Bis Ende 2013 lebte ich in Hamburg, die Ablehnung der Fahrradwege in Hamburg kann ich nur zu gut nachvollziehen. Es tat sich aber bereits die letzten 5 Jahre enorm viel. Mein täglicher Arbeitsweg, führte von Sasel Nach Poppenbüttel und 3-4x die Woche Sasel - Poppenbüttel - Barmbek - Sasel.
Benutzungspflicht entlang des Volksdorfer Wegs wurde abgeschafft, die Benutzungspflicht entlang der Barmbeker Straße Bramfelder Straße, Bramfelder Chausee und Saseler Chausee, kann so stehen bleiben, wenn stellenweise der noch verbliebene unsanierte Teil auch fertiggestellt ist. Mögliche Konfliktsituationen mit Fußgängern stadteinwärts bestehen vor allem im Bereich um die Geschäfte rechtsseitig in etwa auf Höhe des Bramfelder Dorfplatzes und die zum Teil noch dämlich aufgestellten Bushaltestellenunterständen. Ansonsten war der FahrradWeg sowohl Stadtein,- als auch auswärts gut befahrbar, die Sicherheitsproblematik des abbiegenden Verkehrrs außen vor aber auch hier wurden teils durchaus akzeptable Lösungen gefunden. Ein Fahren auf der Trasse auf der Fahrbahn ist sehr unangenehm, da der Autoverkehr hier ziemlich zügig unterwegs ist. Ein paar Trassen darf der Autoverkehr ja auch haben um schnell aus der Stadt zu kommen.
Alte Landstraße und Ulzburger Straße wurden ebenso wie der Wellingsbütteler Weg von der Benutzungspflicht befreit, natürlich wird man hier noch häufig auf das Vorhandensein nutzungsbefreiter Gehwege durch mehrmaliges Hupen hingewiesen.
Jetzt hier am Niederrhein (Kempen), in etwas ländlicherer Umgebung sieht es ganz anders aus, Fahrradwege die man hier findet entlang der Landstraßen, benötigen meistens keine Benutzungspflicht, der Belag ist zu 80% ok, der Weg ausreichend breit auch bei Gegenverkehr, Querungen kommen alle paar km und sind meist mit Vorfahrt gewähren zum Nachteil der Radfahrer gekennzeichnet, so what, alle 3-5km fällt das nicht so ins Gewicht. Macht aber auch nichts, gefällt diese Situation noch nicht, und besitzt man etwas Ortskunde, umgeht man diese an Landstraßen geführten Wege und fährt "quer durch die Felder".
Da kann man in aller Regel so schnell fahren wie man möchte, oder welche Beschränkungen gibt es auf landwirtschaftlichen Wegen bzw Fahrradtrassen wie dem Bahnradweg von Kempen nach Grefrath, die für motorisierten Verkehr gesperrt sind (Ausnahmen landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge bzw Anwohner), wenn nicht anders ausgezeichnet? Die Verkehrsdichte von 4 Trekkern, 3PKWs, 7 Fußgänger, davon 3 mit Hund, und ca. 10 Radfahrern auf einer meiner Rundfahrten über ca 30km ist durchaus exemplarisch, Kreuzungen sind (jetzt noch, da die Felder noch nicht so hoch stehen!!!) kilometerweit einsehbar . Da macht das radfahren ob nun freizeitbedingt oder Arbeitsweg durchaus Spaß und man kommt auch zügig vorran, die Rücksichtnahme der Autofahrer hier ist auch regelmäßig höher als in Hamburg.
Da Kempen nur ca 25km von Venlo (NL) entfernt liegt, bin ich auch schon diverse Male nach Venlo geradelt.
Wie in einem anderen Erfahrungsbericht hier im Forum gelesen ist es richtig, dass dort auch eine Benutzungspflicht gilt. Außerstädtisch entlang der Landstraße sind die Radwege ähnlich wie hier, vielleicht etwas breiter, aber viele Unterschiede sind nicht festzumachen von Landstraßenbegleitenden Radwegen In Nl/D, Innerstädtisch in Venlo und auch Nijmegen sind die Fahrradwege aber baulich, deutlich von dem Bereich für Fußgänger abgesetzt, entweder ist da ein begrenzender hoher Randstein eingesetzt oder die Wege befinden sich auf unterschiedlichem Höhenniveaus, bzw werden sie auf kleineren Straßen teils als Fahrradstreifen auf die Fahrbahn gepinselt, da wundert man sich zuerst, wieso man eine 3-spurige Straße vorfindet 2 Radstreifen in jede Richtung, ziemlich breit, und mittig eine noch etwas breitere Fahrspur für den übrigen Verkehr.
Kreuzungen und Einmündungen werden von Autofahrern im Allgemeinen freigehalten, vorfahrtsregelnde Verkehrszeichen befinden sich vor dem Radweg und nicht direkt vor dem für den für motorisierten Verkehr vorgesehenen Bereich der strasse, So warten diese auch bis der Radverkehr durch ist (Ausnahmen bestätigen natürlich immer die Regel. Übrigens dürfen in NL grundsätzlich auch Mopeds und Mofas Radwege benutzen.
In Venlo sind viel mehr Leute im Schnitt auf dem Rad unterwegs als in Hamburg, was offensichtlich die Perspektive stark beeinflusst und damit das gesamte Fahrverhalten aller Verkehrsteilnehmer. Alle innenstädte (die ich in den NL)kenne) sind eher schlecht für die Autos ausgebaut, keine freien Parkplätze (immer kostenpflichtig in Parkhäusern oder entlang öffentlicher Straßen), viele Fußgänger und Fahrradtrassen, machen das Auto für die City da sehr unattraktiv. Fahre ich mit meiner Freundin zum shoppen mit dem Auto nach Venlo, wandert dieses in eines der vielen um die Innenstadt herum liegenden Parkhäuser und dann gehts entspannt zu Fuß weiter, geht eben nicht anders. Was wurde in Hamburg für ein Geschrei in den 90ern veranstaltet als die Mönckebergstraße zur "Fußgängerzone" umgeschildert wurde mit Bus,- Rad und Taxiverkehr? Ich habe nicht den Eindruck, dass die Geschäftsleute in Venlo unter fehlendem Umsatz durch mangelnden PKW Verkehr leiden. Eher das Gegenteil trifft zu. Das halbe Ruhrgebiet fährt zum Kaffee und Klamottenkaufen mit dem Auto nach Venlo um es dort artig in ein Parkhaus zu stellen.
Fotos ergänze ich noch