Pedelec, Fahrrad und ÖPNV

  • S-Pedelec und das E-Bike dagegen sind schlussendlich kontraproduktiv für das Ziel Verkehrswende. Bei beiden ist die Unterstützung der Muskelkraft keine Unterstützung mehr, sondern es dominiert die Motorkraft. Und je stärker die Motorkraft dominiert, desto schneller landet man dann wieder beim Auto, von dem wir doch eigentlich weg wollen.

    Ich weiß nicht. Ich sehe diese Fahrzeuggattung durchaus als Alternative zum Pendeln für längere Strecken, wo der ÖPNV es nicht bringt, die ich Kfz und Verbrenner-Krafträdern vorziehen würde.

    Und dass der Weg vom Fahrrad über's E-Bike zum Auto führt, kann ich eher weniger beobachten. Viel öfter sehe ich Leute, die als Alternative zum Solo-Autofahren auf E-Motor-unterstützte Zweiräder umsteigen.

  • Das kann ich nur unterstreichen. Speckgürtel Düsseldorf, Entfernung zur Arbeit ca. 15km

    - Auto nachts: 20 Minuten
    - Auto Rushhour: 30-50 Minuten
    - Rennrad: 25-30 Minuten, Treckingrad 35-40
    - ÖPNV - 53 - 71 Minuten, wenn den nicht gerade Streik, Schienenersatzverkehr, betriebsbedingte Verzögerung im Betriebsablauf, Personen im Gleis oder sonst irgend einer der 11und90 möglichen Probleme dafür sorgen, dass der ÖPNV gegenüber allen anderen Verkehrsmitteln noch mehr abstinkt.

    Pedelecs in der Geschwindigkeit reduzieren macht keinen Sinn. Auch mit 20km/h gibt es genügend fehlgeleitete Menschen, die auf ungenügender "Radinfra" zu schnell fahren und mit Fahrrad, e-Roller oder Pedelec an einem Hauseingang oder einer sonstigen Engstelle vorbeiballern. Die 5km/h sind da nicht relevant.

  • Das kann ich nur unterstreichen. Speckgürtel Düsseldorf, Entfernung zur Arbeit ca. 15km

    - Auto nachts: 20 Minuten
    - Auto Rushhour: 30-50 Minuten
    - Rennrad: 25-30 Minuten, Treckingrad 35-40

    Pedelecs in der Geschwindigkeit reduzieren macht keinen Sinn. Auch mit 20km/h gibt es genügend fehlgeleitete Menschen, die auf ungenügender "Radinfra" zu schnell fahren und mit Fahrrad, e-Roller oder Pedelec an einem Hauseingang oder einer sonstigen Engstelle vorbeiballern. Die 5km/h sind da nicht relevant.

    Mit dem langsameren Trekkingrad fährst du einen Schnitt von 22,5 bis 25,7 km/h.

    Mit einem Pedelec, das bei 25 km/h abregelt, wärst du vermutlich nicht deutlich früher da.

    Ein Pedelec könnte allerdings dazu beitragen, dass du bei Ampelstopps und dergleichen schneller wieder auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigst. So könntest du ein paar Minuten einsparen. Aber das würde auch für ein Pedelec gelten, dass bei 20 km/h abregelt.

    Bei den Geschwindigkeiten zwischen 20 und 25 km/h allerdings würde dir die Unterstützung fehlen, wenn das Pedelec schon bei 20 km/h die Motorunterstützung einstellt. Allerdings bin ich mir nicht sicher, wie sich das bei verschiedenen Pedelec-Typen dann auswirkt. Bremst dann der Motor deine Tretkraft ab, weil du zusätzlich den Motor drehen musst? Oder läuft der einfach leer mit, ohne nennenswerten Widerstand zu leisten? Ist das bei Pedelecs mit Mittelmotor anders als bei solchen mit Nabenmotor?

    Beim Vergleich zwischen deinem Rennrad und einem Pedelec, das bei 25 km/h abregelt, hättest du das Problem noch häufiger, denn mit dem Rennrad fährst du bis zu 36 km/h. Alle Achtung, das ist deutlich schneller als die meisten Fahrradfahrenden fahren.:thumbup:

    2 Mal editiert, zuletzt von Ullie (15. April 2024 um 07:11) aus folgendem Grund: Ergänzung Rennrad-Tempo

  • S-Pedelec und das E-Bike dagegen sind schlussendlich kontraproduktiv für das Ziel Verkehrswende.

