Radfahren in...Dingenskirchen

  • 16. Aber nicht nur auf Geh- und Radwegen geht es eng zu...

    17. Hier wurde die Benutzungspflicht aufgehoben. Die meisten Münchner Radfahrer sind aber nicht sonderlich "fahrbahnscharf". So auch diese beiden nicht.

    18. Baustellen, ein Quell steter Freuden. So auch hier.


    19. Auch hier wieder, wie Hinkommen zum Radweg? (bei beiden Fotos Benutzungspflicht in beide Richtungen)

    20. So auch hier.

    21. Die Ampel hängt jetzt nicht so optimal. Aber, ist eh paralllel zur Fußgängerampel geschaltet. Super! rolleyes.png
    Da würde ich ja gerne mal die Pupillen der wartenden Radfahrer scannen. Ich schätze, maximal 10% werden diese Ampel überhaupt sehen.

    22. Abteilung "Lustige Schilder".

    23. Nachfolgend ein Teilabschnitt der von der Stadt empfohlenen Nord-Süd-Durchfahrung der Altstadt. Diese Führung ist neu, bis vor einem Jahr durfte man noch auf direkter Linie fahren (keine Fotos), dort ist aber jetzt eine reine Fußgängerzone. Geht schon einmal mit richtig vielen Schildern los.

    Hui, 3 Zusatzzeichen an einem Verkehrszeichen. Das gibt Lob mit Sternchen!

    Noch mehr Verkehrszeichen, in der Hauptsache [Zeichen 267] . Play it safe!

    "Warum?" mag der geneigte Leser denken. Wegen der Tiefgarage in der Bildmitte. Die wird nämlich u.a. von einem prominenten Mediziner genutzt. Und wenn es um teure Knie geht, sind Umwege zu vermeiden!
    So geht es dann weiter.

    Man erkennt schon sehr schön, dass hier zügiges Vorankommen gesichert ist.
    Hinter dem Torbogen wartet dann schon der Viktualienmarkt und rechts der Marienplatz. Warum auch immer hat man hier die ursprüngliche RvL-Regelung aufegegeben.

    Blick nach rechts, Zufahrt Marienplatz. KAMPFFLANEURE!

    Noch mehr KAMPFFLANEURE.


    Umfangreiche Beschilderungen dort im Dunstkreis. Alles sofort mit einem Blick erfassbar! Hier beim ersten Bild finde ich übrigens interessant, dass a) Linienverkehr überall frei ist wohingegen Radfahrer nur auf der Verkehrsfläche (wie soll es sowas eigentlich in einer Fußgängerzone geben?) frei sind und Taxis nochmal explizit schriftlich darauf hingewiesen werden, dass die Durchfahrt für sie verboten ist. Gab es hier etwas zahlreiche Kampftaxler?

    Noch mehr Prosa

    Der Taxifahrer hier hat mal wieder einem Radfahrer gezeigt, wo der Bartel den Most holt! Einfach 2km/h schneller fahren und zum Überholen ansetzen. Mangels Platz dann langsam nach rechts rüberziehen und bremsen. thumbup.png

    Vom Zwang, Gehwege irgendwie zu beparken.

    Fiese Radfahrerfalle. Ein kleinkarierter Polizist könnte hier Kasse machen.

    Fußgängerzonen gelten nur bis 100.000€ Anschaffungspreis.

    So, jetzt sogar mit Zahlen.

    Hier ordne ich mich anders als die Dame mit Kindersitz auf der Geradeausspur ein. Dann gilt für mich dort die "große" Ampel Nr. 1 und nicht Nr. 2, die m.M.n. nur für die indirekt abbiegenden Radfahrer da ist. Soweit so klar. Jetzt die Frage: Ich biege indirekt links ab (so wie der Herr ganz vorne). Ist Nr. 4 eine Radverkehrsanlage? Einen Lolli gibt es nicht und ein Piktogramm auch nicht. Eine Furt ist es auch nur zu Teilen, da es teilweise einen abgrenzenden, durchgehenden Breitstrich gibt. So, jetzt gibt es aber noch Ampel Nr. 3. Gilt die für mich, wenn ich auf einer Radverkehrsanlage bin?

