Erfahrungen aus HH, NRW und den Niederlanden

  • Und genau das ist eigentlich anders als in NL. In den NL kann man problemlos durch die Städte fahren. Dort gibt es zwar viele Radwege mit Benutzungspflicht, aber die würden (in der Regel) auch ohne diese Pflicht gerne genutzt werden. Hier kommt man in den Städten sehr gut mit dem Rad von A nach B. Ausserhalb gibt es oft gute Verbindungen, nur ein paar Wege ausserhalb sind sehr eng/schlecht.

    Ampeln schalten recht gut für den Radverkehr, an sehr vielen Kreuzungen kann man immer rechts abbiegen ohne Wartezeit.

    Am Niederrhein hat man überall an Radwege gedacht, aber nicht an Radfahrer. Da gibt es dann Radwege an Landstrassen, aber oft nur einseitig. Das macht wenig Spass die bei Dunkelheit zu befahren, wenn man die auf der linken Seite hat (asymmetrisches Abblendlicht bei Kfz). Es gibt schöne Wege an/durch Wälder/Felder, aber in den Städten wird es unangenehm. In den Städten (z.B. Kleve) fängt man gerade erst an zu erkennen, das es Radverkehr in der Stadt gibt. Da werden dann ein paar Einbahnstrassen geöffnet (kostet fast nix) und ein wirklich guter Weg (Radschnellweg an einer alten Bahnstrecke) als Prestigeobjekt gebaut. Die wirklichen Knackpunkte wo es Geld kosten oder Parkfläche weg müsste, da geht man nicht ran. Ampeln haben hier oft gemeinsame Symbole für Rad und Fuß-Verkehr, dazu noch Bettelampeln, so das Radfahrer dort unnötig warten müssten.

    Zusammengefasst, in NL gibt es sehr gute Wege für Radverkehr, am Niederrhein sind die Wege bisher nur für Sonntagsausflüge bei Sonnenschein gut. Richtiger Radverkehr, der möglichst sicher und zügig von A nach B möchte, hat es hier in den Städten noch schwer.

    Doomsday: It's nature's revenge for what we've done (Chris Pohl)

  • Der Hauptunterschied dürfte sein, daß in den Niederlanden nahezu überall benutzungspflichtige Radwege zu finden sind, was zugleich die höhere Unfallzahl pro Streckenkilometer erklärt.

    Das ist so nicht zwingend richtig.

    Ja es gibt in den NL eine Benutzungspflicht von Radwegen mit entsprechender Beschilderung. Deren Nutzung wird wohl auch konsequenter verfolgt.

    RR-Fahrer die bis zur Grenze einen vergleichsweise besseren Weg sich weigern zu nutzen, fahren selbstverständlich direkt im Grenzbereich mit dem ersten NL Radschild auf den dann schlechteren Radweg (siehe Bilder oben), trotz dass sie an der Stelle mit dem Parkverkehr des Grenzshops in Konfliktsituationen geraten. Ich muss da jedes Ma schmunzeln, wenn ich das sehe.

    Es ist aber falsch dass es nahezu überall Radwege gibt. Es gibt da wie hier alle möglichen Formen von Rad*weg*en. Nur "kann" Radwege kenn ich da nicht. In Nebenstraßen gibt es aber keine Radwege und auf 2 spurigen, sind es eher Radstreifen, erst ab 4 Fahrspuren oder 2 spurigen Straßen, die dem Pendelverkehr dienen, erinnere ich mich an baulich abgetrennte oder Hochbordwege. Da sehe ich im Großen und Ganzen keinen signifikanten Unterschied zur hiesigen Infrastruktur.

    In der von dir verlinkten Studie heißt es:

    "D und NL liegen bei Ramm-/Streifunfällen mit KFZ erstaunlicherweise gleichauf. Bei Rechtsabbieger-Unfällen gibt es einen Vorteil für die NL, wohingegen Todesfälle durch Vorfahrtverletzungen oder bei Fahrbahnquerungen in den NL deutlich häufiger auftreten."