    Ich möchte dagegen halten, dass alles, was kleiner ist als ein normaler PKW, was weniger Emissionen verursacht, was weniger Gefährdungspotenzial hat oder das mehr Personen befördert als ein normaler PKW, die Verkehrswende voran bringt. Dazu zähle ich nicht nur Pedelecs, S-Pedelecs und E-Bikes, Busse, Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen, sondern sogar kleinere PKW, elektrische PKW, besser ausgelastete PKW.

    Und bevor Sie mir gleich wieder das Wort im Mund verdrehen wollen oder Aussagen hinein interpretieren die oben nicht stehen, lesen Sie alles noch einmal ganz in Ruhe und denken Sie darüber nach: Ich habe nämlich nicht geschrieben, dass irgendeines der genannten Dinge alleine und vollständig die Verkehrswende ermöglicht.

  • Mit dem langsameren Trekkingrad fährst du einen Schnitt von 22,5 bis 25,7 km/h.

    ... wenn du deine Karriere im Profi-Radsport beendet hast. :/

    die Geschwindigkeit halte ich als Schnitt(!!!) für viel zu hoch. In Hamburg hatte ich in bester Kampfradler-Zeit bei Beachten aller Verkehrsregeln bis auf "Radwege" selbst mit dem CityFlitzer (leichter Randonneur) bestenfalls einen 27er-Schnitt. Das aber in meiner "Hood", wo ich die Ampelphasen-Abfolgen kannte.

    Selbst außerhalb von städtischem Gebiet schafft der Durchschnittsradler übers Jahr gesehen keinen 22er-Schnitt. :/

    realistisch sind da eher 18 km/h

  • ... wenn du deine Karriere im Profi-Radsport beendet hast. :/

    die Geschwindigkeit halte ich als Schnitt(!!!) für viel zu hoch. In Hamburg hatte ich in bester Kampfradler-Zeit bei Beachten aller Verkehrsregeln bis auf "Radwege" selbst mit dem CityFlitzer (leichter Randonneur) bestenfalls einen 27er-Schnitt. Das aber in meiner "Hood", wo ich die Ampelphasen-Abfolgen kannte.

    Selbst außerhalb von städtischem Gebiet schafft der Durchschnittsradler übers Jahr gesehen keinen 22er-Schnitt. :/

    realistisch sind da eher 18 km/h

    Okok... ist halt wie beim Angeln ;)
    Die ca. 15km sind 14,5. Es gibt so gut wie keine Ampeln oder sonstigen Stellen an denen ich anhalten müsste, und die Betrachtung bezieht sich eher auf den Hinweg wo es leicht bergab geht. Profisport bei mir ganz sicher nicht - aber schon Hobbysport in gelegentlich auch mal ernsthaft.

    Das ändert aber nichts an der grundsätzlichen Aussage, dass der ÖPNV gegen alle anderen Verkehrsarten ganz deutlich verliert.

  • genügend fehlgeleitete Menschen, die auf ungenügender "Radinfra" zu schnell fahren

    Vorsicht! Klischees, Zuspitzung, Übertreibung:

    Es gibt Menschen, die können Rad fahren und solche, die es nicht können. Während Oma Gertrud bis heute nach der äußerst ineffizienten und gefährlichen Rücktrittbremsung bei 10 km/h vom Rad springt, um anzuhalten, traue ich mir durchaus zu, als Motorradfahrer mit Erfahrung mit viel höheren Geschwindigkeiten ein Fahrrad mit guten Scheibenbremsen bei gutem Reaktionsvermögen sehr schnell zum Stehen zu bringen.

    Natürlich gelten physikalische Gesetze für alle, aber ich habe wenig Lust, mich komplett ausbremsen zu lassen wegen einiger Heizer und Rücksichtsloser und andererseits Leuten, die alles jenseits der 20 km/h als Weg in die Speed-Drogensucht sehen.

