unfallgefahr nicht eingesetzt werden darf. Ihm wurde dann vom Zugbegleiter der Plan unterbreitet, mit dem RE 80 nach Bad Oldesloe zu fahren und von dort zurück nach Bargteheide. Allein dieser Umweg ist schon eine Zumutung, aber: Der RE 80 hält am Bahnsteig, an dem der Aufzug laut der HVV-Anzeige defekt ist. Ging also nicht. Tja, und nun? Es wurde sondiert, welcher Zug denn als nächstes in Bargteheide nicht am Gleis 1 hält oder in Hamburg nicht am Bahnsteig 7 abfährt, aber so richtig kam da nichts zustande. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, nahm der arme Mann dann ein Taxi.

    So. RE 70. Die Rampe war… defekt:

    Und draußen wartete ein Rollstuhlfahrer, der gerne von Hamburg nach Kiel fahren wollte. Der Plan war, dass der Rollstuhlfahrer mit der S-Bahn bis zum Bahnhof Dammtor fährt, dort den Bahnsteig wechselt und nach somit insgesamt vier Fahrten mit dem Aufzug an zwei verschiedenen Bahnhöfen dann über die andere Seite des Zuges ins Mehrzweckabteil rollt. Im Bahnhof Dammtor gibt es einen Mittelbahnsteig, da hält die Bahn an der rechten Seite, da passt das wieder. Das war allerdings in der verbleibenden Viertelstunde nicht mehr zu schaffen. Immerhin waren dort die Aufzüge in Betrieb, das hatte ich mittlerweile in Erfahrung gebracht.

    Dass wir den Mann einfach so über die Lücke zwischen Wagen und Bahnsteig in den Zug hievten kam aber aus Versicherungsgründen nicht in Frage. Ich kann zwar die Begründung mit der Versicherung nachvollziehen — am Ende kippt der Rollstuhl um, der Mann wird schwer verletzt und niemand will’s bezahlen —, aber dass man keinen Rollstuhl über eine Lücke von vielleicht dreißig Zentimetern heben dürfe, das wollte mir nicht in den Kopf.

    Dann wurde die S3-Zentrale angerufen, damit jemand käme und diesen Hubwagen zur Verladung von Rollstühlen bringe. Das geht aber auch im Jahre 2017 nicht binnen einer Viertelstunde, also machte sich der Zugführer bereit, schon mal eine verspätete Abfahrt zu melden, die dann aufgrund des straffen Fahrplanes für Folgeverspätungen sorgen würde. Dann fiel ihm ein: Halten wir in Kiel denn eigentlich an der richtigen Seite?

    Die Leute mit dem Hubwagen waren hingegen schon am Bahnsteig 7 gut beschäftigt, denn da waren offenbar mehrere mobilitätseingeschränkte Fahrgäste ausgestiegen, die nun irgendwie vom Bahnsteig hin die Wandelhalle gebracht werden mussten.

    Der Rollstuhlfahrer am RE 70 saß dann doch plötzlich im Mehrzweckabteil. Da ist drei Mitmenschen mit Muskeln im Arm endgültig der Kragen geplatzt, so dass die Sache auf dem kurzen Dienstweg geregelt wurde.

    Dagegen sind die ganzen Probleme, die ich mit meinem Fahrrad in der Bahn habe, ungefähr gar nichts. Vielleicht sollte ich das hin und wieder mal bedenken.

  • Naja, laut dem Artikel war der Herr ja eben kein Fahrradfahrer sondern ein Fahrrad schiebender Fußgänger - auch wenn es in der Überschrift natürlich etwas reißerischer und irreführend formuliert wurde. Also ist auch keine Abkürzung nötig. So Leute kann man weiterhin mit einem milden Schimpfwort seiner Wahl belegen ;)

  • MdEP Michael Cramer: Die Deutsche Bahn verschläft den Fahrradtrend

    Ist mir mittlerweile auch echt egal. Wenn ich mit dem Rad irgendwo hin möchte, und nicht direkt mit dem Rad fahre, nehme ich die Familienkutsche oder miete ich mir eben ein Auto.
    Kostet mich im zweiten Fall unterm Strich ein paar Euro mehr, schont allerdings meine Nerven.

  • Ich bin da noch Bahn-Anhänger. Gelegentlich fahren wir hier die größeren Touren am Rande des Nürnberger Nahverkehrs beginnend. Das geht mit dem Auto, wenn ich aber irgend was zwischen 10 und 70 Stunde auf dem Rad gesessen bin, will ich danach nicht mehr Auto fahren (oder Fahrrad. Ganz ehrlich.. auch die paar hundert Meter von der S-Bahn bis nach Hause sind da schon fast schiebenswert). Und der Bahnverkehr ist eigentlich irgendwie okay. Die Zeiten sind immer außerhalb der typischen Reisewelle (also halt ganz furchtbar früh um zum Start zu kommen und irgendwann spät nachts) - da sind die Mountainbiker und Radreisenden schon weg.

    Aber schön ist was anderes. Das geht schon bei der saumäßigen Aufbewahrung der Räder los und der Umgang von anderen Radfahrern mit meinem Radl ist auch erbärmlich. So etwas habe ich beim Auto noch nie erlebt.. aber mit Rädern wird geschoben, gerüttelt, drauf geworfen.. alles egal, ist nur ein Rad. Ich finde, der Bahn würde hier ein sinvolles System sehr sehr gut tun.

    Wie gesagt... leider habe ich keine vernünftigen Alternativen. Sonst würde ich gerne auch mit dem Geldbeutel zeigen, dass das System so Scheiße ist.