    In der aktuellen Diskussion in Deutschland - zum Teil mit unglaublicher Schärfe geführt - wird als der große Vorteil des Fahrbahnradelns häufig herausgestellt, dass dadurch weniger Rechtsabbiegeunfälle geschehen im Vergleich zu gesonderten Radwegeführungen, insbesondere Hochbordradwegen.

    So gesehen unterstützt diese Studie an den bei vielen Radfahrer*innen beliebten Hochbordradwegen festzuhalten, auch bei Neuplanungen.

    Andererseits wird in der Studie auf deutlich häufiger auftretende Todesfälle verursacht durch Vorfahrtverletzungen bei Fahrbahnquerungen hingewiesen. Hat das etwas damit zu tun, dass es in den Niederlanden häufiger als in Deutschland (nach meiner Beobachtung) einseitige Zweitrichtungs-Radwege gibt? Möglicherweise erfordern diese von den Radlern ein häufigeres Queren der Fahrbahn.

    Unterschiede gibt es aber sehr wohl im Kreuzungsdesign. Weniger Rechtsabbiegeunfälle gibt es alleine schon dadurch, dass Rechtsabbieger (PKW/LKW) und Radfahrer an keiner mir bekannten Kreuzung in den NL gleichzeitig grün bekommen.

    Unfälle mit Radfahrern durch Vorfahrtsverletzungen kann ich sehr gut nachvollziehen, einige NLer fahren wirklich auf ihren Rädern als gäbe es kein Morgen, da deutlich mehr Wege-km pro Person erledigt werden, könnte ich mir an Nebenstraßen tatsächlich höhere Unfallpotenziale vorstellen. Die Zweirichtungswege die mir gerade einfallen wie hier z.B befinden sich sogar links und rechts der übrigen Fahrbahn.

    https://www.google.de/maps/@51.37602…m/data=!3m1!1e3

    https://www.google.de/maps/@51.36589…m/data=!3m1!1e3

    Ein Wechseln eigentlich nicht nötig. Meine Beobachtung geht eher in die Richtung, dass man sich in den NL auf dem Rad sicherer fühlt und so leichtsinniger im Verkehr wird.

  • Hat das etwas damit zu tun, dass es in den Niederlanden häufiger als in Deutschland (nach meiner Beobachtung) einseitige Zweitrichtungs-Radwege gibt? Möglicherweise erfordern diese von den Radlern ein häufigeres Queren der Fahrbahn.

    Auch unabhängig geführte Radwege erfordern an manchen Stellen Fahrbahnquerungen

  • Und genau das ist eigentlich anders als in NL. In den NL kann man problemlos durch die Städte fahren. Dort gibt es zwar viele Radwege mit Benutzungspflicht, aber die würden (in der Regel) auch ohne diese Pflicht gerne genutzt werden. Hier kommt man in den Städten sehr gut mit dem Rad von A nach B. Ausserhalb gibt es oft gute Verbindungen, nur ein paar Wege ausserhalb sind sehr eng/schlecht.

    Ampeln schalten recht gut für den Radverkehr, an sehr vielen Kreuzungen kann man immer rechts abbiegen ohne Wartezeit.

    Am Niederrhein hat man überall an Radwege gedacht, aber nicht an Radfahrer. Da gibt es dann Radwege an Landstrassen, aber oft nur einseitig. Das macht wenig Spass die bei Dunkelheit zu befahren, wenn man die auf der linken Seite hat (asymmetrisches Abblendlicht bei Kfz). Es gibt schöne Wege an/durch Wälder/Felder, aber in den Städten wird es unangenehm. In den Städten (z.B. Kleve) fängt man gerade erst an zu erkennen, das es Radverkehr in der Stadt gibt. Da werden dann ein paar Einbahnstrassen geöffnet (kostet fast nix) und ein wirklich guter Weg (Radschnellweg an einer alten Bahnstrecke) als Prestigeobjekt gebaut. Die wirklichen Knackpunkte wo es Geld kosten oder Parkfläche weg müsste, da geht man nicht ran. Ampeln haben hier oft gemeinsame Symbole für Rad und Fuß-Verkehr, dazu noch Bettelampeln, so das Radfahrer dort unnötig warten müssten.