    2 Mal editiert, zuletzt von cubernaut (15. April 2024 um 22:28)

  • Da gibt's einen interessanten Verkehrszähler (Ecke Tondorfer Hauptstraße): Bis 2020 (!) 30k und mehr, ab 2021 dann 25k und 20k… Da scheint sich irgendwas geändert zu haben? Eventuell kann man da demnächst die gleiche Diskussion wie in der Rodigallee anfangen, ob nicht eine Fahrspur pro Richtung reicht…

  • Vorsicht! Klischees, Zuspitzung, Übertreibung:

    Es gibt Menschen, die können Rad fahren und solche, die es nicht können. Während Oma Gertrud bis heute nach der äußerst ineffizienten und gefährlichen Rücktrittbremsung bei 10 km/h vom Rad springt, um anzuhalten, traue ich mir durchaus zu, als Motorradfahrer mit Erfahrung mit viel höheren Geschwindigkeiten ein Fahrrad mit guten Scheibenbremsen bei gutem Reaktionsvermögen sehr schnell zum Stehen zu bringen.

    Diese Aussage halte ich für kompletten Unfug und äußerst kontraproduktiv in dem Sinne, dass Fahrrad-Mobilität ein wesentlicher Beitrag zu einer Verkehrswende ist.

    Richtig ist, es können Menschen mehr und weniger gut Fahrrad fahren. Und durch regelmäßiges Fahren und Fahrtraining, kann die Fähigkeit Fahrrad zu fahren, verbessert werden. Hier ist ausdrücklich der ADFC dafür zu loben, dass er zum Beispiel Fahrradkurse für Erwachsene anbietet. Übrigens auch Pedelec-Kurse!

    Selbst Menschen mit Behinderungen ist es in vielen Fällen möglich, Fahrrad zu fahren. Und genau für diese Menschen ist das Pedelec oft eine sehr gute Möglichkeit, am Fahrradverkehr teilnehmen zu können, zum Beispiel mit einem "Handbike" oder "Adaptivbike", wie auf diesem Foto aus wikipedia:

    Handbike – Wikipedia
    de.wikipedia.org

    Gibt's auch als Pedelec:

    Umbaubeispiel: Handbike wird mit Senglarantrieb zum Pedelec | Senglar - e-power on wheels! Leichte Pedelecs - Bewährte Umrüstsätze

    In welchen Fällen damit wo gefahren werden darf, ist anscheinend noch nicht eindeutig geklärt:

    "Für Rollstuhlfahrer gelten wie für jeden anderen Verkehrsteilnehmer die Regeln der Straßenverkehrsordnung. Rollstuhlfahrer mit einem manuellen Rollstuhl sind Fußgängern gleichgestellt.
    Adaptiv- oder Liegebikes sind in der aktuellen StVO (Stand 03/2013) nicht explizit erwähnt. Inwieweit
    für sie die Regelungen für Radfahrer bei der Benutzung von Radwegen und Straßen gelten, ist unklar. In jedem Fall sollte das Verhalten den individuellen Gegebenheiten und dem Sicherheitsbedürfnis des einzelnen Teilnehmers vor Ort und der anderen Verkehrsteilnehmer angepasst werden."

    Die von mir zitierte Quelle ist von 2014, das Zitat aus dem Kapitel: Einleitung für die Fachkraft zu E2 (Teil 1)

    https://kompetent-mobil.de/Handbuch/07-Adaptiv-und-Handbike.pdf

    Natürlich gelten physikalische Gesetze für alle, aber ich habe wenig Lust, mich komplett ausbremsen zu lassen wegen einiger Heizer und Rücksichtsloser und andererseits Leuten, die alles jenseits der 20 km/h als Weg in die Speed-Drogensucht sehen.

    Niemand will dich komplett ausbremsen und ich schon gar nicht. Der von mir gemachte Vorschlag, Pedelecs so zu bauen, dass sie schon bei 20 km/h die Motorunterstützung deutlich abregeln und bei 25 km/h ganz Schluss ist damit, bedeutet doch nicht, dass du damit "komplett ausgebremst" wirst.

    Für jemand, der fit genug dafür ist, gibt es ja auch die Möglichkeit, mit dem Pedelec deutlich schneller unterwegs zu sein, dann halt wie beim Bio-Bike mit Muskelkraft. Oder eben mit einem Speed-Pedelec, das darf bis zu 400 % das Treten unterstützen. Dann darf halt nicht mehr auf Fahrradwegen gefahren werden. Manche halten Fahrradwege sowieso grundsätzlich für sehr gefährlich, besonders wenn hohe Tempi mit dem Fahrrad gefahren werden, trifft das in vielen Fällen sicher zu.