    Deutlich erkennbare Fahrbahnmarkierungen an dieser Ecke.

    Und Polizisten (1), die einfach Rumstehen..äh...sicher observieren! Dabei könnte man auch zwei Kraftfahrer notieren, die a) das Warnblinklicht missbräuchlich benutzen, b) den Gehweg beparken, c) entgegen der Fahrtrichtung parken und d) im absoluten Halteverbot stehen. Das sind immerhin je Fahrzeug 4 Gründe, da mal vorstellig zu werden.

    So, das wars! Was mir heute aufgefalle ist: An Schildern wird hier nicht gespart! thumbsup.png

  • Zur Anschauung, ein Beispielbild als Vorschau:

    und eingebettet:

    :)

    Wenn man seine Bilder irgendwo selber hosten kann, kann man das auch von dort einbetten, dann fällt auch die Begrenzung von 10 Bildern pro Beitrag. Das ist aber etwas aufwendiger bei der Beitragserstellung, das erkläre ich also nur, wenn es wirklich mehr als 10 Bilder pro Beitrag werden müssen.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Jetzt sind bis zu hundert Anhänge pro Beitrag möglich :whistling:

    Ist der Webspace so günstig und absehbar für Dich bezahlbar?

    Mal ganz abgesehen davon, daß ich die Entscheidung, sich freiwillig der deutschen Jurisdiktion zu unterwerfen, noch immer sehr mutig finde...

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    Peter Viehrig

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    (Andreas Müller)

  • Ich mach das jetzt mal einfach, denn das ist ja schöner Anschauungsunterricht. Aus Rücksicht auf jene, deren Leitungskapazitäten noch nicht den netzpolitischen Versprechungen unserer Bundesregierung folgen wollen, verpacke ich das hinter einem Spoiler:

    Spoiler anzeigen

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    Peter Viehrig

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    (Andreas Müller)

  • Nachdem hier im Forum regelmäßig die Ignoranz, Aggressivität und Unfähigkeit der Hamburger Kraftfahrer zu bestaunen ist, habe ich mal meinen täglichen Arbeitsweg etwas genauer analysiert.
    Innerhalb von 24 Stunden komme ich im ansonsten eher beschaulichen Nürnberg (im Vergleich zu "echten" Großstädten hat die Nürnberger Innenstadt eher dörflichen Charakter) auf diese Bilanz:
    - Fahre in freigegebener Einbahnstraße entgegen der Hauptrichtung. Ein entgegenkommender LKW hält voll drauf und lässt mir wenn's hochkommt noch einen knappen Meter, obwohl auf seiner Seite die parkenden Fahrzeuge die langstreckige Enge verursachen. =O
    - zwei zu-Fuß-Gehende stehen auf dem 1,5m-Radweg herum und ignorieren mich aktiv, als ich mich vorbeischlängeln muss. X(
    - zwei zu-Fuß-Gehende trotteln diagonal in den Hochbord-Radweg rein, ohne sich auch nur einmal umzusehen. Der Gehweg war hier durch einen Falschparker blockiert, sodass ich damit rechnen konnte. :S
    - Nahüberholer mit weniger als 50 cm Seitenabstand überfährt gleichzeitig eine Sperrfläche. Habe die Konfrontation gemieden, da auf seiner Heckklappe der Umriss einer AK47 prangte. 8|
    - Engstelle in einer Tempo-30-Zone durch seitliche Verkehrs"insel". Ein entgegenkommender PKW kommt noch knapp vor mir durch, der nächste hat sich einfach hintendrangehängt und ignoriert meinen Vorrang. Mit laut quietschender Felgenbremse komme ich gerade noch zum Stehen. =O Kool stop sei dank, bin ich nun noch in der Lage, diese Zeilen zu verfassen. :thumbup:
    - zwei zu-Fuß-Gehende überqueren kurz vor mir die Fahrbahn. Obwohl sich einer zuvor umsieht und sich unsere Blicke treffen, halten sie ihr Tempo und ich muss scharf bremsen und ausweichen. X(

    Also, so richtig gemütlich ist das hier auch nicht. :/
    Aber was ich im vergangenen Jahr genau einmal gehört habe, war: "Da ist ein Radweg." Und da war nur ein freigegebener Gehweg. :whistling:

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • ich bin der Meinung, dass es 2 Arten von "Vergehen" gibt.

