E-Fuels und EU-weites Verbot von Verbrennungsmaschinen ab 2035

  • Können E-Fuels den Verbrennungsmotor retten? (wiwo.de)

    Es ist für die politische Entscheidung vollkommen egal, ob E-Fuels den Verbrenner retten können oder nicht.

    Welches Ziel möchte die Politik denn erreichen?

    Sie möchte CO2 reduzieren.

    Dann soll sie genau das vorschreiben. Entweder über pauschale Grenzwerte für ganz Deutschland (Zertifikatehandel) oder über konkrete Grenzwerte im Straßenverkehr.

    Und anschließend soll die Wirtschaft rausbekommen, wie sie das Ziel erreicht.

    Das wäre vernünftige Wirtschaftspolitik.

    Beim Habeck'schen Weg hingegen gibt ein mehr oder weniger fähiger Minister recht genau den Weg vor, den die Industrie beschreiten soll. Das kann der beste sein oder auch nicht. Und letzteres ist ein unnötiges Risiko.

  • Und anschließend soll die Wirtschaft rausbekommen, wie sie das Ziel erreicht.

    Die Automobilwirtschaft hat dazu bereits eine klare Meinung und setzt auf batterieelektrische Antriebe. Daher verstehe ich die Sabotageversuche der FDP/CDU/CSU/Freie Wähler nicht, den Leuten weiterhin irgendeinen Quatsch vorzugaukeln, dass der Verbrenner mit Ausnahme von Sonderanwendungen noch irgendeine Zukunft hätte. Die Industrie hat es begrüßt, Planungssicherheit zu haben. Da geht es also weder um Klimaziele, noch um vernünftige Wirtschaftspolitik, sondern um die Verweigerung, anzuerkennen, dass sich etwas ändern muss.

    Die Vorstellung, dass "der Markt" alleine die erforderlichen Transformationen schaffen kann, halte ich auch für reichlich naiv. Und selbst wenn, dann müssten dafür von der Politik die entsprechenden Rahmenbedingungen gesetzt werden. Das Ziel eines Konzerns besteht nämlich nicht darin, Klimaneutralität zu erreichen, sondern seinen Gewinn zu maximieren. Das Ziel "Klimaneutralität" müsste sich also finanziell lohnen, wenn es der Markt alleine regeln soll.

    So lange CO2-Emissionen nicht angemessen bepreist (*) werden, bleibt fossiler Kraftstoff billiger als E-Fuels. "Der Markt" würde also regeln, dass wir das Ziel niemals erreichen. Von Porsche sind ja auch schon erste Rufe laut geworden, E-Fuels zu subventionieren und ich warte jeden Tag darauf, dass die FDP diese Idee aufgreift (so viel dann zum Thema Markt).

    Für die gesamte Energiewende kann und muss die Politik den Rahmen setzen. Wir sind noch weit entfernt von einer klimaneutralen Energieversorgung und daher muss man Prioritäten setzen, damit man das Ziel möglichst schnell und effizient erreicht. Das ist Herausforderung genug und funktioniert garantiert nicht, wenn wir Energie für die Erzeugung von E-Fuels verschwenden, die wir an anderer Stelle dringend benötigen.

    * "angemessen bepreist" = so teuer, dass es die gewünschte Lenkungswirkung erzielt.

  • Sollen sie doch E-Fuels drin lassen. Allerdings mit richtigen Auflagen. Kurze Transportwege (also Herstellung in Europa) Maximalverbrauch eines neuen EF-Auto ab 2028 deckeln, das täte bei den E-Autos auch nicht schlecht.

  • Die Industrie hat es begrüßt, Planungssicherheit zu haben.

    Seit wann ist denn das gut, was die Industrie gut findet?

    "Planungssicherheit" bedeutet nicht, dass der Weg auch der beste ist.

    Die Automobilwirtschaft hat dazu bereits eine klare Meinung und setzt auf batterieelektrische Antriebe.

    Noch ein Grund mehr, den Verbrenner NICHT zu verbieten.