    Zusammengefasst, in NL gibt es sehr gute Wege für Radverkehr, am Niederrhein sind die Wege bisher nur für Sonntagsausflüge bei Sonnenschein gut. Richtiger Radverkehr, der möglichst sicher und zügig von A nach B möchte, hat es hier in den Städten noch schwer.

    Radwege an Landstraßen sind fast immer einseitig, ich hasse die, insbesondere einseitig gegen die Verkehrsrichtung bei Nacht und Regen:( Mit Ortskunde braucht man aber keine Landstraßen begleitend zu befahren Von kurzen Abschnitten abgesehen fahre ich von Kempen nach Düsseldorf, Duisburg, Gladbach und Venlo oder nach Kleve fast nur über Wirtschaftswege.

    "Gute Wege" gib es hier nicht nur für Sontagsausflüge und Sonnenschein, ich fahre ganzjährig auch weite Strecken Natürlich ist nicht alles Gold, aber nach 25 Jahren Hamburg und der Radverbindungen da ist hier alles sehr entspannt und super zu fahren.

    Kleve und Kempen liegen da wohl diametral auseinander.

    Siehe hier das letztjährig beschlossene Radverkehrskonzept für die Stadt Kempen

    https://www.kempen.de/c125757c00439dde/files/radverkehrskonzeptkempen2019-massnahmentalog.pdf/$file/radverkehrskonzeptkempen2019-massnahmentalog.pdf?openelement

    Zusammengefasst lässt sich sagen, Radwege an Landstraßen werden auf ERA Standard ausgebaut (ok schlecht dabei, sie bleiben einseitig). Innerstädtisch aber sollen diverse markante Verbesserungen erstellt werden und hier rings herum lebe ich bald umschlossen von "Fahrradstraßen" Vgl Seite 93ff des Konzeptes. Ampeln sind ein leidiges Thema, auch da stimme ich dir zu. Die Bettelampeln nerven, insbesondere die, an denen man nach Anforderung einen kompletten Umlauf warten muss. Einerseits,- andererseits Auf dem Weg nach Krefeld (13km) habe ich 1 solche auf dem Weg nach Kempen (5km) keine Nach Venlo sind es gar 2 solcher auf 25km. Naja insgesamt hält sich das im erträglichen Rahmen.

  • Innerstädtisch aber sollen diverse markante Verbesserungen erstellt werden und hier rings herum lebe ich bald umschlossen von "Fahrradstraßen" Vgl Seite 93ff des Konzeptes. Ampeln sind ein leidiges Thema, auch da stimme ich dir zu.

    Wird hier in Kleve auch gemacht mit den Fahrradstrassen. Die haben aber nur dann einen Vorteil, wenn man mit mehreren Radfahren unterwegs ist und so durch das dort dauerhaft (auch wenn Kfz deswegen warten müssen) erlaubte Nebeneinaderfahren ein überholt werden blockieren kann. Fährt man dort alleine, wird man meistens genauso zu eng überholt wie woanders auch.

    In der Praxis sind es nur längliche Parkplätze, die genutzt werden um "etwas für Radfahrer zu tun". Erkennt man daran, dass dort nahezu grundsätzlich immer Kfz freigegeben sind, nicht einmal nur Anlieger, nein immer alle Kfz. Dazu kommt, zumindest hier in Kleve, haben Fahrradstrassen noch keinen einzigen schlechten Radweg ersetzt, die werden hier nur in 30 Zonen gesetzt.