    - ich weiß es nicht besser/habe nicht genau genug geguckt/war abgelenkt
    - ich weiß es sehr wohl besser, dein Schicksal/Gefährdung interessiert mich gerade nicht / ich gefährde dich absichtlich, um dir eine Lehre zu erteilen

    erstere Variante kommt mir fast täglich unter. Passiert. typischerweise so Rechtsabbiegerkram. Kann man sich für entschuldigen, redet drüber, reicht sich die Hand und ist für einen Zeitraum X geläutert. Ging mir auch schonmal so, als ich rechts am wartenden Verkehr vorbei wollte. War aber Busspur und ich unterließ den Schulterblick. Blöde Sache, dumm gelaufen - mach ich nie wieder.

    zweitere Variante kommt hier immer mehr vor. Ich kann da wohl einen Timer laufen lassen, nach wie vielen Kilometern/Minuten ich einem Fahrer begegne, der mich absichtlich massiv gefährdet. Und gerade DIE Leute machen mir Angst.

  • Ich lese ja die Nürnberger Nachrichten (irgendwie normal, befürchte ich) mit mehr Entsetzen. Aber stimmt schon.. so schlimm wie von Spkr beschrieben ist es hier einfach selten.

    Aber was ich im vergangenen Jahr genau einmal gehört habe, war: "Da ist ein Radweg." Und da war nur ein freigegebener Gehweg. :whistling:

    Den Teil hatte ich im Sommer erstaunlich häufig - an der Zollhausstrasse, wo die Benutzungspflicht erst seit etwa einem Jahr aufgehoben ist. Dort hängen zwar auch überall "Vorsicht Radfahrer"-Schilder (die mir eigentlich besser gefallen als die Hamburger Lösung), aber die hängen im Busch. Und manch ein Autofahrer ist einfach doof.

  • Und manch ein Autofahrer ist einfach doof.

    Ich habe auch schon gewaltig viele doofe Radfahrer gesehen. Heute früh erst wieder einer, dem die negative Vorbildfunktion dem eigenen Kind gegenüber ziemlich wurscht zu sein schien. :cursing:

    Was ich sagen wollte: die aggressiven Oberlehrer, die einen mit physischer Gewalt auf einen imaginären Radweg drängen wollen, gibt es hier glücklicherweise weniger als offenbar im hohen Norden der Republik. Das kann gerne so bleiben.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Ja, ja das wäre schön. Ein gelegentlich blöd geparktes Hindernis (egal ob Bake, Radl oder Auto) ist mir fast egal. Da kann ich mich ein ganz kleines bisschen ärgern aber ansonsten drum rum fahren. Mich stressen ja schon die, die Hupen. So was kenn ich kaum. Das macht mich nervös und verschreckt mich. Wenn ich dagegen die längeren Bilddokumentationen aus dem Norden sehe - da kann es einem Angst und Bange werden.