  • Okok... ist halt wie beim Angeln ;)
    Die ca. 15km sind 14,5. Es gibt so gut wie keine Ampeln oder sonstigen Stellen an denen ich anhalten müsste, und die Betrachtung bezieht sich eher auf den Hinweg wo es leicht bergab geht. Profisport bei mir ganz sicher nicht - aber schon Hobbysport in gelegentlich auch mal ernsthaft.

    Das ändert aber nichts an der grundsätzlichen Aussage, dass der ÖPNV gegen alle anderen Verkehrsarten ganz deutlich verliert.

    Entschuldige, dass ich so frei war und deine Strecken und Zeitangaben einfach mal so hochgerechnet habe zu Geschwindigkeiten.

    Dass der ÖPNV gegen alle anderen Verkehrsarten ganz deutlich verliert, lasse ich so nicht stehen, denn es ist eine grob verallgemeinernde Aussage, die möglicherweise aus deiner Perspektive für bestimmte Fälle Gültigkeit hat, aber eben nicht allgemeingültig ist, obwohl von vielen, besonders gerne von Autofahrern genau so getan wird, als sei es der ÖPNV, der gegen alle anderen Verkehrsarten ganz deutlich verliert.

    Aus der Perspektive von Menschen, die nicht Fahrrad fahren können (die Menschen gibt es auch, obwohl ich weiter oben geschrieben habe, dass fast jeder Fahrrad fahren kann) oder die nur sehr langsam Fahrrad fahren können oder die bei ungünstigen Wetterlagen lieber nicht Fahrrad fahren, und die kein Geld für ein Taxi haben, oder in deren Gegend Taxis besonders hohe Anfahrtskosten berechnen, ist der ÖPNV selbst dann außerordentlich attraktiv, wenn die Taktzeiten sehr ungünstig sind und aufgrund der Linienführung Umwege in Kauf genommen werden müssen.

    Besonders für Menschen mit wenig Geld, ist der ÖPNV eine attraktive (oft die einzige) Möglichkeit über längere Strecken mobil zu sein, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad nicht so einfach zu bewältigen sind.

    Besonders zu beachten ist auch, dass die Aussage, das der ÖPNV gegen alle anderen Verkehrsarten ganz deutlich verliert, nur an bestimmte Fälle und an die jetzige Situation gekoppelt ist. Es wurde in den vergangenen Jahrzehnten und wird vielfach immer noch eine einseitig auf den MIV hin ausgerichtete Verkehrs-Infrastruktur aufgebaut. Das ist ein entscheidender Grund dafür, dass der ÖPNV manchmal als eine Verkehrsart erscheint, die gegenüber allen anderen verliert. Es gibt keine irgendwie "natürlichen Gründe" dafür oder gar Gott gegebene Vorherbestimmungen.

    Und das wirkt sich aus auf die Pedelec-Diskussion. Wer das Pedelec als Alternative für einen unzureichenden ÖPNV nutzt, der möchte natürlich am liebsten ein Speed-Pedelec ganz ohne irgendwelche Einschränkungen wie Helmpflicht, Versicherungspflicht, Fahrerlaubnispflicht usw. nutzen können. Und am liebsten soll es auch noch schneller als 45 km/h Unterstützungskraft beim Treten liefern. Für jemandem, dem für längere Strecken ein attraktiver ÖPNV zur Verfügung steht, gestaltet sich das anders. Und mit attraktivem ÖPNV meine ich jetzt nicht kostenlosen ÖPNV! Auch ÖPNV sollte den Nutzer*innen etwas kosten. Fahrradfahren ist schließlich auch nicht umsonst.

  • von mir aus können die Pedelecs auch 30kmh fahren. Dann aber eben Fahrbahnpflicht

    Pedelecs können doch auch jetzt schneller 30 km/h fahren, wenn ein hinreichend fitter Fahrer dafür ordentlich in die Pedale tritt.

    Aber bei 25 km/h schaltet die Motorunterstützung ab. Und das ist gut so. Vielleicht wäre es noch besser, wenn die Motorunterstützung noch früher abschalten würde. Ein hinreichend fitter Fahrer könnte dann immer noch 30 km/h mit dem Pedelec fahren.

    Und da das so viele nicht sind und die es können hoffentlich genügend umsichtig dabei sind, ist es auch auf Radwegen gestattet, mit dem Pedelec wie mit dem Fahrrad schneller als 25 km/h zu fahren.