    Die Vorstellung, dass "der Markt" alleine die erforderlichen Transformationen schaffen kann, halte ich auch für reichlich naiv.

    Für die Politik ist "der Markt" ein Werkzeug, um volkswirtschaftliche Ziele zu erreichen. Niemand behauptet, dass Unternehmen von ganz alleine und freiwillig Klimaschutz im nötigen Maß betreiben.

    Für die gesamte Energiewende kann und muss die Politik den Rahmen setzen.

    Das ist der wesentliche Teil. Natürlich muss sie das tun. Du nennst selber die Bepreisung von CO2. Das ist genau das richtige Vehikel, um die Klimaziele zu erreichen. Aber dieser Ansatz hat noch die Schwäche, dass irgendein besonders schlauer Mensch den CO2-Preis "genau richtig" festsetzen muss, damit die Klimaziele erreicht werden. Und weil es solche Menschen in der Praxis nicht gibt, hat sich jemand den Zertifikatehandel ausgedacht. Er führt dazu, dass genau der richtige Preis für CO2 gefunden wird.

    Das Setzen der richtigen Rahmenbedingungen für die Politik ist damit nahezu trivial: Die Gesamtmenge der ausgegebenen Zertifikate wird entlang der Klimaziele jedes Jahr ein wenig reduziert, bis wir bei "0" sind.

    Und dann soll "der Markt" den billigsten Weg zu diesem Ziel finden. Denn darin ist er richtig gut.

    Diese ganzen kleinteiligen Diskussionen, welche Heizung man verbauen soll, in welchem Jahr genau Verbrenner verboten werden oder wie viel Watt ein Staubsauger haben darf, wären dann überflüssig. Zum Glück! Denn Politiker finden garantiert nicht den billigsten Weg zum Ziel.

    Und genau deshalb finde ich den kleinteiligen Weg falsch.

  • Das Lustige ist ja, dass niemand E-Fuels verbieten will. Es geht darum, dass ab 2035 in der EU keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden sollen. Die Frage ist, ob dann überhaupt noch ein Autohersteller sowas anbietet und ob sich im Dezember 2034 noch irgendwer, der noch halbwegs bei Verstand ist, einen PKW mit Verbrennungsmotor kaufen würde. Jedenfalls dann, wenn E-Fuels nicht massiv subventioniert werden und wenn CO2-Emissionen ihren Preis hätten.

    Wir werden künftig jede Menge grünen Wasserstoff brauchen, wo es keine sinnvoll elektrifizierbaren Lösungen gibt. Private PKW gehören sicherlich nicht dazu.

  • Und weil es solche Menschen in der Praxis nicht gibt, hat sich jemand den Zertifikatehandel ausgedacht. Er führt dazu, dass genau der richtige Preis für CO2 gefunden wird.


    Das Setzen der richtigen Rahmenbedingungen für die Politik ist damit nahezu trivial: Die Gesamtmenge der ausgegebenen Zertifikate wird entlang der Klimaziele jedes Jahr ein wenig reduziert, bis wir bei "0" sind.

    Das würde voraussetzen, dass kontrolliert und durchgesetzt wird, dass ohne entsprechendes Zertifikat auch kein CO2 emittiert wird. Wie soll das in der Praxis funktionieren?

  • Das würde voraussetzen, dass kontrolliert und durchgesetzt wird, dass ohne entsprechendes Zertifikat auch kein CO2 emittiert wird.

    Da wir bereits einen Zertifikatehandel haben, gehe ich davon aus, dass dieses Problem gelöst ist.

    Ich halte das nicht für eine unüberwindbare Hürde. Denn CO2 entsteht ja nicht aus dem Nichts, sondern aus irgendwelchen Roh- oder Brennstoffen, die man verfolgen kann.

    Die Frage ist, ob dann überhaupt noch ein Autohersteller sowas anbietet und ob sich im Dezember 2034 noch irgendwer, der noch halbwegs bei Verstand ist, einen PKW mit Verbrennungsmotor kaufen würde.

    Wenn das Ziel reguliert und nicht den Weg dahin, ist die Antwort auf diese Frage egal.