  • So, heute war ich dann endlich auch einmal mit dem Rad in Nürnberg unterwegs. Gehupt wurde nicht und im Großen und Ganzen waren die Autofahrer in Ordnung. Wobei ich nicht alleine unterwegs war sondern in einer Gruppe von 9 Personen - auf Hollandrädern. Unser Tempo war also eher niedrig. So viel zum Positiven. Jetzt zum Negativen: die Radwege in Nürnberg (Innenstadtbereich). Steht eigentlich irgendwo in den Nürnberger Stadtstatuten, dass Radwege möglichst immer in beide Richtungen benutzungspflichtig sein müssen?
    Eigentlich habe ich heute keinen b-pflichtigen Radweg gesehen, der auch nur in eine Richtung die empfohlene Breite hatte. Kracher war dann der Radweg in der Deutschherrnstraße. In Streetview ist er lediglich in eine Richtung b-pflichtig, heute sieht das aber anders aus, in Maps erkennt man ja das Piktogramm mit den beiden Pfeilen. Der Weg ist dort im Kreuzungsbereich drei Gehwegplatten breit. Achso, auf der Straße dort ist zu Schulzeiten Tempo 30 angeordnet... :rolleyes: .
    Herrlich auch der Bahnhofsvorplatz, einfach mal bei Maps stöbern und genießen, die oben genannten Piktogramme finden sich dort zahlreich. Und überall dort, wo dieses doppelpfeilige Piktogramm erkennbar ist, steht natürlich auch [Zeichen 237][Zusatzzeichen 1000-31] bzw. [Zeichen 241-30][Zusatzzeichen 1000-31] und sogar [Zeichen 240][Zusatzzeichen 1000-31] .
    Vom Hauptbahnhof weg führt die Königstraße in die Altstadt. Eine Einbahnstraße in Richtung Altstadt. Für Radfahrer in die Gegenrichtung frei. Aber blöderweise nicht auf den letzten 20m bis zum Bahnhofsvorplatz. Dort muss man entweder umdrehen oder man wird gezwungen auf einem [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10] zu fahren. Grund ist übrigens, dass man ansonsten am Ende der Straße ein Ampel nur für Radfahrer bauen müsste. Und wie war das noch mit der baulichen Erkennbarkeit von Radwegen? Hättet ihr ohne das Schild vermutet, dass es sich hierbei um einen reinen Radweg handelt? Wenig später können sich dann auch Fußgänger materialisieren. Aber nur für 150m!

  • Ich weiß nicht, ob ich mich für meine arme Stadt angegriffen fühlen soll. Aber mit zielsicherem Blick habt ihr fast alle der ganz gruseligen Stellen auf einmal angefahren. :)

    Einziger Punkt, der sich verteidigen lässt: "Kracher war dann der Radweg in derDeutschherrnstraße. In Streetview ist er lediglich in eine Richtung b-pflichtig, heute sieht das aber anders aus, in Maps erkennt man ja das Piktogramm mit den beiden Pfeilen. Der Weg ist dort im Kreuzungsbereich drei Gehwegplatten breit." Das ist immer noch Mist, ist aber (glaube ich) die derzeit notwendige Umleitung, weil ein Teil des Innenstadtrings nahezu vollständig gesperrt ist. Um dort den Öffentlichen eine Vorfahrt zu gewähren wurde alles mögliche komisch gesperrt. Und die vorherige Radlausweichroute war schlimmer (durch die Innenstadt, über Kopfsteinpflasterpassagen und Brücken, in Schlangenlinien unter dem Bus durch und dann irgendwo weit ab wieder zurück). Das ging "gerade so, zur Not" wenn man sich in der Gegend auskannte.

    Der Bahnhofsplatz ... oh mei. Das wird nix mehr, in diesem Jahrzehnt. Die neue (derzeit diskutierte) Variante mit "alle Autos in Richtung Osten runter" würde dort helfen, führt dann aber den automobilen Verkehr durch den Fernbusparkplatz (ich glaube hier sind Bilder - vor allem von der derzeitigen gruseligen Variante: http://www.nordbayern.de/region/nuernberg/so-konnte-der-nurnberger-bahnhofsplatz-kunftig-aussehen-1.4720261?type=article&article=1.4720259&noComments=true&gallery=1.4720261&zoom=18¢erLat=49.4463972¢erLng=11.08182099999999&selectedType=Artikel&defaultDateRange=drei%20Monate&selectedDate=drei%20Monate ). Edit: Ah ja. Das 10te Bild wäre die neue Planung. Das klingt für mich als Radler erstmal nur komisch ... aber ich hätte da echt Angst vor.

  • Da mir das Lesen der Berichte in dieser Kategorie selbst gut gefällt und Beispiele aus anderen Städten/Ländern auch meiner Meinung nicht verkehrt sind, um auf das eigene Umfeld zu schließen, möchte ich heute auch mal meinen Senf dazu geben.