  • Das kommt halt immer drauf an, wo man hin will.

    Z. B. von mir in die Innenstadt München, also HBF, Stachus, ..., alles, was direkt an der Stammstrecke liegt, ist ÖPNV unschlagbar. Das sind selbst inkl. Zubringerbus und Wartezeiten 35-40min für bissl über 30km (Rad). Natürlich nur, wenn die Sausebahn auch fährt, was nicht immer der Fall ist.

    Aber schon z. B. ins Olympiazentrum, mit umsteigen auf U-Bahn, bin ich mit dem Radl (fast) genauso schnell, aber unabhängig von Abfahrtszeiten.

    Es ist also ein Frage des Ausbaus, trotzdem wird der ÖPNV nie alle Verbindungen so darstellen können, wie ein Gefährt, mit dem man einfach von A nach B fährt.

    Die Frage ist doch eher, was finden die Leute noch zumutbar. Und so lange das Auto überall noch flott hinkommt und nahezu umsonst rumstehen darf, ist die Zumutbarkeitsspanne eher gering.

  • die 25kmh aktuell erreicht man aktuell mit maximal zulässiger Unterstützung schon bei geringem Kraftaufwand. Sprich: es ist für 95% der Pedelec-Nutzer kein Problem, damit dauerhaft 25kmh zu fahren. die 30kmh erreichen in Dauerleistung mit dem Pedelec aber geschätzte 2%.

    die 25kmh sind meiner Meinung nach die zulässige Geschwindigkeit auf "guten Radwegen". Von schlechten gar nicht erst zu reden. Es fällt der Vielzahl der Verkehrsteilnehmer (Auto, Fahrrad, Pedelec, E-Scooter) aber nachweislich schwer, die "richtige" Geschwindigkeit einzuhalten, wenn nicht ein eindeutiges Limit angeordnet ist.

    Beispiel:

    schmale Straße innerorts, kein Gehweg, abschüssig, Hauseingänge grenzen an die Fahrbahn. Eine gesonderte Begrenzung der zul. Höchstgeschwindigkeit ist nicht angeordnet, es gilt die Regelgeschwindigkeit von 50kmh, einschränkend aber eigentlich §§1, 3 StVO.

    ich behaupte, dass 16 von 20 Verkehrsteilnehmern hier zu schnell fahren.

    Wir ordnen ein VZ an, das die zul. Höchstgeschwindigkeit auf 30kmh reduziert.

    ich behaupte, dass 1 von 20 Verkehrsteilnehmern hier zu schnell fährt


    Höbe man nun bei Pedelecs die mit Unterstützung erreichbare Geschwindigkeit auf 30kmh an, wird mit 30kmh auf den Radwegen herumgefahren. Das halte ich auch bei "guten Radwegen" schon für zu schnell. Was sollte dann die Konsequenz sein? auch auf Radwegen je nach Ausbauzustand Tempolimits einführen? Wohl kaum. Also wird man weiter darauf vertrauen (wie jetzt auch schon), dass die Radfahrer sich schon an §§1, 3 StVO halten und nur so langsam fahren, dass sie ihr Fahrzeug sicher beherrschen. Hahaha. Gut gelacht.

    Auf Fahrbahnen hingegen sind 30kmh als Limit der Unterstützung beim Pedelec meiner Meinung nach kein größeres Problem. Weil T30 nach T50 innerorts eben die "nächste Stufe" ist.

    Deswegen: gern 30kmh-Unterstützungslimit bei Pedelecs, aber dann Verbot (zur eigenen Sicherheit und der anderer) von Radwegen; außer "Radschnellwege", die entsprechenden Ausbaustandard haben

    Und gern auch 50kmh-Unterstützungslimit bei S-Pedelecs. Die haben ja schon Radwegverbot; "Radschnellwege" sollten auch für die verboten sein.

    Achja, wegen Vollständigkeit: ich bin auch der Meinung, dass mit einem "Bio-Bike" mit 25kmh kein Radweg mehr benutzt werden sollte. Kann man nur nicht "verbieten". Bei Pedelecs ginge das recht einfach: hast 'n Motor drahn, dann uff die Fahrbahn. Fährst kein Pedeleeg, darfst uffn Radweg.

