• IC 2073 ist mal wieder die reine Geilheit. Mal sehen, ob ich heute noch bis Berlin komme oder ob mich die Bundesbahn zwischendurch aussetzen wird.

    Darauf erstmal ein dreifaches #ScheißRadfahrer! #ScheißRadfahrer! #ScheißRadfahrer!

  • Der Spaß am Hauptbahnhof begann damit, dass meine Freundin mit dem RE 70 nach Kiel fahren wollte — der RE 70 um 18.21 Uhr führte aber an diesem Mittwoch kein Fahrradabteil. Tja, dumm gelaufen, also musste sie knapp eine Stunde bis Kiel ihr Fahrrad im Türraum festhalten und ständig und und her kramen, wenn Fahrgäste aussteigen wollten.

    Immerhin stand sie nur eine Stunde — bis Kiel ist es ja nicht so weit. Ich stand fast zweieinhalb.

    Das war mal wieder ein ganz großer Spaß für alle. Der IC 2073 fuhr etwa um 18.14 Uhr ein, also blieben zehn Minuten Zeit, um die Lokomotive zu wechseln und alle Fahrräder ins Fahrradabteil zu schaffen. Aber: Überraschung! Außer mir war nur ein weiterer Fahrgast mit Fahrrad unterwegs und der hatte außer einem kleinen Rucksack nichts dabei. Bevor er zustieg, sah das Fahrradabteil also so aus:

    Ich freute mich schon auf eine entspannte Fahrt und klappte auf meinem reservierten Sitz mein Notebook auf. Der Stress begann dann damit, dass jemand sich den Kopf an meinem Fahrradlenker stieß, „Was muss diese Scheiße hier hängen?“ brüllte und meinen Fahrradlenker gegen die Glaswand prügelte. Soweit, so gut, #ScheißRadfahrer.

    Kurz innehalten: Erinnert ihr euch an meine gerissene Speiche? Die war ja gerissen, weil das Schaltauge soweit verzogen war, dass das Schaltwerk die Kette in die Speichen geschmissen hatte. Das Schaltwerk hat bei der Aktion natürlich auch etwas abbekommen, denn obwohl ich sicherheitshalber hinten auf das kleinste Ritzel geschaltet hatte, schüttelt eine Tracht Prügel das ganze Bike ordentlich durch und schwups, wieder ist alles kaputt:

    Nun stellt sich natürlich auch die Frage: Hätte ich das nicht früher wissen müssen? Dass mein Rad etwas weit in die Tür hineinragt, war ja nun nicht zu übersehen — außer für den, der sich dann den Kopf daran gestoßen hatte. In diesem Fall lässt sich leicht Abhilfe schaffen, es waren ja genügend Halterungen übrig. Nur wenn das Fahrradabteil wie bei meiner Fahrt ausgebucht gewesen wäre, hätte ich mal wieder dumm geschaut. Spätestens der Zugbegleiter hätte mich dann aus dem Zug komplimentiert — wenn er freundlich wäre, hätte er mir noch eine Notiz auf meinen Fahrschein geschrieben, damit ich womöglich in den nächsten InterCity steigen kann oder vielleicht wenigstens wieder zurück nach Hamburg komme.

    In dem ganzen Trubel („Warum muss das Scheißfahrrad dort hängen? Wozu haben Sie ein Fahrrad, wenn sie mit der Bahn fahren, blöder Wixer!“ Der Typ hielt sich die ganze Zeit die Hand auf die Stirn, als hätte ich ihn mit einem Messer abgestochen) füllte sich allerdings das Fahrradabteil mit zehn weiteren Fahrgästen und einem Kinderwagen. Und schwups war im Handumdrehen kein Platz mehr für mich: Die Klappsitze wurden allesamt okkupiert, so dass die „Standhalterungen“ nicht mehr in Frage kamen, denn dann hätte ich irgendjemandem das Hinterrad zwischen die Beine klemmen müssen. Um die „Hängehalterungen“ war es auch nicht besser bestellt, zwei Halterungen auf der rechten Seite, die im Bild nicht sichtbar sind, wurden mittlerweile von drei Koffern und einem jungen Mann belegt, die übrigen Halterungen hätten wiederum das Problem verursacht, dass mein Rad halb in den Gang hinein hängt — und da stand nunmal jetzt der Kinderwagen.