    Nach ein paar Tagen Asien, möchte ich hier meine subjektiven Eindrücke aus Taiwan schildern. Ich war zwar lediglich eine gute Woche dort, aber einige Besonderheiten dort machen das Land zu einem speziellen Beispiel für Radverkehrspolitik im eigentlichen Sinne des Begriffes.

    Denn verbunden mit den Asien-typischen Besonderheiten wie u.a.
    - Bedeutung des Radverkehrs in der Vergangenheit noch höher als in Europa,
    - starker Rückgang in den vergangenen Jahrzehnten ("Arme-Leute-Verkehrsmittel") mit langsamen Mentalitätswechsel,
    - Betrachtung öffentlichen Raumes in Städten als Begnungsbereiche viel ausgeprägter als in Europa,
    gibt es auch ein paar Besonderheiten Taiwans, die das Land für die Radverkehrsdiskussion ganz spannend machen.

    1. So ist die Republik China (also Taiwan) in den vergangenen Jahrzehnten ähnlich autozentriert infrastrukturell entwickelt worden, wie westliche Länder. Die Autobahnen gerade um Taipei sind meist nicht nur mehrspuriger als in deutschen Ballungsräumen, sondern oft auch mehrstöckig gebaut. Im Übrigen habe ich bisher kaum ein Land mit einem derart hohen Anteil hochpreisiger deutscher Automobile außerhalb des deutschsprachigen Raums gesehen. Der ÖPNV ist fast so gut ausgebaut wie in Deutschland, das Netzwerk ist etwas dünner (und neuer), die Benutzerzahlen pro Kilometer würde ich etwas höher einschätzen.

    2. In Taiwan scheint die Politik der tatsächlichen Nutzung des Fahrrads als Alltagsverkehrsmittel weit voraus zu sein. Das Fahrrad wurde - nach meiner kurzen Beobachtung - vor allem als Freizeit-/Sportgerät genutzt. Als Alltagsverkehrsmittel habe ich fast nur Menschen >60 Jahre gesehen. Überall in Taipeh wird so stolz auf das vom European Cyclists' Forum veranstaltenten Velo City 2016 Global Ende Februar hingewiesen. Auffällig sind das deutliche Bekenntnis zum Fahrrad durch die Politik beim Leihfahrradsystem YouBike und bei den besonderen Infrastrukturmaßnahmen (s.u. bei den Fotos).

    Dazu trägt wohl die nicht unwichtige Industrielobby bei: So muss der ziemlich umtriebige Senior CEO von Giant, der sehr populär im Land ist, seine Finger häufig mit im Spiel haben. Mit der deutschen Automobilindustrie dürfte das aber dennoch nicht mal annähernd vergleichbar sein.

    3. Innerstädtisch ist nach wie vor der Motorroller das individuelle Verkehrsmittel No. 1, wie in sehr vielen Ländern der Region. Das bringt die typischen Probleme mit sich (Abgase, Lärmemissionen etc.) aber auch ein paar lustige Parallelen mit der deutschen Diskussion über den Radverkehr (Stichwort "Kampfradler"). So gibt es für Motorroller auch eigene Parkplätze (sogar eigene Parkhäuser), eigene Spuren auf mehrspurigen Straßen und neben dem Rechtsfahrgebot wird auch meist nur indirekt abgebogen. Zudem wird auch in Fußgängerzonen und auf Gehwegen weitergefahren, ohne dass sich jemand beschwert.

