• Ich bin ja echt gespannt, wie gut das funktionieren wird.

    Ich hatte nun endlich Gelegenheit, mir die Akku-FLIRTs zwischen Lüneburg und Lübeck mal genauer anzusehen: Das positive ist wohl: Sie fahren auch bei -5 °C, die Heizung läuft und das Kuppeln klappt auch.

    Man muss sich auch gar nicht umgewöhnen, es ist alles wie beim klapprigen Diesel-LINT: Das Fahrgastinformationssystem ist defekt, die Toilette auch, der Boden bei diesem Wetter nachvollziehbarer Weise so schmierig, dass die Leute ihre Taschen lieber auf die Sitze stellen, und im Führerstand ist die Heizung ausgefallen. Alles wie immer.

    Der Nachteil gegenüber dem Diesel-LINT ist allerdings: Die Züge holen ihre Verspätungen nie wieder auf. Mein heutiger Zug kam schon mit zwanzig Minuten Verspätung an und muss dann auch erstmal seine planmäßige Pause von 30 Minuten absitzen, um die Akkus nachzuladen. Direkt wie beim Diesel zu wenden und zurückzufahren klappt weder im Sommer noch im Winter. So ist dann der Fahrplan eigentlich direkt Makulatur, zumal erixx Holstein offenbar keinen zuverlässigen Live-Fahrplan anbietet. Man geht also zum Bahnsteig und entweder steht ein Zug dort und lädt oder halt auch nicht.

    Gut, man kann natürlich noch mehr Ladeinseln an den Bahnhöfen aufstellen, aber da muss der Zug dann auch schon länger als drei Minuten stehen, damit das einen Effekt hat.

  • Die Strecke Lüneburg - Büchen sollte mit Oberleitungen ausgestattet werden. Dann kann der Akkuzug auf diesem Abschnitt auch während der Fahrt laden.

    Wenn man schonmal dabei ist - die Strecke dann größtenteils zweigleisig ausbauen und den RE1 HH Hbf. - Büchen bis Lüneburg verlängern. So hat man auch eine schöne Ausweichroute wenn HH Hbf. - Harburg - Lüneburg überlastet ist.

  • Nach einem kurzen Zwischenstopp in Ratzeburg sollte es eigentlich zurück nach Lüneburg gehen. Allerdings fallen die nächsten beiden Züge nach Lüneburg aus aufgrund „Reparatur am Zug“. In Ratzeburg schickt sich gerade ein Akku-Zug an, sich noch mit letzter Kraft bis Büchen zu schleppen, wo die Fahrt dann außerplanmäßig endet.

    Statt noch ein paar Stunden in der klirrenden Kälte zu stehen, beschloss ich drum, in die andere Fahrtrichtung nach Lübeck zu fahren. Die Fahrt soll nur zwanzig Minuten lang dauern, dort kann ich die Zeit besser nutzen. Es nähert sich ein Diesel-LINT, der vollgestopft mit Fahrgästen und Koffern mit einer gewissen Verspätung in Lübeck ankommt. Ich hatte sogar einen Sitzplatz: Mein Sitznachbar weigerte sich zwar, seinen Koffer vom Sitz zu nehmen, aber ich hab nach fünf Jahren in vollen Zügen die Faxen dicke und setze mich dann eben auf seinen Hartschalenkoffer. Was soll er denn schon machen, in dem überfüllten Zug kann er ja nicht mal weit genug ausholen, um mir auf die Nase zu hauen.

    Rückfahrt aus Lübeck: Der Zug nach Lüneburg um 15:10 Uhr fällt aus. Der Zug um 16:10 Uhr wird angekündigt für 16:40 Uhr, ist aber auch um 17:00 Uhr noch nicht da. Stattdessen rollt um 17:20 Uhr ein Zug ein mit der Anzeige „Lübeck Hbf“, der sich dann aber als jener Zug zu erkennen gibt, der um 17:10 Uhr fahren soll. Man könne die Anzeige nicht ändern und müsse erstmal eine halbe Stunde laden, heißt es. Prima. Das Fahrgastinformationssystem ist dieses Mal in Betrieb, sofern man denn diesen Begriff benutzen möchte, denn es behauptet hartnäckig, pünktlich unterwegs zu sein, so dass wir zwar um 18:20 Uhr in Lauenburg ankommen sollen, aber immerhin fünf Minuten vorher am Zielbahnhof Lüneburg.