    Und auch die Antwort auf die Frage, ob die Regierung und Experten nicht noch irgendeine Technologie übersehen.

    Das ist der Charme vom Zertifikatehandel: Die Politik entscheidet, dass Deutschland im Jahr X CO2-neutral sein soll, definiert den Pfad dahin und schaut danach zu, wie die Industrie das Problem löst. Und parallel hat sie Zeit, um sich um soziale Härtefälle u.ä. zu kümmern anstatt über kleinteilige Verbote zu diskutieren.

    Und der Zertifikatehandel hat sogar den Vorteil, dass man jederzeit sieht, was die Vermeidung von CO2 kostet.

  • Das Lustige ist ja, dass niemand E-Fuels verbieten will. Es geht darum, dass ab 2035 in der EU keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden sollen.

    IMO geht es überhaupt nicht um das, was 2035 los sein wird. Es geht einzig darum, *kurzfristig* (also etwa die nächsten 3 bis 5 Jahre) den Absatz von Verbrennern weiter am Laufen zu halten. Und IMO wird aus genau dem gleichen Motiv von Seiten der Klimaretter so vehement für das sachlich definitiv nicht nötige Verbot gestritten. Und natürlich geht es da nicht nur um Porsche, sondern um alle etablierten Automarken.

    Alle paar Jahre wird ja momentan der jeweilige Wagen abgestoßen und durch was neues ersetzt („neu“ muss dabei nicht zwingend „Neuwagen“ bedeuten, aber ein florierender Gebrauchtwagenmarkt fördert den Neuwagenabsatz, indem er die Bereitschaft der Verkäufer fördert, ihren jungen neu gekauften Wagen schon frühzeitig auszuwechseln). Dieser Nach-unten-Durchreichen-Rhythmus droht derzeit auf für die Industrie ungünstige Weise in die Länge gezogen zu werden, weil die exorbitanten E-Auto-Preise zusammen mit der Unsicherheit, was in ein paar Jahren auf dem Gebrauchtwagenmarkt für Verbrenner los sein wird, und ob es in Zukunft mit E-Autos noch dieses gewohnte konsumfreundliche fröhliche „nach-unten-Weiterreichen“ geben wird, die Käufer zögern lassen. Die Botschaft „es wird auch nach 2035 noch neue Verbrenner geben“ soll *jetzt* das Signal aussenden „alles gut, du kannst dir auch ruhit 2024 noch wie gewohnt dein neues Verbrennerauto gönnen!“.

  • MO geht es überhaupt nicht um das, was 2035 los sein wird. Es geht einzig darum, *kurzfristig* (also etwa die nächsten 3 bis 5 Jahre) den Absatz von Verbrennern weiter am Laufen zu halten.

    2035 ist erst in 12 Jahren. Bis dahin dürfen Neuwagen mit V-Motor ver- und gekauft werden. Über das Jahr 2035 hinaus dürfen sie auch noch weiter betrieben werden. Aber schönes Beispiel, wie die Irreführung verfängt...

  • Überall in Europa könne man schon E-Fuels tanken. Nur in Deutschland nicht. Oder so.

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    Christoph Ploß ist vor allem bekannt für seinen Kampf gegen das Gendern. Im Bundestag irritierte der CDU-Mann nun mit einer Aussage über E-Fuels. Sein Versuch,…
    www.spiegel.de
  • Nur in Deutschland gibt es Politiker, die statt Hirn E-Fuels im Schädel haben

    Naja, das stimmt so ja nicht. Vorbehalte gegenüber einer Verkehrs- oder Antriebswende, welcher Art auch immer, gibt es in jedem Land. Andere sind hingegen schon weiter, in Norwegen scheinen mir die Vorbehalte gegen Elektromobilität mittlerweile beinahe gegen Null zu gehen.