    Ampeln werden beim Rechtsabbiegen grundsätzlich ignoriert, beim Linksabbiegen wird gerne auf der gegenseitigen Fahrbahn gefahren. Im stehenden Verkehr wird immer die Lücke zwischen den Autos zum "Vorbeidrängeln" gesucht, Aufstellflächen vor den Autos begünstigen dies. Wiederum darf sich kein Autofahrer beim Rechtsabbiegen auf freie Fahrt verlassen, ich habe mehrfach das nach geradeaus rechts vorbei schlängeln der Scooter trotz Abbiegeabsicht (durch Blinker) der Autofahrer erlebt. Der Autofahrer scheint hier im Zweifel Schuld zu haben. Das hat zur Folge, dass Busse und (manche) LKW beim Abbiegen immer einen akustischen Signalton von sich geben und das Abbiegen eigentlich immer mit Halt und in Schrittgeschwindigkeit stattfindet. Spezielle Einweiser (mit Leuchstab) ermöglichen PKW-Lenkern das Ausfahren aus Grundstücksausfahrten (wie Einkaufszentren etc.) in den Fließverkehr.

    4. Zum Radverkehr selbst: Wie bei den Motorrollern scheint zu gelten: Anything goes! Da es außer gesonderten, sehr gut ausgebauten Radwegen entlang der Flüße und Ufer in den taiwanischen Großsstädten nur sehr selten und erst neuerdings eigene, straßenbegleitende Radwege gibt, sind Fahrradfahrer auf der Fahrbahn selbstverständlich. Dazu muss man sagen, dass die meisten kleineren Nebenstraßen nicht mal vernünftige Bürgersteige haben und somit auch Fußgänger auf der Fahrbahn dazu gehören! Die Geschwindigkeit in den recht engen Nebenstraßen reguliert sich so von selbst und liegt meist deutlich unter unserer 30 km/h++. Somit sind die motorisierten Zweiräder auch eher ein Ärgernis für Radfahrer (durch Emissionen und nahes Überholen), als PKW/LKW. Von Sicherheitsabständen hält man eh nicht viel, das ist in ganz Asien aber so. Dafür wird eigentlich immer das Tempo deutlich verringert.

    Die großen, mehrspurigen Straßen in den Städten mit breiteren Bürgersteigen haben in der Regel so eine Art Vz 240 mit dem Zusatz "Pedestrians have right of way". Damit ist aber mehr oder weniger unser Zz 1022-10 gemeint, denn meist fuhren doch die meisten Radfahrer auf der Fahrbahn. Es gibt das ganze noch mit Neongelb hinterlegt (siehe Beispiel). Kann sein, dass damit eine Art Benutzungspflicht einher geht. Diese sind immer beidseitig ausgewiesen, wie auch die wenigen dezidierten Fahrradspuren neben/auf den Gehwegen. Geisterfahren ist also generell erlaubt und wird auch so ohne Schilder praktiziert.

    Witzigerweise nutzen gerade die vermeintlich "schwächsten" Fahrradfahrer eher die Fahrbahn, also Alte und Kinder, während die "Normalaltrigen", meist auf Leihrädern, sich auf den Hauptstraßen eher auf den Gehwegen fortbewegen. Die Geschwindigkeit des Radverkehrs ist weit unter unseren Gepflogenheiten. 15 km/h scheint das höchste der Gefühle zu sein, selbst Rennradfahrer habe ich in den Städten nahezu schleichen sehen (vielleicht um die 20 km/h). Die Taiwanesen bevorzugen auch eher kleinere Räder, so sind sehr viel mit 20-Zoll-Klapprädern unterwegs. Selbst nur ein Teil von den Rennradfahrern hat einen Helm auf, für Alltagsradler scheint ein Helm undenkbar. Ich habe keinen einzigen "Alltagsradler" mit Helm gesehen, auch Kinder nicht. Ebenso wie meistens jegliche Beleuchtung fehlt, wenn doch, dann muss es eine einzelne Blinkleuchte vorne (rot oder weiß) tun. Jetzt verstehe ich auch, warum das Licht des Leifahrrads YouBike so beworben wird.