    Doomsday: It's nature's revenge for what we've done (Chris Pohl)

  • Du vergisst oder lässt einen ganz wesentlichen Teil aus der Betrachtung Auf Fahrradstraßen gilt T30 (Auch für Radfahrer) Aktuell darf hier mit bis zu 100kmh gefahren werden. Es macht schon einen Unterschied ob du mit 30 (also 40) oder 70-100 überholt wirst. Die Strecken hier ringsrum die zu Fahrradstraßen werden sollen sind jetzt auch keine kurzen Stücke. So ist die Stendener Straße z.B. mehrere km lang und bildet eine sehr willkommene Alternative über eine "grüne Route" zur Strecke entlang von Bundes oder Kreisstraßen.

    https://www.google.de/maps/dir/51.37…d42!1m0!1m0!3e1 Auf der eingezeichneten Strecke würden Fahrradsttraßen dann ca. 50% ausmachen. 30% blieben Wirtschaftswege mit Anliegerverkehr und ca. 20 % verbleiben entlang einer Bundes- oder Landstraße. Das wäre exakt so meine Pendelstrecke zwischen der Kempener Innenstadt und dem Ortsteil Tönisberg :)

  • Nach 3-tägigem Geschäftsbesuch in HH stelle ich fest: Hamburger fahren immer noch selbstverständlich auf dem Gehweg und völlig unbeeindruckt als Geisterfahrer kommen sie einem mit Flutlicht auf dem Radweg entgegen und beginnen das pöbeln, weil man stehenbleibt und den Radweg blockiert. Oh wie schön ist es in Kempen. Wo keine Radwege sind, kann einem auch keiner da entgegenkommen

  • Nö, warum?

    Ich finde das schön :) warum auch nicht? Mit gutem Profil ist das kein Problem und die Anzahl der PKW Begegnungen lag bei 2 (auf 3km).

    Dass hier in den Feldern jetzt schon direkt geräumt ist, kannst du vergessen.

  • Die Worte "totales Schneechaos" bei 10cm Schnee finde ich jetzt bissl übertrieben.

    Ist natürlich eine Frage, was man gewohnt ist.

    Da ich aus Süddeutschland komme und zufällig zum Jahreswechsel 1978/1979 in Norddeutschland war (etwas länger als geplant ;) ), würde ich die Bildunterschrift für ironisch halten. ^^

  • Ich komme auch aus Süddeutschland (wenn Karlsruhe da noch gilt :) ).

    Natürlich war das ironisch gemeint, es ist aber in der Tat für allgemein hier am Niederrhein schon ungewöhnlich vie Schnee, zumindest gab es hier seit 2010 nicht so viel Schnee.

    Unsere Nachbarn waren heute morgen erstmal dabei ihre Autos freizuschaufeln, da war Frau mit dem Rad schon im Dorf (ihr Auto steht zugeschneit in der Einfahrt)

  • Die Worte "totales Schneechaos" bei 10cm Schnee finde ich jetzt bissl übertrieben.

    Ist natürlich eine Frage, was man gewohnt ist.

    Wohl wahr! Vor vielen Jahren war ich mal als Tourist in Jerusalem, als es dort zwei drei Wochen vor Ostern einmal schneite. Schnee im Winter kommt dort nur alle paar Jahre vor und die Menschen waren ganz schön "aus dem Häuschen".

  • Ich stelle mir gerade vor. Ich sei hier touristisch unterwegs.

    Welch riesige Hilfe ist da dieses Schild mitten im Ort :)

    Selbst mit Ortskunde hatte ich Schwierigkeiten. Zum Glück stehen da noch ca 15 rote Schilder rund um die Kreuzung 😁

  • Ich stelle mir gerade vor. Ich sei hier touristisch unterwegs.

    Welch riesige Hilfe ist da dieses Schild mitten im Ort :)

    Selbst mit Ortskunde hatte ich Schwierigkeiten. Zum Glück stehen da noch ca 15 rote Schilder rund um die Kreuzung 😁

    Man kann rausfinden, dass man sich grade in St.Hubert befindet...