  • Zu der Sache mit E-Fuels und Elektromobilität fand ich die folgenden Artikel noch interessant:

    EU-Verkehrspolitik: „Ein Vertrauensbruch“: Frust bei EU-Partnern über Verbrenner-Blockade
    Im europäischen Streit um ein Verbot neuer Verbrennerautos, sorgt die Blockade Deutschlands für Unverständnis. Der französische Verkehrsminister will seinen…
    www.handelsblatt.com
    E-Fuels: können sie uns zur Klimaneutralität führen?
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    www.faz.net
    Wissing: „Klima-Blabla“ bringt Deutschland nicht voran
    Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat abermals vor einem reinen Fokus auf Elektroautos gewarnt. Deutschland könne seine Klimaziele nicht ohne synthetische…
    www.faz.net
    Und wenn die FDP einfach recht hat?
    Die Blockade des EU-Beschlusses zum geplanten Aus für neue Verbrenner folgt keineswegs einer klimafeindlichen Ideologie. Hier geht es um Vernunft und…
    www.n-tv.de
  • 11:54 Uhr:

    Verbrenner-Streit: Bundesregierung geht von rascher Einigung aus
    Der Streit tobt schon lange, nun rückt eine Lösung über das Aus von neuen Verbrennerautos in der EU näher: Die Europa-Staatsministerin Anna Lührmann von den…
    www.spiegel.de

    13:17 Uhr: Die FDP schaltet wieder in den Dagegen-Modus.

    (S+) EU-Kommission bietet Verbrenner-Kompromiss an – Wissing sagt Nein
    Im Streit um das Verbrenner-Aus hat die EU-Kommission der Bundesregierung einen Kompromiss angeboten: Eine neue Auto-Kategorie soll den Verbrenner in die…
    www.spiegel.de

    Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass sich auch dieses Thema auf einen ganz einfachen Umstand destillieren lässt: Die Welt verändert sich und der Wähler hat Angst vor Veränderung. Die FDP sieht so langsam keine anderen Themen mehr als die geradezu heilige deutsche Verbrennungsmaschine und riskiert zugunsten kurzfristiger Wahlerfolge (ah, wo waren die eigentlich doch gleich?) lieber ein problematisches Irrlichtern der deutschen Schlüsselindustrie, die angesichts der Elektro-Offensiven in ihre wichtigsten Absatzmärkten ohnehin schon äußerst stark unter Druck steht.

    Der Hit ist ja immer wieder, die E-Fuels als Stromsparmaßnahme zu verkaufen, was aber auch nur Leute glauben, die keinen Schritt weiter denken. Wenn erst CO2 aus der Luft gesaugt werden soll, um dann mit hohem Energieaufwand Kraftstoffe zu synthetisieren, die dann wieder mit einem mäßigen Wirkungsgrad verbrannt werden, um dann das eingerammte CO2 wieder freizusetzen, ah, wo ist dann der Stromspareffekt?

  • Ein Aspekt den ich noch nirgends gelesen habe: Mehr Stromer => Weniger Verbrenner => Weniger Spritumsatz => Weniger Tankstellen.

    Ich gehe davon aus, dass es 2035 kaum noch Tankstellen geben wird. Die Leute die sich dann ein Auto-das-nachweisbar-nur-E-Fuels-Tanken-kann kaufen, werden:

    erstens Probleme haben, an das Zeug zu kommen;

    zweitens steigt der Aufwand für die Lieferkette pro Liter, das muss dann der Kunde zahlen.

    Egal wie man's dreht und wendet: Der Verbrenner ist tot. E-Fuels für KFZ sind aus ökologischer und ökonomischer Sicht kompletter Schwachsinn. Allen die sich mit dem Thema beschäftigen ist das klar, ich behaupte auch der FDP, Lindner und Wissing.

    Ich muss dann mal wieder auf meine Signatur verweisen. Weshalb also führt die FDP dieses Theaterstück auf? Eine Theorie ("Lage der Nation" vor einigen Wochen) war, dass die FDP die Grünen-Wähler vom Wählen abhalten will, nach dem Motto "bringt nichts die Grünen zu wählen, die können sich eh nicht durchsetzen". Oder vielleicht ist es tatsächlich positive Wahlwerbung; große Teile der Bevölkerung sehen das Verbrennerverbot ja auch kritisch.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.