    5. YouBike: ist ein wirklich sehr engmaschiges und einfach zu nutzendes System in der ganzen Stadt und in den Vororten von Taipeh. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wird das System massiv beworben (von der kommunalen Regierung und von Giant) und mittlerweile sehr gut angenommen. Ich habe mir selbst ein Rad geliehen, was ohne vorherige Anmeldung mit der Kreditkarte funktioniert hat. Rund vier Stunden haben so umgerechnet 1,70 Euro gekostet. Die erste halbe Stunde in New Taipei City wird noch von der Kommune übernommen, in der Innenstadt kostet sie bereits so viel, wie jede darauffolgende halbe Stunde (jeweils ca. 28 Cent in den ersten vier Stunden, danach doppelt so teuer). Da die ÖPNV-Tickets über eine NFC-Bezahlkarte laufen und YouBike auch so als Mitglied genutzt werden kann, ist es für die Einheimischen noch entsprechend einfacher, sich ein Rad auszuleihen. Wirklich das beste Leihsystem, das ich bis dato gesehen habe. Zugegebenermaßen gibt es in D ja auch nicht so viel Auswahl.

    Im nächsten Post versuche ich mich mal an den Bildern.

  • Ich mache nun von der großzügigen Upload-Regelung mal Gebrauch. Fall doch ein externer Hoster gewünscht ist, bitte Bescheid geben, dann lade ich dort hoch und verlinke die Bilder dorthin.


    Taipeh und Vororte

    1. "Radstreifen", beidseitig benutzbar

    2. Typische YouBike-Station

    3. Beschilderung der Geh-/Radwege beideitig...

    4. ...und als Detailansicht

    5. Kreuzung mit "All-Seiten-Grün", auch für Radfahrer

    6. Größere YouBike-Station in der Innenstadt

    7.Fußgängerzone mit Radstreifen...

    8. ...der nicht sonderlich ernst genommen wird.

    9. Weiteres Beispiel für einen Fahrradweg in umittelbarer Nähe des Taipei 101

    10. Typische Kreuzung mit Aufstellflächen für Motorroller und Verkehrszeichen mit Gebot des indirekten Abbiegens

    11. Dieselbe Kreuzung aus einem anderen Blickwinkel

    12. Typische Nebenstraße in New Taipei City, hier mit täglichem Markt

    13.-22. Beispiel für flußbegleitende Radwege, hier beidseitig des Tamsui River, die die Vororte zugleich mit der Innenstadt von Taipeh verbinden. Wie auf den Bildern zu sehen, werktags nur sehr wenig genutzt. An Wochenenden und Feiertagen soll es ganz anders aussehen. Die Wege sind ausschließlich für Fahrradfahrer und Fußgänger vorgesehen, dennoch "verirren" sich hin und wieder Rollerfahrer. Es gibt aber so etwas wie Streckenposten und eine besondere Form von Drängelgattern, siehe hier.


    Kaohsiung

    1.-10. Verkehrsalltag in der zweitgrößten Stadt Taiwans. Exemplarisch für Fahrradfahrer auf der Fahrbahn trotz freigegebener Gehwege und Kreuzungssituationen. Die Klappräder sind als Werbemaßnahme eine Hotels angebracht. Die Brücke auf dem letzten Bild ist eine Fahrradbrücke, bei der besonderer Wert auf die Archtiktur gelegt wurde. Darunter fährt zukünftig eine Straßenbahn ohne Oberleitung.


    Hualien

    1.-3. Mittelgroße Stadt an der Ostküste Taiwans. Aber auch dort, abseits der urbanen Zentren Taiwans, widmet man sich dem Radverkehr. Erstes Bild: umgewidmete Fahrbahnspur für Fahrräder und Motorroller. Zweites Bild: Aufstellfläche für Fahrräder und Motorroller. Letzteres Bild zeigt eine überdeckelte Straße, die darüber einem Radweg umgestaltet wurde.

  • Mal wieder in meiner Heimatstadt MG unterwegs. Alter, hier bekommt man wirklich das Kotzen. Hätte ich alles fotografieren wollen, was auf den paar Kilometern, die ich gefahren bin, hanebüchen war, dann wäre ich eine ganze Zeit beschäftigt gewesen. Daher nur ein Beispielfoto, weshalb der Radverkehrsanteil hier irgendwie unter 5% liegt.


    Hinter mir wird aus diesem Etwas ein Gefährdungsstreifen (vor wenigen Jahren ging es aber analog zu dem "Radweg" im Hintergrund auf dem Hochbord weiter).