    In dieser aufgeheizten Stimmung hatte ich nun auch keine Lust mehr, irgendjemanden um Platz zu bitten, also stellte ich mein Fahrrad an den Rand.

    Das fand ich alles natürlich wieder total geil: Rechnerisch hatte mich die Sitzplatzreservierung und die Fahrradkarte für diese Fahrt 10,50 Euro gekostet. Und 10,50 Euro waren mir etwas zu viel, um anschließend bei bester Atmosphäre zweieinhalb Stunden im Fahrgastabteil zu stehen.

    Das ging dann auch bis zur Fahrkartenkontrolle ganz gut. Für den Zugbegleiter war die Sache natürlich total einfach: Entweder hänge ich mein Fahrrad in so eine Halterung oder ich steige in Ludwigslust aus. Ich fragte ihn, wie er sich das vorstelle, wenn ich mein Fahrrad aufhängen möchte — und das wollte ich ja total gerne — müsste halt einer der Fahrgäste seinen Sitzplatz aufgeben. Das wollte natürlich niemand. Während der Zugbegleiter mir meine Optionen aufzählte, schauten die Fahrgäste beschämt weg, der Brüllkopf von vorhin hielt sich wieder demonstrativ seine Stirn als wartete er nur darauf, jetzt wieder Stress zu machen.

    Für mich war klar, dass ich auf gar keinen Fall jetzt anfangen werde, wie der dümmste Bittsteller die Fahrgäste auf den Klappsitzen abzuklappern und jemanden um Platz für mein Fahrrad zu bitten. Der Bedienstete der Deutschen Bundesbahn machte aber noch einmal klar: Ja, ich als Fahrgast werde mich jetzt in dieser ohnehin aufgeheizten #ScheißRadfahrer-Atmosphäre darum kümmern, dass ein anderer Fahrgast für mein Fahrrad seinen Platz freigibt.

    Eigentlich wäre das kein Problem gewesen, hätten sich die zehn Fahrgäste, die auf den Klappsitzen und zwischen den Halterungen saßen, einfach auf die freien Plätze in der anderen Hälfte des Wagens gesetzt — es war ja nun nicht so, dass der Zug komplett überfüllt gewesen wäre. Nur hätte man dann einen weiteren Fahrgast nur wenige Zentimeter neben dem eigenen Arm sitzen gehabt und das mag man halt nicht so gerne. Dann soll lieber dieser Radfahrer aus der Bahn geworfen werden.

    Ich wollte jetzt eigentlich die Sache eskalieren lassen und fragen, warum denn der Zugbegleiter nicht die Leute von den Klappsitzen verweist, wenn ihm die Sache doch so wichtig wäre. Auf die darauf folgenden Diskussionen („Warum muss ich aufstehen, warum nicht der Fahrgast dort drüben?“, „Für einen Radfahrer mache ich keinen Platz!“, „Radfahrer halten sich eh nie an die Regeln!“) hatte er wohl keine Lust, also wälzte er diese ehrenvolle Aufgabe auf mich ab: Das wäre schließlich ein Fahrradabteil, also dürften die Fahrgäste ohne Fahrrad dort eh nicht sitzen. Ah, dachte ich, wie schön. Und weil man ohne Fahrschein eh nicht mitfahren darf, bräuchte man die Fahrscheine ja eigentlich gar nicht kontrollieren.

    Ich habe im Nachhinein das Gefühl, dass wir fünf Minuten lang im Kreis diskutierten, wer denn jetzt dafür zuständig wäre, die Fahrgäste von den Klappsitzen zu scheuchen, aber im Endeffekt war die Sache klar: Der Zugbegleiter wird hier niemanden zum Aufstehen auffordern. Immerhin sprach er das relativ laut aus, so dass es jeder Nicht-Radfahrer hören musste. Die indirekt angesprochenen Fahrgäste schauten hingegen wieder beschämt auf ihre Smartphones oder Bücher, während der Hitzkopf von vorhin den Eindruck mache, seine Beule platze gleich vor Begeisterung, endlich in die Diskussion einsteigen und sein Leid zum Besten geben zu können.