    Und wo ist der Zug um 16:10 Uhr abgeblieben? Nichts genaues weiß man nicht, aber dieses Phänomen habe ich in Lüneburg auch schon mal beobachtet.

  • Mich würde bei der Geschichte mal interessieren, wie die Akkuladezustand an den verschiedenen Stationen wirklich aussieht und wie viel Sicherheitsreserve jeweils eingeplant wird bzw. ob die Ladedauer von 30min einfach nur eine Vorgabe ist oder wirklich nötig, um bei der nächsten Fahrt nicht irgendwo unterwegs liegen zu bleiben.

    Aus eigener Erfahrung bekommt man beim Elektroauto-Fahren am Anfang immer erstmal die Panik, wenn die erste "low battery" Warnung bei 20% kommt und es dauert dann eine Weile bis man sich daran gewöhnt, dass die Ladestandsanzeige viel präziser ist als die Tankanzeige beim Verbrenner und man mit den verbleibenden 20% noch genauso weit kommt, wie mit den 20% davor.
    Beim Auto kommt natürlich die Unsicherheit hinzu, dass sich der Energieverbrauch mit der Topologie und Art der Straße verändert, aber bei einem Zug sollte sich der Energieverbrauch, abgesehen von der Heizenergie, doch kaum verändern und so sehr gut für die Strecke und deren Geschwindigkeitsprofil berechnen lassen.

    Weiß zufällig jemand, wo man technische Daten zu den Zügen findet? Akkukapazität, max. Ladeleistung oder Verbrauch kWh/100km?

    Einmal editiert, zuletzt von MTL (4. Dezember 2023 um 17:02)

  • Ich habe die Schilderung an meine Expertengruppe von https://buergerbahn-denkfabrik.org weitergeleitet.

    Der erste Kollege schrieb:

    Zitat

    Da frage ich mich: warum haben denn früher die ETA 150 (später 515) auch im Winter funktioniert?

    Auch im Bw Neumünster waren die beheimatet und sind im Nahverkehr in ganz Schleswig-Holstein rumgefahren…

    Der nächste erläuterte dann:

    Zitat

    Du kannst die beiden Fahrzeuge nicht vergleichen. Die alten ETAs hatten Bleibatterien mit einer Lebensdauer von etwa vier Jahren und der Triebwagen ein Gewicht von rund 50 bis 55 Tonnen. Sie fuhren tagsüber, wurden nachts geladen und hatten eine Reichweite von bis zu 400 Kilometer in der Ebene. Da Bleibatterien pro Stunde nur mit einem Zehntel ihrer Kapazität geladen werden dürfen, ging das nur nachts. Das war auch praktisch, weil der Strom nachts nur ein Drittel kostete. Allerdings wurden die Dinger nicht mit Strom beheizt, sondern mit einer ölgefeuerten Luftheizung.

    Die Akku-Lint und -Flirt-Triebwagen wiegen nicht mal die Hälfte und der LiOn-Akku reicht gerade mal für 100 Kilometer Fahrt. Bei sehr kaltem und sehr heißem Wetter frisst die Heizung bzw. die Klimaanlage genauso viel Strom wie die Antriebe. Allerdings können die LiOn-Akkus schnell geladen werden, so dass sie in einer Stunde voll sind. Da jedoch die Lebensdauer der im Vergleich zur Bleibatterie sehr leichten Akkus stark abnimmt, wenn man diese bis zum Schluss entleert und dann wieder voll auflädt, nutzt man nur etwa die halbe Batteriekapazität aus. Man lässt etwa eine Restkapazität von 30 bis 20 Prozent stehen und lädt auch nur bis 80 Prozent auf. Daraus resultiert die von Joachim angegebene Ladezeit von etwa 30 Minuten.