  • Aus der Perspektive von Menschen, die nicht Fahrrad fahren können (die Menschen gibt es auch, obwohl ich weiter oben geschrieben habe, dass fast jeder Fahrrad fahren kann) oder die nur sehr langsam Fahrrad fahren können oder die bei ungünstigen Wetterlagen lieber nicht Fahrrad fahren, und die kein Geld für ein Taxi haben, oder in deren Gegend Taxis besonders hohe Anfahrtskosten berechnen, ist der ÖPNV selbst dann außerordentlich attraktiv, wenn die Taktzeiten sehr ungünstig sind und aufgrund der Linienführung Umwege in Kauf genommen werden müssen.

    Besonders für Menschen mit wenig Geld, ist der ÖPNV eine attraktive (oft die einzige) Möglichkeit über längere Strecken mobil zu sein, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad nicht so einfach zu bewältigen.


    Jemandem ungünstige Umstände als außerordentlich attraktiv zu verkaufen, weil es an alternativen Lösungen mangelt, ist aus meiner Sicht zynisch. Mit dem Messer am Hals ist die Übergabe der Geldbörse an einen Straßenräuber auch eine außerordentlich attraktive Lösung.

  • Vielleicht ist mit "ungenügender 'Radinfra'" ja sowas hier gemeint (als benutzungspflichtig beschildert); da fängt "zu schnell" im Grunde bei 6 km/h an:

    https://www.google.de/maps/@53.57883…i8192?entry=ttu

    Genau so was habe ich gemeint. Mit allem was geht am Hauseingang vorbei, und dann zwischen Kinderwagen und Rollator durchzirkeln. Auf der anderen Seite spricht überhaupt nichts dagegen bei einsehbarer Strecke deutlich schneller zu fahren.

  • Jemandem ungünstige Umstände als außerordentlich attraktiv zu verkaufen, weil es an alternativen Lösungen mangelt, ist aus meiner Sicht zynisch. Mit dem Messer am Hals ist die Übergabe der Geldbörse an einen Straßenräuber auch eine außerordentlich attraktive Lösung.

    Ich verkaufe hier nichts. Weder Pedelecs noch Fahrräder noch ÖPNV. Aber es ärgert mich, wenn als Goldstandard für Mobilität der ÖPNV von vielen als Letztes genannt wird, obwohl der ÖPNV in einem nachhaltigen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem neben dem Fußverkehr und dem Fahrradverkehr ganz klar an der Spitze stehen muss und dem sich andere Mobilitätssysteme unterordnen müssen. Auch der Fahrradverkehr muss sich dem ÖPNV unterordnen! Darauf weise ich immer wieder gerne an Ampeln hin, bei denen eine Vorrangberechtigung für den ÖPNV manchmal zu längeren Wartezeiten für den Fahrradverkehr führt. Immer verbunden mit dem Hinweis, dass der Fahrradverkehr vermutlich kürzere Wartezeiten hätte, wenn nicht auch noch der Autoverkehr gemanagt werden müsste, mit seinen Tausenden von riesigen Blechkisten, in denen oft nur eine Person drin sitzt.

    So Gespräche ergeben sich an bestimmten Ampeln dadurch, dass ungeduldige Fahrradfahrer*innen anfangen über den ÖPNV zu schimpfen, etwa so: Jetzt muss ich hier rumstehen, und gleich den Bus mit null Leuten drin vorbeiziehen lassen. So was kommt noch häufiger bei Autofahrer*innen vor, aber da fahre ich seltener mit. Und es gibt auch Radfahrer*innen, die m. E. völlig zu Unrecht Anstoß nehmen an der ÖPNV-Ampelvorrangschaltung.

    Zugegeben unter den gegenwärtigen Umständen ist der ÖPNV bisweilen eine Zumutung, trotzdem wird er von bestimmte Bevölkerungsgruppen intensiv genutzt. Dieser Hinweis ist eine Richtungsempfehlung. ÖPNV funktioniert, schon jetzt! Und ÖPNV kann noch viel besser werden, wenn er nicht länger immer nur untergeordnet wird unter den Autoverkehr.

    Und ich vermute, dass der Faktor ÖPNV, dazu beiträgt, dass Menschen eher auf den Kauf eines doch vergleichsweise kostspieligen Pedelecs verzichten, wenn für die etwas längeren Wege, die sich mit dem preiswerten und vergleichsweise unkomplizierten Bio-Bike nicht so ohne weiteres bestreiten lassen, gute ÖPNV-Verbindungen zur Verfügung stehen.