    Zusammen mit dem Zugbegleiter bugsierte ich mein Rad dann also quer in den Wagen. Ich kann nicht leugnen, dass ich das inzwischen etwas theatralisch-betroffen tat. Wir stellten fest: Es passt nicht.

    Also: Ich stellte fest, dass es nicht passt, weil das Hinterrad zwischen zwei Fahrgästen stand. Da kam keiner mehr durch.

    Für den Zugbegleiter sah das so aus, als passte es ganz prima, denn die Fahrgäste dürften dort eh nicht sitzen, ist ja schließlich ein Fahrradabteil.

    Langsam kriegte ich das Kotzen.

    So stand mein Fahrrad nun mitten im Fahrradabteil. Das Foto entstand leider erst, als sich die Situation schon etwas gelichtet hatte, man müsste sich eigentlich noch drei Fahrgäste dazudenken, die an den Halterungen lehnten oder vor dem zweiten Fahrrad saßen.

    Und so stand es dort nun. Und jeder, der vorbei musste, tat natürlich seinen Missmut kund, warum das Rad denn mitten im Abteil stehen musste.

    Ich kann den Groll der Fahrgäste durchaus verstehen, schließlich denkt man ja zuerst, dass dort hinten an den hängenden Halterungen viel mehr Platz wäre. Leider ist aber mein Schneeweißchen so groß, dass dort dank des inzwischen parkenden Kinderwagens kein Durchkommen mehr gewesen wäre.

    Ich bin mal gespannt, was die Rückfahrt für Überraschungen bereithält. Der EC 172 am Sonntagabend wird ja hoffentlich wieder soweit ausgebucht sein, dass erst gar keiner auf die Idee kommt, sich auf die Klappsitze zu hocken.


  • und meinen Fahrradlenker gegen die Glaswand prügelte

    Wenn ich mir das Foto ansehe, kann das ja so nicht passiert sein. Soweit kann er das Rad ja kaum aus der Halterung gedrückt haben, dass irgendein Teil des Rades die Glaswand berührt hätte. Weiß nicht, was ich da gehört habe — gesehen habe ich es ja (zum Glück?) nicht.

    Habe ich das eigentlich richtig verstanden, dass der Zugbegleiter Dir untersagt hat, das Fahrrad in der kundenfreundlichen Längsposition stehenzulassen?

    Ja, das wäre bei einem Unfall zu gefährlich. Das will ich gar nicht abstreiten — wenngleich ich nicht glaube, dass die Halterungen im Fall des Falles irgendeine Wirkung auf potenziell umherfliegende Fahrräder haben.

  • Servicewüste Deutschland, dein Name ist Deutsche Bahn.
    Ich würd mir von dem Schaffner Name und wenn vorhanden Dienstnummer notieren und später ne Beschwerde schreiben.
    Ich würde anfragen, ob es in der Tat nicht zu den Pflichten besagten Schaffners gehört, für die ordentliche Nutzbarkeit der Fahradhalterung zu sorgen, indem dort störende Fahrgäste auf andere Plätze verwiesen werden.
    Es gibt auch noch den Fahrgastverband Pro Bahn, den könnte man ob der häufigen Probleme mal um Unterstützung ansprechen.

    Mein Vater wird sich im Grab umdrehen, was aus seiner schönen, ehemaligen Bundesbahn für ein Sauhaufen geworden ist.

    bye
    Explosiv smilie_be_131.gif

  • Der Name steht normalerweise auf einem Schildchen an der Brusttasche. Dienstnummer gibt es bei uns nicht. Der Kollege hätte dafür sorgen müssen, dass die Klappsitze freibleiben und Reisende ungehindert an den Fahrrädern vorbeikommen, denn die haben da Vorrang. Bei Nachtzügen - deswegen habe ich die Bilder oben gepostet - kommt der Aspekt "Fluchtweg" hinzu, da sind wir verpflichtet, Durchgänge freizuhalten.

  • Hat Fahrbahnradler doch geschrieben. Klappsitze sind gegenueber Raedern nachrangig und freizuhalten = freier Fluchtweg.

    Im IC2 (Doppelstock IC) gibt es dann auch festinstallierte Sitze gegenueber den Raedern

  • Wieso sind Fluchtwege nur nachts ein Thema? Auch bei guter Sicht ist ein blockierter Fluchtweg ein blockierter Fluchtweg und ist somit immer frei zu halten.

    Zwischen 22 und 6 Uhr gilt in Zügen ein verschärftes Sicherheitskonzept.
    Was Fluchtwege bei Tage angeht, habe ich mich belehren lassen müssen, dass es legal ist, wenn bei 320 km/h Trolleys im Gang stehen und oder die Türen versperren.

  • Rad und Bahn. HarHarHar.
    5 Versuche (Strecke mehr als 150km). 5 mal Katastrophe.
    Lösung: Fernbus. Dauert länger, dafür funktioniert die Klimaanlage, Getränkepreise sind OK, WLAN war durchgängig vorhanden und Steckdosen gab es auch.
    Und das Rad hängt sicher am Heck (ausser wenn ein LKW gegen knallt).
    Oder, wenn es schneller gehen muss, Mietwagen.
    Die Bahn hat jedenfalls geschafft was nicht mal Hamburg hinbekommt: mich in ein Kfz zwingen.

  • Ich sitz jetzt gerade zum 4. mal mit Rad im RE zwischen Hergatz und Kempten. Keine Ahnung wo ihr Probleme mit Rad+Bahn habt, hier läuft das alles problemlos. :P

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Noch knapp 18,5 Stunden bis zum EuroCity 172. Ich habe gerade mal die Online-Buchung überprüft und konnte kein Fahrrad-Ticket mehr kaufen — daraus schließe ich, dass das Fahrradabteil ausgebucht sein wird und hoffentlich nicht allzu viele Fußlinge dort sitzen werden.

    Ich sitz jetzt gerade zum 4. mal mit Rad im RE zwischen Hergatz und Kempten. Keine Ahnung wo ihr Probleme mit Rad+Bahn habt, hier läuft das alles problemlos. :P


    Naja, Regionalverkehr ist ja noch einmal eine andere Hausnummer als Fernverkehr — wobei es nicht unbedingt besser sein muss. Meine Lieblingsverbindung ist ja der RE 70 von Kiel nach Hamburg am frühen Morgen, wenn spätestens in Elmshorn die Klappsitze im Mehrzweckabteil von Fußlingen okkupiert werden, die dann beim Zugbegleiter fordern, dass „der Radfahrer“ aussteigt.

    Der Forderung habe ich sogar schon mal entsprochen. Der nächste Halt nach Elmshorn war ja schließlich schon Hamburg-Dammtor.

  • Kleiner Tipp Malte:
    Wenn dieses mal dort wieder Fußlinge sitzen sollten, dann fordere Sie genau 1x auf den Platz zu verlassen. Unabhängig davon wird das Rad in den reservierten Platz bugsiert und fertig. Um den Rest soll sich dann jemand anderes kümmern. Das hab ich auf dem Trip nach Westerland vor 2 Wochen genau so gehandhabt und im Steuerwagen des IC's waren zu dem Zeitpunkt nur 2 weitere Räder.

  • Bin gestern mit einem IC aus NRW nach HH gereist, mit Rad und ordentlich Gepäck. Am Einstiegsbahnhof hatte ich die hinteren Packtaschen abgebaut, der Schaffner reichte sie mir an, nachdem ich mein Rad samt vorderen Packtaschen am Lowrider eingestellt hatte. In Altona trug ich erst mein Rad ohne jegliche Taschen aus dem Steuerwagen. Die Schaffnerin reichte mir anschließend alle meine vier Packtaschen an. Welch ein Service . . . :)

    Übrigens hatte ich mein Radl Marke VSF Txyz bei einer meiner drei letzten Fahrten im IC-Fahrradwagen problemlos sowohl "aufgehängt", als ich in die Halterung gestellt, an der das Rad quer zum Wagenraum steht - ohne Schadennahme und Beanstandung durch das Personal.